E-Book-Store von libreka! vor dem Aus

Endlich, ist mir da in den Sinn gekommen, als ich heute die Nachricht bei Lesen.net entdeckte. Der E-BOOK-Shop von libreka! wird abgewickelt. Wer nach 2009 noch glauben konnte, dass libreka! eine Zukunft hat, sieht uns alle auch 2015 schon auf dem Mars rumstolzieren… Es heißt Abschied nehmen von einem Prestige-Projekt des Börsenvereins, das nie wirklich das erfüllt hat, was man von ihm erwartet hat. Goodbye libreka!

2007 hat alles mit libreka! als Volltextsuche in deutschen Büchern angefangen. Das war schon zu dem damaligen Zeitpunkt deutlich zu kurz gedacht. Immer wieder hatte man das Gefühl, dass der Börsenverein mit aller Macht an etwas festhalten will, was eigentlich von Vornherein zum Scheitern verurteilt war. Auch die Öffnung für hartes Digital Rights Management hat nicht dazu geführt, dass neben unkluger Geschäftspolitik, die Nutzer verärgert waren. Technische Schwierigkeiten mit EPUB-Büchern wurden zu langsam gelöst und durch DRM verkompliziert. Zumindest startete 2009 so das Geschäft mit E-Books und E-Book-Readern langsam in Deutschland.

Libreka! stellte ab 2010 seine Plattform auch anderen Buchhandelseinrichtungen (B2B) zur Verfügung, als so eine Art „Steigbügelhalter für kleinere Verlage“, damit diese ihre E-Books vertreiben konnten. Das war für diese verkaufsfeindliche Plattform aber nicht der Durchbruch. Und so richtig vergraulte man die Mitglieder des Börsenvereins, als man nun auch Discounter wie Netto mit nettoebooks24.de zu Konkurrenten des normalen Buchhandels machte. Rasch wurde dieser Vertrag wieder gekündigt.

Über den E-Book-Verleih, den libreka! letztes Jahr groß angekündigt hat, hat man seit dem auch nichts mehr gehört, was einen eigentlich auch nicht verwundern dürfte.

Neben einer unmöglich zu benutzenden Plattform ist wohl auch die Verkaufsstrategie von libreka! ein Grund zum Erhängen geworden.
Laut Lesen.net sollen die Funktionen von libreka! als Verkaufsplattform durch Buchhandel.de übernommen werden. Damit werden endlich elektronischer und gedruckter Buchhandel auf einer Plattform zusammengeführt, was wesentlich mehr Sinn macht als es libreka! je getan hat. Hätte man libreka! als Plattform zum Ausprobieren verstanden und nicht als Prestigeprojekt angesehen, vielleicht hätte man richtigungsweisende Impulse in den E-Book-Markt spielen können, ohne Haus und Hof für Amazon und Apple offen zu halten.

Und mal wieder bleibt die Erkenntnis: Murks bleibt Murks, wenn man mit falschen Voraussetzungen und Erwartungen herangeht. Manchmal ist es besser kein Prestige-Projekt aufzubauen, sondern Augen und Ohren offen zu halten und Platz zum Experimentieren zu lassen.

Quelle:
Haupt, Johannes: E-Book-Store Libreka vor der Abwicklung, lesen.net

Neues Angebot: Teure E-Book-Vermietung von Libreka

Auf der Frankfurter Buchemesse habe ich mir dieses Jahr unter anderem Informationen zu Leihmodellen von E-Books geholt.1 Dabei hatte ich unter anderem ein Gespräch mit Libreka, die pünktlich zur Messe ihren E-Book-Verleih mit derzeit 760 Titeln2 gestartet hat. Die entleihbaren Bücher können für 4 Wochen genutzt werden.

Libreka auf der Frankfurter Buchmesse 2012

Libreka auf der Frankfurter Buchmesse 2012

Die E-Books stammen vom Ulmer-Verlag, vom Hanser-Verlag, vom Engelsdorfer Verlag und vom Verlag Droschl.3

Vergleicht man die Unterschiede mit den Preisen zum gedruckten Buch, fallen bei allen Beteiligten die Rabatte zum Miet-E-Book in etwa gleich gut aus. Je teurer das Buch, desto günstiger ist es vergleichsweise, dieses zu mieten. Beim Ulmer-Verlag sind die Preise von Print-Buch zu E-Book nicht so deutlich auseinander wie z.B. bei Engelsdorfer. Dennoch drängt sich bei den Preisen für mietbare Bücher der Verdacht auf, dass man möchte, dass dieses Modell keinen Erfolg hat und man dennoch gerne weiterhin unbefriste Lizenzen verscherbeln möchte. Da die mehrfache,und zeitlich befristete Überlassung einer „digitalen Kopie“ derzeit mehr Aufwand macht als die das Verscherbeln einer lebenslang gültigen Lizenz, die dann irgendwann vergessen wird, reguliert man das eben über den Preis.

Schon die Sprachwahl lässt einiges erwarten und man wird dann bitter enttäuscht. Leihe bedeutet ja eigentlich kostenlose Nutzung. Zum Verleih, bzw. der Leihe heißt es im § 598 BGB: „Durch den Leihvertrag wird der Verleiher einer Sache verpflichtet, dem Entleiher den Gebrauch der Sache unentgeltlich zu gestatten. Im Fall von Librekas E-Book-Verleih kann überhaupt nicht von kostenloser Überlassung die Rede sein, wie die Zahlen oben eindrucksvoll belegen. Richtig müsste es daher wohl Vermietung von Zugangs- und Leserechten oder Einräumung einer kostenpflichtigen, zeitlich befristeten Lizenz heißen. Kompliziert! Und auch kompliziert durch das DRM.

E-Books konnten wir noch nie wirklich kaufen, sondern immer nur mit bestimmten Nutzungsrechten lizenzieren. Die derzeitigen Lizenzen lassen i.d.R. jedoch eine zeitlich unbeschränkte Nutzung zu. Um die zeitliche Einschränkung durch Digital Rights Enforcement (DRE) zu ermöglichen, bleibt nur der Einsatz technischer Schutzmaßnahmen. Dies verkompliziert die Nutzung, denn neben der Plattform, wo man das E-Book runterlädt, z.B. eben Libreka, muss man sich noch bei Adobe Digital Edition4 anmelden.

