Ein Werbevideo der Bibliothek des Greenfield Community College in Massachusetts (USA)

Dieses Video ist meiner Meinung wirklich sehr originell und verwendet die Titelmusik aus “Drei Engel für Charlie” (Charlies Angel’s), einer überaus erfolgreichen Fernsehserie, die in den 1970er Jahren in den USA, aber auch in vielen anderen Ländern unter anderem auch in Deutschland ab 1979 lief. Die BibliotheksmitarbeiterInnen des Greenfield Community College werben in diesem Video auf kreative, witzige, ansprechende Art und Weise für ihren Service. Der Bibliotheksverband von Massachusetts überreichte den MitarbeiterInnen für dieses Video deshalb 2009 den  Public Relations Award in der Kategorie Medienpräsentation.

[Zitat] Kommentiert – 2006-2009

“Once patrons realize how much they depend on the library, they are more willing to support and defend it. [..] All town departments are essential services, and the library knows why we’re important, so the calculator is nice way to show town officials and the public how much of a value the library really is – especially when our patrons are trying to trim their own budgets. Libraries always face the challenge of justifying their existence to the community who pays for it. This calculator is an easy way to do that.” Brian Herzog

Dieses Zitat stammt von Brian Herzog, dem “Head of Reference” der Öffentlichen Bibliothek in Chelmsford, Massachusetts. Die “Chelmsford Library” war einer der ersten öffentlichen Bibliotheken der Welt, die über einen Bibliotheksrechners (“usage calculator”) verfügte. Dieser “usage calculator” berechnet den Wert der genutzten Medien eines jeden Benutzers/einer jeden Benutzerin.  Seit dieser Zeit ist nicht nur das Bewußtsein über den Wert der Bibliotheksdienstleistungen gestiegen, sondern seitdem wird der “usage calculator” auch von hunderten Bibliotheken und Verbänden (z.B. der New York Library Association) in den USA und in vielen anderen Ländern verwendet. Wieviele Bibliotheken bzw. NutzerInnen von Bibliotheken verwenden hierzulande den Bibliothekswert-Rechner? Die Mediothek Krefeld warb am 25. Februar diesen Jahres auf Facebook für den Bibliothekswertrechner auf der Seite des  Bibliotheksportals:

“Die Daten sind zwar Durchschnittswerte, aber es ist schon faszinierend, mal schwarz auf weiß zu sehen, wieviel Geld man als Nutzer spart, wenn man eine Bibliothek nutzt. Macht das mal…das Ergebnis ist interessant!”

Bibliothek ohne (extra) Infotheke

Die Bibliothek als Raum verändert sich. Die Entwicklung ist kaum aufzuhalten, oder wie erklärt man, dass eine Bibliothek ohne Auskunftstheke auskommt? Der Raum wird den sich ändernden Anforderungen an die Bibliothek und ihre Bibliothekare angepasst.

Die McMaster University Library verzichtet nach sehr vielen Planungen und harter Arbeit zuletzt doch auf ihre Auskunftstheke. Heißt das, dass man nun in der Bibliothek keine Auskunft mehr bekommt? Nein, man hat das Konzept auf “Blended Services” umgestellt. Bibliothekshilfestellungen und andere Bibliotheksservices werden an einem Servicepunkt zusammengefasst. Dort kann der Nutzer ausleihen, Hilfe und Beratung erhalten und seine Fernleihbestellungen tätigen.

Zwischen 2009 und 2010 wurden am “Research Help Desk” 21771 Fragen beantwortet. Auffällig ist, dass damit die Zahl erheblich gesunken ist. 2005-2006 waren die Anfragen mit 40934 Fragen doppelt so hoch und die Zahlen sinken kontinuierlich weiter. Die Nutzer gehen diese Veränderungen mit und akzeptieren sowohl den einzelnen Servicepunkt als auch, dass die Zeit, welche die Bibliothekare in die Zusammenarbeit mit Laboren, Büros und ganzen Klassenzimmmern investieren, sinnvoller genutzt ist.

