Der idealistische Bibliothekar des Internets

Für einen Mann allein wohl eine unmöglich zu bewältigende Aufgabe, aber Brewester Brewster Kahle lässt sich davon nicht abschrecken. Mit großem Enthusiasmus geht er dran, eine Alexandrinische Bibliothek 2.0 zu bauen. Man könnte ihn schmunzelnd als Scherzkeks abtun, aber dazu ist er sich seiner Sache zu sicher. Er schafft es Menschen und Technologien so zusammenzubringen, dass auch die schwierigsten Aufgaben gelöst werden. Er ist ein Visionär, der auf die Probleme aus einem anderen Blickwinkel als andere schaut und sich zutraut, Probleme zu lösen, bei denen andere denken, die wären unmöglich zu schaffen.

Millionär Kahle gibt sein Geld nicht für Klamotten aus, sondern hinter dem einfach gekleideten Mann versteckt sich ein geübter Technologe und ein sehr erfolgreicher Unternehmer. Er hat Firmen wie AOL und Amazon gegründet und sehr erfolgreich verkauft. Jetzt Zur Zeit setzt er seine Energie dafür ein, ein gemeinnütziges digitales Archiv mit freien Inhalten aufzubauen, seien es Bücher, Filme, konzerte usw. – ganz ähnlich der legendären Bibliothek von Alexandria. Dies bringt ihn in Konflikt mit dem Giganten Google, der ein ähnliches, aber doch eher kommerziell ausgelegtes Ziel verfolgt.

Kahle graduierte 1982 am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Dort studierte er mit dem artificial-intelligence guru Marvin Minsky. Er trat einer Gruppe von MIT Alumni bei, welche die Firma Thinking Machines gründete, die Parallele Supercomputer herstellten. Dort arbeitete er mit Größen wie Richard Feynman (Nobelpreis-Gewinner), Dr. Minsky and Daniel Hillis zusammen.

1989 gründete er seine eigene Firma WAIS Inc und baute dort auf die Suchtechnologie auf, die bei Thinking Machines entwickelt worden war. Zu seinen Kunden zählte das Wall Street Journal, welche die erste News-Site aus Subskriptionsbasis war oder die Zeitschriftenfirma CMP, die ein Pionier der Online-Werbung war. Da Kahle die Bedeutung von Bezahlsystem, Online-Privacy und Nutzer-Ratings begriffen hatte, lag er fast ein ganzes Jahrzehnt vor seinen Mitbewerbern. 1955 wurde seine Firma für wohl 15 Millionen Dollar von AOL erworben.

1996 liefen schon fast ein Dutzend Patente auf den Namen Kahle. In dem Jahr wendete er sich seinem nächsten Projekt zu, dem gemeinnützigen Internet Archive. Außerdem gründete er zusammen mit einem ehemaligen Kollegen eine neue Firma namens Alexa. Diese Firma verfolgt und analysiert die Wege, denen Menschen folgen, wenn sie sich im Web bewegen, um ihnen behilflich sein zu können, ähnliche Informationen zu finden. Alexa wurde 1999 von Amazon für geschätzte 250 Millionen Dollar erworben. Kahle arbeitete dort noch bis 2002, bevor er sich ganz dem Internet Archive widmete.

Der bekannteste Teil des Archivs ist die Wayback Machine. Auf diesem “Online-Dachboden digitaler Erinnerungen” werden Kopien von Internetseiten aufgehoben, so dass man schauen kann, wie eine Website vor einigen Jahren ausgesehen hat. Man könnte auch sagen, das Archive ist das Museum des Internets. Das Internet heute ist für viele das erste Medium der Wahl für kulturelle Erzeugnisse und die Wayback Machine ermöglicht einen Zugang dazu zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Und es gibt an der Stelle mehr als nur wissenschaftliches Interesse, was mehr als 500 Zugriffe pro Sekunde bestätigen.

Zusätzlich zum Archiv von Webseiten gibt es eine Audiobibliothek mit mehr als 300.000 MP3-Dateien, ein Filmarchiv mit mehr als 150.000 Filmen und Videos und ein Livemusikarchiv mit Aufnahmen von mehr als 60.000 Konzerten. All diese Sammlungen sind kostenlos zugänglich.

Das ist ein guter Schritt in Richtung Ziel von Herrn Kahle, der die weltgrößte digitale Bibliothek aufbauen möchte. Dazu hat er auch welltweit 135 Bibliotheken für die openlibrary.org gewonnen. Ziel dieses Projektes ist es, einen Katalog zu jedem jemals erschienenen Buch zu schaffen und da, wo es möglich ist, zum Volltext zu verlinken. Um das zu erreichen, digitalisiert das Internet Archive in Zusammenharbeit für seine Bibliothekspartner täglich mehr als 1000 Bücher. Dafür zahlen die Bibliothek über 30 Dollar. Die digitalisierten Kopien dürfen dabei von beiden Parteien genutzt.

Über 200 Menschen arbeiten für das Internet Archive, welches ein jährliches Budget von 10 – 14 Millionen Dollar benötigt. Anfangs hat Herr Kahle dieses Geld gespendet, doch inzwischen kommen mehr und mehr Spenden von Stiftungen und Bibliotheken, die dafür bezahlen, dass ihre Bücher digitalisiert werden.

It also runs a variety of one-off projects, such as a collaboration with America’s space agency, NASA, to make available photos and films relating to the history of the space programme, and a “print on demand” system to turn digital files into physical books in minutes.

