Aus aktuellem Anlass: Die Stadtteilbibliothek in Bottrop-Boy wird nun endgültig geschlossen

Am 15.11. beschloß der Rat der Stadt Bottrop die Stadtteilbücherei sterben zu lassen.Bottblog berichtete über die Abstimmungsergebnisse:

Gegen die Schließung haben gestimmt: die Grünen, die DKP, die ÖDP, die Linke sowie die SPD-Ratsmitglieder Franz Ochmann, Josef Weiner und Michael Schajor. Für die Schließung haben alle übrigen Ratmitglieder der SPD, CDU und FDP votiert.”

Gelebte Integration in Bottrop bedroht” hieß es noch am 15.02.2011 durch Dörtes Blogeintrag. Im Juli war die Situation dann schon akut und es wurden Flaschmobs abgehalten und es gab Fernsehberichte. Zur Erinnerung zwei weitere Videos, welche vom Kunstkreis Bottrop e. V. und Herrn Sahin Aydin stammen, die auf Bottrop TV gesendet wurden. Vielleicht können diese Videos eine Anregung sein, wie Kommunalpolitik gemacht wird. Letztendlich wurde demokratisch abgestimmt und es war seit Monaten wohl deutlich, wie die Entscheidung ausfallen wird.

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Brückenbauen zwischen Kulturen und Sprachen am Beispiel der Katholischen Öffentlichen Bücherei Ochsenhausen

„Die Muttersprache ist „Verbündete“ und nicht „Feindin“ der Fremdsprache. Sie bahnt den Weg für alle weiteren Sprachen: „Die Muttersprache hat uns Augen und Ohren aufgetan für grundlegende grammatische Mechanismen.“ (Butzkamm 1999, S.309) Wo nur die deutsche Sprache erlaubt ist, wird ein Kind von seinen Wurzeln abgeschnitten. Damit verliert es den Zugang zu den Wurzeln der eigenen Sprachentwicklung, zu seinem Betriebssystem.

Barbara Sckell

Der folgende Film zeigt die Bedeutung des Brückenbauens zwischen der Katholische Bücherei Ochsenhausen St. Georg (Diözese Rottenburg-Stuttgart) und den nichtkatholischen AnwohnerInnen, die oftmals aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte stammen. Die Bücherei ermöglich den Kindern Bücher in ihrer Muttersprache auszuleihen, was bei einer deutschen und katholischen Bücherei keine Selbstverständlichkeit ist, dass es Bücher auf türkisch gibt. Es scheint in dieser Bücherei und der Gemeinde ein Bewußtsein zu geben, dass Deutsch zu lernen alleine nicht ausreicht. Aktuell zum bundesweiten Vorlesetag, der morgen beginnt, will ich an dieser Stelle ein Plädoyer an alle katholischen, evangelischen und sonstigen konfessionell ausgerichteten Gemeindebüchereien richten, das von Barbara Sckell stammt:

(Katholische) Öffentliche Büchereien sind für alle offen und erlauben damit einen niederschwelligen Zugang zu Medien und kultureller Bildung und unterstützen das lebenslange Lernen. Wenn diese einen gleichberechtigten Zugang für alle Personen bieten, ungeachtet der Herkunft oder Muttersprache, ermöglichen Büchereien eine aktive Teilnahme an sozialem Leben und Bildung. Auch das ist Barrierefreiheit.”

Ein Einführungsvideo der Universitätsbibliothek Stockholm: "Hidden Treasures and Everyday Uses"

Aus aktuellem Anlass: Die Anton-Saefkow-Bibliothek in Berlin-Lichtenberg erhält heute den Preis als Bibliothek des Jahres 2011