Die Diskussion über die Notwendigkeit einer eigenen Infotheke kenne ich, allerdings genau aus einer anderen Richtung, nämlich pro extra Auskunftstheke, um genug Zeit für die Beratung des einzelnen Nutzer zu haben, sollte seine Frage über eine einfache Fakten- oder Ortsauskunft hinaus gehen und die Ausleihtheke zu entlasten. An kleineren Bibliotheken in Deutschland gibt es ja meistens einen Servicepunkt, der bereits alle “Blended Services” umfasst.

Quelle
Trzeciak, Jeffrey G.: Reference desk – GONE, McMaster University Library

Video der Bibliotheken der London Metropolitan University

Anbei ein aktuelles Educational Video, das für die E-Resources der Bibliotheken der London Metropolitan University wirbt. Ein weiteres Video dieser Universitätsbibliothek (Student Induction), welches die Teilbibliotheken vorstellt und den Service der Bibliotheken näher erläutert, findet sich unter dem folgenden Link. Die Bedeutung und Notwendigkeit der Universitätsbibliothek für das Studium wird stets betont und am Ende nochmals hervorgehoben.

Der nützliche Einsatz von RSS-Feeds in Bibliotheken

Viellesern ist der Service, den RSS-Feeds bieten, gut bekannt. Für jene, die sich mit dieser Materie noch nicht so auskennen: RSS steht für „really simple syndication“ und ermöglicht tatsächlich eine „wirklich einfache Verbreitung“ von Inhalten. Mit Hilfe von RSS können Sie aktualisierte Inhalte einer Website (z.B. News, Blogeinträge) abonnieren. Die Bereitstellung der Daten erfolgt über sogenannte RSS-Feeds, die Sie als dynamische Lesezeichen oder mit einem Feed-Reader (offline, online) abonnieren können.

RSS-Feeds unterstützen das Teilen und Liefern von Informationen, so dass man eigentlich nützliche Einsatzgebiete innerhalb der Bibliothek dafür entdecken kann.

  1. RSS-Feeds für Neuerwerbungen im Online-Katalog, z.B. mit Hilfe von MyBibRSS erstellbar. Ein anderes Beispiel zeigt die Liste der RSS-Feeds der Fachhochschulbibliothek Hannover.
  2.  

  3. RSS-Feeds für ausgewählte Zeitschriften: Table-of-Content-Dienste, z.B. “Individualisierter Zeitschrifteninhaltsdienst über RSS-Feeds in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung”
  4.  

  5. Einsatz im Konto des Bibliothekskataloges, um über Ablauf von Leihfristen, eingegangene Bestellungen usw. zu informieren (Ersatz der technisch unzuverlässigeren Benachrichtigungsmails)
  6.  

  7. RSS-Feeds für aktuelle Schulungen, Veranstaltungen, Ausstellungen (z.B. Feed der UB der LMU München
  8.  

  9. RSS-Feed für neue elektronische Medien (z.B. RSS-Feed der UB Regensburg für E-Books)
  10.  

  11. RSS-Feeds für digitale Services der Bibliothek, z.B. OPUS (z.B. RSS-Feed für OPUS des ZIB Berlin), elektronische Semesterapparate, Sammlungen (z.B. Liste von RSS-Feeds des Münchner Digitalisierungszentrums), etc.
  12.  

  13. RSS-Feed für den digitalen Newsletter der Bibliothek, z.B. ZIK-newsletter – Bibliothek aktuell der Bibliothek der FH Münster
  14.  

  15. RSS-Feed für Pressemitteilungen und Pressespiegel der Einrichtung
  16.  

  17. RSS-Feed für Öffnungszeiten und Ausleihzeiten, incl. für “Notfallschließungen”
  18.  

  19. RSS-Feed für Jobangebote der eigenen Einrichtung, z.B. der TIB Hannover, global gibt es in Deutschland einen RSS-Feed für Bibliojobs (leider nicht sehr nutzerfreundlich)
  20.  

  21. RSS-Feed einer Sammlung anderer Feeds, z.B. lokale Websites von Newsanbietern, aller Feeds der übergeordneten Einrichtung (Universität, Behörde, Firma), um diese dann auch auf einer eigenen Webseite anzubieten
  22.  

