eLearning-Konzept der UB Würzburg unterstützt das „Studieren ohne Grenzen“

Christiane Maibach stellte am 17.06.2010 auf dem Bayerischen Bibliothekstag das E-Learning-Konzept der UB Würzburg vor. Da der Vortrag so interessant war, werde ich jetzt doch noch darüber berichten, obwohl der Bibliothekstag schon einige Wochen zurück liegt.

Das Konzept der UB Würzburg entstand in den letzten Jahren. Ziel war es, kein isoliertes Lernen zu schaffen, sonder ein integriertes. Nun kann man den Begriff eLearning sehr unterschiedlich auffassen. So kann man eLearning mittlerweile selbstverständlich als Teil der Lehre und als vernetztes Lernen begreifen. Es hat die Diskussion um Didaktik und Methodik in der Hochschullehre (Präsenzlehre) wiederbelebt. Es kann auch als ein Lernen mit neuen Mitteln verstanden werden. Durch eLearning wird ein Mehrwehrt gegenüber der Präsenzlehre geschaffen.

Um diesen oben genannten Anforderungen zu genügen setzt man auf drei verschiedene Bausteine in Würzburg, den WueCampus, CaseTrain und E-Tutorials. Hinter jedem dieser Angebote stehen verschiedene Grundideen.

1. WueCampus
Der WueCampus basiert auf Moodle, welches an der ganzen Uni eingesetzt wird. Darunter kann man einen virtuellen Kursraum verstehen. Über Moodle werden die elektronischen Semesterapparate bereitgestellt, die nur den Teilnehmern der entsprechenden Kurse zugänglich sind. Die Bibliothek nutzt WueCampus für ihre Informationskompetenzkurse mit ETCS-Erwerb. Sie dienen als Ergänzung der Präsenzlehre, sind aber auch keine reine Materialsammlung. Einerseits werden über Moodle Nachrichten und Informationen zum Kurs weitergegeben (einseitig), über ein Kursforum aber auch die Kommunikation untereinander unterstützt. Das Forum wird gut angenommen und für den kursspezifischen Informationsaustausch genutzt. Ein Glossar zur Informationskompetenz und ein FAQ können ebenfalls von den Studierenden ergänzt. Die Ergänzungen werden aber durch die Bibliothekare (Fachleute) moderiert.

Die zugrundeliegende Präsenzveranstaltung findet in 2 x 4 Stunden langen Präsenzblöcken statt. Zwischen den Blöcken gibt es eine Selbstlernphase und der Kurs endet mit einer Multiple-Choice-Klausur, die mit 50% richtig beantwortet sein muss, um den Kurs zu bestehen. Im ersten Teil erhalten die Teilnehmer Informationen zur Bibliothek, einen Rundgang, eine Vorstellung von Fachinformationsmitteln für ihr Fach und Hinweise rund um die Wissensorganisation incl. Literaturverwaltung und Urheberrecht. Dann gibt es Übungen zu den einzelnen Teilbereichen.

Für die Selbstlernphase setzt man auf CaseTrain. In Moodle selbst werden Materialien zur Verfügung gestellt, Skripte, die als Grundlage für die Klausur dienen, Übungsaufgaben, Links zu E-Tutorials, Videos und auch Podcasts. Bei den gestellten Aufgaben setzt man auf die Vermittlung von Medienkompetenz. Die Kursteilnehmer sollen sich auf einer „Spielwiese“ mit verschiedenen Tools, z.B. Wikis auseinandersetzen, die das wissenschaftliche Arbeiten erleichtern können.

2. CaseTrain
Bei diesem eLearning-Angebot wird auf fallbasierte Lerneinheiten gesetzt. Das Angebot selbst ist nur innerhalb des WueCampus zugänglich und wir aktiv an die Anforderungen der Präsenzlehre angepasst (Blended Learning). Die Fälle dienen der Klausurvorbereitung, der Selbstkontrolle und der Kursnachbearbeitung. Die Bibliothek benutzt dieses Angebot auch für eine halbautomatische Klausur.