Die Nachricht, dass die Anton-Saefkow-Bibliothek in Berlin-Lichtenberg Bibliothek des Jahres 2011 ist, war ja schon länger bekannt. Zum heutigen “Tag der Bibliotheken” wird am Abend im sächsisches Großenhain die Karl-Preusker-Medaille an Bundespräsident a. D. Horst Köhler verliehen, mit dessen Nominierung doch auch einige auch aus der Bibliothekswelt ihre Verwunderung, ihr Unverständnis und ihre Skepsis offen zeigten. Zum Start der bundesweiten Bibliothekswoche (24.-31.10.) wird der Preis von 30.000 Euro vom Deutschen Bibliotheksverband e.V. und der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius zum zwölften Mal vergeben. Es war vor allem das ganzheitliche Konzept, was letztendlich die Jury von der Anton-Saefkow-Bibliothek überzeugte hatte. Wie Nikolaus Bernau bereits am 14.06. in der Berliner Zeitung im Artikel “Mehr Migranten an die Ausleihe” erwähnte, befindet sich die Anton-Saefkow-Bibliothek inmitten eines typischen DDR-Plattenbauviertels in Lichtenberg. Welches Signal kann aber durch die Verleihung an andere Bibliotheken ausgehen? Es reicht heutzutage nicht architektonisch modern und bildungsbürgerlich aufzutreten, sondern auch die sozialen Unterscheide im Stadtteil aufzugreifen und die unterschiedlichen EinwohnerInnen, welche bespeilsweise aus der ehemaligen Sowjetunion und Vietnam stammen, “mitzunehmen” und ihnen einen adäquaten Service zur Verfügung stellen:

So vermittelt eine russischsprachige Bibliothekarin nicht nur Bibliotheksangebote, sondern hilft auch beim Umgang mit Ämtern und Bewerbungen. Bibliothekseinführungen für Teilnehmer von Integrationskursen, Bürgernähe durch Angebote als Bürgerinformationszentrum, Sprechstunden des Gesundheitsamts und der Verbraucherzentrale sind weitere Beispiele für die Leistungen des Bibliotheksteams.”

An dieser Stelle möchte ich ein Plädoyer aussprechen, dass Berlins Stadtteilbibliotheken mehr gefördert werden sollen, anstatt zu glauben, dass mit weniger Mitteln immer gute Qualität erreicht werden kann. Im Artikel “Viel mehr als Bücher” von Marijke Engel schreibt die Autorin ein “riesiges Budget brauche man nicht, um gute Arbeit zu leisten”. Das mag ja richtig sein, aber Nikolaus Bernau schrieb Mitte Juni in “Mehr Migranten an die Ausleihe“, dass laut der Bezirkspolitikerin Katrin Framke (Die Linke) Lichtenberg so viel Geld für Bibliotheken ausgebe wie kein anderer Bezirk Berlins. Falls diese Aussage tatsächlich zutreffen sollte und nicht Wahlkampfrhetorik war, verwundert es einem dann schon, dass ein so finanziell klammer Bezirk wie Lichtenberg-Hohenschönhausen das meiste Geld (rund 95.000 € jährlich) für Bibliotheken ausgibt im Vergleich zu allen anderen Stadtbezirken Berlins.

An dieser Stelle sei lobend Elvira Ullmann erwähnt, ohne deren Arbeit die Bibliothek vermutlich diesen Preis nicht erhalten hätte. Herzlichen Glückwunsch und danke für Ihre vorbildliche Arbeit:

Die in Kasachstan geborene Bibliothekarin hangelt sich seit Jahren von einem befristeten Vertrag zum nächsten, aber ohne ihre Arbeit hätte es den mit 30.000 Euro dotierten Preis für die Bibliothek sicher nicht gegeben. Sie sorgt für den 3.000 Medien umfassenden russischsprachigen Bestand, der in ganz Berlin gefragt ist, der aber gerade für die vielen Russland-Deutschen in Lichtenberg ein Schatz ist. Mit ihren Sprachkenntnissen steht sie auch jenen zur Verfügung, die vorne beim Bürgeramt Schwierigkeiten mit den Formularen haben. Elvira Ullmann verfügt über einen Etat von rund 2.000 Euro pro Jahr, für den sie Bücher, CDs, DVDs und Zeitschriften kaufen kann. Sie weiß um die Vorlieben ihrer Klientel, „und ich informiere mich ständig über Neuerscheinungen“, sagt Ullmann.”

