DRM und Öffentliche Bibliotheken

Eckhard Kummrow von der Hessischen Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken sprach auf der Frankfurter Buchmesse dieses Jahr in diesem Interview mit dem Stadtfernsehen Dreieich.

Er erklärt, warum BibliothekarInnen auch in Zeiten des Internets die Buchmesse besuchen und welche Aufgaben die Hessische Fachstelle für ÖBs hat. Interessant fand ich seine Sichtweise auf Digital Rights Management und die damit verbundene Definition von DRM:

DRM ist die Abkürzung für Digital Rights Management, also die Notwendigkeit die digitalen Werke aus der Bibliothek kopierzuschützen und vor unrechtmäßiger Benutzung zu schützen und auch eine Ausleihe zu ermöglichen, d.h. daß es dem Nutzer nur für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung steht.

Ich weiß, dass Öffentliche Bibliotheken schwer an digitale Medien gelangen, die sie als Download ihren Nutzern anbieten, dennoch bin ich etwas geschockt, wie sehr Bibliotheken mitlaufen, z.B. das einzige Gerät, dass DRM-geschützte Hörbücher abspielt), um überhaupt Angebote machen zu können. Heißt das in Zukunft, dass die Anbieter digitaler Medien zunehmend den Bibliotheken auch die Geräte aufzwingen, mit denen sich ihre Medien nutzen lassen? Wird elektronisches Werk mit Gerätebindung das neue „analoge Werk“ in der digitalen Ausleihe?

Hier spricht viel dafür, dass Bibliotheken auf eine stärkere Standardisierung achten müssen bei dem, was sie digital Einkaufen. Wenn es schon nicht ohne DRM geht, dann bitte soll der Nutzer die Werke dennoch mit seinen handelsüblichen Geräten nutzen können. Es ist für Bibliotheken ein Kampf an zwei Ecken: einmal der Kampf um passende digitale Medien und auf der anderen Seite um ihre Unabhängigkeit von Geräten durch entsprechende Einhaltung von Standards beim verwendeten DRM.

Vorstellung des Bibliobús Bertolt Brecht und der Deutsch-Nicaraguanischen Bibliothek

Wer liest, reist durch die ganze Welt, taucht in fremde Kulturen und neue Horizonte ein. Lesen durchbricht Grenzen, weitet die Enge des Alltags, eröffnet grenzenlose Möglichkeiten, erweckt Träume. Lesen fördert Entwicklung. Wer liest, verändert sich, wird kritisch, autonom und aktiv.“

Bereits seit 1987 gibt es den „Bibliobús Bertolt Brecht“ in Nicaragua.  Dabei handelt es sich um einen umgebauten Kleintransporter der Marke Toyota. Gegründet wurde das Projekt von der mittlerweile 87-jährigen Deutschen Elisabeth Zilz. Schüler lesen dort dank des Bibliotheksbuses Bücher von Erich Kästner, Michael Ende und anderer Kinder- und Jugendbuchautoren. Außerdem sind auch Bilderbücher und Comics im Angebot. Jeder Schüler kann ein Buch ausleihen, das er bis zum nächsten Wiedereintreffen des Buses im kommenden Monat zu Hause lesen.

Der Bibliotheksbus steuert auch Gefängnisse an, wie etwa in Chinandega, Granada und Matagalpa. Darüber hinaus kommt der Bus regelmäßig an einem Frauengefängnis („La Esperanza“) in der Nähe von Managua vorbei. Das „Neue Deutschland“ titelte am 9. April diesen Jahres „Knackis auf der Suche nach guten Büchern“ und schrieb folgendes hierzu:

Die Knackis betreten in Kleingruppen den Bibliobus. Es ist eng. Viel Zeit zum Stöbern bleibt den Insassen nicht, denn die Mithäftlinge warten schon in ihren Zellen, dass auch sie sich Bücher aussuchen können. […] Zum Teil wird im Gefängnis gelesen, um der Langeweile für einige Stunden zu entkommen, sagt Eddie im Gespräch mit ND. Er sitzt seit fünf Jahren in Matagalpa ein und hilft Cuaresma und seinen Kollegen einmal im Monat bei der Ausleihe. »Die Bücher werden aber auch als Ergänzung zum Unterricht genutzt«, so der Nicaraguaner. Im Gefängnis ist es für die Gefangenen möglich, einen Schulabschluss nachzuholen. Etwa 100 Gefangene leihen an diesem Tag rund 200 Bücher aus.“