Rechtlich gesehen ist der „Verleih“, wie ihn Libreka und die beteiligten Verlage planen, eine Vermietung.5 Laut § 535 BGB wird dabei ein Vertrag zwischen Vermieter und Mieter geschlossen, bei dem der Vermieter „dem Mieter den Gebrauch der Mietsache während der Mietzeit zu gewähren“ hat. Im Gegenzug ist der Mieter „verpflichtet, dem Vermieter die vereinbarte Miete zu entrichten“.

Für Öffentliche Bibliotheken (ÖB) ergibt sich aus diesen Angebot ein großes Problem. Die Verlage, die darüber relativ billig wiederkehrende Einnahmen generieren können, haben natürlich kein Interesse mehr daran, ÖBs gute Konditionen zum Verleih von E-Books zu ermöglichen. Sie sehen in den ÖBs Konkurrenz, die es kleinzuhalten geht. Dazu braucht man nur einen Blick zu den amerikanischen Bibliotheken werfen, wo sich große amerikanische Verlage weigern, mit Bibliotheken zu verhandeln und Verträge abzuschließen. ÖBs widerum, die jedem einen möglichst kostenfreien Zugang zu Informationen ermöglichen sollen, können diese Aufgabe nicht mehr im ausreichenden Maße erfüllen. Süffisant Bibliotheken darauf zu verweisen, dass sie die Bücher ja weiterhin als Printbuch zur Verfügung stellen könnten oder an hermetisch abgeschlossenen Leseplätzen6.

Die Preisgestaltung ist ebenfalls fragwürdig und meiner Meinung nach zu hoch angesetzt7. Die „verliehenen“ E-Books werden nicht abgenutzt und sie können ohne Qualitätsverlust beliebig oft und zudem auch gleichzeitig durch die Verlage „verliehen“ werden8. Hier würden Mehreinnahmen generiert, die dann hoffentlich auch genauso deutlich und hoch an die Autoren weitergegeben werden. Natürlich entstehen den Verlagen selbst bei diesem Verfahren Kosten für die Entwicklung und Nutzung eines passenden DRE-Repertoirs, das vermutlich genauso schnell ausgehebelt wird, wie dies bereits jetzt der Fall bei DRM ist. Dann muss das DRE angepasst, verschärft und verstärkt werden, was wieder Kosten verursacht, die Nutzung verschlechtert und das System hoffentlich irgendwann zum Scheitern bringt.

Wir haben sicherlich heutzutage mit einer starken Abgrenzungsfrage zu tun. Womit können Verlage noch so viel Geld verdienen, dass es für sie wirtschaftlich ist9 und ab wann ist es das nicht mehr, so dass an dieser Stelle dann die Bibliotheken zusehen können, was sie anbieten dürfen? Muss hier vom Gesetzgeber extra eine Schranke im Urheberrecht geschaffen werden, die es allen ermöglicht, ungehindert Zugang zu Informationen zu erhalten? Ganz kostenlos (Subskriptionskosten, Tantiemen etc.) ist dieser Zugang ja schließlich nicht, da der Zugang, den Bibliotheken derzeit gewähren, über Steuergelder refinanziert wird. Wie kann der Gesetzgeber also Bibliotheken bei ihrem Auftrag der Leseförderung, der kulturellen Arbeit und Bildungsaufgaben unterstützen? Kein Wunder, wenn Bibliotheken teuer für grottige E-Book-Angebote wie die Onleihe bezahlen müssen. Durch das E-Book wird deutlich, dass Verlage zunehmend eine Konkurrenz in Bibliotheken sehen oder sie andererseits nur noch als tolle Vertriebsplattformen wahrnehmen, um ihre Güter an den Konsumenten zu bringen.

Unbestritten ist, dass das E-Book und digitale Medien ansich Möglichkeiten bieten, für die es derzeit noch keine adäquate Lösung und es in vielen Bereichen einen immensen Regelungsbedarf gibt. Wohlwollen scheint jedoch momentan nicht mehr gegeben zu sein. Ganz deutlich wird dies in einer Mitteilung des Börsenblatts zum neuen Geschäftsfeld „E-Book-Leihe“ vom 11.10.2012:

Matthias Ulmer nimmt an, dass künftig mehr E-Book-Leser dazu übergehen werden, Titel nicht dauerhaft zu speichern, sondern nach Bedarf auf sie zuzugreifen. In diesem Zusammenhang erwachse den Verlagen eine Konkurrenz aus den Onleihe-Angeboten der öffentlichen Bibliotheken, die auf Dauer das Geschäftsmodell der Verlage gefährden könnten. Längst sprächen die Bibliotheken nicht mehr ihre ursprüngliche, eher einkommensschwache Zielgruppe an, sondern einen wesentlich größeren Nutzerkreis. Hier steuere man auf einen Konflikt zu.

Dies hat zu einer heftigen Diskussion bei Inetbib geführt und kann gerne dort nachgelesen werden.

E-Books selbst waren auf der Buchmesse Teil der Gespräche. Eine Sache ist mir bei einer Diskussionsrunde hängen geblieben.

Zufällig bin ich am Freitag verspätet noch zu folgender Diskussion gekommen:

Veranstaltungen auf der Frankfurter Buchemesse

Veranstaltungen auf der Frankfurter Buchemesse, Freitag 12.10.2012

Dort habe ich eine ganze Weile den vier Diskutierenden zugehört.

Diskussion zum Thema: Read me if you can!

Diskussion zum Thema: Read me if you can! – Eric Merkel-Sobotta, Thibaut Kleiner, Christina Mussinelli, Ronald Schild

Christina Mussinelli sagte sinngemäß, dass die Probleme mit E-Books nicht unbedingt urheberrechtlicher oder lizenzrechtlicher Art seien. Man müsse verstehen, dass es sich bei E-Books um Services handle. Services – Dienstleistungen also, keine Information, kein geistiges Eigentum, sondern Services – eine Darbringungsart. Müssen wir uns also zukünftig darum streiten, wer welche Services erbringen darf? Und worin besteht der Service bei E-Books? In der Gestaltung, in der Darbringung, im Einrichten eines Zugangs? Wie soll dieser Service rechtlich dann verankert werden? Ich hoffe mal, ich hab da irgendwas falsch verstanden. Eine kurze Zusammenfassung dieser Diskussion gibt es beim BuchMarkt.