Bernau stellte mit seinem Artikel “Mehr Migranten an die Ausleihe” keinessfalls fest, dass es mehr Menschen mit Zuwanderungshintergrund an der Ausleihe arbeiten sollen, sondern, dass es in Berlin generell im Vergleich zum prozentualen Anteil von Migranten an der Stadtbevölkerung viel zu wenig BibliothekarInnen mit Zuwanderungshintergrund gibt. Welche Antworten liefern zukünftig die sich im Entstehen befindliche Koalition aus CDU-SPD, die Ausbildungseinrichtungen und Hochschulen (in Berlin-Brandenburg), welche BibliothekarInnen ausbilden? In der Mittelpunktbibliothek in der  Adalberstr. in Berlin-Kreuzberg konnte dieses Jahr ein Fachangestellter für Medien und Information, der türkischer Herkunft ist, nach seiner Ausbildungnicht übernommen werden, weil der Bezirk kein Geld übrig hatte. An dieser Stelle zitiere ich nochmals Bernau für sein engagiertes Plädoyer für mehr Förderung und mehr Wertschätzung von Bibliotheken, Mehrsprachigkeit und MitarbeiterInnen mit Zuwanderungshintergrund:

So klagen Bibliothekare schon seit Jahren, dass der Anteil von fremdsprachigen Medien weit unterhalb des prozentualen Anteils der eingewanderten Bevölkerung liegt. Auch überwiegen englische, französische und spanische Bücher und Medien bei Weitem diejenigen in polnischer, türkischer, arabischer, russischer oder vietnamesischer Sprache. Und nur ein minimaler Bruchteil der Berliner Bibliothekare hat einen, wie es so unschön heißt, “migrantischen Hintergrund” mit Kenntnis solcher Sprachen. Doch die ist wichtig, wenn etwa Mütter endlich einen Deutsch-Kurs belegen wollen, aber das Buch dazu nicht finden. Die Informationsmaterialien der meisten Bibliotheken gibt es nur in deutscher Sprache. Die Wähler hören zwar gerne Reden über die hundertfach belegte Bedeutung der Bibliotheken für die Integration von Minderheiten. Aber wenn es zum Spruch kommt, plädieren sie eher für eine neue Straße. Ist das in Lichtenberg anders? Kaum. “

 

Aus aktuellem Anlass: Die Schließung der Bibliothekszweigstelle Bottrop-Boy wurde vor kurzem beschlossen

Vor wenigen Monaten berichtete Dörte ja bereits in ihrem Blogeintrag “Gelebte Integration in Bottrop bedroht” über die im Sterben “liegende” “Lebendige Bibliothek” in Bottrop-Boy, die nun im Januar 2012 im Rahmen der Haushaltskonsolidierung getötet werden soll. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Einsparung zweier hauptamtlich Beschäftigter. Momentan arbeiten in dieser Bibliothek schon neun ehrenamtliche Kräfte. Leider sind Kultureinrichtungen, welche die Funktion soziokultureller Zentren erfüllen besonders in den Regionen Deutschlands vom Aussterben bedroht, die durch eine Strukturschwäche und Deindustrialisierung gekennzeichnet sind. Die Unerklärlichkeit solcher politischer Entscheidungen lassen die Vorzüge einer solchen Einrichtung völlig unberücksichtigt:

“In Laufe der Zeit hat sich ein funktionierendes soziokulturelles Projekt entwickelt, das neben den klassischen Aufgaben einer Bibliothek die Integrationsarbeit in den Vordergrund rückt. Die Bibliothek bietet die Möglichkeit, dass sich Deutsche und Migrantenkinder austauschen, gemeinsam miteinander spielen, lesen, singen und basteln. Es sind wundervolle Kooperationen mit Schulen und Kindergärten entstanden. Damit kommt der Bibliothek im Bereich der Integration und Bildung eine besonders große Bedeutung für den Stadtteil Boy zu. Die Bibliothek stellt auch einen wichtigen Anlaufpunkt für die Bewohner des benachbarten Seniorenheims dar. Die Schließung der Bibliothek würde also das sich über Jahre selbst entwickelte funktionierende Konzept und die Arbeit insbesondere auch der neun ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen zerstören. Angesichts der bestehenden Integrations- und Bildungsproblematik ist es unerklärlich ein über Jahre gewachsenes funktionierendes Konzept einfach aufzugeben!.”

Der folgende eindrucksvolle Fernsehbeitrag des WDR vom 26.04.2011 konnte daran ebensowenig ändern, wie 1.700 Unterschriften. Für viele PolitikerInnen zählen eingeschriebene aktive LeserInnen mehr als Menschen, die den Ort der Bibliothek zur Kommunikation und zum gemeinsamen Miteinander nutzen. Es war für die politischen VertreterInnen ein großes Argument, dass die Bibliothek “nur” noch 310 eingeschriebene LeserInnen hat, statt wie im letzten Jahr 410 aktive LeserInnen.