Herr Kahle wirkt mit seinem Stil unbekümmert und lässig, aber der 48-jährige steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden und weiß sich auch gegen starke Gegner zu wehren.

“Come back when you have a warrant,” reads the floor mat underneath his office recliner. It was a gift from the Electronic Frontier Foundation (an activist group on whose board Mr Kahle sits) after Mr Kahle refused to hand over information about one of the Internet Archive’s users to the Federal Bureau of Investigation in 2007.

Dieser Aktivist für Online Privacy ist auch ein überzeugter Befürworter der Offenheit. Er bestand auf einer extra für das Internet Archive entwickelten Open-Source-Suchmaschine (Scribe). Auch die “PetaBox”, die eine Million Gigabyte Daten speichern kann, ist auf Open-Source-Basis entwickelt worden.

“Everything Brewster does is open. He personifies openness,” says John Seely Brown, who sits on Amazon’s board of directors and was previously the chief scientist at Xerox, and the director of its Palo Alto Research Centre. Being open “is the right way to have a thriving industry,” says Mr Kahle. “I have been much more successful when letting people know what I want to do. I get much more help that way.”

Dieser große Enthusiasmus Kahles für eine solche Offenheit enhält implizit auch eine Kritik an dem viel größeren Buchdigitalisierungsprojekt von Google. Auch die Googlegründer haben ein ähnliches Ziel wie Herr Kahle, auch sie wollen das Wissen der Welt organisieren und es allen zugänglich und nutzbar zu machen. Da das meiste Wissen immer noch in Büchern enthalten ist, scannt man sie.
Während für das Internet Archive den Focus auf gemeinfreie Werke legt, um sie im Volltext zugänglich zu machen, so scannt Google mehr als 7 Millionen neuere Werke, von denen die meisten noch urheberrechtlich geschützt sind. Diese werden in kleinen Auszügen zugänglich gemacht.

Auch wenn Google bisher behauptete, man würde nicht das ganze Werk zugänglich machen und damit weder eine Copyrightverletzung begehen noch die Erlaubnis der Verlegerbenötigen, zwangen die Verleger den Suchmaschinengiganten zu einer Vereinbarung Oktober 2008. Eine endgültige gerichtliche Entscheidung wird Juni dieses Jahres erwartet.

Under the terms of the settlement, Google will put copyrighted works online only with the permission of publishers, who can also decide whether to make a preview available or not. Google will also be allowed to sell access to entire books online, sharing the proceeds with publishers. It has, in other words, struck a deal that will allow it to go on scanning books and make money providing access to them online.

Die Herangehensweise von Herrn Kahle, die Anzahl der verfügbaren Bücher zu erweitern, ist anders. Wenig erfoglreich verklagte er die die amerikanische Regierung (Kahle vs. Gonzales), übermäßig restriktive Copyyrightregelungen rückgängig zu machen. Eine Verkürzung des Schutzzeitraumes hätte die Zahl der gemeinfreien Werke dramatisch gesteigert und die Zahl der digitalisierbaren und damit frei zugänglichen Online-Werke erheblich erhöht. Davon hätte jeder profitiert.

Googles rechtliche Einigung hat eine Kontroverse verursacht. Die Einigung bedeutet, dass Google jetzt die einzige große Firma ist, die eine bedeutende digitale Sammlung copyrightgeschützter Bücher ist. Einige Bibliothekare befürchten, dass dies der Internetfirma riesige Macht gibt. Nicht umsonst heißt es “Wissen ist Macht” und nicht umsonst wird viel Geld für Informationen bezahlt.

“This is a more powerful monopoly than we’ve ever seen for access to 20th-century material,” says Ms Moore of the University of Toronto. “We do not have a good track record in negotiating good prices with monopolies.” Similar concerns led Harvard University to reduce its participation in Google’s project.

Die Meinung ist nicht eindeutig. Andere Bibliothekare begrüßen das Google Settlement als einen guten Kompromiss, aber nichts ist perfekt und betrifft nicht die Kritikpunkte, die Herr Kahle und andere Internetanbieter am Copyright-Gesetz äußerten. Herr Kahle möchte alles frei haben. Darin wird er auch von Bibliothekaren unterstützt, aber Bibliotheken müssen große Abstriche machen bei dem was sie sammeln und archivieren und dem, was sie zugänglich machen können.

Obwohl beide Projekte sehr verschiedene Ansätze wählen – eines einen idealistischen, das andere einen pragmatischen – kann es sein, dass sich beide eigentlich gut ergänzen. Bibliotheken können mit beiden Projekten zusammen arbeiten. Und falls die Dinge bei Google schief laufen, können Bibliotheken immer noch woanders hingehen. Wenn die Preise bei Google zu hoch werden, können und werden sich andere Mitspieler finden, die die Werke erneut scannen. Es gibt noch genug Originalquellen. Auch den Nutzern ist es freigetellt, ihren Service zu wählen, um Zugang zu erhalten, wie das bei den gemeinfreien Büchern nachvollziehbar ist.

It may be that a lack of library funds, rather than Google, poses the biggest short-term threat to Mr Kahle’s dream. Google covers the cost of scanning libraries’ books. But to get into Mr Kahle’s archive, libraries must either do their own scanning or pay the archive to do it. And, like everyone else, libraries are feeling the financial squeeze at the moment.

Herr Kahle ist sehr vorausschauend. Universeller Online-Zugang zu allem Wissen ist ein Ziel, dass wohl während unser Lebensdauer nicht erreicht wird, aber wenn man ein solches weitentferntes Ziel wählt, kann man viele Leute darauf einschwören. Kahle will kein Imperium aufbauen, seine Idee ist es, die Zukunft zu schaffen.