Willkommen im Kampf zwischen Verlegern und Buchhandelsriesen um Marktanteile. Hoffen wir, dass die Öffentlichen Bibliotheken als schwächstes Glied nicht dazwischen zermahlen werden. Die leidtragenden werden die LeserInnen sein, die keinen Zugang zu aktueller Literatur in einer modernen Form erhalten. Und vielleicht sollten die Verlage ab und zu mal einen Blick in die „The eBook User’s Bill of Rights“ werfen, um zu sehen, was sich ihre Kunden tatsächlich wünschen.

Zu den Bildern:
Die Bilder sind von mir und stehen unter einer CC BY 2.0 – Lizenz.

  1. Libreka wird als erster E-Book-Verleiher auf den Markt gehen. Amazon folgt vermutlich Ende Oktober für Prime-Kunden mit einem Verleihangebot für ein Buch im Monat und eine Jahresgebühr von 29,00 Euro. []
  2. Die Zahl der Titel ist gering und auch die Verlage gehören nicht unbedingt zu den großen Publikumsverlagen. Hier setzt man wohl eher auf Flatratemodelle wie z.B. bei Skoobe.de. []
  3. Stichprobenartig habe ich für die Verlage mal Kosten für den Erwerb einer Volllizenz ohne starkes Digital Rights Management (DRM) und einer Leihlizenz mit DRM gegenüber gestellt.
    Droschl: 6,99 zu 5,49 €; 14,99 zu 10,99 €;
    Engelsdorfer: 4,99 zu 3,49 €; 5,99 zu 4,49 €; 6,99 zu 4,99 €; 7,99 zu 5,99 €; 8,99 zu 6,49 €; 9,99 zu 7,49 €; 14,99 zu 10,99 €;
    Hanser: 9,99 € zu 7,49 €;
    Ulmer: 5,99 zu 1,49 €; 7,99 – 9,99 zu 1,99 €; 11,99 zu 2,49 €; 12,99 – 14,99 zu 2,99 €; 18,99 zu 3,99; 22,99 zu 4,99 €; 29,99 zu 5,99 €; 33,99 zu 6,99 €; 37,49 zu 7,49 €; 44,99 zu 8,99 €; 54,99 zu 10,99 €; 74,99 zu 14,99 €; []
  4. Im Übrigen ein guter Tipp: Notieren Sie sich an einer Stelle, z.B. ihrem Papieradressbuch oder so, die E-Mail-Adresse, das Passwort und ihre Adobe-ID, weil man die sehr schnell vergessen kann. Theoretisch muss man sich nur einmal bei Adobe Digital Edition anmelden. Die ID benötigt man aber dann für die verschiedenen Geräte, auf denen man letztendlich die E-Books lesen möchte. Wenn man die nicht parat hat, kann es komplizierter werden. []
  5. Der E-Book-Verleih von Amazon ist bei der folgenden rechtlichen Betrachtung einmal außen vor. Eine Einordnung des dort gewählten Modells mit einer Jahresgebühr usw. fällt nicht so leicht. Hierbei handelt es sich eher um ein Flatrate-Modell wie z.B. Skoobe.de. []
  6. Die E-Books würden in diesem Fall tatsächlich nur an einem speziellen Rechner in der Bibliothek, natürlich ohne Speicher- und Druckmöglichkeiten, oder auf einem gesperrten E-Book-Reader lesbar sein. []
  7. Sinnvoll wäre es auf jeden Fall die Preisgestaltung am E-Book-Preis und nicht am Printbuch-Preis zu orientieren. Dass dies derzeit nicht der Fall ist, sieht man, wenn man sich bei der Libreka-Vermietung die Titel nach Preisen sortiert anzeigen lässt. []
  8. Die Verlage können beliebig viele und verlustfreie digitale Kopien anfertigen. Eine zeitliche und stückzahlenabhängige Einschränkung kann nur künstlich durch DRE erzeugt werden. []
  9. Diese Grenze sinkt, durch verbesserte und somit kostengünstigere Micropayment-Verfahren und gute bereits vorhandene personalisierte Dienste. []

Libreka! bietet Unterstützung bei Projekt „Leibniz“ an

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt seit Herbst 2009 die Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) beim Projekt „Leibniz“, bei dem es um die Umsetzung der gesellschaftlichen Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen im beruflichen oder akademischen Umfeld geht. Dafür soll in den nächsten drei Jahren ein universelles Werkzeug entwickelt werden, welches es schafft, dem Nutzer der DZB dringend benötigte Fachinformationen in einer Form zur Verfügung zu stellen, die seinen individuellen Bedürfnissen entspricht.

Die Aufbereitung neu erschienender Medien für blinde und sehbehinderte Menschen ist aufwendig und kostenintensiv und von den inzwischen über 100.000 Neuerscheinungen im Jahr können nur 2.000 – vor allem belletristischer Natur – durch die zehn deutschen Anbieter in geeignete Formen übertragen werden. Fachwissen, notwendig für ein selbständiges und bewusstes Agieren in der Gesselschaft, ist so nur schwer zugänglich. Dadurch wird Bildung erschwert, denn den Sehbehinderten und Blinden wird der Zugang zur Information erheblich erschwert. Mit dem Projekt »Leibniz« sucht die DZB Leipzig nach technischen Möglichkeiten, diesen Zugang zu verbessern.

Dazu soll ein IT-Verfahren für die individuelle Übertragungsdienstleistungen von Sach- und Fachbüchern für blinde und sehbehinderte Menschen entwickelt werden. Die programmierte Software, soll dann Text, Bilder, Diagramme, Tabellen – also auch graphische Details – automatisiert und effektiv übertragen. Außerdem sollen Kooperationen mit Kooperationen mit Verlagen und Dienstleistungsfirmen aktiv ausgebaut werden. Partner aus der Verlagsbranche unterstützen die DZB bei Testverfahren oder tauschen Erfahrungen auf dem Gebiet Barrierefreiheit aus.

