Leiter der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften wechselt

Der Informatik-Professor Klaus Tochtermann übernimmt heute das Amt als Direktor der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW). Er ist ein Exprerte für Wissensmanagement und Web 2.0 und will mit völlig neuen IT-Lösungen Akzente für die Wissenschaftsproduktivität der akademischen Forschung setzen.

Das Internet hat nicht nur die Arbeitsplatzumgebungen der WissenschaftlerInnen revolutioniert, sondern schuf zum Beispiel mit Web-2.o-Tools auch neue Möglichkeiten der Selbstorganisation. Andererseits sehen sich die Forschenden auch mit einem Information Overload konfrontiert, bei denen es den meisten große Mühe bereitet, einen Überblick zu behalten. Wissensmanagement wird damit ein bedeutender Karrierfaktor. Auch der Prozess des Peer Reviews behält seine Bedeutung für hohe Standards in der Wissenschaft.

Diese Aspekte bilden den Hintergrund, vor dem die ZBW sich als eine der bedeutendsten Wissenschaftsbibliotheken Europas als Serviceeinrichtung für die Wissenschaftsgemeineschaft neu positionieren möchte. Tochtermann will mit der ZBW den Weg ins digitale Zeitalter meisten und „die Bibliothek als zukünftiger Gestalter des Web 3.0“ ins Spiel bringen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wissensmanagement, Web 2.0, Semantische Technologien und Future Internet, welche er auch innerhalb seiner Professur für Medieninformatik an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel voranbringen möchte.

Quelle:
Dr. Siegfried, Doreen: Informatikprofessor übernimmt Ruder der weltgrößten Wirtschaftsbibliothek, Informationsdienst Wissenschaft

Sportliche Bibliothekare zur Fußball-WM

Fußballverrückte sind herzlich eingeladen zu einem internationalen bibliothekarischen Freundschaftsspiel. Zum WM-Start empfängt das Team der UB Wien, welches durch Spieler aus ganz Österreich ergänzt wird, die Mannschaft der Bayerischen Staatsbibliothek in Wien.

Termin: Samstag, 12. Juni 2010, 10.00 Uhr
Ort: Sportcenter Donaucity, Arbeiterstrandbadstr. 128, 1220 Wien

Selbst wenn Sie sportlich nicht tätig werden, so können doch die Mannschaften tatkräftige Fan-Unterstützung benötigen, damit die BSB den deutschen Sieg von Bregenz von 2006 wiederholen kann. 🙂

Quelle
Der Fußballknaller in Wien: UB Wien – BSB , VÖB Blog

Andere kamen für die Säumigkeit von George Washington auf

Mitte April berichtete ich im Blog davon, dass George Washington es versäumt hatte, einige seiner entliehen Bücher rechtzeitig zurückzugeben. Er hatte unter anderem am 5. Oktober 1789 ein Werk des Schweizer Völkerrechtlers Emer de Vattel ausgeliehen. Diese Bestandslücke der New York Society Library konnte nun geschlossen werden. Zwar wurden der Bibliothek die Säumnisgebühren nicht erstattet, aber das Museum von Mount Vernon, seiner Residenz im US-Bundesstaat Virginia, sandte der New Yorker Bibliothek eine Kopie des Buches derselben Ausgabe von Vattels Werk zu.

Vattels Werk kann auch online eingesehen werden:
Emer de Vattel, The Law of Nations, Or, Principles of the Law of Nature, Applied to the Conduct and Affairs of Nations and Sovereigns, with Three Early Essays on the Origin and Nature of Natural Law and on Luxury (LF ed.) [1797]

Jetzt fehlt nur noch eines der von Washington entliehenen Bücher, der Band über die Debatten des britischen Unterhauses. Beide Bücher waren bei einer Inventur der Bücher des 18. Jahrhunderts waren beide durch Washington entliehenen Bücher als vermisst gemeldet worden.