Quelle:
The internet’s librarian :engl: in The Economist, 05.03.2009

Aufmerksam geworden über:
Robes, Jochen: The internet’s librarian :engl: bei Weiterbildungsblog

Errata als Kommentar 2

Die Buchbranche und die Digitalisierung.

Thomas Hettche gehört zu den E-Book-Lesegeräte-Testern der frühen Stunde (1999) und stand E-Books sehr skeptisch gegenüber. Doch seit damals hat sich bei den Geräten sehr viel getan. Ging es damals noch darum, ob man Bücher überhaupt auf einem Gerät lesen will, ist jetzt folgende Frage im Focus der Betrachtung gerückt: Ist die Buchindustrie bereit, den entscheidenden Schritt weg von der “Papierliteratur” zu wagen. Hettche sieht dabei in den E-Book-Readern ein kurzlebiges Übergangsprodukt. Die Menschen lassen sich ungern zum Kauf eines Single-Use-Produkt verführen, wenn sie E-Books auch auf preiswerten Multi-Use-Geräten lesen können.

Wer meint, dabei handele es sich nur um ein weitere Ausgabeformat, übersieht, dass das E-Book – und mit ihm die digitale Bereitstellung der Bücher in den Verlagen, die Volltextsuche im Netz etc. – in einen Gesamtprozess gehört, der das gesamte System aus stationärem Buchhandel, Literaturkritik, literarischen Institutionen, Autorenlebensläufen grundsätzlich in Frage stellt.

Der Roman hat sich durch sein ideales Packmaß als Form durchgesetzt. Durch die Digitalisierung wird sich nun auch die literarische Form grundsätzlich verändern. Von der Veränderung betroffen sind Buchhändler und Schriftsteller. Doch es wird kein wirkliches Vakuum entstehen sondern neue Formen. Daher sollte man nicht so naiv sein und glauben, E-Books seien reine Abspielgeräte. Dieser Eindruck entsteht jedoch, wenn man die Beschreibungen mancher E-Book-Lesegeräte liest. Dies wäre beispielsweise eine Kritik am Txtr, der nur Dateien anzeigen und ein bißchen Musik abspielen kann. Möglichkeiten, um Texte z.B. zu annotieren scheinen nicht vorgesehen zu sein.

Im Jahr 2000 sprach man bereits über Hypertext-Literatur, aber diese literarische Experimente blieben recht unbeachtet. Inzwischen sind jedoch die Menschen weit mehr an das Lesen am Bildschirm gewöhnt. Das fremde Netz von damals ist heute häufig der erste Anlaufpunkt für (aktuelle) Information.

Das […] gedruckte Buch längst zu etwas Anachronistischem geworden in unserer Welt – ich liebe es dafür.

Rezepienten und Produzenten müssen darauf reagieren. Den Lesern fällt das viel leichter als den Autoren, die kaum auf das reagieren was da im Netz passiert. Ein Beispiel ist Stephen King. Aber viele Autoren sind eher verunsichert und verängstigt, wozu auch eigene Interessenvertreter wie VG Wort und Börsenverein mit beitragen.

Hettche trauert dem nach, was an Vielfalt der Literaturlandschaft verloren gehen könnte, die gebildeten Buchhändler mit ihren vollgepfropften Läden, eine differenzierte Literaturkritik in allen Medien und vor allem trauert er einem neugierigen literarischen Publikum nach. Er befürchtet, diese Neugier und eine breite Kenntnis könnten verloren gehen durch die Digitalisierung. Auch die Verlage, die trotz aller wirtschaftlichen Zwänge an guten Büchen festhalten, würden darunter leiden. Diese “natürlichen Partner für einen Schriftsteller” würden bereits jetzt schon langsam verloren gehen, zumal vielen Autoren entsprechende “Skills” fehlen, um die Notwendigkeiten digitaler Medien zu meistern und sich im Netz so zu präsentieren wie Herr King.

95 Prozent aller Schriftsteller wird das aber nicht gelingen, zumal die Aufmerksamkeitsökonomie des Netzes ganz andere skills erfordert als die klassischen Vertriebsformen, in denen der Verlag Agent des Autos [sic!] ist.

Und was ist an dieser Stelle mit all den neuen Möglichkeiten und den neuen Formen, den neuen Chancen, Dinge zu entdecken? Nun ja, der Zugang wird differenzierter und diversifizierter. Zur Zeit bleibt nur, die Möglichkeiten zu beobachten und zu beurteilen und eben neue Marketingstrategien zu entwickeln. Dies macht Amazon als großer Buchhändler den anderen Markteilnehmern bereits vor.

Amazon ist der Anbieter von Dienstleistungen angefangen von der Vermarktung über die Digitalisierung bis zum Vertrieb. Gefährdet dies jetzt allerdings die Verlage? Passiert hier zur Zeit ein Paradigmenwechsel? Amazon ist nur Distributor und nicht an den Inhalten oder einer literarischen Öffentlicheit interessiert. Aber das lässt sic wohl auch über die Verlage sagen, die alles verlegen, dessen sie habhaft werden können.