  23. Thematische Sammlung von RSS-Feeds in entsprechenden RSS-Aggregator angeboten, um Sichtbarkeit von Bibliotheksangeboten u. -services zu erhöhen. Beispiel für thematische RSS-Feed-Sammlung: Stöhr, Matti: Literaturverwaltung im Fokus auf Netvibes.com
  24.  

  25. RSS-Feed zu Interessengebieten abonnieren und diese dann auf personalisierbaren Nutzerwebseiten anbieten. Die Nutzer hätten dann an einer Stelle Zugang zu ausgewählten RSS-Feeds, Bibliotheksinhalten, von der Bibliothek abonnierten Datenquellen und Hilfsangeboten der Bibliothek.
  26.  

  27. Einsatz von einigen RSS-Feeds im Intranet, um Bibliothekspersonal auf dem Laufenden zu halten, z.B. über Projekte an der eigenen Bibliothek (z.B. aus einem Projektwiki), über Entwicklungen in der Bibliothekswelt o.ä., z.B. Planet Biblioblogs

Liste mit US-amerikanischen Beispielen zum Einsatz von RSS: Russell, John F.: The Libraries that Feed Us!, …Best! …Dream! …Ever! (for Library 2.0), vom 28.02.2008

Beispiele für RSS-Feeds aus dem Katalog: Examples of RSS from the Catalog, Library Success Wiki, Stand: 29.09.2009

Auffällig ist, dass die zugrundeliegende Quelle bereits über zwei Jahre alt ist und nur wenige der dort beschriebenen Anwendungsmöglichkeiten in die Arbeit von Bibliotheken (in Deutschland) übernommen worden ist. Häufig werden verschiedene Bereiche, z.B. Nachrichten zur Einrichtung, Stellenausschreibung, Öffnungszeiten, neue elektronische Angebote in einem Feed zusammengefasst. Nicht zu allen Anwendungsbereichen habe ich Beispiele gefunden, daher würde ich mich freuen, wenn in den Kommentaren noch das ein oder andere Anwendungsgebiet belegt oder neue Anwendungsgebiete hinzugefügt würden.

Quelle:
Wolfe, Cheryl: 10 Ways Libraries Can Use RSS, The Moxie Librarian, vom 27.02.2008

Anmerkungen zur Zielgruppenorientierung für die LGBT-Community und die Rolle der Öffentlichen Bibliotheken mit besonderer Berücksichtigung der Situation in Frankreich

The purpose of our public libraries is to serve the public. It is time to realise that the public is more diverse than the white, Christian, heterosexual man. Library and information science have a responsibility to proceed in this area, acknowledge the problem and bring LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual) into their field of research. (Anna Johansson in Libreas 01/2008)

In ihrem Artikel machte Johansson deutlich, dass in Schwedens öffentlichen Bibliotheken die heterosexuelle Norm aufrechterhalten wird, indem durch verschiedenen Standards (u.a. Klassifikationen), das Auffinden und das  Sichtbarmachen von Literatur für die LGBT-Community erschwert wird. Wie ist das eigentlich hierzulande? Natürlich ist es begrüßenswert, dass Libreas  diesen Artikel der schwedischen Bibliothekswissenschaftlerin veröffentlichte, aber warum gab es in den letzten 10 Jahren kaum deutschsprachige BibliothekarInnen, welche diese Aspekte in Form von Artikeln und Vorträgen auf die Agenda brachten? Oder irre ich mich? Ist bei uns alles in Ordnung? Sollte man sich in Zeiten finanzieller Krisen in den Kommunen und anderswo nicht mit wichtigeren Themen beschäftigen?