Ein kleiner Avatar begleitet die Studierenden. Er gibt eine kurze Einleitung. Bei den Übungen werden Multiple-Choice-Fragen gestellt und auf Wunsch erhalt man auch eine kurze Erklärung des Ergebnisses. Ein Fall besteht dabei aus ca. 10 Fragen. Jeder Fall kann im Anschluss auch kurz evaluiert werden. Eine mit CaseTrain durchgeführte Klausur bringt einige Vorteile für die Bibliothek mit. Der Name des Prüflings wird mit der durch das Programm generierten Liste Verknüpft. Auch die Klausurergebnisse werden automatisch überprüft. Die einzelnen Fragen können so variiert werden, dass jeder Prüfling eine völlig andere Klausur erhält. Für den Prüfenden gibt es eine Auswertung, welche Fragen richtig und wie oft richtig beantwortet worden sind. So lässt sich der Schwierigkeitsgrad der Fragestellung besser überprüfen. Wenn alle die Frage richtig beantwortet haben, war sie zu leicht, wenn alle sie falsch beantwortet haben, war sie unverständlich oder zu schwer.

3. E-Tutorials der UB Würzburg
Im Gegensatz zum WueCampus und den CaseTrain sind die E-Tutorials frei zugänglich. Sie dienen als kleine Bedienungsanleitungen, um Datenbanken und andere Suchservices besser verstehen zu können. Die Tutorials sind kleine Flashfilme, die selbständig ablaufen und einfach durch zuschauen konsumiert werden. Die E-Tutorials werden dabei so verlinkt, dass sie unmittelbar beim eigentlichen Service zu finden sind, z.B. bei Datenbanken auch in DBIS. Die E-Tutorials basieren auf einer Powerpoint-Datei, die in Flash konvertiert wird, um so eine schnelle Aktualisierung, z.B. bei Layout-Änderungen zu ermöglichen.

Wichtig ist eine kontinuierliche Evaluation der einzelnen eLearning-Angebote. Welche Schwerpunkte werden von den Studierenden gewünscht. wie werden Übersichtlichkeit und Zugang beurteilt? Ist das Angebot leicht bedienbar und ist die Lerneinheit nicht zu lang? Bestehen Kommunikationsmöglichkeiten und werden diese sinnvoll genutzt? Wird das eLearning sichtbar und sinnvoll/ergänzend in die Präsenzlehre eingebunden? WueCampus und CaseTrain wurden gut beurteilt. Bei den E-Tutorials gab es bisher in Würzburg kaum Rückmeldungen. Hier läuft eine Evaluierung erst seit Mai.

Würzburg möchte WueCampus zukünftig auch für Schülerführungen einzusetzen und das Angebot stärker evaluieren. CaseTrain soll überarbeitet werden. Die E-Tutorials werden durch neue und E-Tutorials aus der Bayerischen Kooperation ergänzt und ältere Lerneinheiten werden überarbeitet.

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Aus aktuellem Anlass: Der diesjährige Gewinner des “Libraries Change Lives Award” ist die Bibliothek der Haftanstalt von Saughton (Edinburgh)

Eine Gefängnisbibliothek in Edinburgh, welche erst im November 2008 eröffnet wurde, erhielt vorgestern im Rahmen der Libraries Change Lives Konferenz (in London) den Libraries Change Lives Award. Das Chartered Institute of Library and Information Professionals (CILIP) ist der Ausrichter der Konferenz und Sponsor des Preises. Die Auszeichung belohnt gute und innovative Bibliotheks- und Informationsprojekte, welche Menschen zusammenbringen, Nutzer einbeziehen und  das Leben von Menschen verändern. Die Gefängnisbibliothek setzte sich damit gegen andere innovativen Initiativen und Projekte aus Manchester und London (Bezirk Barking und Dagenham) durch. Hierfür erhielt sie eine Trophäe und 5.000  britische Pfund. Sie ist die einzige Bibliothek in Schottland mit einer Warteliste. Den Gutachtern zufolge übt die Bibliothek einen bemerkenswert positiven  Einfluss auf alle Insassen und Mitarbeiter aus. Das bei der Errichtung der Bibliothek vorgebene Ziel war es, eine soziale Inklusion für alle Insassen zu verwirklichen, indem ihnen Weiterbildungsmöglichkeiten und Berufsperspektiven aufgezeigt und angeboten werden, um ihnen den Übergang von der Haft in die Freiheit zu erleichtern.  Dies wird durch ein einladendes Design und eine moderne Ausstattung (z.B. Laptops und Schreibtische) gewährleistet, wobei die Häftlinge bei der Gestaltung und dem Bau der Inneneinrichtung aktiven mitwirkten. Außerdem wird den Insassen nicht nur dabei geholfen ihre Lesefähigkeit zu verbessern, sondern ihnen auch bei der Erstellung ihrer Lebensläufe und Bewerbungen  Hilfestellung gegeben. Eine weitere Besonderheit ist die Tatsache, dass dort Häftlingen Fähigkeiten und Kompetenzen eines Bibliothekars vermittelt werden. Betrieben wird die Bibliothek aber von der erfahrenen „Berufsbibliothekarin“ der Stadtbibliothek von Edinburgh, Kate King. Sie und einige Häftlinge kommen im folgenden Video zu Wort.

