Digitale Straßenbibliotheken Teil IV: Eine Bibliothek für Fernbusreisende

Seit fast genau einem Jahr dürfen Linienbusse zwischen allen deutschen Städten fahren, wie das beispielsweise in Spanien und anderswo schon länger der Normfall ist. Die Liberalisierung des Busmarktes hat das Reisen in Deutschland verbilligt. Niemand braucht mehr eine Bahn-Card zu besitzen oder ein Auto. Nur mehr Zeit ist dabei einzuplanen. Alexander Demling brachte es letztes Jahr in dem Artikel „Liberalisierter Fernreisemarkt: Ludwig Erhard würde Bus fahren“ auf den Punkt, indem er darauf hinwies, dass insbesondere Menschen mit niedrigen Einkommen diese Alternative nun zur Verfügung steht. Zudem sei das Personal der staatlichen Anbieter, wie der Deutschen Bahn, oftmals schlechter bezahlt im Gegensatz zu so manchen Busfahrern:

Der Kampf gegen Monopole im Dienste der sozialen Gerechtigkeit ist kein neoliberales Ablenkungsmanöver. Selbst der linke Vordenker Colin Crouch erinnert seine Gesinnungsfreunde gerne daran, dass sie ihren Kampf gegen offene Märkte oft an der Seite von Großkonzernen führen – obwohl sie doch eigentlich die Interessen normaler Bürger im Auge haben sollten. Ludwig Erhard nannte es „den sozialen Sinn der Marktwirtschaft, dass jeder wirtschaftliche Erfolg dem Wohle des ganzen Volkes nutzbar gemacht wird“.

Hinzu zum sozialen Aspekt, kommt seit kurzem die kostenfreie Reisebibliothek, welche der Fernbusanbieter city2city seit Dezember 2013 im Angebot hat.

Das Angebot für Fahrgäste nennt sich „time4books“. Der Piper-Verlag stellt die „Bücher“ zur Verfügung, zu welchen die Reisenden über einen QR-Code Zugang erhalten. Es ist geplant alle 3-4 Monate ein neues Sortiment anzubieten. Ein weitere Plus diese Buslinie zu nutzen, ist das kostenlose WLAN-Angebot. Im Gegensatz zur Deutschen Bahn, die nun auch dieses Jahr wieder die Fahrpreis um 3 % anheben wird und immer noch über keine kostenfreie WLAN-Verbindung verfügt, ist City2City hier Vorreiter. Allerdings sind es, wie bei dem Beispiel aus Bukarest, welches hier im Blog 2012 vorgestellt wurde, nur Leseproben, welche nur bis zu 35 Minuten ein Lesevergüngen bieten. Dennoch könn(t)en neben den Verlagen auch Bibliotheken profitieren, indem diese gezielt damit deutschlandweit werben, dass sie E-Books – in diesem Fall aus dem Piper-Verlag – kostenfrei (je nach Jahresgebühr) in vollständiger Form anbieten. Selbst wenn kommunale Bibliotheken eben dafür einen anderen Fernbusreisenanbieter finden, der bereit wäre die Onleihe auf bestimmten Strecken zu ermöglichen. Zudem gibt es ein Gewinnspiel, bei dem Reisende das vollständige Buch gewinnen können. Wie Buchreport gestern anmerkte, gibt es ähnliche Angebote in Italien. Dort bietet der Verlag RCS Libri über ein WLAN-Netz vollständig kostenfreie E-Books in Zügen der der Eisenbahngesellschaft NTV an. Deren Ziel ist es, das Nutzungsverhalten der Leser zu erforschen. Im Blog eBook-Fieber wird festgestellt, dass solche Ideen und Maßnahmen diejenigen Skpetiker unter den Leser und Leserinnen an das elektronische Lesen gewöhnen und Lust auf Mehr machen.