Durch Zufall wurde ich vor kurzem auf einen Blogeintrag eines französischen Bibliothekars aus Lyon aufmerksam, der sich pünktlich zum “Journée internationale de lutte contre l’homophobie et la transphobie“, also zum  “Internationalen Tag gegen Homophobie und Hassgewalt” am 17. Mai, mit dem Thema befasste und genauer analysierte, inwieweit Homosexualität überhaupt in den Öffentlichen Bibliotheken Frankreichs thematisiert wird. Volker Beck meinte am 16.05. 2010, dass der Hass auf Lesben und Schwule  international und in Deutschland nicht überwunden ist und eine Aufnahme des Antidiskriminierungsschutzes auf Grund der Sexuellen Identität ein Zeichen setzen würde,  Lesben und Schwule als  integraler Bestandteil unserer Gesellschaft zu betrachten. Seit dem letzten Bundestagswahlkampf findet sich für die Aufnahme der “Sexuellen Identät” ins Grundgesetz als Teil des Diskriminierungsverbots im Artikel 3 zunehmend mehr Unterstützung aus mehreren Parteien (SPD, Grüne, Die Linke und ganz wenige Anhänger der CDU und der FDP). Am 21.04. gab es zu dem Gesetzesentwurf eine öffentliche Anhörung im Bundestag und momentan wird der Gesetzesentwurf hierzu noch geprüft. Dieses Thema hat nun wieder an Aktualität gewonnen und der Blogeintrag des französischen Bibliothekars veranlasste mich nun über dieses Thema zu schreiben

Einer Annäherung an die Thematik, bedarf ein Eingehen auf die Reflexionen des Bloggers. Ich kenne immer noch keine Stadt(teil)bibliothek, welche sich dieser Thematik eingehend annimmt. Außerdem bin ich – obwohl Bibliothekar – auf diesem Gebiet kein “Experte”, da dieses Thema im Studium und in der beruflichen Praxis bisher (noch) nicht auf der Agenda stand. Bislang sind mir nur die  von Prof. Dr. Rösch (FH Köln) betreuten Arbeiten von Frau Jakobs aus dem Jahr 2000 (“Homosexuelle als Benutzergruppe – Forderungen an die Bibliothek. Eine Untersuchung zu den Herausforderungen, die eine homosexuelle Benutzergruppe an Öffentliche Bibliotheken stellt” und “Literaturbedürfnisse von Homosexuellen – Forderungen an die Bibliothek“) und der  Aufsatz “THE “INVISIBLES”: Lesbian Women as Library Users” von Heike Seidel aus der Zeitschrift Progressive Librarians bekannt. Darin greift sie eine Diskussion auf, die 1995 unter anderem auch in BuB geführt wurde und nach der Diplomarbeit von Warnke “Eingrenzen statt ausgrenzen”. Doch (wie) wurden diese Arbeiten bis heute in der Fachwelt rezipiert?

Auf dem BOBCATSSS-Symposium 2007 wurde zur Zielgruppenarbeit für die LGBT- Community dieses Thema in Form einer Poster Session von Tiger Swan präsentiert: “Marketing for Inclusion: Reaching the Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender (LGBT) Communities”

Zurzeit sind mir nur Bibliotheken in Großbritannien und den USA bekannt, welche eine gezielte Inklusionspolitik dieser Gruppe betreiben. In deutschen Bibliotheken fand ich bislang nur kostenlose Zeitschriften wie etwa die Siegessäule und Broschüren zum Thema der sexueller Aufklärung.  Doch es gibt zahlreiche Initiativen und Organisationen, welche als beratend für Bibliotheken tätig werden könnten bzw. es schon sind. Über Facebook wurde ich auf www.gayboooks.de und www.lesbianbooks.de aufmerksam, welche durchaus Anregungen in Form von Newslettern und Empfehlungen böten.

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MyBibRSS kann nachgenutzt werden.

Heute bin ich mal wieder zufällig über einen tollen Service einer Bibliothek gestolpert. Wer sich über Neuerwerbungen der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Harburg für sein Fachgebiet auf dem Laufenden halten möchte, kann dies mit MyBibRSS machen.

MyBibRSS Logo

Dieser Service ist bereits seit 2008 für andere Bibliotheken nachnutzbar. Die TUBHH stellt die von ihr entwickelte Software anderen Bibliotheken unter einer GPL-Lizenz 2.0 zur Nutzung und Weiterentwicklung zur Verfügung. Jedoch gilt zu beachten:

MyBibRSS auf PICA ausgelegt ist. Es werden Routinen zum Verarbeiten der Titeldaten aus dem PICA-eigenen XML-Format verwendet. Daher ist eine Verwendung der Software in Kombination mit anderen Bibliothekssystemen vermutlich nicht ohne Modifikation der Quellen möglich.