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[CfP] Abstracts für den 100. Bibliothekartag vom 7. bis 10. Juni 2011 in Berlin erwünscht

Es ist der 100. Bibliothekartag, der vom 7. – 10. Juni 2011 in Berlin stattfindet. Für diese Jubiläumsveranstaltung ist nun der Call for Papers draußen. Für neun Themenbereiche können nun die Abstracts und Vorschläge für Einzelbeiträge und Blockveranstaltungen eingereicht werden.

1. Blick auf die Informationslandschaft (u.a. braucht die Gesellschaft noch Bibliotheken? Wie sehen Nichtnutzer und Nutzer Bibliotheken? Wie reagieren wir darauf? / Was erwartet die Gesellschaft, was erwartet die Wissenschaft von Bibliotheken? Was sind unsere Angebote? / Informationsverhalten im Wandel)

2. Gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen (u.a. Bibliotheksgesetze, Urheberrecht, Open Access versus Personen- und Datenschutz / Bibliotheken in der Finanzkrise / Bibliotheken und Verlage / Bibliotheken als Kultur- und Bildungseinrichtungen, aber auch als deren Partner / interkulturelle Bibliotheksarbeit / Engagement und Ehrenamt)

3. Berufsbild: gestern – heute – morgen (u.a. Ausbildung, Fortbildung / Veränderungen der Anforderungen und Aufgaben)

4. Berufsethik (u.a. Mitarbeitermotivation / kollegiales Verhalten / Informationsethik / Datenschutz)

5. Bibliothek als Ort: real und virtuell (u.a. Informationsräume / Bibliotheksbau / Barrierefreiheit / Lernort Bibliothek / Kommunikationsort Bibliothek / Bibliothekspräsenz im WWW)

6. Bewahren des kulturellen Erbes (u.a. Digitalisierung: Kosten und Nutzen / Bestandserhaltung / Kooperationen)

7. Konzepte und Strategien im Wandel (u.a. Erwerbungsmodelle / Erschließungskonzepte / von der Auskunftstheke bis zum 24Stunden-Chat / Zielgruppenspezifische Angebote / Teaching Library)

8. Bibliotheksmanagement im 21. Jahrhundert (u.a. Modelle der Reorganisation / neue Anforderungen und Aufgaben für Bibliothekare / demografischer Wandel / Personalmanagement / leistungsabhängige Bezahlung)

9. Bibliotheken X.0 (u.a. neue Informations- und Kommunikationstechnologien / „mobile Bibliothek“ / „Social Software“ / innovative Formen des Catalog Enrichment)

Die Abstracts müssen elektronisch eingereicht werden. Weitere Formalia finden Sie im Call for Papers.

Es wird noch einen späteren CfP geben, denn es wird erstmals zwei Veranstaltungen geben, bei denen Kurzvorträge (je 5 Minuten) zu ganz aktuellen Themen gehalten werden sollen. Eng verbunden werden diese Veranstaltungen mit dem Angebot der Zukunftswerkstatt, welche den Bibliothekartag wie den letzten Bibliothekskongress mit erlebbaren Innovationen bereichern möchte.