Schließlich merken sie spätestens beim entspannten Sitzen im Bus, wie einfach man auch unterwegs an Nachschub für die digitale Bibliothek herankommt. Wer dann vom Lesen auf Tablet oder Smartphone nicht ganz so angetan ist, kann sich ja immer noch nachträglich einen eReader zulegen. Was haltet ihr von dem Piper-Angebot?

Digitale Straßenbibliotheken Teil II: Die Vodafone Bibliothek an der Metrostation Piaţa Victoriei in Bukarest

„Vodafone Romania are using QR Codes in Victoriei station, Bucharest. The ‚digital library‘ allows passengers to scan a QR Code on the book’s spine and download a pdf, ePub or audio version to use on the train.“ QR Code ® Artist

Ende August 2011 wurde hier im Blog das Leseförderungsprojekt „Lecturi Urbane“ vorgestellt, das sich inzwischen in vielen Städten Rumäniens verbreitete. Dabei handelt(e) es sich um eine Art Bücherverteilaktion, um U-Bahnfahrgäste zum Lesen zu animieren.

Die neueste Aktion wird von Vodafone Romania, den Firmen Metrorex, McCann Ericsson România und dem Verlag Humanitas finanziert und dauert noch bis Ende Oktober an. Auf einer rumänischen Webseite wird die Bibliothek als «Biblioteca digitală Vodafone« bezeichnet. Passanten und U-Bahnfahrgäste, welche die U-Bahnstation „Piaţa Victoriei“ betreten, können sich unabhängig vom Mobilfunkanbieter, kostenfreie Inhalte auf ihre Handys oder Tablet-PCs herunterladen.Dabei ist aber zu beachten, dass es nur ein Buch gibt, das überhaupt vollständig im Volltext zum Download freigegeben ist: „Sub pecetea tainei“ („Unter dem Siegel des Geimnisses“) von Mateiu I. Caragiale. Des Weiteren ist es mögliche Teile aus Werken von Neagu Djuvara, Lucian Boia, Mircea Cartarescu, Mircea Eliade, Constantin Noica Liiceanu Andrei Plesu, Radu Paraschivescu und ausländische Autoren wie Amos Oz, Nikos Kazantzakis, Franz Kafka, Paulo Coelho, CS Lewis, Milan Kundera, Gottfried August Bürger und Leo Tolstoi zu lesen. Insgesamt sind 49 E-books und zum Download mithilfe von QR-Codes freigegeben. In den Formaten PDF und EPUB können diese gelesen werden. Die Nutzer werden dann auf folgende Webseite geleitet: http://www.bibliotecapemobil.ro

Wenn Besucher der Digitalen Vodafone Bibliothek an anderen Titeln, welche sich auf der soeben genannten Webseite befinden, interessiert sind, dann werden sie auf den Webauftritt des Verlags Humanitas weitergeleitet. Es besteht dann die Möglichkeit diese Titel kostenpflichtig zu erwerben. Die zeitlich begrenzte und seit Mitte August 2012 laufende Aktion ist Teil der Vodafone-Kampagne „Vodafone brings the optimistic together. Together we are stronger“. (Vodafone aduce impreuna oamenii care cred in mai bine. Impreuna suntem mai puternici).

In einem anderen Teil der Metrostation gibt es einen „digitalen Floristen“. Durch das Einscannen eines virtuellen Blumenstraußes können U-Bahnfahrgäste diese an Bekannte, Freunde und Verwandte in der ganzen Welt versenden.

Auf dem Blog „The Digital Reader“ wird auch auf das Projekt Ingeborg in Klagenfurt verwiesen, das mit der Digitalen Vodafone Bibliothek in Bukarest bislang einzigartig ist. Ähnlich wie die Firma Vodafone Teile der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar sponserte (ca. 5 Millionen €) ist diese digitale, aber zeitlich begrenzte Bibliothek, ein weiteres Beispiel für eine Kulturförderungsinitiative, die Lust auf E-Books machen soll.