Ein am 18.06.2011 durchgeführter Flashmob in der Bottroper Innenstadt um „5 vor 12″ konnte zwar den Unmut vieler Bürger nochmals deutliche Aufmerksamket verschaffen, aber am Ende hieß es mithilfe von SPD und CDU-Stimmen “Ja zur Zweigstellen-Schließung“, wodurch nun 35.000 € jährlich eingespart werden können.

Doch welche Folgewirkungen dies haben könnte, habe ich bereits am 16. Januar diesen Jahres in Form von Fragen formuliert:

“Wie groß ist eigentlich  der finanziell schwer zu bezifferende Schaden, der durch  die gezielten “Bibliothekstötungen” zustande kommt? Oder wie stehen Bürger einer Kommune heute da, deren Bibliothek vor 10 Jahren oder mehr geschlossen wurde? Hatte die Schließung keinerlei Konsequenzen für ihr Wohlbefinden oder traf sie diese sehr hart, da die Nutzung der Angebote der Bibliothek Teil ihrer Freizeit waren oder gab es Alternativlösungen? Was passierte mit den arbeitslos gewordenen BibliothekarInnen und den bibliotheksarm gewordenen EinwohnerInnen, für welche die Bibliothek ein Informations- und Kommunikationssort war?”

Leider ist vielen PolitikerInnen in Deutschland entgangen, dass Bibliotheken keine Bücherleihstellen mehr sind, wie nach dem 2. Weltkrieg als Bücher im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten keine Wegwerfartikel waren. Zurzeit werden in vielen Städten Kürzungen des Programms “Soziale Stadt” vorgenommen. Ein mir nun bekannter Professor eines Lehrstuhls für Soziologie setzt sich zusammen mit seiner MitarbeiterInnen dafür ein, dass die erfolgreiche Stadtteilarbeit vor dem Aus bewahrt wird. Wäre es nicht ein Zukunftsmodell, dass bedrohte Bibliotheken, die soziokulturelle Funktionen erfüllen zusammen mit Soziologen und Professoren der Bibliotheks- und Informationswissenschaften vor dem Untergang/der Schließung bewahrt werden? Unterschriften, Flashmobs und Appelle an PolitikerInnen haben in dem vorliegenden Fall, ja leider trotz einer Verzögerung der Schließung, diese nicht wirklich verhindern können. Was sind also die Erfolgsrezepte, um zukünftig einen solchen kommunalen Aderlaß zu verhindern?

Aus aktuellem Anlass: Gestern wurde in Paris die Stadtteilbibliothek Louise Michel eröffnet

Le Conseil de Paris vient de valider le nom de la bibliothèque qui doit ouvrir en mars rue des Haies (juste ICI), dans le 20e arrondissement: ce sera Louise Michel. Dans la délibération DAC 2011-76, le Conseil décide de donner ce nom, en hommage à cette figure majeure de la Commune de Paris mais aussi à l’institutrice et l’écrivain, dont on retient l’indépendance, le courage et l’engagement politique et social.”