[Amazon] entwickelt vielmehr so eine Art literarischen Center-Parc im Internet, einen dieser künstlichen Urlaubsorte mit überdachter Tropen-Atmosphäre, in diesem Fall für Leser, d.h. genauer: für Bücherkäufer. Auch, wenn sich dort bald Schriftsteller wie Leser austauschen und vielleicht besser werden informieren können als im stationären Buchhandel und in den Zeitungen, bleibt doch der Fakt, dass – so, wie Einkaufsmalls überall die öffentlichen Plätze ersetzt haben – Amazon dabei ist, das zu ersetzen, was bisher „literarische Öffentlichkeit“ hieß.

Ob das nun die Angst vor den neuen Möglicheiten ist? Skepsis ist gerade bei den fragwürdigen AGBs vieler “amerikanischer” Anbieter sicherlich angebracht. Wir werden globaler. Hettche kritisiert auch die halbherzig betriebenen öffentichen Digitalisierungsinitiativen, so dass eben an Google scheinbar keiner mehr vorbeikommt. Autoren sehen Googles Umgang mit den Urheberrechten recht kritisch. Das Urheberrecht ist eine der zentralen gesellschaftlichen Vereinbarungen, denn es schützt die berechtigten Interessen der Urheber, schützt aber auch die berechtigten Interessen seitens der Allgemeinheit, gerade an einem freien Zugang zur Information. Aber gerade die sehr engen Schranken und urheberrechtliche Unsicherheiten sind mit Ursache an der sehr schleppenden Digitalisierung.

Diesen Ausgleich einem Quasi-Monopolisten zu überlassen, scheint mir heikel; es gäbe schon Gründe für die Enteignung von Google.

Die Digitalisierung der Bücher stellt neue Anforderungen an das Urheberrecht von heute, das so bei digital verbreiteten Büchern nicht mehr durchgesetzt werden kann. Hettche glaubt, dass der derzeitige Wandel, die Büchse der Pandora öffnet. Er sieht, dass Digital Rights Management keine Lösung ist und er glaubt, dass die Literatur es noch schwerer als die Musi haben wird, seinen Rechtschutz auch dem Nutzer zu vermitteln. Mal wieder wird hier die Geschichter der Raubdrucke bemüht und betont, dass die Idee der Originalität schon damals schwer zu verteidigen war. Allerdings muss man auch sehen, dass gerade der rege Handel mit KOPIEN den Erfolg des Mediums Buch ausmachte. Könnten neue Modelle des Vertriebs die Interessen der Autoren schützen, wie etwa Abonnements oder Flatrates? Für Hettche ist das eine Entwertung seiner Arbeit.

Der Erfolg wird zunehmend duch die Leser bestimmt, die beispielsweise Bücher auf Amazon oder in Büchercommunities bewerten. Der Leser kommt dem Autor so näher. Die Kommentare werden wichtiger als die Literaturkritik durch die klassischen Kritiker. Dadurch verschwinden Hierarchien und eine auf Qualität ausgerichtete Kultur.

Inhaltlich bedeutet das: Die Kommentare auf Amazon sind fast immer reine Geschmacksurteile, die sich durch keine Kenntnis des Autors, des Themas, des literarischen Hintergrundes, ja nicht einmal des Textes, auf den sie sich richten, ausweisen müssen. Wobei sich die Hoffnung, die Vielzahl der Stimmen mendele – Stichwort Schwarm-Intelligenz – die Dummheit schon heraus, leider nicht erfüllt.

Die Konkurrenz der Plattformen sorgt noch zusätzlich dafür, dass Mechanismen der Qualitätssicherung außer Kraft gesetzt werden. Das Markenbewusstsein stirbt und so manches Blog kann bei Google bspw. vor der New York Times gelistet sein oder im Ranking stehen. Das ist vielleicht auch ein Grund für die finanziellen Schwierigkeiten von Zeitungen.

Die Veränderungen sind aber noch immer nicht wirklich in der Diskussion bei Verlagen und Autoren. Sie kommt aber in Subtexten vieler Debatten vor. Man wagt sich das Problem nicht wirklich anzusprechen, weil es dadurch scheinbar realer wird. Es finden aber bereits jetzt erhebliche Verschiebungen aufgrund der Digitalisierung und der sich ändernden Rahmenbedingugen statt.

Was wird aber mit der Literatur im Netz passieren? Nun, sie wird wohl nicht verschwinden, zu sehr wird sie genossen. Es werden wohl neue Formen literarischer Kunst entstehen, andere jedoch als die in der gedruckten Welt. Sprache ist noch immer das wunderbarste Medium zur Beschreibung der Welt und unserer Hoffnungen und Ängste.

E-Books – und das ist das Interessanteste an diesem Beitrag – sind nicht mehr die Angebote auf CD-ROM. Sie werden nicht mehr vom Internet getrennt. Mit großer Selbstverständlichkeit wird hier davon ausgegangen, dass der Vertriebsweg über das Internet führt. Betroffen macht mich allerdings der fehlende Mut und die abwartende Haltung. Gerade junge Autoren sollten doch den Mut finden, sich dem neuen Medium zu stellen.

Quelle:
„Das gesamte System wird in Frage gestellt“ Daniel Lenz im Gespräch mit Thomas Hettche, Buchreport online

Luxemburg läßt sich Chance nicht entgehen

Das Land Luxemburg hat sich diese einmalige Chance nicht entgehen lassen. Für 3,1 Millionen Euro erwarb man bereits im letzten Jahr ein Paket, welches die Bibliothek mit 3000 Büchern und das gesamte Archiv der Grafen von Ansemburg beinhaltet. Bücher und Archiv stammen aus dem 13. bis 18. Jahrhundert. Bei den Kosten für dieses Angebot blieb man sogar unter dem von internationalen Experten veranschlagten Schätzwert. Die Erben legt Wert darauf, dass die Sammlung zusammenhängend dem Großherzogtum erhalten bleibt und in die öffentliche Hand übergeht. Das wichtigste Buch in diesem Paket ist der “Codex Mariendalensis”.