Weimarer EDOC-Tage 2011: Bibliothekssicht auf E-Books

E-Books und E-Reader als Herausforderung für Bibliotheken

Die bibliothekarische Sicht auf E-Books brachte Rudolf Mumenthaler ein, Leiter des Bereichts Innovation und Marketing der ETH Zürich. Dort ist es unter anderem seine Aufgabe sich mit E-books und den dazugehörigen Lesegeräten auseinandersetzen. Bei der derzeitigen Entwicklung ist dies „a work in progress“. Rudolf wollte uns mit seinem Beitrag auf den aktuellen Stand bringen und die derzeitigen Herausforderungen von E-Books und E-Readern für Bibliotheken zeigen.

2010 War als das Jahr der E-Book-Reader angekündigt worden. Sony Touch, Kindle 2, Nook Color, Cool-ER sind nur einige Reader, die käuflich zu erwerben waren. Auch großformatige reader auf eInk-Basis sollten kommen, aber das geschlossene System des iPads verhinderte ihr Erscheinen. Im Gegensatz zum E-Reader handelt es sich beim iPad um ein multifunktionales Gerät, welches eben nicht nur E-Books anzeigt, sondern Dank Internetzugang auch Multimedia-Inhalte zugänglich macht. Steht die Frage, ob 2011 das Jahr des leichteren, schnelleren und flacheren IPAD 2 und anderer Tablets wird. Als weitere Anwärter auf den Tablet-Thron stehen das Motorola Xoom, das Blackberry Playbook, das Samsung Galaxy Tab, das Asus EE Slate oder das HP Slate in den Startlöchern, die auf verschiedene Betriebssysteme, so z.B. Windows 7, Android u.a. setzen. Über 80 Tablets sind angekündigt und man muss sehen, welche sich davon durchsetzen werden.

Bei den E-Books zeigen die Verkaufszahlen auch aufgrund der guten E-Reader/Tablets, dass in den USA das E-Book einen Druchbruch zu verzeichnen hatte. 2010 stieg der Umsatz um 164 Prozent und der Anteil der E-Books am Buchhandelsmarkt der USA von 3,2 Prozent 2009 auf 8,3 Prozent im Jahr 2010 (Zahlen von Publishers.org). Diese Zahlen zeien, dass sich das E-Book in den USA durchgesetzt hat. So verkaufte Amazon im ersten Halbjahr des letzten Jahres erstmals mehr E-Books als Hardcoverbücher, teilte der Konzern Anfang diesen Jahres mit, dass erstmals mehr E-Books als Taschenbücher verkauft wurden. Letzten Monat waren es dann bereits mehr verkaufte E-Books als gedruckte Bücher insgesamt.

Betrachtet man die Durchsetzung des E-Books im deutschen Sprachraum, so muss man hier feststellen, dass sich dieses noch nicht durchgesetzt hat. Ein Grund dafür ist zum einen die vergleichsweise sehr geringe Anzahl von deutsprachigen Titeln, zum anderen die Tatsache, dass die E-Books z.B. von Barnes&Noble oder Google Books zuerst nur in den USA verfügbar waren/sind. Amazon Deutschland ist mit gerade 25.000 deutschsprachigen Titeln gestartet und die deutschsprachigen Verlage hinken zögerlich der Entwicklung hinterher.

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E-Book-Reader – Was ist die Zukunft?

Die Zukunftswerkstatt wirft in ihrem Beitrag „e-Book-Reader oder was-Reader?“ die Frage auf, welcher Reader sich durchsetzen wird und welche Eigenschaften er haben muss.
Aufhänger war die Veröffentlichung der javabasierten Software PG Mobile – Project Gutenberg’s Mobile Edition des Gutenberg Projekts, mit der die Texte des Projektes und auch dazugehörige Bilder in eine handylesbare Form umgewandelt werden können. Damit lassen sich über 25.000 E-Books auf den Handys lesen.

Das Projekt Gutenberg fragt bei der Ankündigung der Readersoftware:engl: :

Why using Amazon’s proprietary Kindle when you can use your mobile phone instead?