Die Finanzierung des Bibliobus und der Deutsch–Nicaraguanischen Bibliothek erfolgt unter anderem durch den Verein „Pan y Arte„, dessen Vorsitzender der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf ist. Gründer des Vereins war der bekannte deutsche Schauspieler und Moderator Dietmar Schönherr. Die Bibliothek ist seit 2001 mit rund 12. 000 Büchern in spanischer Sprache im Stadtviertel „Linda Vista“ (schöner Ausblick)  der Stadt Managua untergebracht. Seit August 2009 ist die Österreicherin Tina Reiter für die öffentliche Bibliothek und zwölf MitarbeiterInnen verantwortlich. Im letzten Jahr wurden ca. 9.000 Bücher im Bibliobus und rund 45 000 Bücher in der Bibliothek ausgeliehen. Besonders im Fokus steht die Projektarbeit mit Kindern der Primar- und Sekundarstufe in der Bibliothek sowie mit Schulen und anliegenden Armenvierteln, aber auch mit Kindern auf dem Lande. Weiterlesen

[Kurz] Digitale Marmelade nur gegen Bares

Der Börsenverein kämpft mit den Slogans von zwölf Autoren und Illustratoren gegen Internetpiraterie:
Milena Mosers „Mein Buch gehört mir!“ und Keto von Waberers „Aus Früchten vom Baum des Autors sollte niemand digitale Marmelade machen dürfen, ohne dafür zu bezahlen.“ stehen auf ständig wechselnden Baustellenschildern, welche die Aufmerksamkeit der Passanten auf der Frankfurter Buchmesse auf sich ziehen sollen, um so auf Internetpiraterie aufmerksam zu machen.

„Wissen ungehindert weiterzugeben, den Zugang zur Literatur zu vereinfachen und so Innovationen und Bildung zu fördern sind zentrale Anliegen der deutschen Buchbranche“, so Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis zum Auftakt der Aktion. „Die deutschen Verlage, Buchhandlungen und Autoren begrüßen ausdrücklich die Chancen der Digitalisierung, aber es darf nicht dazu führen, dass deutsche Verlage durch illegales Kopieren de facto enteignet werden.“

Im Beitrag werden Schätzungen geliefert, denen zufolge 49 Prozent aller Hörbuch-Downloads und 39 Prozent aller E-Book-Downloads illegal seien. Der wirtschafltliche Schaden der Raubkopierer sei erheblich. Die Verfolgung solll vor allem auf juristischer Ebene erfolgen. Dem rechtsverletzenden Nutzer soll durch seinen Provider zunächst rechtliche Konsequenzen angedroht werden, wenn sie im Internet ohne Erlaubnis mit geschützten Inhalten handeln(!) oder solche Inhalte von illegalen Websites herunterladen. Wenn es wiederholt zu Verstößen kommt, sollen die Nutzer abgemahnt werden.

Quelle:
Digitale Marmelade : Börsenverein positioniert sich gegen Internetpiraterie via Börsenblatt.net

Der Kindle in Deutschland

Nach dem um 2000 künstlich verursachten Hype ums E-Book, mit dem die Anbieter damals baden gegangen sind, scheint das E-Book acht Jahre später endlich seinen Durchbruch zu schaffen. Ein Beispiel ist E-Book-Reader Kindle, den Amazon endlich nach Deutschland bringt. So wird vermutet, dass das Gerät auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2008 seine Deutschland-Premiere haben könnte.
Der Chef von Amazon Deutschland sprach mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung1 und bestätigte, dass der Reader Kindle die Erwartungen des Unternehmens in den USA mehr als nur übertroffen habe.

„Wir wissen, dass viele Kunden auch außerhalb der USA daran interessiert sind, den Kindle zu kaufen, und dementsprechend wollen wir den Kindle auch in anderen Ländern zur Verfügung
stellen“

Die FAZ-Sonntagszeitung will aus Branchenkreisen erfahren, haben, dass das Lesegerät in Deutschland bereits zum Herbst in den Handel kommen könnte. Amazon war aber nicht bereit, einen Termin zu nennen.
Englischsprachige Inhalte für das Lesegerät liegen bereits in ausreichender Zahl vor. 145.000 Titel sind sowohl als Kindle-Version als auch als Buch erhältlich, 12 % davon werden in digitaler Form erfolgreich verkauft.

Quellen:
Die Bibliothek ist immer dabei (kostenpflichtig) FAZ Sontagszeitung
Amazon bringt E-Book-Reader Kindle nach Deutschland via golem.de
Amazons E-Book-Leser kommt nach Deutschland via heise online

  1. (kostenpflichtig) []

Bibliotheken als Testorte für Spielesoftware

Um Spielesoftware im Rahmen des Kindersoftwarepreises „Tommi“ effektiv testen zu lassen, werden in einer Kooperation mit Sony, Nintendo und Microsoft Großstadtbibliotheken mit den entsprechenden Geräten und der Software ausgestattet.
Dazu Gabriele Beger (Vorsitzende DBV):

„Heute sind auch Computer- und Konsolenspiele für den Zugang zum Wissen und für die Erlangung von Informations- und Medienkompetenz hervorragend geeignet. Es kommt nicht auf den Träger einer Information an, sondern stets auch auf den Inhalt. Es gibt ja schließlich auch ganz schreckliche Bücher.“

Die 3 Tommi-Preise werden dann auf der Frankfurter Buchmesse vergeben.