Quelle
“Dies war eine einmalige Gelegenheit, die der Staat sich nicht entgehen lassen durfte”. Octavie Modert sur l’achat du “Codex Mariendalensis” et une politique offensive de sauvegarde culturelle, offizielle Seite der Regierung

System- und Formatkrieg?

Der Tagesspiegel titelt „E-Book ist nicht gleich E-Book“ und wenn man die Berichtserstattung rund um Bücher und E-Books betrachtet, möchte man meinen die Leipziger Buchmesse hätte diesesmal bereit auf der IT-Messe CeBIT in Hannover begonnen. Da wurden eine Unmenge von E-Book-Lesegeräten vorgestellt, z.B. der eSlick mit Foxit-Software auf Linux-Basis, der Berliner txtr Reader mit Open Source-Software und WLAN, das BeBook :engl: .

Diese E-Books werden sich auf den Literaturbetrieb auswirken. Einmal werden technikaffine Leser jetzt duch die erheblich größere Auswahl an E-Book-Lesegeräten doch eher zum Kauf eines solchen Gerätes animiert. Dafür muss aber auch ein enstprechende Angebot an E-Books geben. Die Entwicklungen in dieser Hinsicht sind vielversprechend. Leider konkurrieren auch seh unterschiedliche Formate um die Gunst der Leser.

In der Praxis heißt das: Wer einen Sony-Reader kauft, entscheidet sich zugleich gegen den digitalen Buchkauf bei Amazon – egal, wie attraktiv die Angebote sein mögen. Und wer sich nach dem Kindle-Start in Deutschland für das Amazon-Gerät entscheidet, hat bei den vielen anderen Shops das Nachsehen.

Die Bindung ist langfristig, denn man kann die einmal erworbenen Bücher nicht auf ein anderes Lesegerät eines anderen Herstellers einfach so umziehen. Damit werden wohl auch die Kosten für die Verlage erheblich gesteigert, da sie ihre E-Books, wenn sie nicht exklusiv für einen Lesegerätanbieter produzieren wollen, in verschiedenen Formaten anbieten müssen.
Der Tagesspiegelt hofft, dass die die Wahrheit vielleicht zwischen den beiden derzeit reellen Alternativen Kindle und Sony liegen, nämlich bei dem neuen E-Book- Lesegerät „txtr“ aus Berlin.

Gemeinsam ist den meisten Readern ein fast taschenbuchgroßes Sechs-Zoll-Monochrom-Display mit E-Ink-Technologie. Diese soll ein nahezu ermüdungsfreies Lesen ermöglichen. Beim Verzicht auf die Hintergrundbeleuchtung müssen die Akkus extrem selten geladen werden. Über zusätzliche Speicherkarten kann der Speicherplatz erheblich ausgebaut werden.

Thalia und Libri.de setzen auf den Sony PRS-505-Reader, der ab dem 11. März für 299 Euro zu kaufen sein wird. Er kann PDF-Seiten, Word-Dateien u.a. Textdokumente darstellen und untersützt das offene E-Book-Format Epub. Hörbar werden MP3- und AAC-Dateien. Betankbar is das Gerät über einen Windows-PC, nicht jedoch über einen Apple-Computer. E-Books im Epub-Format werden online über Libri und Internetbuchhändler mit dem Libri-Shopsystem angeboten.

Bislang hatte Libri das Format Mobipocket favorisiert. Das läuft zwar auf einem Kindle von Amazon, nicht aber auf dem Sony-Gerät.

Wer heute ein neues Gerät kauft, kann leider das E-Book nicht kostenlos in ein anderes Format “umtauschen”, denn ein anderes Format wird von den Verlagen wie eine andere Ausgabe des Buches.

Für den Kindle von Amazon ist so gut wie jeder US-Bestseller in den USA verfügbar. Seit dem 23. Februar ist der Kindle 2 in den USA für 359 Dollar erwerbbar, allerdings steht der Marktstart in Deutschland noch nicht fest.
Per Mobilfunknetz lassen sich die neuen E-Books aus dem Amazon-Shop direkt aufs Gerät laden, ohne dass dafür ein Computer benötigt wird oder Zusatzkosten für den Download anfallen. Auch die umstrittene Vorlesefunktion ist ein Vorteil des Gerätes.

Wie Apple mit seinem iTunes-Musikshop nutzt Amazon aber ein spezielles Kindle-Format (AZW). Bücher im Epub-Format des Sony-Readers lassen sich mit dem Kindle ebenso wenig aufrufen wie die Titel, die über die Libreka-Plattform des Börsenvereins des deutschen Buchhandels mit dem Start der Buchmesse angeboten werden.

Libreka wird vorerst mit dem PDF-Format und vor allem mit wissenschaftlicher Literatur starten. Erst in einigen Wochen wird man verstärkt Belletristik im Epub-Format anbieten.

Gerade wegen des derzeitigen Formatedurcheinanders und den demnächst zu erwartenden weiteren Lesegeräten auf dem Markt empfiehtl es sich, noch ein wenig Geduld zu haben und weeitere Entwicklungen abzuwarten. So wird bspw.der “txtr” im Herbst auf dem Markt erwartet.