Handydisplays können mit Helligkeit und Kontrast punkten. Sicherlich ist auch die Rechenleistung der einzelnen Handys gut genug, um damit E-Books gut lesen zu können. Und Handys besitzen im Gegensatz z.B. zum Sony-Reader oder eben zum Kindle bereits viele. Warum sollte man also in ein großes, zusätzliches Lesegerät investieren? Die Zukunftswerkstatt fragt zudem:

Wollen Sie das Gerät auch jeden Tag mitschleppen, wenn Sie sowieso schon ein Laptop als „großes” Lesergerät benutzen?

Ein Grund für eine zusätzliche Reader-Hardware ist sicherlich der bessere Lesekompfort durch die größeren Displays. Außerdem ist bei beiden Readern auch das Angebot an Titeln ausreichend (vom englischen Angebot ausgehend). Der Sony-Reader bietet zudem ebenfalls die Möglichkeit, E-Books des Projekts Gutenberg zu lesen.
Für den proprietären Kindle ist es möglich ca. 170.000 Titel bei Amazon zu erwerben und weitere kostenlos verfügbare Titel (im Internet:engl: , bei Bibliotheken:engl: )auf das Gerät zu laden. Allerdings unterstützt Kindle im Gegensatz zum Sony-Reader weder das PDF- noch das epub-Format.

Bei den Handys lassen sich diese Formate bequem anzeigen. Der Vorteil eines größeren Displays der reinen Reader-Hardware schwindet auch hier zunehmend, das Handys mit einem immer größeren Display ausgestattet werden und Textgrößen mit einer Fingerbewegung angepasst werden, so beispielsweise beim iPhone.

Laut der Horizon-Report:engl: wird Mobilität in nächsten zwei bis drei Jahre ein großes Thema, durch technische Entwicklung wie zum Beispiel neue Handys (mit großem Display) und eBook-Reader wird die Informationsbeschaffung immer ortsunabhängig. Wenn wir Kindle als ein Mobilgerät betrachten, ist das noch zu erwarten, ob das reine „Lesegerät” von ihren Kunden angenommen wird. Hier meine ich nicht nur die Multifunktionalität, sonder auch die technische Einschränkung von eInk -basierte eBook-Reader, damit die Grafik und Videos nicht anzeigen kann.

Das E-Paper mit der Verknüpfung von Papier- und Computerbildschirmqualität kann für die Reader eine Chance sein, besonders bei kurzen Werken mit Wegwerfqualitäten. Im Zeitungsbereich beginnt man hier langsam damit zu experimentieren.

Das Magazin Esquire brachte am 8. September 2008 zum 75. Jahrestag als erstes Magazin ein Cover mit elektronischem Papier:engl: :video: heraus.[7] Die „Special Collector’s Edition“ wurde 100.000 mal hergestellt. Elektronisches Papier

Ob das Elektronische Papier eine wirkliche Chance für eigenständige Geräte ist, muss sich erst noch erweisen.

Über die Zukunft der eigenständigen Reader-Hardware werden ihre Funktionalitäten entscheiden. Neben dem Bedien- und Lesekompfort werden ihre Offenheit verschiedensten Text-Formaten gegenüber, Annotationsmöglichkeiten, Lesezeichenfunktionen, ihre Synchronisierbarkeit mit anderen Lesemöglichkeiten, Aktualisierbarkeit der darauf enthaltenen Software, Datensicherheit, Benutzungseinschränkungen durch DRM oder proprietäre Beschränkungen, Speicher- und Akkukapazitäten und viele andere Kleinigkeiten mit für Erfolg oder Niederlage entscheidend sein. Allerdings schätze ich die Chancen für diese eigenständigen Geräte derzeit als sehr gering ein, zumal der Trend zu Multifunktionsgeräten und größtmöglicher Mobilität ungebrochen ist.

Quelle:
Jintan: e-Book-Reader oder was-Reader? via Zukunftswerkstatt