Jetzt muss ich noch mit mir einig werden 😉 , ob ich über etwas Interessantes berichten kann und daher aktiv teilnehme. Bis zum 30.09.2010 ist ja nicht mehr all zu viel Zeit.

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In der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek steht die Zeit still

Es ist laut in der Bibliothek des Vatikans und bis zum 20. September wird sich daran nichts ändern. Die Bibliothek ist ganz in den Händern der Bauarbeiter seit dem 14.07.2007.

Eine der wertvollsten Sammlungen der Welt macht einfach Pause; ihre Schätze werden bewahrt, aber die Forschung ruht.

Neben dem Geheimarchiv des Papstes, das als geheim gilt, weil es auch heute nur denen offen steht, die ein begründetes Forschungsinteresse haben, wird die Bibliothek viel zu wenig beachtet, welche die päpstliche Sammelleidenschaft fasst. Für die Bibliothek gab es bereits im 8. Jahrhundert einen Bibliothekar. Die heutige Sammlung geht auf Papst Nikolaus V. zurück, der 1447 den Grundstock legte. Heute umfasst sie zwei Millionen Bücher und Manuskripte inclusive 150.000 Handschriften, über 8.000 Inkunabeln und 300.000 Münzen und Medaillien. Die drei Jahre Pause machen da doch nichts gegenüber der auf Ewigkeit angelegten Sammlung.

Allie_Caulfield, CC-BY

Vatikanische Museen Bibliotheca, Allie_Caulfield, CC-BY

Der 76jährige Geschichtsprofessor Raffaele Kardinal Farina, Mitglied der Kurie, leitet die Bibliothek und er macht deutlich, dass bis Ende September die Umbauarbeiten fertig sein müssen, auch wenn es keine große Wiedereröffnungsfeier geben wird. Man wird die Bibliothek einfach aufmachen, da die Nutzer schon warten. Zu Heraushebung der Wiedereröffnung wird es im November ein Symposion geben und Papst Benedikt XVI. wird wohl auch vorbeischauen.

Bei den Umbauarbeiten wurden in das altehrwürdige Gebäude der Bibliothek zwei große Lifte eingebaut, um die Verkehrsströme der Besucher besser leiten zu können. Die Baukosten von ca. sechs Millionen Euro waren eigentlich viel zu wenig für das, was getan werden musste. Daher wurden viele Tätigkeiten und Materialien gespendet. Der Außenlift, der die Werkstätten mit den Labors und den Lesesaal mit den Handschriftendepots verbindet, ist zum Beispiel eine Spende. Neben dem Gefallen für Gott und Kirche ist das Sponsoring auch eine gute Werbung und steuerlich absetzbar. Dass das nicht immer ästhetisch schön ist, zeigen dabei die Werbebanner an den Kolonnaden des Petersplatzes, welche nach Fertigstellung der Bibliothek wieder verschwinden. Vermutlich noch ein Grund, warum man bis 20. September fertig sein möchte…
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Onleihe – und jährlich grüßt das DRMurmeltier…

Wenn man dem Auftreten des Web-Dienstleisters DiViBib als Anbieter der Onleihe und der Verbreitung seines Angebotes bei Öffentlichen Bibliotheken glaubt, ist ein Überleben der Bibliotheken in einer digitalen Welt nur so möglich. Ben Schwan schreibt beim Blog der Heise Technology Review über die Onleihe, bei der die teilnehmenden Bibliotheken nun einen Teil ihrer Bestände gleich in digitaler Form online anbieten können.

Genauer betrachtet ist das Bild, welches Herr Schwan zurecht zeichnet ernüchternd. Ja, immer mehr Medien liegen digital vor und auch E-Books und E-Book-Lesegeräte erobern einen Markt. Natürlich ist es sinnvoll – nein, es ist notwendig -, dass Bibliotheken hier ein Angebot machen. Bei der Onleihe wird hier ein virtueller Gegenstand ausgeliehen, der dann für eine bestimmte Zeit (Stunden, Wochen) genutzt werden darf. Gegebenenfalls kann man diese Fristen auch verlängern. Das ist analog das gleiche Prinzip wie in der realen Welt und der einzige, mir erschließbare Vorteil liegt darin, dass ich dafür mein Sofa nicht mehr verlassen muss.