Der txtr arbeitet ebenfalls mit dem E-Ink-Display. Das Gerät ist auf wenige Bedienelemente beschränkt. Bücher können über WLAN oder Mobilfunknetze heruntergeladen werden und das offene Linux-Betriebssystem ermöglicht auch anderen Programmierern das System anzupassen. Auch wesentlich mehr Formate sollen auf dem txtr-Reader darstellbar sein. Auch für die Inhalte gibt es verschiedene Vorstellen. So sollen Bücher entweder über die Community- Seite txtr.com getauscht oder im dort integrierten Shop gekauft werden können.

Quelle:
Sagatz, Kurzt: „E-Book ist nicht gleich E-Book“ im Tagesspiegel

Der elektronische Groschenroman

Jetzt muss es sehr schnell gehen. Es müssen Plattformen für elektronische Bücher her, um rasch ein legales Angebot aufzubauen. Der Buchhandel befürchtet, dass die Nutzer von elektronischem Inhalt sich den sonst aus illegalen Onlineangeboten besorgen wird. Dass Nutzer von Inhalten sich ihre Quellen suchen, hat man ja bereits beim Musikhandel beobachten können. Und seit dort legale Angebote auf dem Markt aufgetaucht sind, zeigt sich, dass man elektronische Inhalte auch über das Internet verkaufen kann. Nun, gleichzeitig wird gedroht, dass die Branche verstärkt illegale Onlineangebote zivilrechtlich verfolgen will. Sinnvoller wäre wohl eine verstärkte Sensibilisierung für Urheberrechte. Das kann man wohl ohne Drohungen und mit geschickten Geschäftsmodellen besser befördern als mit Angst 😉

Auch große Belletristikverlage, wie bspw. die Verlagsgruppe Lübbe, bekannt durch ihre Jerry Cotton-Romanhefte, prüfen jetzt, ob ihre Angebote sich für ein E-Book anbieten. Bei Lübbe erwägt man, die Romanheft- und sonstigen E-Commerce-Aktivitäten in einer neuen Firma Bastei Entertainment zu bündeln. Probweise möchte man die Romanhefte aus dem Bereich Sciene-Fiction-Serien als E-Book anbieten, weil bei ihnen internetaffinere Leser als bei anderen Romanheftbereichen vermutet werden. Dies soll in Kooperationen mit anderen Firmen bzw. Verlagen geschehen, welche bereits jetzt ähnliche Produkte für jüngere Leserkreise anbieten.

Lübbe verlegt derzeit etwa 90 Hardcover- undd ca. 320 Taschenbücher pro Jahr. Man beochbachtet den E-Book-Markt in Amerika bereits seit etwas über einem Jahr und sieht dort einen wachsenden Markt. Die dortigen Erwartungen sind geringer, als es der Hype ums E-Book momentan erwarten lässt.

Man spekuliert dort, dass mit E-Books in den nächsten vier bis fünf Jahren rund drei, aber höchstens vier bis fünf Prozent des Gesamtumsatzes gemacht werden.

Lübbe hat dennoch bereits die ersten 100 Titel als E-Book lieferbar und plant, zukünftig auch ihre zu erwartenden Bestseller-Neuheiten als als E-Book anzubieten. Allerdings werden in der derzeitgen Jahresplanung des Verlages für die nächsten drei Wirtschaftsjahre keine nennenswerten E-Book-Umsätze eingeplant.

Nun, es werden wohl auch kaum entsprechende Umsätze generiert, wenn der Kunde den Hardcoverpreis bezahlen soll.

In den Kalkulationen sind Printprodukte trotz der Druckkosten preiswerter als E-Book-Produkte. Dies liegt unter anderem an der noch geplanten geringen Auflage der E-Books, aber auch an Zusatzkosten. So kostet das Konvertieren der Druckdateien in ein ausgabefähiges Format pro Buch circa 300 bis 1000 Euro. Zudem fallen beim E-Book 19 Prozent Mehrwertsteuer an, beim gedruckten Buch sind es nur sieben Prozent.

Ich denke, da greife ich dann beispielsweise doch lieber zum Taschenbuch oder gehe in die Bibliothek, weil sich auf diese Weise ein E-Book-Reader für mich nie “amortisieren” würde, um einmal in der Sprache weiterzureden. Wenn ich ein Buch kaufe, halte ich etwas in der Hand und habe nicht nur eine Nutzungslizenz erworben.

Quellen:
“Buch preiswerter als E-Book” – Herbert Olbermann im Interview mit Verlagschef Thomas Schierack, in: Wirtschaftswoche
Sawall, Achim: Deutscher Buchhandel plant E-Book-Offensive, via golem.de

Die Finanzkrise und die Kultur

Welche Folgen hat die Finanzkrise auf die Kultur? Mit dieser Frage hat sich gestern der Deutschlandfunk beschäftigt.
Von Panik möchte man jedoch noch nicht sprechen. Was vor allem daran liegt, dass private Geldgeber bei der Finanzierung von Kultureinrichtungen in Deutschland noch nicht so verbreitet sind wie z.B. in den USA. Außerdem sind die Haushalte und die Förderzusagen für dieses Jahr bereits verabschiedet, so dass man sich zumindest für dieses Jahr in Sicherheit wiegt.