Eine stabile Variante kann man unter http://www.tub.tu-harburg.de/mybibrss/mybibrss-latest.tar.gz downloaden.

Als Leuchtturmprojekt ist mir MyBibRSS der TUBHH immer mal wieder begegnet. Leider ist mir nicht bekannt, ob anderen Bibliotheken dieses Angebot wirklich nachnutzen und ihren wissenschaftlich arbeitenden Nutzern die Möglichkeit geben, auf diesem Wege aktuelle Neuerwerbungen verfolgen zu können.

Wenn der Wecker zweimal klingelt

Ein Wecker findet sich wohl in fast jedem Haushalt und zwingt deren Bewohner beinah jeden Tag pünktlich aus den Federn. Er zeigt uns die Uhrzeit und erinnert uns mit seinem unermüdlichen Klingeln, dass wir jetzt aufstehen müssen. Es ist also eines dieser praktischen kleinen Dinge, die man Zuhause hat. Ein Student der Universität Kassel dachte sich das auch und hat als Teil seiner Diplomarbeit einen Bücherwecker konzipiert.

Doch was ist denn nun ein Bücherwecker?

Die simple Antwort lautet: ein Erinnerungsdienst für die Bibliotheksnutzer. Diese können über die Website des Bücherweckers einfach ihre Bibliothekskonten verschiedener Einrichtungen verknüpfen und diese über die Seite abrufen. Wenn ein Buch oder mehrere Bücher fällig sind, wird der Nutzer per E-Mail daran erinnert. Diese Benachrichtigung via Mail ist jetzt keine neue Entwicklung, da mittlerweile viele Bibliotheken ihren Nutzern diesen Service anbieten. Das neue an dem Service des Bücherweckers ist die Verknüpfung mehrerer Konten. Er bietet die Möglichkeit alle gleichzeitig abzurufen, ohne sich in jeder Bibliothek einzeln dafür anzumelden. Der Nutzer spart also Zeit und hat schnell auf einen Blick, welches Buch wann fällig ist. Das ganze basiert darauf, dass der Nutzer mit seinen Daten den Bücherwecker beauftragt, regelmäßig den Status der entliehen Bücher abzurufen. Hier zu werden die E-Mail Adresse und die Zugangsdaten des jeweiligen Bibliothekssystems gespeichert.

Bis jetzt sind 31 Bibliothek aus ganz Deutschland an das System angeschlossen. Wenn ein Nutzer eine seiner Bibliotheken nicht findet, kann er eine Mail an den Bücherwecker schicken, damit diese an das System angeschlossen wird. Dazu ist nur ein Nutzerkonto nötig, auf dem mindestens drei Bücher entliehen ist, damit die Bibliothek in das System aufgenommen werden kann.

Der Service bietet sich vor allem für Nutzer an, die in mehren Bibliotheken ausleihen und so ihre Konten einfacher verwalten können. Da momentan mit 31 Bibliotheken noch serhr wenige Einrichtungen angeschlossen sind, kann es hier durchaus passieren, dass nicht jeder seine Bibliothek findet. Die Möglichkeit, diese an den Betreiber Sven Stefani zu melden, lässt hoffen, dass sich im Laufe der Zeit immer mehr Einrichtungen beim Bücherwecker finden lassen. Für den Nutzer von WBs und ÖBs ist es mit Sicherheit ein zu empfehlender Service, um den Überblick über die eigenen Bibliothekskonten nicht zu verlieren.

Informationskompetente Suchräume

Frau Annemarie Nilges und Ralf Matalla sprachen über Suchräume als Teil der Arbeit um Informationskompetenz zu vermitteln, wobei sie Informationskompetenz als bibliothekarische Leitlinie der täglichen Arbeit definierten. Frau Nilges verstand dabei unter Suchräumen eine one-stop-Suchmöglichkeit, die schon der Vermittlung von Informationskompetenz dient. Sie sah durch die Gestaltung des Suchraums einen Beitrag zur Vermittlung von Informationskompetenz. Bibliotheken sollten sich diesem Paradigmenwechsel stellen, statt Teaching Library eher eine Learning Facility Library, d.h. die Bibliothek von heute sollte das Lernen und Forschen lehren. Von diesem Punkt aus ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Ausgestatlung von Suchräumen.

