Aus aktuellem Anlass: Strandbibliotheken in Frankreich mit besonderer Berücksichtung des Départements Seine-Maritime

«Qui que vous soyez qui voulez cultiver, vivifier, édifier, attendrir, apaiser, mettez des livres partout» Victor Hugo

Seit 2006 gibt es „Lire à la Plage“ im Département 76 (Seine-Maritime). In diesem Jahr stehen in den folgenden 13 Kommunen Strandbibliotheken zur Verfügung stehen: Criel-sur-Mer, Dieppe, Etretat, Fécamp, Le Havre, Le Tréport, Rouen, Sainte-Adresse, Saint-Jouin-Bruneval, Saint-Valéry-en-Caux, Veules-les-Roses, Yport und seit diesem Jahr Saint Aubin sur Mer. Im letzten Jahr gab es über 60.000 Leser in den genannten Kommunen (außer in Saint Aubin sur Mer). Die Bürgermeister, in denen sich die  Strandbibliotheken befinden, beschlossen mehr Geld für die im Sommer genutzten Strandbibliotheken zur Verfügung zu stellen. Bereits seit dem 3. Juli findet „Lire à la Plage“ statt und wird noch bis 30. August andauern. Unter der Überschrift „Bronzez intelligent!“ (Bräunen sie sich auf intelligente Art!) wirbt das Département nicht nur auf seiner Webseite und für die zahlreichen mit “Lira à la plage” verbundenen Veranstaltungen um Aufmerksamkeit. Mittlerweile gibt es auch eine Gruppen– und eine Fanseite auf Facebook, die über aktuelle Termine und Neubauten informieren.

Dieser sich seit einigen Jahren abzeichnende Trend  wird auf der Seite „Livres Hebdo“ beschrieben und äußert sich hierzulande mehr in Form von Offenen Bücherschränken und Bücherzellen. Dies wurde zusammengefasst wie folgt beschrieben: Weiterlesen

Zukunft? Die bücherlose Bibliothek

Eine Bibliothek ohne Bücher kündigte im letzten Schuljahr die Cushing Academy in Massachusetts an. Neuste Computer mit hochauflösenden Monitoren sollen die Regale mit Büchern ersetzen und den Schülern der Spitzenprivatschule Recherche und Lektüre ermmöglichen. Schulleiter James Tracy will damit ein Modell für die Schule im 21. Jahrhundert entwickeln. Das Presseecho, das so eine Ankündigung schaffen sollte, blieb aus.

Eine Bibliothek ohne Bücher war vor zwanzig Jahren nicht denkbar und mit dem Internet im Rücken möchte man meinen, man kann auf eine Bibliothek mit Büchern jetzt verzichten.

Heute scheint die Nachricht fast überfällig. Ich bin in den vergangenen Jahre häufig in Bibliotheken gewesen und habe mehr Menschen auf Computerbildschirme starren als in Büchern blättern sehen. Die wichtigste Funktion von Bibliotheken scheint heute bereits nicht mehr darin zu bestehen, den Zugang zu Druckwerken, sondern den Zugang zum Internet zu ermöglichen.

Der Schulleiter will Bücher nicht verbannen, sondern will nur dem Beispiel namenhafter Universitäten wie Havard folgen. Zudem glaubt er:

“When I look at books, I see an outdated technology, like scrolls before books,’’ said James Tracy, headmaster of Cushing and chief promoter of the bookless campus.