Bis jetzt nutzen das Onleihe-System über 130 Bibliotheken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch der Verband öffentlicher Bibliotheken Berlins (VÖBB) hält derzeit knapp 15.000 Medien in dieser Form (VoeBB24) für die Ausleihe und Nutzung bereit. Voraussetzung für die Ausleihe ist der ganz normale Bibliotheksausweis. E-Books, Hörspiele, Filme, Videos und auch E-Paper können dann bequem digital entliehen werden. Gerade die E-Paper wie „Spiegel“, „FAZ“, „Süddeutsche Zeitung“ oder das „Manager Magazin“ werden sehr gerne genutzt, aber insgesamt ist das Angebot noch nicht zufriedenstellend:

Das Angebot reicht von eher unbekannteren Sachbüchern bis hin zu einigen Bestsellern.

Das Formatproblem konnte seit der Einführung der Onleihe nicht gelöst werden. Ton- und Filmdateien sind durch einen digitalen Kopierschutz (Digital Rights Enforcement) geschützt, welches dafür sorgt, dass Dateien nur mit dem Windows Media Player 11 abgespielt werden können, d.h. dessen Kopierschutz funktioniert zur Zeit nur unter Windows. Besitzer anderer Betriebssysteme sind daher von der Nutzung des Onleihe-Angebots ausgeschlossen. Bei tragbaren Abspielgeräten und Handys, auf die man während der Leihfrist die Medien übertragen kann, müssen ebenfalls mit Windows Media 11 oder mit Windows Mobile arbeiten. Apple-Jünger sehen hier alt aus.

Das Problem ist seit Jahren bekannt, aber es besteht seitens des Anbieters scheinbar / ganz offensichtlich kein Interesse, andere Lösungen zu finden und man richtet sich in den bestehenden Lösungen ein. Die Möglichkeit, überhaupt Zugang zu Informationen zu erhalten, wird dabei den Einschränkungen durch DRM übergeordnet. Bibliotheken akzeptieren diese Einschränkungen mit Hinweis auf die große Verbreitung des Microsoft Betriebssystems und halten somit an einem althergebrachten Geschäftsmodell (1:1 Zugang zu einem Medien) weiterhin fest, anstatt nach tragbaren Online-Lösungen zu suchen. Auf Dauer ist dies so nicht akzeptabel.

Mehr dazu:
Onleihe – eine neue Dienstleistung zahlreicher Bibliotheken, Bibliotheksportal, 11.02.2010
Fenn, Jürgen: Ernüchternde Erfahrungen mit der Onleihe, Schneeschmelze, 25.11.2009
Böhner, Dörte: Onleihe verschärft das Zugangsproblem, 06.10.2009
Hauschke, Christian: Onleihe – Kosten und Nutzen, Infobib, 14.01.2008
Sladek, Reiner: Onleihe nur für Microsoft-User, Telepolis, 03.09.2007

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“Le Labo BnF” in der Bibliothèque François Mitterrand: Ein zeitgemäßer Ort für neue Technologien und Nutzer