Traditionell geht man bei Vermittlung von IK sehr linear vor: Man beginnt mit der Themeneingrenzung, baut eine Suchstrategie auf, sucht dann im lokalen Bibkatalog oder in lokal vorhandenen Datenbanken und geht weiter zur Fachinformation. Eventuell erwähnt man danach noch Google oder Google scholar und endet ganz vielleicht mit der Erwähnung von Literaturverwaltung. Dies steht alles unter der Prämisse einer analytisch-systematischen Vorgehensweise: erkennen, entwickeln, schrittweise anwenden… Doch dass ist eine sehr bibliothekarische Hervorgehensweise und ist es dabei unser Ziel neue Berufskollegen auszubilden?

Die Realität sieht anders aus. Da muss man nur sein eigenes Vorgehen einmal beobachten, wenn man selbst sich ein Thema “nicht-wissenschaftlich” erarbeitet. Man sucht eher kumulativ, im Schneeballsystem, d.h. gesucht wird nicht linear geordnet und analytisch. Akzeptieren wir bitte die Realität. Den Studierenden fällt es schwer, schon die richtigen Informationsquellen auszuwählen und sie suchen daher eher in Google, Wikipedia und im Rahmen ihres Social Networkings, bevor sie sich an Kataloge und Datenbanken trauen.

Frau Nilges nannte folgende Kriterien für ihre Informationsauswahl:

  • Kürze der Information
  • Aktualität
  • Bekanntheitsgrad bei anderen/Empfehlung

Head/Eisenberg: Information Literacy Progress Report “Lessons Learned: How College Students Seek Information in the Digital Age”, 2009

Dieser Report zeigt, den Studierenden geht es heute nicht mehr um Vollständigkeit sondern um Relevanz und dieses hat Konsequenzen für die bibliothekarische Arbeit. Bibliothekare müssen ein kumulatives Vorgehen akzeptieren, und genauso, dass Relevanz Ranking mehr zählt als Vollständigkeit. Studierende nutzen andere Ausgangspunkte (z.B. Scopus) und geben sich mit 2-3 guten Beiträgen zufrieden, um dann im Schneeballsystem weiter vorzugehen. Dieses Wissen um (eine Veränderung von) Suchstrategien müssen die Bibliothekare in die Gestaltung von Suchsystemen einbringen. Das sollte auch zu einem Umdenken in der Vermittlung von Informationskompetenz führen.

Die Chancen für Suchräume bestehen darin, den Nutzer bei seiner Suche abzuholen. Durch gut gestaltete Suchräume können Schulungsinhalte entlastet werden und dadurch Personalkapazitäten freigesetzt werden, z.B. für eine Einzelberatung von Doktoranden.

Die Anforderung an die Gestaltung der Suchräume sind klar. Es sollte möglichst viel aus einem System heraus suchbar gemacht werden. Die Hilfeangebote müssen gut verständlich sein und auch technisch muss bei zu vielen und zu wenigen Treffern geholfen werden. Die Retrievalangebote müssen sich an den Gewohnheiten der Entnutzer orientieren. Dazu zählen auch Web2.0-Komponenten, z.B. der Aufbau einer Parallelwelt durch Tags, um so mehr die Relevanz wiederzuspiegeln.

Die Entwickler müssen sich auch die Grenzen deutlich machen. Bei der Cross-Search (Metasuche) gibt es noch kein optimales System und oft keine guten Ergebnisse. Die Suche muss weg von den analytischen Suchstrategien hin zu quick & dirty gehen. Die Möglichkeiten des Relevance Ranking statt eigener Analyse sind primär gut für Bachelor geeignet und ausreichend. Bei Wissenschaftlern müssen nun die freigewordenen Kapazitäten für Schulungen genutzt werden und die anderen Möglichkeiten der Recherche vorgesellt und vermittelt werden.