Vollmundig kündigt der Börsenverein an:

Die E-Book-Plattform libreka! unterstützt die Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) im Rahmen des Projekts „Leibniz“ beim Aufbau einer Bibliothek für blinde und sehbehinderte Menschen.

Äh, ja, nette Geste. Es ist gut, dass libreka! mit ins Boot gehuscht ist, aber gleich eine ganze Bibliothek aufbauen zu wollen? Hat das nicht eher mit Erweiterung, Ergänzung und Ausbau einer Bibliothek zu tun, die bereits beispielhaft Programme und Dienstleistungen für gehandicupte Menschen entwickelt hat?

libreka! unterstützt die DZB künftig mit den digitalisierten Buchdaten, aus den die DZB dann blinden- und sehbehindertengerechte Titel im Braille-Format oder Digital Accessible Information System (DAISY)-Format produzieren und über die Blindenbibliothek zugänglich machen kann. Wichtig ist dafür, dass die jeweiligen Partnerverlage von libreka! mit der Weiterleitung von Buchdaten einverstanden sind. Verlage, die das Projekt unterstützen möchen, sollen dafür einen Kooperationsvertrag mit der DZB unterschreiben, der regelt, welche Titel, die über libreka! verfügbar sind, für die DZB bereitgestellt werden dürfen. Im Gegenzug dieser Kooperationsvereinbarung würde die DZB dem jeweiligen Verlagspartner auf Wunsch eine unentgeltliche Kopie der produzierten Titel zur Archivierung zur Verfügung zu stellen.

„Nur ein Bruchteil der rund 100.000 Titel, die jährlich erscheinen, sind auch für blinde und sehbehinderte Menschen aufbereitet. Die Kooperation mit libreka! ist ein wichtiger Schritt, das Angebot deutlich auszubauen“, sagt Thomas Kahlisch, Direktor der DZB.

Die Zusammenarbeit mit der Branchenplattform libreka! erleichtert den Transfer bereits digitalisierter Publikationen. Dadurch können effektive Arbeitsabläufe für die Aufbereitung gedruckter Medien in sehgeschädigtengerechter Form geschaffen werden. Außerdem steigt so auch das Bewusstsein für ein universelles Design, d.h. für die Notwendigkeit solcher Angebote, die auch möglichst zeitnah zur Verfügung gestellt werden sollten.

Durch das Projekt soll auch der Zugang zu Bibliotheksausleihangeboten und -dienstleistungen für blinde und sehbehinderte Nutzer in den geeigneten Formaten Braille, DAISY und Großdruck verbessert werden. Die Ergebnisse des Projektes „Leibniz“ werden in bestehende nationale und internationale Aktivitäten eingeschlossen. Auf diese Weise soll die Vision einer globalen Bibliothek für Menschen, die gedruckte Informationen nicht lesen können, realisiert werden.

Um dieser Vision näher zu kommen, sollen die Informationen zu den Medien zukünftig auch über einen Online-Katalog abgefragen werden können. Dabei wird auch automatisch überprüft, ob ein Titel schon einmal übertragen worden ist, so dass dieser sofort angefordert werden kann. Sollte der nachgefragte Titel noch nicht in übertragener Form vorliegen, wird entsprechend beim Verlag oder Dienstleister nach den Verlagsdaten (z.B. PDF) nachgefragt. Mit der Genehmigung für die Verwendung der Daten durch den Verlag wird die Umwandlung der Daten in ein sehbehindertengerechtes Format begonnen. Für die Automatisierung des Prozesses könnte libreka! eine technische Schnittstelle für eine solche Abfrage zur Verfügung stellen.

Als Kooperationspartner konnten bisher Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Springer science+business media gewonnen werden.

Mehr dazu:
Projektinformation „Leibniz“ der DZB

Quellen:
Deutsche Zentralbibliothek für Blinde kooperiert mit libreka! via Nachrichten für öffentliche Bibliotheken in NRW
libreka! unterstützt Aufbau einer Bibliothek für blinde und sehbehinderte Menschen via börsenblatt.net
Kooperation libreka! und DZB Leipzig, Pressemitteilung von libreka!
Pluta, Werner: Libreka kooperiert mit Deutscher Zentralbücherei für Blinde via Golem.de

Das Projekt Deutsche Digitale Bibliothek

Der Startschuss zur Deutschen Digitalen Bibliothek ist gegeben. Online soll die Bibliothek 2011 gehen, bleibt die Frage, ob Deutschland so ein Projekt an finanziell wirklich stemmen kann. Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen hat sich da so seine Gedanken gemacht und ich mir jetzt auch.

Zum Zeitpunkt:
In der Politik sind endlich alle auf Linie gebracht und befürworten den Ausschluss Deutschlands vom größten Digitalisierungsprojekt bisheriger Zeiten. Dass die Buchbranche die Atempause durch das neue Google Book Settlement begrüßt, ist ein Schlag ins Gesicht ihrer wissenschaftlich ausgerichteten Kunden. Das ist ein anderes Thema, denn zumindest glaubt man jetzt, erstmal Atem holen zu können. Die Deutsche Digitale Bibliothek im Rahmen der europäischen Antwort auf Google Books – sprich der Europeana – wird viel Kraft, Ausdauer und rechtliche sowie finanzielle Unterstützung benötigen. Sogleich erklingt das Lied: Wer soll das bezahlen, wer …

Politische Struktur
Wir alle bedauern inzwischen anscheinend die föderale Struktur in Bezug auf Bildung und Kultur. Bis Bund, Länder und Kommunen sich geeinigt haben, können Jahre ins Land gezogen sein und aus ehemals guten Ideen sind nur noch Minimalkonsense geworden, die an sich nur noch scheitern können. Keiner der Beteiligten wird bei den zu erwartenden Kosten zugunsten eines Allgemeininteresses, das von Fachleuten formuliert worden ist, von seinen Wünschen und Vorstellungen zurücktreten.