Vor fast genau einem Monat, am 2. Juni hat die Nationalbibliothek Frankreichs (BnF), die Bibliothèque François Mitterrand das sogenannte „Labo BnF“ eröffnet.  Die Zeitung „Le Figaro“ betonte, dass die zur Eröffnung 1996 vergebene Einschätzung über die Bibliothèque François Mitterrand nun Wirklichkeit wird, dass es sich bei der BnF mit dem „Labo“ um eine neue Art von Bibliothek handelt:  „N’avait-on pas dit, à l’époque de sa construction, qu’elle serait une bibliothèque «d’un genre nouveau»?“  Zu diesem Zeitpunkt war man sich vielleicht noch nicht der Außmaße und der zukünftigen (möglichen) Rolle der Bibliothek  bewußt. Spätestens jetzt wird klar, dass es sich bei der Funktion des damals (1996)  neuen Baus der Bibliothek, um eine neue und zusätzliche Aufgabe handelt, den Menschen die Befürchtungen und Ängste vor den neuen Technologien zu nehmen. Letzteres betont der Direktor Bruno Racine in vielen Stellungnahmen.  „Labo BnF“ erstreckt sich auf einer Fläche von 120 m² und ist jeden Montag von 14-19 Uhr, Dienstag bis Samstag von 10-19 Uhr und an den Sonntagen von 13-19 Uhr geöffnet. Im Gegensatz zur kostenpflichtigen und aktiven Nutzung der Nationalbibliothek, ist dieser Bereich für alle Besucher frei zugänglich, unabhängig davon, ob jemand über einen Ausweis verfügt oder nicht. Dieser neugeschaffene Raum ist das erste öffentliche „Experimentierlabor„, dass den NutzerInnen ermöglicht die neuen Technologien des Lesens (E-Books), des Schreibens (z.B. elektronische Tinte) und des Web 2.0 näher zu bringen. Den Besuchern wird auf die „userorientierte“ Weise ein anderer Zugang zum Bestand der Bibliothek gewährt. Gibt es denn vergleichbare deutschsprachige Bibliotheken, die ähnliche Dienstleistungen zum Ausprobieren anbieten und Räume hierfür zur Verfügung stellen?

Die BesucherInnen werden im Eingangsbereich des „Labo BnF“ auf einen riesengroßen Multitouch-Bildschirm stoßen, wo der Zugang auf tausende digitalisierte Bestandsdaten möglich ist. Diese „Auswahlmauer“ stammt aus den USA und ermöglicht eine Übertragung der Daten auf Terminals oder auf elektronische Lesegeräte und ist das erste Gerät seiner Art, das jemals in Europa installiert wurde.  Die „Mauer“ mag im Betrachter Assoziationen mit  dem Film Minority Report von Spielberg wecken. Es ist möglich mit einem Stift auf digitalem Papier zu schreiben. Der Bildschirm verfügt über ein Augmented-Reality-System, wo die Öffentlichkeit zum Beispiel 3D-Modelle eines Theaters sehen kann. Darüber hinaus gibt es noch einen digitalen Koran von der Größe einer Streichholzschachtel und viele andere Technologien. Das “Labo BnF” verfügt auch über einen Twitteraccount und über ein Blog. Weitere Hightlights sind das sogenannte „Storytelling“, das iPad und der Einbeziehung der Kognitionswissenschaften in Form von Robotern. Diese wurden vom Institut des Systèmes Intelligents et de Robotique (ISIR) entwickelt und  vor allem dafür verwendet nicht-frankophonen Besuchern und Menschen mit Behinderung beim Zugang zu den neuen Technologien behilflich zu sein. Zur Vermittlung der Technologien finden auch Konferenzen und themenbezogene Workshops statt. Weiterlesen

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Das Magazin der Zentralbibliothek von Manchester

Das folgende Video mit dem Titel The Stacks“ und dem Zusatz  „Entdecke die verborgenen Tiefen der Zentralbibliothek“, stammt von David Woodcock. Auf dem ersten Blick erinnerten mich die ersten im Film gezeigten Regale an die der Bibliothek der Freien Universität Berlin mit ihrem offenen Magzin. Unterhalb der Great Hall, dem Herzen der Bibliothek, liegt das sich auf vier Stockwerke erstreckenden Magazin.  Es besteht aus ca. 22 Meilen von Regalen und wurde für die Speicherung von etwa einer Million Bücher konzipiert. Die Magzine enthalten die ältesten und wertvollsten Schätze der Bibliothek. Pünktlich zur Wiedereröffnung der Bibliothek im Jahr 2013, werden die Ende des Jahres ausgelagerten Beständen wieder an ihren Platz zurückkommen. Seit dem 16. Juni ist die Zentralbibliothek wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Der Standort im Elliot House, 151 Deansgate übernimmt seit Montag, den 28.06. 2010, ersatzweise die Funktion der Zentralbibliothek.  Außerdem arbeitet die Bibliothek am größten Retrokatalogisierungsprojekt in England und verfügt über ein Bibliothekstheater, das am 4. Juli seine letzte Aufführung vor den Renovierungsarbeiten haben wird.