Wie mag sich eine solche Meinung aber auf die Schüler auswirken, welche die Tragweite dieser Entscheidung noch gar nicht abschätzen können. Mit sechzehn Jahren kann man so eine Entwicklung von der lockeren Seite sehen, denn da verbindet man eine Bibliothek mit staubigen Büchern und das Lesen von Büchern gehört auch nicht unbedingt zur Lieblingsbeschäftigung von Jugendlichen. Weiterlesen

“Le Labo BnF” in der Bibliothèque François Mitterrand: Ein zeitgemäßer Ort für neue Technologien und Nutzer

Vor fast genau einem Monat, am 2. Juni hat die Nationalbibliothek Frankreichs (BnF), die Bibliothèque François Mitterrand das sogenannte “Labo BnF” eröffnet.  Die Zeitung “Le Figaro” betonte, dass die zur Eröffnung 1996 vergebene Einschätzung über die Bibliothèque François Mitterrand nun Wirklichkeit wird, dass es sich bei der BnF mit dem “Labo” um eine neue Art von Bibliothek handelt:  “N’avait-on pas dit, à l’époque de sa construction, qu’elle serait une bibliothèque «d’un genre nouveau»?”  Zu diesem Zeitpunkt war man sich vielleicht noch nicht der Außmaße und der zukünftigen (möglichen) Rolle der Bibliothek  bewußt. Spätestens jetzt wird klar, dass es sich bei der Funktion des damals (1996)  neuen Baus der Bibliothek, um eine neue und zusätzliche Aufgabe handelt, den Menschen die Befürchtungen und Ängste vor den neuen Technologien zu nehmen. Letzteres betont der Direktor Bruno Racine in vielen Stellungnahmen.  “Labo BnF” erstreckt sich auf einer Fläche von 120 m² und ist jeden Montag von 14-19 Uhr, Dienstag bis Samstag von 10-19 Uhr und an den Sonntagen von 13-19 Uhr geöffnet. Im Gegensatz zur kostenpflichtigen und aktiven Nutzung der Nationalbibliothek, ist dieser Bereich für alle Besucher frei zugänglich, unabhängig davon, ob jemand über einen Ausweis verfügt oder nicht. Dieser neugeschaffene Raum ist das erste öffentliche “Experimentierlabor“, dass den NutzerInnen ermöglicht die neuen Technologien des Lesens (E-Books), des Schreibens (z.B. elektronische Tinte) und des Web 2.0 näher zu bringen. Den Besuchern wird auf die “userorientierte” Weise ein anderer Zugang zum Bestand der Bibliothek gewährt. Gibt es denn vergleichbare deutschsprachige Bibliotheken, die ähnliche Dienstleistungen zum Ausprobieren anbieten und Räume hierfür zur Verfügung stellen?

Die BesucherInnen werden im Eingangsbereich des “Labo BnF” auf einen riesengroßen Multitouch-Bildschirm stoßen, wo der Zugang auf tausende digitalisierte Bestandsdaten möglich ist. Diese “Auswahlmauer” stammt aus den USA und ermöglicht eine Übertragung der Daten auf Terminals oder auf elektronische Lesegeräte und ist das erste Gerät seiner Art, das jemals in Europa installiert wurde.  Die “Mauer” mag im Betrachter Assoziationen mit  dem Film Minority Report von Spielberg wecken. Es ist möglich mit einem Stift auf digitalem Papier zu schreiben. Der Bildschirm verfügt über ein Augmented-Reality-System, wo die Öffentlichkeit zum Beispiel 3D-Modelle eines Theaters sehen kann. Darüber hinaus gibt es noch einen digitalen Koran von der Größe einer Streichholzschachtel und viele andere Technologien. Das “Labo BnF” verfügt auch über einen Twitteraccount und über ein Blog. Weitere Hightlights sind das sogenannte “Storytelling”, das iPad und der Einbeziehung der Kognitionswissenschaften in Form von Robotern. Diese wurden vom Institut des Systèmes Intelligents et de Robotique (ISIR) entwickelt und  vor allem dafür verwendet nicht-frankophonen Besuchern und Menschen mit Behinderung beim Zugang zu den neuen Technologien behilflich zu sein. Zur Vermittlung der Technologien finden auch Konferenzen und themenbezogene Workshops statt. Weiterlesen

Alte Ausgabe des Sachsenspiegels in Schweden entdeckt

Die Stadtbücherei im schwedischen Sundsvall hatte einen Schatz in ihrem Kellerarchiv, den nur ihre Bibliothekarin Görel Dahlin beim Aufräumen ans Tageslicht brachte. Neben Büchern aus dem 18. und 16. Jahrhundert fand sie ein über 500 Jahre altes Exemplar des mittelalterlichen deutschen Rechtsbuches “Sachsenspiegel“.