Aus einem Artikel auf der Internetseite Actualitté

Im Gegensatz zur deutschen Hauptstadt Berlin wurden in Paris von 2010-2011 nun schon zwei neue Stadtteilbibliotheken eröffnet. Ein Bibliothekssterben ist dort sicherlich viel weniger zu spüren als bei uns.  Im letzten Jahr war dies die Médiathèque Margerite Duras, welche die größte öffentliche Ausleihbibliothek in Paris ist und sich auf 4.210 m² erstreckt. Dieses Jahr ist dies die Bibliothèque Louise Michel. Beide Bibliotheken wurden im 20. Arrondissement eröffnet. Erwähnenswert ist, dass dieses neue Gebäude mit dem neuen Namen eigentlich die “alte” Bibliothek Orteaux ersetzt. Hätte ich noch die Médiathèque Marguerite-Yourcenar hinzugezählt, die 2008 im 15. Arrondissement eröffnet wurde und über vier Etagen mit insgesamt 3.500 m² verfügt, würde dies noch mehr die These bestätigen, dass es vor allem in der Hauptstadt Paris bzw. der Île-de-France keine sterbenden Bibliotheken gibt – im Gegenteil. Im Gegensatz zur deutschen Zeitung mit vier Buchstaben bzw. den Berliner Ablegerzeitungen (B.Z. und Berliner Kurier), berichtet die französische Zeitung “Le Parisien” weitaus positiver über Bibliotheken und deren gesellschaftliche Bedeutung für die Bevölkerung als so manch andere Medien hierzulande. Ebenso wird das Programm “Bibliotheques hors les murs“, das ich im letzten Jahr vorstellte im 20. Arrondissement im Freien durchgeführt. Die Bibliothek ist nach Louise Michel benannt, die eine wichtige Figur der Pariser Kommune war, aber auch eine Autorin,  Pädagogin, Feministin und Anarchistin.  Sie setzte sich vor allem für die Bildung und Erziehung der ärmeren und gesellschaftlich benachteiligten  Schichten ein. Nach ihr  sind zahlreiche Schulen und andere Bildungseinrichtungen in Frankreich benannt. Begrüßenswert ist bei dieser Bibliotheksneugründung die Förderung des Stadtbezirks, in dem historisch betrachtet immer schon Arbeiter wohnten und bis heute leben dort viele Menschen der unteren sozialen Schichten. Mit der Neueröffnung der Bibliothek Louise Michel verfügt der Bezirk mit seinen ca. 190.000 Einwohnern nun über sechs Bibliotheken bzw. Mediatheken. Heute ist das 20. Arrondissement einer der multikulturellsten Stadbezirke von Paris und ist nach wie vor von sozialer Benachteiligung und Marginalisierung gekennzeichnet. Vermutlich haben die Bezirksbürgermeister und die Stadt im Ganzen erkannt, dass Bibliotheken besonders dort sinnvoll sind, wo der Zugang zu Bildung aufgrund der sozialen Herkunft erschwert wird. Die Bibliothek erstreckt sich auf 450 m² und will ein niedrigschwelliger Ort für Familien sein, zu dem Menschen gerne hingehen. Es gibt 18 Multimediaplätze, 26.000 Medieneinheiten, einen Veranstaltungsraum, Schachbretter und Arbeits- und Multimediaräume.  Außerdem verfügt die Bibliothek über eine “nursery”, damit sind wohl Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter drei Jahren gemeint.

 

Zum einjährigen Bestehen der interkulturellen Kinderbibliothek "Il était une fois…" in Luxemburg-Gasperich

“Wenn in einer mehrsprachigen Umgebung eine mehrsprachige Erziehung nicht gelingt, dann sind dafür verschiedene Faktoren verantwortlich, die wir kennen müssen, um ihnen in der Erziehung zu begegnen. Auf jeden Fall ist sicher, dass eine gute Sprachkompetenz in einer Sprache ein besseres Lernen einer oder mehrerer anderer Sprachen ermöglicht. Kindergärtner(innen) bestätigen: Kinder mit guten Erstsprachkenntnissen lernen schnell und zuverlässig die zweite! […] Denn wenn die Ausbildung in der Erstsprache stagniert, ist auch die Entwicklung in der Zweitsprache in Gefahr. […] Medien können aber auch eine positive Rolle beim Spracherwerb und überhaupt beim Lernen spielen, wenn man sie denn richtig einsetzt.” Dr. Sabine Schiffer