Finanzielle Struktur
Finanziell steht die DDB auch nicht auf sicheren Beinen. Zwar sind Infrastruktur und Betrieb gesichert, doch sind dies ja nicht die einzigen Kosten, die da auf alle zukommen. Wer finanziert die Digitalisierung, die Lösung von Archivierungsproblemen, den Zugang? Das gesamte Projekt muss zudem in Einzelprojekte zerstückelt werden, um förderwürdig durch die DFG zu werden. Sicherlich wird auch das ein oder andere Bundesland ein wenig durch Sonderprogramme zuschießen, aber die DDB ist ein langwieriges Projekt, das nachhaltig finanziert werden muss und das in Zukunft viele Mitarbeiter benötigen wird, die ihr Können (Langzeitarchivierung, Zugang, technische und fachliche Betreuung, Weiterentwicklung, etc.) beisteuern müssen. Sicherlich kann man hier auch andere Projekte gut verankern, z.B. Nestor, aber das muss dauerhaft passieren. Private Geldgeber sind sicherlich gut für Projektfinanzierungen, z.B. für die Massendigitalisierungen. Ob Google hier einsteigen wird, ist fraglich aus meiner Sicht, aber ob es besser wird mit den Abhängigkeiten, wenn Microsoft, Amazon oder andere vielleicht interessierte Großkonzerne einsteigen, ist wohl eher fraglich.

Struktur „Bibliothek“

Eine Chance ist die DDB für libreka! und die Verlage. Libreka! wäre als Volltextplattform der geeignete Partner, um über lieferbare Titel zu informieren, und die Verlage könn­ten ein Modell zur kommerziellen Nutzung digitaler Buchinhalte entwickeln, das dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit dient.

In der DDB eine Chance für libreka! zu sehen, halte ich derzeit eher für fraglich. Die Volltextplattform muss eher als Vorbild dienen, wie man die ganze Sache möglichst nicht aufzieht. Außerdem ist es aus bibliothekarischer Sicht schwierig, die DDB in eine weitere Verkaufsplattform für Verlage zu verwandeln. Bibliotheken verkaufen nichts. Ihre Aufgabe ist es nach Gisela Ewerts und Walther Umstätters Definition „unter archivarischen, ökonomischen und synoptischen Gesichtspunkten publizierte Information für die Benutzer [zu] sammel[n], ordne[n] und verfügbar [zu] mach[en]“.1. Natürlich spricht nichts dagegen, Libreka! als ein weiteres Informationsmittel in die DDB zu integrieren, aber es muss hier deutlich werden, wo der Schwerpunkt der BIBLIOTHEK liegt.

Für Geschäftsmodelle könnten sich die Verlage ja ein Vorbild an PaperC nehmen, wo kostenlos online lesen auch von Zuhause aus möglich ist und der Druck aus diesen Büchern nur gegen Gebühr erlaubt ist. Doch würde bei PaperC auch niemand von einer Bibliothek sprechen. Ein Einzwängen der DDB in Leseterminals hingegen sollte am besten gleich vergessen werden, denn damit scheitert das Projekt. Um den Informationsbedürfnis der Gesellschaft Rechnung zu tragen, muss man auch die finanziellen Grenzen vieler Mitbürger beachten. Wer Geld verlangt für die Nutzung dieser Bibliothek, ohne soziale Härtefälle zu beachten, verschließt vielen die Tür zu Informationen.

Quelle:
Roesler-Graichen, Michael: Gretchenfrage Finanzierung, Börsenblatt.net

  1. Ewert, Gisela, Umstätter, Walther: Die Definition der Bibliothek, Bibliotheksdienst 33. Jg. (1999), H. 6, S. 966 []

„Libreka! ungeschminkt“ bringt die Branchenplattform in die Diskussion

Das Schreiben „Libreka! ungeschminkt“ wurde anonym veröffentlicht und erschien zu einem Zeitpunkt, bei dem sich die Buchbranche und vor allem die schöne heile E-Book-Welt sich von der glänzendsten Seite zeigen wollten. Genau zur Zeit der Frankfurter Buchmesse verbreitete es sich wie ein Lauffeuer. Dieses Schreiben wurde vom Verleger-Ausschuss in der heutigen Sitzung im Frankfurter Buchhändlerhaus zum Anlass genommen, intensiv über die Branchenplattform libreka! zu diskutieren.

Wohl erwartungs gemäß ist, dass MVB-Geschäftsführer Ronald Schild die Meinung vertritt, libreka! weise Erfolge vor und man hätte inzwischen auch bei den Endkunden einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht. Ich kann mir hierbei irgendwie nicht den Gedanken verkneifen, dass schlechte Publicity immer noch besser als keine Publicity ist und so die Etablierung eines Markennamen unterstütz. Lobbyfrontmann Matthias Ulmer (stellv. Vorsitzender des VA; Ulmer Verlag) kam natürlich beim Jonglieren der Zahlen bezüglich des Soll- und Ist-Standes des Projekts – wie kaum anders zu vermuten – zum Ergebnis, dass libreka! im Marktvergleich ziemlich gut dastehe. Die Frage dabei ist immer, mit wem man sich vergleicht.

Eine kritischere Stimme scheint hier Karl-Peter Winters (Vorsitzender des VA; Verlag Dr. Otto Schmidt) erhoben zu haben, der die Skepsis der eigenen Branche gegenüber libreka! beunruhigend findet. Man sei dem ursprünglichen Ziel, die beste Volltextsuche zu schaffen, bisher nicht gerecht worden. Nun vermutlich liegt das auch daran, dass kommerzielle Verlustängste dem doch erheblich entgegen standen. Statt Neugier zu wecken, kann man wohl sagen, hat es die Plattform geschafft, viele ihrer potentiellen Wiederholungstäter bei deren ersten Besuch dauerhaft abzuschrecken. Hinter den Kulissen scheint es eine mangelhafte Kommunikation zu geben und das wirkt sich eben auch auf den Service aus.

Die Qualität der Basisfunktionen von libreka! müsse verbessert, mit den Verlagen müsse stärker als bisher kommuniziert werden, so Winters. Der VA-Vorsitzende traf damit die Stimmung vieler Sitzungsteilnehmer.