Der Sachsenspiegel ist die Verschriftlichung verschiedener Teile des Gewohnheitsrechts in mittelniederdeutscher Sprache im 13. Jahrhundert. Erstmals wurde er von vom Sachsen Eike von Repgow handschriftlich fixiert. Die vier ältesten erhaltenen Exemplare stammen aus dem 14. Jahrhundert und befinden sich in Wolfenbüttel, Heidelberg, Dresden und Oldenburg. Die jetzte gefundene Inkunabel wurde im Jahr 1481 gedruckt.

Heidelberger Sachsenspiegel duo b

Heidelberger Sachsenspiegel duo b, von peacay, CC-BY

Die schwedische Ausgabe ist in einem guten Allgemeinzustand und lesbar. Sie wird in der Königlichen Bibliothek in Stockholm dauerhaft aufbewahrt werden. Eine noch schwach sichtbare Eintragung auf der ersten Seite zeigt, dass das Buch einst im Besitz eines Augustinerklosters in München war.

Quellen:
Ovärderlig dyrgrip hittad i biblioteket, Dagbladet (Schwedisch); [Google-Übersetzung]
Schweden finden gut lesbaren “Sachsenspiegel”, Volksstimme

Andere kamen für die Säumigkeit von George Washington auf

Mitte April berichtete ich im Blog davon, dass George Washington es versäumt hatte, einige seiner entliehen Bücher rechtzeitig zurückzugeben. Er hatte unter anderem am 5. Oktober 1789 ein Werk des Schweizer Völkerrechtlers Emer de Vattel ausgeliehen. Diese Bestandslücke der New York Society Library konnte nun geschlossen werden. Zwar wurden der Bibliothek die Säumnisgebühren nicht erstattet, aber das Museum von Mount Vernon, seiner Residenz im US-Bundesstaat Virginia, sandte der New Yorker Bibliothek eine Kopie des Buches derselben Ausgabe von Vattels Werk zu.

Vattels Werk kann auch online eingesehen werden:
Emer de Vattel, The Law of Nations, Or, Principles of the Law of Nature, Applied to the Conduct and Affairs of Nations and Sovereigns, with Three Early Essays on the Origin and Nature of Natural Law and on Luxury (LF ed.) [1797]

Jetzt fehlt nur noch eines der von Washington entliehenen Bücher, der Band über die Debatten des britischen Unterhauses. Beide Bücher waren bei einer Inventur der Bücher des 18. Jahrhunderts waren beide durch Washington entliehenen Bücher als vermisst gemeldet worden.

Aufmerksam geworden über:
Ein Buch kam nun doch nach 221 Jahren zurück, VÖB Blog

Quelle
Geborgtes Buch nach 221 Jahren wieder zurück, Kleine Zeitung
Von George Washington entliehenes Buch kam zurück, derStandart.at

Anmerkungen zur Zielgruppenorientierung für die LGBT-Community und die Rolle der Öffentlichen Bibliotheken mit besonderer Berücksichtigung der Situation in Frankreich

The purpose of our public libraries is to serve the public. It is time to realise that the public is more diverse than the white, Christian, heterosexual man. Library and information science have a responsibility to proceed in this area, acknowledge the problem and bring LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual) into their field of research. (Anna Johansson in Libreas 01/2008)