Aufmerksam geworden über:
Ein Buch kam nun doch nach 221 Jahren zurück, VÖB Blog

Quelle
Geborgtes Buch nach 221 Jahren wieder zurück, Kleine Zeitung
Von George Washington entliehenes Buch kam zurück, derStandart.at

Wie sehr muss Lesekultur unterstützt werden?

Samstag ist Hochbetrieb in den Öffentlichen Bibliotheken. Die Menschen haben frei und es zieht sie in die Bibliothek. Auch in der Duisburger türkischen Bibliothek im Erdgeschoss der Stadtbibliothek ist Hochbetrieb und Menschen mit Migrationshintergrund verbringen ihren freien Nachmittag hier lesend. Die Türkische Bibliothek umfasst einen Bestand über 22.000 Medien, zu denen neben rund 18.000 Printmedien (Bücher, Lexika, Noten, Zeitschriften, Tageszeitungen) auch CDs, Literatur- und Musikkassetten, Videofilme und DVDs gehören. Dieser Bestand ist in der Zentralbibliothek, in den Bezirksbibliotheken von Hamborn, Meiderich und Rheinhausen), in den zwei Stadtteilbibliotheken Vierlinden und Beeck sowie im Bücherbus zu finden.

Die Gespräche von Frau Barton-Andrews fanden in der Zentralbibliothek statt.

Numan Ova (43), ein Stahlarbeiter, der vor 30 Jahren nach Duisburg kam, nutzt seit seiner Schulzeit die Bibliothek und liest zweimal die Woche die „Hürriyet„, aber ab und zu auch mal deutsche Zeitungen. Auch als sozialer Ort spielt die Bibliothek eine Rolle, da er hier sowohl deutsche als auch türkische Bekannte trifft.

Erol Özmen (45), der seit 28 Jahren in Deutschland lebt, kommt wegen der neuesten türkischsprachigen Bücher in die Bibliothek, wobei es momentan auf Grund des Sparzwangs nur sehr wenige Neuanschaffungen gibt. Auch seine Kinder kommen alle 14 Tage mit in die Bibliothek, denn Bildung ist für ihn ein essenzieller Bestandteil des familiären Lebens. Aber er benötigt nicht nur türkischsprachige Literatur, sondern nutzt für seine berufliche Weiterbildung deutschsprachige technische Literatur.

Die in Deuschland geborene junge Mutter Hilda Akkaya (28) nimmt ihre beiden Töchter mit in die Bibliothek, um ihnen zum Erlernen der deutschen Sprache deutsche Kinderbücher und Hörspiele auszuleihen, zumal Zuhause sonst nur türkisch gesprochen wird.

Der Rentner Yeniavci Abdullah (64) lebt seit 1970 in Deutschland und kommt häufig in die Stadtbibliothek, weil er sich dort wohlfühlt. In seiner Heimatstadt gibt es auch eine große Bücherei, aber die Duisburger sei besser und die Bibliothek sei besser besucht. Auch er kommt in die Bibliothek, um die „Hürriyet“ zu lesen.

In den Diskussionen, zum Artikel kommt es dann zu den unvermeidlichen Diskussionen.

In Kommentar 1, schreibt Viermann:

Ich verstehe sie nicht, unsere Multikulti-Fanatiker. Duisburg ist seit Jahren pleite, trotzdem wird in türkischsprachige Literatur investiert.

Ich weiß nicht, was „Viermann“ überlesen hat? Im Beitrag steht, dass es auch hier zu wenig Geld gibt. Außerdem ist jeder der liest, ob türkisch, italienisch, vietnamesisch oder deutsch bildungsfähig und lernwillig. Das ist doch mehr, als so mancher Deutsche zeigt. Dafür lohnt es sich immer, Geld zu investieren, zumal es sich ja mehr als nur verzinst, wie die Antworten der Erwachsenen zeigen: Sie bringen ihre Kinder mit, sorgen für ihre eigene Weiterbildung, halten sich politisch auf dem Laufenden.