Derzeit scheitert libreka! wohl auch ein der „vernünftige(n) Erwartungshaltung“, für die Ronald Schild plädierte. Dass die „Erwartungshaltung“ vielleicht zu hoch war mit den vollmundigen Ankündigen, ist nicht zu verdenken. Google und Google Books ist durch (Todes- oder Über-)Mut zu einer entsprechenden Bekanntheit gelangt, da kann man sich denken, dass man mit der Zögerlichkeit deutscher Verlage nicht gleichen Erfolg in so kurzer Zeit erreichen kann. Gewiss ist die personelle und finanzielle Ausstattung der MVB nicht mit Google oder Amazon vergleichbar, aber eigene Wege zu beschreiten ist immer risikoreich. War man denn eigentlich dazu bereit, ein wirkliches Risiko auf sich zu nehmen oder hat man sich hier nicht im eigenen Elan durch zögerliche Bedenken selbst ausgebremst? Dieser Kritikpunkt ist sicherlich ehrlich, wirkt aber wie ein verzweifelter Verteidigungsschlag nach der eigenen positiven Bewertung seines Produkts:

Außerdem würden der MVB häufig digitale Versionen von Titeln geliefert, die mit erheblichem Aufwand nachbearbeitet werden müssten, um auf libreka! als E-Book verkauft werden zu können.

Die Kritik von Vittorio E. Klostermann (Vittorio Klostermann Verlag), Albrecht Hauff (Thieme) und Hans Freiwald (CW Niemeyer Buchverlage) wird hoffentlich ernst genommen, denn sonst kann man das Projekt libreka! als gescheitert abhakten. Sie stellten fest, dass zwischen der öffentlichen Wahrnehmung der Plattform und der Selbsteinschätzung des Verbands Welten liegen. Hierzu ist es wichtig, dem jetzt intensiv gegenzusteuern, um zu verhindern, dass Verlage das zu sinken drohende Schiff verlassen.

Bernd Weidmann (Die Werkstatt) plädierte dafür, das anonyme Papier nicht als bloße Schmähschrift abzutun und sich in die Situation der Kritiker zu versetzen.

Eine sachliche Bewertung der vorhandenen Unzulänglichkeiten bei libreka! wird schwer werden, zumal jetzt mehr und mehr Emotionen mitschwingen. Die Defizite in der Kommunikation abzustellen und die Missstimmung in der Branche besser wahrzunehmen ist einer der wichtigsten Ansatzpunkte. Zudem sollte auf die Wahrnehmung der Kunden und der Konkurrenz (wenn man Bibliothekare dazu zählen möchte) frühzeitiger geachtet werden. Bereits 2007 wurde da an den Angeboten von libreka! nicht unbedingt ein gutes Haar gelassen.

Kommentar zu:
Diskussion um libreka! via Börsenblatt.net

Libreka ist ärgerlich

Ich habe dieser Tage mal bei Libreka vorbeigeschaut, weil ein Hinweis auf Probekapitel der Longlist des deutschen Buchpreises mich dorthin lockte. Aber die erste Ernüchterung kam rasch: die Probekapitel waren ausschließlich im epub-Format verfügbar. Ich besitze (noch) keinen E-Book-Reader, also habe ich mir einen epub-Converter heruntergeladen, um die Probekapitel im PDF-Format lesen zu können. Ergebnis: von 20 epubs wurden genau 3 (!) fehlerfrei umgewandelt. Einige ließen sich gar nicht öffnen, bei anderen waren offensichtlich 2 verschiedene Zeichenkodierungen verwendet worden, was zu unleserlichen Texten führte.

Auch die Installation eines E-Book-Readers für den PC, der das direkte Lesen der epubs ermöglicht, löste das Problem nicht völlig, einige waren nach wie vor nicht zu öffnen.

Ich bin nur froh, dass die Probekapitel auch noch einmal als Booklet in den Buchhandel kommen, so bin ich auf Libreka nicht angewiesen. Aber ein Armutszeugnis für diese Volltextsuche des Buchhandels ist es trotzdem.

Panzerung oder Mückennetz – Die DRM-Gretchenfrage von Matthias Ulmer

Die Ankündigung von libreka! in Zukunft auch hartes DRM anbieten zu können, hat wieder einmal die üblichen Milchtöpfe zum Überschäumen gebracht. Warum nur?

Warum sollten sich die Nutzer, die Leser, diejenigen, die damit arbeiten, nicht darüber aufregen? Warum sollen Menschen, die über ihren Tellerrand hinausschauen und gesehen haben, wie DRM gescheitert ist, nicht mit dem Kopf schütteln? Warum soll man nicht nach dem Geld fragen, dass da zum Fenster hinausgepulvert wird?

Ganz nüchtern betrachtet ist es doch ein Vorteil, wenn es bei DRM ein „mit“ und ein „ohne“ gibt. Dass also der, der „mit“ DRM sein möchte „mit“ sein kann, und der, der „ohne“ sein möchte, „ohne“.

Das ist sicherlich von Vorteil für die Mutigen, die es wagen, sich ohne harte Panzerung den Mücken stellen. Die Panzerung wirkt ja oft abschreckend und ein Fliegengitter, z.B. in Form von forensischem DRM (personalisierte Wasserzeichen), hat auch einen schützenden Effekt. Es ist nur manchmal komfortabler. Eine Rüstung ist schwer, teuer und unflexibel. So ein Netzt stört wesentlich weniger, wenn das Ganze mal aus der Mode gekommen ist.
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Buchhandelsargumente gegen DRM

Das war ein Artikel, den man so an dieser Stelle nicht erwartet hat. Noch vor drei Wochen hieß es bei Börsenblatt.net: libreka! unterstützt ab sofort auch „harten“ Kopierschutz [17.06.2009] Die Buchplattform libreka! versprach den teilnehmenden Verlagen ab sofort für ihre E-Books mit Hilfe des Adobe-DRM für einen Kopierschutz zusorgen. Klingen die eigenen Worte jetzt nicht wie Hohn?

„libreka! etabliert sich weiter als offene und universellste Plattform. Die Verlage haben jetzt die Wahl, ob sie ihre E-Books in libreka! mit einem psychologischen Kopierschutz oder mit einem ‚harten’ DRM versehen –oder ihre E-Books ungeschützt anbieten möchten“, sagt Ronald Schild, Geschäftsführer der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH.