In ihrem Artikel machte Johansson deutlich, dass in Schwedens öffentlichen Bibliotheken die heterosexuelle Norm aufrechterhalten wird, indem durch verschiedenen Standards (u.a. Klassifikationen), das Auffinden und das  Sichtbarmachen von Literatur für die LGBT-Community erschwert wird. Wie ist das eigentlich hierzulande? Natürlich ist es begrüßenswert, dass Libreas  diesen Artikel der schwedischen Bibliothekswissenschaftlerin veröffentlichte, aber warum gab es in den letzten 10 Jahren kaum deutschsprachige BibliothekarInnen, welche diese Aspekte in Form von Artikeln und Vorträgen auf die Agenda brachten? Oder irre ich mich? Ist bei uns alles in Ordnung? Sollte man sich in Zeiten finanzieller Krisen in den Kommunen und anderswo nicht mit wichtigeren Themen beschäftigen?

Durch Zufall wurde ich vor kurzem auf einen Blogeintrag eines französischen Bibliothekars aus Lyon aufmerksam, der sich pünktlich zum “Journée internationale de lutte contre l’homophobie et la transphobie“, also zum  “Internationalen Tag gegen Homophobie und Hassgewalt” am 17. Mai, mit dem Thema befasste und genauer analysierte, inwieweit Homosexualität überhaupt in den Öffentlichen Bibliotheken Frankreichs thematisiert wird. Volker Beck meinte am 16.05. 2010, dass der Hass auf Lesben und Schwule  international und in Deutschland nicht überwunden ist und eine Aufnahme des Antidiskriminierungsschutzes auf Grund der Sexuellen Identität ein Zeichen setzen würde,  Lesben und Schwule als  integraler Bestandteil unserer Gesellschaft zu betrachten. Seit dem letzten Bundestagswahlkampf findet sich für die Aufnahme der “Sexuellen Identät” ins Grundgesetz als Teil des Diskriminierungsverbots im Artikel 3 zunehmend mehr Unterstützung aus mehreren Parteien (SPD, Grüne, Die Linke und ganz wenige Anhänger der CDU und der FDP). Am 21.04. gab es zu dem Gesetzesentwurf eine öffentliche Anhörung im Bundestag und momentan wird der Gesetzesentwurf hierzu noch geprüft. Dieses Thema hat nun wieder an Aktualität gewonnen und der Blogeintrag des französischen Bibliothekars veranlasste mich nun über dieses Thema zu schreiben

Einer Annäherung an die Thematik, bedarf ein Eingehen auf die Reflexionen des Bloggers. Ich kenne immer noch keine Stadt(teil)bibliothek, welche sich dieser Thematik eingehend annimmt. Außerdem bin ich – obwohl Bibliothekar – auf diesem Gebiet kein “Experte”, da dieses Thema im Studium und in der beruflichen Praxis bisher (noch) nicht auf der Agenda stand. Bislang sind mir nur die  von Prof. Dr. Rösch (FH Köln) betreuten Arbeiten von Frau Jakobs aus dem Jahr 2000 (“Homosexuelle als Benutzergruppe – Forderungen an die Bibliothek. Eine Untersuchung zu den Herausforderungen, die eine homosexuelle Benutzergruppe an Öffentliche Bibliotheken stellt” und “Literaturbedürfnisse von Homosexuellen – Forderungen an die Bibliothek“) und der  Aufsatz “THE “INVISIBLES”: Lesbian Women as Library Users” von Heike Seidel aus der Zeitschrift Progressive Librarians bekannt. Darin greift sie eine Diskussion auf, die 1995 unter anderem auch in BuB geführt wurde und nach der Diplomarbeit von Warnke “Eingrenzen statt ausgrenzen”. Doch (wie) wurden diese Arbeiten bis heute in der Fachwelt rezipiert?