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Bibliothek der Verbotenen Bücher (Postdam) und der Verbrannten Bücher (Augsburg)

Die nach ihrem finanziellen Unterstützer benannte Norbert-Fiebelkorn-Stiftung trägt einen Verein, der sich mit dem Aufbau einer Bibliothek beschäftigt. In dieser Bibliothek sollen Bücher stehen, die während der Zeit des Faschismus verboten waren. Ergänzt werden sollen diese durch Biographien von Antifaschisten. Seit Ende April kann man die „Brandenburger Bibliothek der im Faschismus verbotenen Bücher“ in der Hessestr. 19 in einem ehemaligen Maler-Lager und Konsum-Laden finden.

Der „Fritz Teppich Verein“, der den Namen des heute 92-jährigen Spanienkämpfers und Kommunisten trägt, hat von diesem ca. 600 Bücher in spanischer und portugiesischer Sprache als Schenkung erhalten. Dies ist noch zu wenig, um die Regale zu füllen, so dass der Vereinsvorsitzende Herbert Driebe für Spenden von Büchern zu diesem Thema offen und dankbar ist. Geld für Ankäuf in Antiquariaten fehlt und zur Zeit kommen leider nur wenige Spenden, so der Vereinsvorsitzende.

Er vermutet, dass nach der Wende und auch danach viel weggeschmissen wurde, »weil die Kinder damit nichts anfangen konnten«. Das sei sehr schade. Wer etwas besitzt, das in die Sammlung passen könnte, und es abgeben möchte, soll sich bei Driebe melden. Der 55-Jährige übernimmt auch komplette Bibliotheken und sucht sich das Passende heraus.

Die Bibliothek soll ab Herbst zu regulären Öffnungszeiten zugänglich sein. Ziel des Vereins ist es, möglichst viele der einst verbotenen Bücher zugänglich zu machen. Auch mit aktuelleren Werken zu dieser Zeit will man einen Beitrag im Kampf gegen Rechts leisten.

Durch Stiftung und Verein werden auch weitere Aktivitäten geplant, z.B. Projekte für Schulklassen, die Vorstellung unbekannter Autoren und Liedermacher sowie eine Lese-Filmreihe zu cineastischen Buchadaptionen. Zur Zeit finden bereits regelmäßig Lesungen statt.

Kontaktdaten für Ihre Spenden finden Sie im Beitrag von Maja Starke.

Eine ähnliche Sammlung befindet sich mit der Salzmann-Sammlung an der Unibibliothek in Augsburg. Die „Bibliothek der Verbrannten Bücher“ besteht aus ca. 12.000 Bänden. Diese Erstausgaben von Werken, die während des Nationalsozialismus verbrannt worden waren, werden zur Zeit katalogisiert. 4.000 der 12.000 Bände werden wohl Dubletten sein.

Die neuen Räume für diese Sondersammlung in der Universitätsbibliothek Augsburg warten bereits auf die Bücher. Die Sammlung soll der Öffentlichkeit erstmals am 15. Juli im Rahmen des Tages der Offenen Tür präsentiert werden.

Zur Eröffnung (13.00-13.15 Uhr) der Sondersammlung werden ab 13.15-14.00 Uhr ausgewählte Texte deutscher „verbrannter“ Schriftsteller durch ProfessorInnen der Universität gelesen und Herr Salzmann (14.00-14.30 Uhr) wird über seine Sammlung sprechen. Nach einer halbstündigen Pause werden SchauspielerInnen des Augsburger Theaters die Lesung aus weiteren Werken fortsetzen. Von 15.45-16.15 Uhr stellt sich Herr Salzman den Fragen der Besucher. (Siehe Programm „Schatzinsel des Wissens – 40 Jahre Universität Augsburg“, S. 74)

Quellen:
Fritsche, Andreas: Sammlung einst verbotener Bücher, Neues Deutschland, 26.05.2010
Starke, Maja: Bibliothek verbotener Bücher : Stiftung sucht Buchspender, plant Lesungen und Aktivitäten für Schüler, Märkische Allgemeine

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