Offen und universell war die Plattform ab diesem Zeitpunkt garantiert nicht mehr. Inzwischen sieht Schild wohl ein: „Piraten lieben DRM“, glaubt man dem Titel dieses Blogbeitrags. Das was DRM-Experten seit langer Zeit sagen, scheint nun für Libreka! zur Erkenntnis geworden zu sein. Es ist kein Widerspruch, in Kopierschutz ein förderndes Element von Piraterie zu sehen.

Zum erstem Mal sieht jemand der Entscheidungsträger, was sie dem Kunden damit antuen. Bücher mit dem Adobe-Kopierschutz können bis zu sechs Mal vom eigenen Konto bei libreka! heruntergeladen werden. Aber dann beschränkt man auch die Möglichkeiten, Teile davon zu markieren, kopieren und auszudrucken. Diese drm-geschützten E-Books können auf allen E-Book-Readern und Computern gelesen werden, welche die Software die Software Adobe Digital Edition unterstützen, die kostenlos im Internet heruntergeladen werden kann. Es gibt genug Computer, die nicht aktuell genug sind, genug Nutzer, die Linux nutzen, und damit auch nicht anzeigen können. Hat man hier von Ciando nix gelernt?

Was heißt das, wenn man DRM in die Welt der gedruckten Bücher überträgt. Sie kaufen ein Buch im Hardcover in der kleinen Buchhandlung um die Ecke und die nette Buchhändlerin muss Sie dann darüber aufklären, dass sie dieses Buch höchstens an drei Familienmitglieder weitergeben dürfen. Ausgeschlossen sind andere Verwandte, ihre Freunde oder Bekannte. Außerdem wird bestimmt, dass Sie das Buch auch noch nicht während ihrer Heimfahrt gleich anlesen dürfen, weil sie sich erst über eine kostenfreie Hotline registrieren müssen. Und damit Sie das Buch mit seinen 700 Seiten nicht kopieren können, wurden die Seiten in einem Spezialdruckverfahren gefüllt. Das ist auch der Grund, warum Sie das Buch nicht im Sonnenlicht odder direkt unter einer Lampe lesen können, weshalb Sie das Buch nicht direkt am Strand lesen können oder Ihre Leselampe dimmen müssten.

Mit den Kopiereinschränkungen könnten ja die Kunden noch leben und sie beim E-Book vielleicht auch noch verstehen, aber der dafür notwendige technische Aufwand ist ihnen nun wirklich nicht zuzumuten. Wenn sogar computeraffine Leser Probleme haben, die kopiergeschützten E-Books zu nutzen, was passiert dann mit denen, die da eigentlich überhaupt keine Ahnung haben (mal abgesehen, dass diese wohl sich kein E-Book kaufen würden)?

Schild stellt außerdem fest:

Und wir sollten uns darüber klar sein, dass nach wie vor nur eine verschwindend geringe Zahl an Lesegeräten Kopierschutz überhaupt unterstützt.

Es gibt Geschäftsmodelle, so die von Apple (???) und Amazon (Kindle), die scheinbar gut mit Kopierschutz funktionieren. Die Anbieter sind momentan erfolgreich, was aber an auch den geschlossenen Systemen liegt. Bei ihnen kommen Shop-System, Inhalte und E-Reader aus einer Hand.

Nur in einem solchen Ökosystem funktioniert DRM problemlos – und hat für die Anbieter den nicht uninteressanten Nebeneffekt, dass nicht nur die Inhalte, sondern auch die Kunden geschützt sind.

Damit werden aber die Kunden an den Anbieter (und seine Frenchaise-Nehmer) gefesselt, da sich die E-Books nicht auf Endgeräte anderer Hersteller übertragen lassen.

Das war jetzt eine sehr deutliche Darstellung dessen, was DRM für den zu umwerbenden Kunden bedeutet. Doch, was zieht nun die Raubkopierer an und wie profitieren sie von DRM?

Das Hauptargument seines Beitrages, erwähnt Schild nur kurz und eher nebenbei.
DRM hat Lücken. Raubkopierte E-Books gibt es bereits flächendeckend, wobei diese Kopien nie von den originalen E-Books sondern von eingescannten gedruckten Ausgaben stammen. Diese Kopien unterliegen natürlich keinerlei Kopierschutz. Da gibt es keine Beschränkungen, keine Installations- bzw. Kompatibilitätsprobleme, jedes Lesegerät kann verwendet werden und außerdem sind die Bücher dazu noch kostenlos.

Nicht erwähnt wird der Sportsgeist, der bei so manchem Hacker besteht. Je mehr Nutzer drangsaliert werden, desto eher findet sich auch ein Robin Hood, der sie davor bewahren will und das DRM-System knackt. Den Sport konnte man sowohl bei DVD-Schutz oder bei der Premiereverschlüsselung bemerken.

Nun erwartet man von seinen treuen, rechtmäßig handelnden Kunden, dass sie für ein Produkt mit signifikanten Einschränkungen auch noch fast den gleichen Preis wie für die gedruckte Ausgabe zahlen.

Die Verleger und der Buchhandel sehen wohl jetzt ihre Kundschaft davonlaufen. Wie sollten sie auch dieses Mißverhältnis zwischen Vertrauen und Kosten und der fehlenden Benutzbarkeit und den qualitativen Mängel ihres Handelsgutes erklären? Ziel müsste es sein, die Kunden zu überzeugen, ihnen Vorteile von E-Books näher zu bringen, ihnen einen Vertrauensvorschuss zu geben.

Verlage konnten ab Mitte Juni ihre E-Books an MVB liefern, damit libreka! diese ab 15. Juli mit dem Adobe-DRM-Schutz vertreiben kann. DRM-geschützte Bücher werden dabei um 20 Cent teurer. MVB übernimmt die Server- und Einrichtungskosten für die Rechteverwaltung.

Fast verschämt wies man damals auf die schon bestehende Möglichkeit hin, die E-Books im PDF- und EPUB-Format mit einem digitalen Wasserzeichen zu versehen, welches als psychologischer Kopierschutz dienen soll, denn in dem Watermark sind persönliche Angaben des Käufers hinterlegt.