Auf dem BOBCATSSS-Symposium 2007 wurde zur Zielgruppenarbeit für die LGBT- Community dieses Thema in Form einer Poster Session von Tiger Swan präsentiert: “Marketing for Inclusion: Reaching the Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender (LGBT) Communities”

Zurzeit sind mir nur Bibliotheken in Großbritannien und den USA bekannt, welche eine gezielte Inklusionspolitik dieser Gruppe betreiben. In deutschen Bibliotheken fand ich bislang nur kostenlose Zeitschriften wie etwa die Siegessäule und Broschüren zum Thema der sexueller Aufklärung.  Doch es gibt zahlreiche Initiativen und Organisationen, welche als beratend für Bibliotheken tätig werden könnten bzw. es schon sind. Über Facebook wurde ich auf www.gayboooks.de und www.lesbianbooks.de aufmerksam, welche durchaus Anregungen in Form von Newslettern und Empfehlungen böten.

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Ein Gesamtverzeichnis aller Bücher gibt es nicht

Ellen Güntner, Leiterin der Gemeindebücherei Wehrheim, zeigte in einem Gespräch mit dem Sozialsausschuss von Wehrheim, dass ihre Bibliothek gefragt ist. Zu ihren Lesern gehören Kinder bis zu zehn Jahren, aber auch Erwachsene kämen dankbar, weil sie für ein Buch nicht erst wegfahren müssten. Der Etat reiche für das tägliche Geschäft, aber Sachbücher werden nicht wirklich angeschafft, zumal die Nachfrage sich danach im Rahmen hält. Das Internet würde den Bedarf an vielen Stellen bereits decken. Sachbücher außen vor gelassen, reicht der Etat für die Bibliothek. Frau Güntner versucht auch Bücherwünsche zu erwerben. Auf Wunsch bestellte Bücher stammten meist aus den “Bestsellerlisten” und seien zwei bis drei Jahre nachgefragt, dann aber uninteressant.

Ein Gesamtverzeichnis aller Bücher gibt es nicht, aber „ich kenne meinen Laden ziemlich gut, ich weiß meistens, ob wir ein Buch haben oder nicht“.

Die kleine Bücherei besitzt 1571 angemeldete LeserInnen, die dienstags von 16 bis 18 Uhr sowie freitags von 10.30 bis 11.30 Uhr in einem Gesamtbestand von 5607 Büchern wählen können. Im letzten Jahr konnten aus dem Etat von knapp 2000 Euro 211 Bücher neu angeschafft werden werden.

Quelle: Eine Stiftung gegen künftige Rotstifte, Usinger Anzeiger

Kein Vorbild, Mr. President

Der erste Präsident der USA müsste heute tief in die Tasche greifen, wenn er die Bibliothek besucht, denn George Washington ist säumig. Seit 220 Jahren wartet eine Bibliothek in New York seit dem 2. November 1789 darauf, dass der Präsident von 1789-97 ein Buch über Debatten des britischen Unterhauses und “Law of Nations” zurückbringt. Auf die Strafgebühr würde die New York Society Library sicherlich gerne verzichten, aber die Bücher hätte die Bibliothek gerne zurück.

Quelle:
George Washington schuldet Bibliothek zwei Bücher via Standard.at

Wenn der Wecker zweimal klingelt

Ein Wecker findet sich wohl in fast jedem Haushalt und zwingt deren Bewohner beinah jeden Tag pünktlich aus den Federn. Er zeigt uns die Uhrzeit und erinnert uns mit seinem unermüdlichen Klingeln, dass wir jetzt aufstehen müssen. Es ist also eines dieser praktischen kleinen Dinge, die man Zuhause hat. Ein Student der Universität Kassel dachte sich das auch und hat als Teil seiner Diplomarbeit einen Bücherwecker konzipiert.

Doch was ist denn nun ein Bücherwecker?