Kerchack in Kommentar 3 fragt berechtigt:

Wie wären hier die Kommentare wohl ausgefallen, wenn der Bericht über das franz. oder engl. Angebot berichtet hätte (was es dort ja auch gibt und aus den selben Finanzierungs-Buget bezahlt wird).

Das ist eine gute Frage. Wie wäre da die Antwort ausgefallen? Hätten da entsprechende Meinungsmacher nicht eher auf den Sparzwang der Stadt geschimpft?

Links
Stadtbibliothek Duisburg
Türkische Bibliothek der Stadtbibliothek Duisburg
OPAC der Stadtbibliothek Duisburg

Quelle
Barton-Andrews, Verena: Lesekultur – für Menschen vieler Kulturen, Der Westen

Ich weiß, was du letzten Sommer gelesen hast…

Wer auf dem Kindle von Amazon liest, sollte drauf achten, dass der Inhalt des Kindle jugendfrei ist, denn Amazon schnüffelt auf seinen Lesegeräten.

Amazon und will Nutzer seines E-Book-Readers künftig vernetzen. Damit das klappt, schaut Amazon ihnen beim Lesen über die Schulter und merkt sich, welche Textpassagen Leser spannend finden.

Kindle, "1984"

Big Brother is watching you

Graus, das spricht dagegen, dass ich mir einen Kindle anschaffe. Ich möchte meine Bücher allein lesen. Das ist ewas sehr Privates. Sicherlich unterhalte ich mich über Bücher und empfehle sie weiter: Für alle, die es genau wissen wollen, zur Zeit lese ich:

Morton, Kate: Der verborgene Garten. – Diana Verlag, München, 2010 – Taschenbuch mit der ISBN: 978-3-453-35476

Ich empfehle dieses spannende Buch, weil ich es toll finde, aber eines möchte ich nicht, dass Amazon mir dabei über die Schulter schaut und herausfindet, dass ich mich dabei mit einer Lesegeschwindigkeit von zweimal acht Minuten vorwärts bewege. Soviel dazu…

Also, was hat Amazon vor. Amazon will das Lesen in eine neue Stufe heben und den Leser aus seinem stillen Kämmerlein holen, um ihn mit anderen Lesern zu vernetzen: LESEN 2.0. Zukünftig soll man aus dem Kindle heraus andere mit Textstellen in Twitter oder bei Facebook bombardieren können. Außerdem soll sich jeder Kindle-Nutzer anzeigen lassen können, welche Textstellen durch andere hervorgehoben worden sind. Dazu wird der Kindle „nach Hause telefonieren„.

Technisch ist das kein Problem, da alle Kindle-Reader ja sowieso über Internet mit Amazon-Rechnern in den USA verbunden sind und die Gerätesoftware sowieso dafür sorgt, dass der Reader mit ihnen Kontakt aufnimmt. „Big Brother is watching you“ trifft wohl zunehmend zu. Auf diese Weise kann Amazon bereits jetzt auslesen, welche Bücher man liest. Zukünftig filtert man einfach noch heraus, welche Textpassagen beim Lesen unterstrichen worden sind.

Natürlich sind die Daten nicht personalisiert, aber die Textmarkierungen sollen auf der Website des Online-Buchhändlers für Hitlisten ausgewertet werden. Dies zeit eine Betaversion der neuen Funktion:
Most Highlighted Passages of All Time

Auf der Seite kann man entdecken, dass mehr Kindle-Leser Dan Browns „Lost Symbol“ intensiv lesen als die Bibel.

Die Kindle-Leser haben dies Möglichkeit des Spielens mit positiver Resonanz aufgefasst, weil viele sie für interessant und hilfreich halten? Ist sie das aber auch? Welchen Mehrwert bringt es mir, dass ich weiß, dass ca. 1800 Leser Passage XY unterstrichen haben? Den Mehrwert außer der Befriedigung einer Spanner-Neugier muss ich wohl noch entdecken.