Herr Matalla stellte als Beispiel für die Schaffung von Suchräume Primo vor, das durch die Integration aller Datenquellen die Recherche verbessern sollte, da nun “alles aus einer Hand” kommt. Bei Primo wird standardmäßig nach Relevanz sortiert. Relevanz wird dabei mathematisch berechnet, aber ist eben nicht ohne weiteres faßbar und für Bibliothekare nachvollziebar. Für die Nutzer positiv sind die Faszetten, die verschiedene Einschränkungsmöglichkeiten, Materialarten usw. angezeigen und für die Verfeinerung der Suche wichtig sind. Man kam sich an dieser Stelle wie in einer Werbeveranstaltung für Primo von ExLibris vor. Besser gewesen wäre es auch andere Beispiele vorzustellen, wie z.B. den InfoGuide (Beispiel Augsburg) oder ALBERT des Wissenschaftsparks Albert Einstein. Ein tolles Feature von Primo ist die Zusammenfassung von verschiedenen Exemplaren eines Titels, gerade wenn es ums Relevanz Ranking geht. Als weiteres Merkmal eines gutgestalteten Suchraums ist die Hilfe bei Rechtschreibfehlern und auch eine übersichtliche Darstellung. Das nächste Ziel der Düsseldorfer ist es, eine entsprechende Artikelsuche in Primo einzubinden (Metasuche). Doch dort müssen noch einige Probleme in der Darstellung überwunden werden.

Die beiden Vortragenden zogen für die Vermittlung von Informationskompetenz folgendes Fazit: Gestalten Sie Ihre Schulungsveranstaltungen um und beginnen Sie den Einstieg in die Recherche mit Zitationsdatenbanken (Relevance Ranking), nutzen Sie dann Google Schloar, um die Relevanz der Treffer zu bestätigen und gehen Sie erst danach zu Recherchestrategien und Datenbanken über. Planen Sie Zeit ein für die Arbeit an und mit Suchräumen.

Frau Lux aus Merseburg stellte berechtigt die Frage, wo der Nutzer sieht, aus welchen Datenbanken Informationen kommen? Frau Nilges Antwort klang ein wenig sehr spitz, als sie fragte, ob der Nutzer das überhaupt wissen muss. Für mich stellt sich die Frage, wie soll sich der Nutzer Doppelarbeit ersparen, wenn er nicht weiß, woher seine Informationen kommen. Außerdem ist es momentan immer noch der Fall, dass man in der eigentlichen Datenbank bessere Suchergebnisse erhält als über eine Metasuchoberfläche. Daher halte ich hier die Anzeige der Datenbank für unverzichtbar. Geben Sie Ihrem Nutzer die Chance, mündig zu werden. Wenn er über seine Suche nicht reflektiert, dann ist das ein anderes Thema.

Frau Simon stellte die Frage: Benötigen wir immer noch mehr Schulungen oder sollten wir das Suchen einfacher gestalten? Die Antwort darauf entnahm sie dem Vortrag. Die einfacheren Suchräume helfen Erfolgserlebnisse zu haben und holen den Bachelor da abholen, wo er ist. Problematisch ist, dass Zeitschriftenliteratur derzeit nicht über einen Katalog gefunden werden kann. Aufgabe der Bibliothek im Rahmen von Informationskompetenz ist es auch zu helfen, den Weg zur (digitalen) Literatur zu vereinfachen.

Es folgte eine kritische Stimme zum Relevanz Ranking, dass es auch bestimmte Datenbanken gibt, die selbst im Fach nicht so bekannt sind, aber sehr relevante Inhalte enthalten können, so dass sich die Informationskompetenz nicht nur auf Suchräume beschränken darf, da sich die Komplexität so nicht vollständig abbilden lässt. Frau Nilges sieht im Suchrauch auch nur eine weitere Fascette im Gesamtkontext der Vermittlung von Informationskompetenz.

Als Ergebnis des Vortrages bleiben Fragen: Was wollen wir im Rahmen von Informationskompetenz vermitteln und was können wir vermitteln im Rahmen der Strukturen, mit denen wir umgehen müssen (Zeit, Personal, Vorwissen, etc.)? Wie können wir unsere Nutzer an der richtigen Stelle abholen? In welcher Form müssen wir unsere Kollegen schulen, damit diese adäquat reagieren können?

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