Doch was ist im nächsten Jahr? Die Kommunen erwarten, durch steigende Arbeitslosenzahlen höhere Ausgaben, aber gleichzeitig werden sie weniger Geld einnehmen. Die Kultureinrichtungen werden also stärker als bis her für sich argumentieren und wahrscheinlich auch in Konkurrenz zueinander treten müssen. Eine Folge die abzusehen ist sind Schließungen von Einrichtungen, die sich in diesem Kampf nicht mit schlüssigen und zukunftsträchtigen Konzepten behaupten können.
In diesem Zusammenhang wird mal wieder die Frage aufgeworfen, ob es nicht nötig ist die Kultur endlich als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern? Dass dies nicht das Allheilmittel sein kann, stellt im Artikel der Generalsekretär des Deutschen Kulturrats Olaf Zimmermann fest.

Wie sinnvoll ist aber eine Verankerung der Kultur im Grundgesetz? Wie allgemein wird diese Aussehen?
Unter dem Wort Kultur vereinigen sich eine Vielzahl verschiedener Einrichtungen mit unterschiedlichen Zielen. Wie will man diese alle in einem Gesetz unter einen Hut bringen? Gleichzeitig birgt es die Gefahr, dass identische Einrichtungen geschaffen werden, die dem Nutzer einen Einheitsbrei bieten und dabei daran gehindert werden auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzer einzugehen. Ein Szenario das von keinem gewünscht sein kann.

Doch wie kann man die Krise überstehen?
Hier hilft es nur, wenn die Kultureinrichtungen die Schonzeit, die ihnen in diesem Jahr gegeben worden ist nutzen, um zukunftsträchtige Konzepte zu erstellen und diese so schnell wie möglich in die Praxis umsetzen.

Barrierefreiheit – eine erste Kapitulation?

Für eine bessere Barrierefreiheit empfiehlt das W3C offene Standards. Bereits Juni 2008 startete man dazu ein neues Forum. Diese “eGovernment Interest Group” hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit Experten, Bürgern und Behörden. W3C-Direktor Tim Berners-Lee spricht sich für offene Standards aus:

“Offene Standards, insbesondere Standards des semantischen Web, können helfen die Kosten von Regierungen zu senken. Zudem machen sie die Zusammenarbeit unabhängiger Behörden leichter und verbessern die Flexibilität angesichts des Wandels im Informationszeitalter.”

Bürger werden von den Ämtern immer mehr dazu angehalten, Dinge im Netz zu regeln, bspw. die Online-Steuererklärung. Hier bieten interoperable, offene Standards im E-Government wirkliche Vorteile.

So könnten sie einem breiten Personenkreis mit unterschiedlichen Möglichkeiten und Endgeräten Zugriff auf Information ermöglichen. Weiters würden Daten bei Nutzung offener Standards eher langfristig verfügbar bleiben, was den Wert entsprechender Investitionen steigere.

Das W3C hat dafür relevante Standards entwickelt, z.B. XML, das semantische Web, die Barrierefreiheit und den mobilen Zugriff. Eine barrierefreie Gestaltung von offiziellen Websites sollte also doch erreichbar und umsetzbar sein. Und heute dann dies:

Der Bundesrat hat sich in einer heute erschienenen Stellungnahme eigentlich von den Plänen der EU-Kommission für eine barrierefreie Informationsgesellschaft verabschiedet. Prinzipiell begrüßt man die Pläne der EU-Kommission, Menschen mit Behinderungen so schnell wie möglich an der digitalen Kommunikationstechnik teilhaben zu belassen. Andererseits sieht man die Vorgabe der Kommission, 100 Prozent barrierefrei zugängliche Websites bis 2010 zu machen, als unmöglich an.

Der Begriff “Barrierefreiheit” ist für Internetanwendungen weltweit noch nicht abschließend definiert. In der Bundesrepublik sind unterschiedliche Vorgaben entwickelt worden.

Der Bundesrat empfiehlt eine Modifikation des Anspruchs. Bestehende öffentliche Webseiten sollen jetzt allenfalls “schnellstmöglich” auf so barrierefrei “wie möglich” umgestellt werden.
Bei allen Neuinstallationen schlägt der Bundesrat eine Umsetzung entsprechend des für die EU vorgesehenen Ansatzes der Barrierefreiheit über die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG :engl: ) 2.0 des World Wide Web Consortium (W3C :engl: ) vor. Diese Richtlinien müssten aber weiterentwickelt werden. Die Richtlinien enthalten noch Forderungen, die derzeit nicht umsetzbar sin.

So werde darin etwa gefordert, zu jedem nicht-textlichen Inhalt alternativ eine Text-Variante zur Verfügung zu stellen. Dies sei derzeit zum Beispiel bei einer interaktiven Landkarte nicht möglich. Stattdessen müssten Geoinformationen über Ortsnamen vermittelt werden.

Grundlage zur Erreichung einer besseren Barrierefreiheit bei allen E-Government-Projeken ist ein einzuführendes Verfahren, bei dem alle Behindertenverbände ihre Belange besser einbringen können.