Lesen ist für mich in vielen Fällen ein Rückzug in die Privatheit, ein Abgeschlossensein von äußeren Einflüssen, wenn ich da an das Lesen von Romanen denke. Bei wissenschaftlichen Büchern ist es vielleicht anders, aber da lese ich ein Buch unter einem bestimmten Aspekt. Kann es mir dabei weiterhelfen zu sehen, wie 20 andere ganz andere Passagen für wichtig erachteten? Kontakt zu diesen Lesern kann ich nicht aufnehmen, da aus datenschutzrechtlichen Gründen (vermutlich eine reine Frage der Zeit und des Geldes, bis wann dies unüblich ist) sämtliche Daten anonymisiert sind. Ganz im Opt-out-Verfahren von Datenkraken wie Facebook, Google & Co kann man die Funktion deaktivieren. Damit bestraft man sich aber selbst. Um andere nützliche Funktionen des E-Book-Readers nutzen zu können, muss man diese Funktion aktiviert haben.

Auch us-amerikanische Datenschützer, wie Larry Ponemon haben Bedenken, denn schließlich kann man mehr noch als an den gelesenen Büchern anhand der unterstrichenen Passagen Aussagen über einen Menschen treffen. Zwar sind die weitergegebenen Daten anonym, aber wie sieht das in der Datenbank des Online-Buchhändlers aus? Dort sind die Daten sicherlich und dem Namen des Kindle-Nutzers gespeichert und werden sicherlich auch ausgewertet.

Amazon erfährt so noch wesentlich mehr über seine Kunden, von denen er ja bereits jetzt weiß, welche Bücher und CDs er so kauft, um dann über sein Empfehlungssystem passende Informationen zu empfehlen. Der Onlinehändler merkt sich genauso, welche Suchanfragen sein Kunde gestellt hat, wo er kommentiert und rezensiert hat und natürlich wieviel Geld er bei Amazon gelassen hat. Dann wartet der Medienriese mit passenden Kaufempfehlungen für exakt diesen Käufer auf, um noch mehr Geld zu erhalten.

Nun möchte man eigentlich meinen, Amazon wäre lernfähig. Sein E-Book-Reader geriet erst Juli letzten Jahres ins Visier der Datenschützer, als Amazon ohne große vorherige Ankündigung E-Books (George Orwells Klassiker „Farm der Tiere“ und „1984“) auf den Lesegeräten seiner Kunden aus „urheberrechtlichen“ Gründen löschte :video: . Die Electronic Frontier Foundation (EFF) steht daher dem Kindle wie jedem anderen funkgesteuerten E-Book-Reader krititsch gegenüber. Solche Geräte räumen E-Book-Anbietern wie Amazon die Macht ein, sich via Internet in die elektronischen Lesegeräte einzuklinken und dort dem Besitzer bei etwas sehr Privatem über die Schulter zu schauen und Daten über ihn zu sammeln, ohne dass dieser sich ernsthaft dagegen verwehren kann. Die Geräte sind teuer genug erworben worden, ohne dass man dafür noch dauerhaft mit privaten Daten bezahlt. Und ganz ehrlich, wer würde sich gerne bei einem Techtelmechtel mit mit dem Bergdoktor oder den gehauchten Liebesbeteuerungen von Hedwigs Courths-Mahler erwischen lassen? 😉

Aufgepasst: Big Brother Is Watching You!

Quelle:
Krüger, Alfred: Amazon liest mit, ZDF heute.de

Bild: derecholaeer bei Flickr.com unter CC-BY

Mehr:
Ingram, Mathews: Amazon Starts Sharing What You’ve Highlighted on Your Kindle, Gigaom (03.05.2010)
[Hugendick, David]: Contra Amazon: Du liest nicht allein!, Zeit online
[Klopp, Tina]: Du bist nicht allein! Du bist einer von ihnen, Zeit online

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