Schild behauptet im heutigen Beitrag, dass Verlage gezwungen werden, DRM zu verwenden. Er schiebt den schwarzen Peter der Natur der Titel zu, den Autoren oder Agenten.
Nach seinen ganzen Ausführungen bestätigt er, dass wie Anfang des Jahres angekündigt, libreka! den Verlagen auch ab Mitte Juli anbietet, deren Titel DRM-geschützt zu verkaufen. Schilds eindeutige Empfehlung an die Verlage lautet jedoch:

Verzichten Sie auf DRM und versehen Sie Ihre E-Books mit einem psychologischen Kopierschutz, dem Wasserzeichen.

Eine Erkenntnis eines Anbieters, die sich hoffentlich in der Verlegerwelt genauso als Flächenbrandt verbreitet wie sie dies bereits in der Musikindustrie getan hat.

Quellen:
DRM-System von Adobe : libreka! unterstützt ab sofort auch „harten“ Kopierschutz
Schild, Ronald: Piraten lieben DRM via libreaka! Blog

Der Börsenverein will es einfach

Kann der Börsenverein und Libreka mit ihrer neuen E-Book-Offensive eigentlich beim Kunden punkten? Sind die neuen Geschäftsmodelle für den Leser geeignet? Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen beleuchtet den Start des E-Books in Deutschland.

Umständliche Downloadprozeduren könnten jedenfalls die Kunden abschrecken.

Schon dieser Satz an sich ist ein Allgemeinplatz für mehr oder weniger geübte Internetnutzer. Das Internet verlangt einfache und schnelle Strukturen. Die Breitbandangebote machen aus uns mehr denn je ungeduldige Kunden. Sekundenschnell soll es gehen und mit wenigen Mausklicks. Das „könnte“ verkennt die Situation. „Umständliche Downloadprozeduren schrecken jedenfalls Kunden ab“, müsste die Erkenntnis sein und diese hätte man mit ein wenig Internet- und Menschenkenntnis im Vorfeld wissen können oder sogar müssen.

Man kann sich mit technischen Innovationen schwer tun und auch scheitern, aber so neu ist ja diese Innovation nicht mehr. In Amerika zeigt ein Händler wie Amazon, wie man es gut macht. Auf ein Scheitern zu setzen, heißt auch, dass man ganz auf dieses Projekt hätte verzichten sollen oder sich zumindest hätte Zeit lassen sollen.

Die Frage, wie schnell sich E-Books dank der neuen E-Book-Lesegeräte verbreiten, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die hier im Blog bereits mehrfach diskutiert worden sind (z.B. hier, hier und hier). Sicherlich sind in dieser zweiten Offensive die Chancen höher, aber gerade Unklarheiten in Bezug auf Formate und Digitalem Rechtemanagements und auch das verschwindend geringe Angebot deutscher E-Books-Titel sind deutliche Hindernisse für den Erfolg des E-Books. Sicherlich kann man hier auf den Erfolg des Kindle-Reader von Amazon schauen, der aber doch mehr als eine viertel Million Titel als Rückenstärkung hat. Hier hört ein Vergleich der Märkte auf. Nur auf die positive Resonanz des Sony Readers zu hoffen, ist gefährlich. Wenn der leere Reader nicht mit Büchern gefüllt werden kann, weil sie zu teuer sind, sich schlecht herunterladen und auf den Reader spielen lassen, lässt so einem Luftgebilde schnell die heiße Luft entweichen. Optimismus ist nötig, aber er muss auch gut unterfüttert werden.

Kopfzerbrechen werden in den nächsten Monaten das Rechtemanagement und die Titeldistribution machen: Beide Prozesse verhindern wegen ihrer Umständlichkeit, dass das Geschäft mit E-Books im großen Maßstab in Gang kommen kann.

Auf eine iTunes-Lösung (=Kindle-Lösung) zu hoffen, ist keine Lösung des Problems, um auf Dauer den E-Book-Hype am Laufen zu halten.

Bleibt es bei den angebotenen Geschäftsmodellen, wird die Versuchung, sich illegal zu bedienen, übermächtig werden.

Eine offene Lösung mit einem sogenannten »weichem« Kopierschutz via digitalem Wasserzeichen oder Fingerprints ist hier sicherlich eine vielversprechendere Lösung, die mit guten Preisen, einer einfachen und kompfortablen Bedienung der Downloadportale und E-Book-Reader-Software untermauert werden muss. Auch sollte man die diversen weitergehenden Nutzungsfunktionalitäten gedruckter Bücher nicht aus dem Blick verlieren. Nicht alle lesen Romane.

Quelle:
Roesler-Graichen, Michael: Der Kunde will einfache Prozesse via Börsenblatt.net

Der Börsenverein wird zum Anbieter von E-Book-Readern

Die Wirtschaftstochter des Börsensvereins MVB macht sich stark für die Beteiligung der Verlage an der Online-Plattform Libreka. Um hier entstehende Angebote auch perfekt weiternutzen zu können, macht sich Ronald Schild, der September 2006 von Amazon zum Börsenverein gewechselt ist, stark für das Angebot eines passenden E-Book-Readers als einen weiteren Service.

„Wir führen derzeit intensive Gespräche mit mehreren Herstellern“, bestätigte Schild gegenüber buchreport.express in der aktuellen Ausgabe 5/09.

  • Im engeren Blick hat der MVB-Geschäftsführer u.a. das Cybook „Bookeen“:engl: .
  • Die Einführung des Gerätes soll noch im ersten Halbjahr und damit parallel zum Libreka-Echtstart erfolgen.
  • Ausgelotet werden Kooperationsmodelle, die den Bezug der Geräte durch Sortimenter zu möglichst günstigen Preisen ermöglichen.

Das neue Angebot dürfte nicht auf ungeteilte Zustimmung der Barsortimenter stoßen, die vehement ihren eigenen Platz im E-Commerce-Konzept von Libreka eingefordern. Für sie ist Libreka ein Wettbewerber, der mehr als nur das Marketinginstrument „Volltextsuche“ einbringt.

Libri setzt künftig bei E-Books und Lesegeräten auf eine Kooperation mit Sony.

Erster Filialist mit E-Book-Angebot ist die Mayersche, die seit Herbst letzten Jahres in ihrem Filialnetz Erfahrungen mit dem Lesegerät „iLiad“ sammelt.

Quelle:
Börsenverein will E-Book-Gerät anbieten auf Buchreport.de
Börsenverein will E-bookreader anbieten via kindlez.de

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