Quellen:
E-Government profitiert von offenen Standards via standard.at, 11.07.2008
Krempl, Stefan: Bundesrat: EU-Ziele zur Barrierefreiheit im Netz unrealistisch via heise online
Empfehlungen der Ausschüsse zu Punkt ….. der 856. Sitzung des Bundesrates am 6. März 2009 Stellungnahme des Bundesrates, Dokument vom 23.02.2009 zum 06.03.2009

Indianer im Netz

Im Norden der USA, genauer gesagt in Idaho, lebt ein Indianerstamm namens Coeur d’Alene. In ihrem Reservat gibt es seit 2005 ein WLAN-Netz und ein Computerzentrum mit 40 Rechnern, die kostenlos genutzt werden können. Und der Stamm hat noch mehr, nämlich eine eigene interaktive Homepage. Das mag jetzt nichts außergewöhnliches sein, doch dieses Seite ist die einzige die von Indianern für Indianer gemacht wird. Der Sinn der Seite soll es sein die eigene Kultur zu pflegen und für die Nachwelt zu erhalten. Die Homepage bietet vor allem Videos und Audio-Beiträge, aber auch ein Blog ist zu finden. Mitmachen kann jeder und mittlerweile sind Indianer aus der ganzen USA und Kanada aktiv.
Ich persönlich finde RezKast :engl: ist ein schönes Beispiel wie man das Social Web für die Kulturpflege nutzen kann und es macht Spaß, auch als nicht Indianer, mal durch das Angebot zu surfen und mehr über diese Kultur zu erfahren. Dabei stellte ich übrings auch fest das es tatsächlich auch ein englisches Dummie-Buch zum Thema gibt. 😉

Und hier geht es zur Homepage:
RezKast :engl:

Problem Gebrauchtspiele

Wir sind im Europäischen Jahr der Kreativität und Innovation. Mit diesem Jahr sollte eigentlich auch das Urheberrecht wieder verstärkt in den Fokus der nationalen und internationalen Politik rücken, denn Kreativität und Innovation benötigt einen passenden Rahmen, wo ich hier gleich anmerken möchte, dass dies auch eine Freiheit der Informationsnutzer bedeutet.

Justizministerin Zypris lädt im Rahmen des Europäischen Jahres zu einer internationalen Urheberrechtskonferenz im Mai nach Berlin ein, um so eine weitere rechtspolitische Diskussion mit neuen Denkanstößen anzuregen.

Denkanstöße sind besonders für die strittigen Bereich Internet, Privatkopie und gebrauchte Software wichtig. Bundestag und Bundesrat baten das Justizministerium sogar darum, zu überprüfen, ob beim Handel mit Gebrauchter Software, wozu auch Spiele zählen, Reformbedarf besteht. Hier besteht Rechtsusicherheit, denn Software-Herrstelller verneinen ein Recht auf den Handel mit gebrauchten Lizenzen, während Second-Hand Softwarehändler die Rechtmäßigkeit ihrer Angebote gegeben sehen.

Gerade die Herrsteller von Games haben ein starkes Interesse daran, den Markt für gebrauchte Spiele einzudämmen. Sie fürchten, dass diese wiederverkauften Spiele sich schlecht auf ihre Absatzzahlen auswirken. Eine Möglichkeit, die die Unternehmen derzeit versuchen, um den Wiederverkauf zu erschweren, sind vor allem Onlineanbindungen und -aktivierungen.

Jetzt wird der große Onlineanbieter Amazon.com in den USA tätig. Unter amazon.com/tradeingames:engl: sollen gebrauchte Spiele in den USA zurückgekauft werden. Der Verkäufer erhält allerdings kein Bargeld ausgezahlt, sondern Gutscheine.

Die Preise lassen sich sehen. Einige Beispiele
PS3-Version von Call of Duty: World at War 26 US-Dollar
Fallout 3 PS3-Fassung 25 US-Dollar, Xbox-360-Version 21 US-Dollar
Portokosten für den Versand werden von Amazon übernommen. Außerdem bietet Amazon.com zum Start der Beta-Phase von Trade-in-Games noch 10 Prozent Rabatt beim Kauf neuer Spiele.

Die Erwartungen, dass Amazon.com damit Gebrauchtspielhändlern wie der Ladenkette Gamestop das Wasser abgräbt, sind hoch. Seit dem Einstieg von Amazon in dieses Marktsegment ist die Aktie des Unternehmens um rund 14 Prozent gesunken.

Neben den deutschen Filialen von Gamestop und vielen kleinen Händlern nimmt hierzulande unter anderem Trade-a-Game gebrauchte Spiele in Zahlung. An dem Unternehmen sind die Verlagshäuser Dumont und Madsack beteiligt. Die Preise liegen höher als bei Amazon. Für Fallout 3 bietet Trade-a-Game 23 Euro (Xbox 360) beziehungsweise 24 Euro (PS3).

Das ist in der Hinsicht vielleicht die beste Strategie, von der beide Seiten – Käufer und Verkäufer – profitieren. An dieser Stelle greift die Selbtregulierung des Marktes, so dass daher auf zu restriktive Veränderungen des Urheberrechtes sogar verzichtet werden könnte.

Im Europäischen Jahr der Kreativität und der Innovation möchte Ministerin Zypries auch verstärkt den Schutz des geistigen Eigentums ansprechen und mit allen beteiligten Parteien (z.b. Rechteinhaber und Internetprovidern) einen Dialog zum Thema “Creative Content Online” führen.

Außerdem hat will sie das Problem der in Europa unheitlichen Regelungen im Bereich “Privatkopie” auf europäischer Ebene angehen. Dies ist vielleicht mit das dringendste Problem, den Rechtsexperten sehen eine zu starke Diskrepanz zwischen den bestehenden Schranken des deutschen Urheberrechts im Bezug auf die Privatkopie und den implementierten Kopierschutz-Mechanismen bzw. den verwendeten Lizenz-Verträgen.

Quellen:
Justizministerium will Urheberrecht reformieren via Chip Online, 12.01.2009
Ihlenfeld, Jens: Amazon.com kauft Spiele zurück via golem.de

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