Vor dem Hintergrund der Aktualität des Themas der Sprachförderung und  prioritär der Förderung der Muttersprache im Besonderen, welche durch den Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan vor wenigen Wochen in Düsseldorf ausgelöst wurde, habe ich ein Best Practice Beispiel aus Luxemburg gefunden, das ich an dieser Stelle vorstellen will. Vor etwa einem Jahr wurde die multikulturelle Bibliothek für Kinder „Il était une fois“ in Luxemburg-Gasperich eröffnet.  Die Vorsitzende des Vereins, der sich ebenso „Il était une fois“ nennt, war über dieses Jubiläum sehr glücklich. Ob es wohl mehr solche Bibliotheken in Luxemburg gibt oder war dies erst der Anfang? Die Bibliothek an sich will nicht als traditionell gelten. In Luxemburg ist der Anteil der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit am höchsten in Europa und in Luxemburg ist Mehrsprachigkeit kein Novum, als was  es hierzulande gerne gesehen wird, sondern gelebter Alltag.  Dort beträgt die Quote der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit  43, 5 % und liegt weit vor Ländern wie Deutschland  mit ewa 8 %. Die Bibliothek verfügt über eine Leseecke, in der sich Eltern mit ihren Kindern treffen können und gemeinsam in Bücher schmökern können.  Die Bibliothek richtet sich an Kinder im Alter von 0 bis 12 Jahren. Sie bietet auch Ateliers (Musikworkshops und Leseworkshops) an. Inhalt dieser Ateliers sind Rollenspiele, Diskussionen und Malaktivitäten. Dies bietet den Kinden die Möglichkeit ihre Muttersprache zu verbessern. Samstags zwischen 15 und 18 Uhr finden diese Ateliers statt. Als die Bibliothek vor einem Jahr ihren Betrieb aufnahm, gab es Bücher in elf verschiedenen Sprachen. Mittlerweile hat sich der Bestand vergrößert und auch die Anzahl der Sprachen. Es gibt Bücher in luxemburgischer, deutscher, französischer, englischer, holländischer, spanischer, albanischer, schwedischer, dänischer, griechischer, serbokroatischer, polnischer, italienischer und portugiesischer Sprache. Die Vereinigung “Il était une fois” kooperiert auch mit Schulen und Kinderbetreuungsstätten. Das ermöglicht dann LehrerInnen, ErzieherInnen und BetreuerInnen ihren Wortschatz zusammen mit Kindern zu erweitern.  Besonders beeindruckt hat mich der Webauftritt der Bibliothek: www.iletaitunefois.lu Insgesamt ist die Webseite in acht verschiedene Sprachen verfügbar. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass die Bibliothek leider nur ehrenamtlich von etwa 17 freiwilligen Helferinnen betrieben wird. Weiterlesen

BRaIn 6 ist online

Die studentische Zeitschrift ist jetzt in der Sechsten Ausgabe erschienen. Seit kurzem ist BRaIn auch im „Directory of Open Access Journals“ online verfügbar. Schwerpunktthema in dieser Ausgabe ist „Mit BRaIn on Tour“, über das Herr Büttner bereits im Vorwort informiert:

“Erklärtes Ziel war es, die Bibliotheken eines Landes sich „in Autopsie“ anzusehen und das Bibliothekswesen im Vergleich zu analysieren. Zielland für die erste Tour war Italien. Doch so einfach das klingt, so schwer war es umzusetzen. Natürlich sollten es bedeutende, wichtige Bibliotheken sein […] Lessons learned? Viel, vor allem, das es ausserordentlich wichtig ist über den Tellerrand von Deutschland hinauszusehen. Beindruckend war die Motivation der italienischen Bibliothekare, die trotz der Budgetkürzungen weiterhin mit Freude bei der Arbeit sind […].”

In der Spezialausgabe „Mit BRaIn on Tour“ berichtet Rebecca Krentz über “Bibliotheken in Italien” und untersucht dabei das Bibliothekswesen genauer, wobei sie eine Typologie vornimmt. Im zweiten Artikel berichtet Nicole Siegmann über die Bibliotheca Vaticana, deren Besuch Teil einer Rom-Exkursion  war. Der dritte Artikel wurde ebenfalls von Nicole Siegmann verfasst und handelt von der kunsthistorischen Bibliotheca Hertziana in Florenz. Weitere Artikel sollen an dieser Stelle nur kurz aufgelistet werden:

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Vorstellung der Europäischen Bibliothek in Rom

Im Oktober 2006 wurde in den Räumlichkeiten des Goethe-Instituts in Rom die Europäische Bibliothek eröffnet. Sie entstand aus der intensiven Zusammenarbeit zwischen dem römischen Stadtbibliothekssystem – Biblioteche di Roma, elf in Rom ansässigen Einrichtungen der auswärtigen Kulturarbeit (Ungarische Akademie, Kulturabteilung der Französische Botschaft, Kulturabteilung der Botschaft der Niederlande, Kulturabteilung der Botschaft der Schweiz, Schweizer Kulturinstitut, The British Council, Österreichische Kulturforum Rom, Goethe-Institut, Instituto Cervantes, Polnische Kulturinstitut, Slowakische Kulturinstitut) und den Repräsentanzen der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments in Italien.