Die simple Antwort lautet: ein Erinnerungsdienst für die Bibliotheksnutzer. Diese können über die Website des Bücherweckers einfach ihre Bibliothekskonten verschiedener Einrichtungen verknüpfen und diese über die Seite abrufen. Wenn ein Buch oder mehrere Bücher fällig sind, wird der Nutzer per E-Mail daran erinnert. Diese Benachrichtigung via Mail ist jetzt keine neue Entwicklung, da mittlerweile viele Bibliotheken ihren Nutzern diesen Service anbieten. Das neue an dem Service des Bücherweckers ist die Verknüpfung mehrerer Konten. Er bietet die Möglichkeit alle gleichzeitig abzurufen, ohne sich in jeder Bibliothek einzeln dafür anzumelden. Der Nutzer spart also Zeit und hat schnell auf einen Blick, welches Buch wann fällig ist. Das ganze basiert darauf, dass der Nutzer mit seinen Daten den Bücherwecker beauftragt, regelmäßig den Status der entliehen Bücher abzurufen. Hier zu werden die E-Mail Adresse und die Zugangsdaten des jeweiligen Bibliothekssystems gespeichert.

Bis jetzt sind 31 Bibliothek aus ganz Deutschland an das System angeschlossen. Wenn ein Nutzer eine seiner Bibliotheken nicht findet, kann er eine Mail an den Bücherwecker schicken, damit diese an das System angeschlossen wird. Dazu ist nur ein Nutzerkonto nötig, auf dem mindestens drei Bücher entliehen ist, damit die Bibliothek in das System aufgenommen werden kann.

Der Service bietet sich vor allem für Nutzer an, die in mehren Bibliotheken ausleihen und so ihre Konten einfacher verwalten können. Da momentan mit 31 Bibliotheken noch serhr wenige Einrichtungen angeschlossen sind, kann es hier durchaus passieren, dass nicht jeder seine Bibliothek findet. Die Möglichkeit, diese an den Betreiber Sven Stefani zu melden, lässt hoffen, dass sich im Laufe der Zeit immer mehr Einrichtungen beim Bücherwecker finden lassen. Für den Nutzer von WBs und ÖBs ist es mit Sicherheit ein zu empfehlender Service, um den Überblick über die eigenen Bibliothekskonten nicht zu verlieren.

Aus aktuellem Anlass: Über den Zustand der Bibliotheken und anderer Kultureinrichtungen in Haiti

Obwohl bereits auf der Webseite der IFLA und per E-mail (Swiss-Lib) durch Madame Danielle Mincio (IFLA Governing Board representative on the Preservation and Conservation)  über die Situation der Bibliotheken in Haiti berichtet wurde, soll dieser Blogbeitrag ausführlicher Auskunft über die Ausmaße der Zerstörung nicht nur bei  Bibliotheken geben, sondern auch bei anderen bedeutenden Kultur- und Bildungseinrichtungen des Landes. Für den Wiederaufbau von Bibliotheken zu spenden ist unter der folgenden Adresse (danielle.mincio[at]bcu.unil.ch) möglich und kann über Madame Mincio erfolgen. Mitglieder der IFLA können über die verbandseigene Stiftung( Stichting IFLA Foundation) spenden. Am 19.01.2010 wurde auf dem Midwinter Meeting der American Library Association (ALA) ein “Haiti Library Relief Fund” eingerichtet, um Geldspenden zu sammeln, die dem Wiederaufbau der Bibliotheken und Archive zugute kommen, welche durch das Erdbeben auf Haiti (12.01.) beschädigt und zerstört wurden.  Vor kurzem hat mich eine weitere Nachricht der Gruppenmoderatorin Brooke Wooldridge der Facebookseite der Carribean Digital Library erreicht, auf der täglich weitere aktuellere Informationen über die Bibliotheken und deren Zustand eingehen. Sie schrieb unter anderem, dass es jederzeit möglich ist sie (dloc[at]fiu.edu) auch im Hinblick auf die Planung konkreter Projekte vor Ort zu kontaktieren. Einer der wichtigsten Akteure bei der Wiederaufbauhilfe für kulturelle Einrichtungen ist die UNESCO. Haitit steht mit zwei Sehenswürdigkeiten auf der UNESCO-Weltkulturebeliste: dem National History Park mit dem Palast  Sans Souci und der Zitadelle in Ramiers. Sie stammen aus der Zeit der Unabhängigkeit Anfang des 19. Jahrhunderts. Außerdem zählt zum Weltkulturerbe Haitis das historische Zentrum der Stadt Jacmel. Viele Gebäude stammen aus dem späten 17. Jahrhundert und wurden im französischen Kolonialstil erbaut und einige Herrenhäuser dienten als Vorbild für das französische Viertel in New Orleans. Es ist nun Aufgabe der UNESCO die Ausmaße der Schäden abzuschätzen und deren Wiederherstellung so gut wie möglich zu koordinieren und durchzuführen.  Aus einem Artikel der New York Times geht hervor, dass ähnlich wie nach dem Irakkrieg große Gefahr in Verzug ist. Es gibt zahlreiche kulturelle Schätze in Museen (z.B. das Musée du Panthéon National Haïtien und das Musée d’art haïtien), Bibliotheken und Archiven, die gierigen Kunsträubern zum Opfer fallen könnten. Italienische und Französische Polizeispezialeinheiten sind seit kurzem dabei diese zu schützen. Laut Experten besteht Hoffnung für den Erhalt der Hauptsammlungen des Nationalmuseums. Auf die Frage warum der Bildhauer Patrick Vilaire nach dieser Katastrophe seine Aufmerksamkeit so sehr auf alte Bücher lenkte, antwortete er folgendes:

“The dead are dead, we know that. But if you don’t have the memory of the past, the rest of us can’t continue living.” (Die Toten sind tot, wir wissen das. Aber falls man nicht die Erinnerung an das Vergangene bewahrt, können die Überlebenden nicht weiterleben.)

Hier geht es auch um die Identität der Einwohner, die durch deren kulturelle Schätze zum  Ausdruck kommt. So wurde beispielsweise das Kunstzentrum in Jacmel (Centre D’Art de Jacmel) zerstört, das weit über die Landesgrenzen bekannt ist und deren Werke weltweit verkauft wurden.  In dieser Stadt befand sich auch eine vor wenigen Jahren gegründete Filmhochschule, sowie die Kunsthochschule Fosaj (gegründet: 2003).  In Port-au-Prince wurde zudem die Buchhandlung La Pléiade unweit des Präsidentenpalasts zerstört. Das Kulturzentrum der Hauptstadt la FOKAL und seine Bibliothek  Monique-Calixthe haben dem Erdbeben standgehalten. Eine der Organisationen, die sich weltweit für den Erhalt von Kultur einsetzt, ist die  Association of National Committees of the Blue Shield (ANCBS) mit Sitz in Den Haag, die den Menschen in Haitit helfen will, indem sie sich für deren kulturelles Erbe einsetzt.  Sobald die Situation stabiler wird, möchte Blue Shield Experten aus aller Welt ermöglichen ihre haitianischen Kollegen zu unterstützen, indem sie die Schäden des kulturellen Erbes abschätzt, die Restauration und den Wiederaufbau von Gebäuden unterstützt. Aus diesem Grunde sucht Blue Shield International ehrenamtliche Helfer wie etwa Archivare, Kuratoren, Restauratoren, Architekten und Bibliothekare. Über den folgenden Link kann eine Online-Registrierung erfolgen. Als nächstes will ich auf den Zustand einiger bedeutender Bibliotheksgebäude im Einzelnen eingehen. Aufgrund der Nachbeben und ständiger Veränderungen kann ich nicht zu 100% für Vollständigkeit und Aktualität garantieren:

  1. Die dreisprachige Schule und Bibliothek der Sirona Cares Stiftung in Grand Goave wurde komplett zerstört. Weiterlesen
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