Ein Nachtrag zum achtjährigen Bestehen der Bibliotheca Alexandrina: “The world’s window on Egypt, Egypt ’s window on the world”

“Das Anliegen der antiken Bibliothek war es, so viele Bücher wie möglich zu sammeln. Wir wollen dagegen das bei uns vorhandene Wissen so vielen Menschen wie möglich zugänglich machen. Die alte Bibliothek war nicht nur Schriftensammlung, sondern ein Ort der Musen, der Künste und Wissenschaften, des geistigen Austausches. Auch darin folgen wir dem antiken Vorbild.” Ismail Serageldin

Am 16.10. feierte die “neue” Bibliotheca Alexandrina ihr achtjähres Bestehen. Nissen & Heller stellten in einem Artikel in der Zeitschrift Bibliotheksdienst (H. 3/4) dieses Jahr fest, dass sich die “Bibliotheca Alexandrina” unter Leitung des Generaldirektors Ismail Serageldin und der Leiterin des Library Sector Sohair Wastawy zu einer der wichtigsten Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen im Nahen und Mittleren Osten entwickelt hatte. Der eben erwähnte und brandaktuelle Artikel gibt ausführlich Auskunft über eine sich selbst erfindende Bibliothek des Lehrens und Lernens und deshalb beschränke ich mich hier nur auf einige kurze Fakten. Finanziell wurde der Aufbau der Bau der “Bibliotheca Alexandrina” u.a. von der UNESCO unterstützt. Sie verfügt über 2.000 Leseplätze und bietet Platz für 8 Millionen Bücher. Die Gesamtfläche beträgt 80.000 m² und insgesamt kostete die Bibliothek 214 Millionen $. Die Hälfte der Kosten setzte sich aus Spenden zusammen. Insgesamt verfügt die Bibliothek über etwa 3.000 Raritäten, unter anderem ein 1575 erschienenes Werk über die deutsche Geschichte und drei Originalausgaben der berühmten “Discription de Egypte”, mit der die Forscher im Gefolge Napoleons die Schätze des Landes am Nil in Europa bekannt machten und die moderne Ägyptologie begründeten.

Es würde den Rahmen dieses Eintrags sprengen auf alle Dienstleistungen und Hintergründe der Bibliotheca Alexandria im Einzelnen Stellung zu nehmen. Doch die folgenden Einrichtungen, welche in der Bibliothek untergebracht sind, sollen an dieser Stelle verdeutlichen, welchen Stellenwert die Bibliothek in arabischen Ländern des Maghreb und im Nahen und Mittleren Osten wohl einnimmt:

  • die Academia Bibliotheca Alexandrinae (ABA)
  • die Arabic Society for Ethics in Science & Technology (ASEST)
  • die Anna-Lindh-Stiftung
  • das Institute for Peace Studies (IPS)
  • das HCM Medical Research project
  • das Jean-René Dupuy Center for Law and Development
  • das Arab Regional Office of the Academy of Science for the Developing World (ARO-TWAS)
  • die regionale Zweigestelle der IFLA
  • das Sekretariat der Arab National Commissions der UNESCO
  • das Netzwerk für Umweltpolitik im Mittleren Osten und Nordafrika(MENANEE)
  • das Arab Network for Women in Science and Technology (ANWST)

Die NZZ beschrieb 2002  sehr anschaulich die Bibliotheca Alexandria, wie sie auf dem Foto abgebildet ist:

“Von nirgendwo ist die Bibliotheca Alexandrina auffallender als vom Meer aus. Trifft man in Ägyptens grösstem Mittelmeerhafen, Alexandria, mit dem Schiff ein, scheint das runde Gebäude völlig aus dem Rahmen der mit Jugendstilhäusern und gesichtslosen Wohnblöcken bestückten Corniche zu fallen. Von weitem gleisst und glänzt das zum Wasser abfallende Flachdach wie eine übergrosse Münze; erst beim Näherkommen erkennt man seine gläserne Struktur. Beschreibungen in Katalogen und in der Presse sprechen gern von einer «Sonnenscheibe», die mit ihrer Inklination zum Meer eine ewige Morgenröte symbolisiere.”

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