Der Bibliothekskongress 2010 in der Biblioblogosphäre [Update: 31.03.2010]

31.03.2010

30.03.2010

26.03.2010

25.03.2010

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Viel Neues bei Citavi 3.0

Erste Eindrücke konnte man vom großen Upgrade Citavi 3.0 auf der Firmenpräsentation und am Stand von Citavi beim Bibliothekskongress 2010 erhalten.

Die Leute von Citavi entschuldigten sich auf der Firmenpräsentation für ihren terminlichen Verzug. Citavi 3.0 sollte eigentlich bereits Winter 2009 erschienen sein. Doch man hat sich entschieden, das beste Produkt zu veröffentlichen. Dafür verschiebt man dann lieber den Veröffentlichungstermin.

Bedienbarkeit
Citavi setzt auf eine noch bessere Benutzerfreundlichkeit. “Klarer, einfacher, übersichtlicher” heißt das Motto. Der erste Eindruck des neuen Userinterfaces bestätigt dies erfolgreich. Die neue Oberfläche wirkt kompakter und weniger knubbelig. Es ist modulartig aufgebaut.

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Informationskompetenz – noch mehr Standards?

[Bericht] Der Vortrag von Dr. Fabian Franke handelt von Standards zum Thema Informationskompetenz.

Ziel der Standards ist es, die Arbeit zu erleichtern. Franke stellte die Frage, mit welchen Standards wir in Bibliotheken arbeiten und zählte auf: RAK, LSWK, Dublin Core für den Bereich Katalogisierung. Außerdem nannte er Bibliothekspläne und Kennzahlen, welche für die Bibliotheksentwicklung wichtig sind. Aber die Hauptfrage ist: Benötigen wir Standards für die Vermittlung Informationskompetenz?

Seine Definition von Standards war der Wikipedia entnommen:

Ein Standard ist eine vergleichsweise einheitliche oder vereinheitlichte, weithin anerkannte und meist auch angewandte (oder zumindest angestrebte) Art und Weise, etwas herzustellen oder durchzuführen, die sich gegenüber anderen Arten und Weisen durchgesetzt hat.

In dieser Bedeutung ist der Begriff insbesondere in den Bereichen Technik und Methodik üblich, aber auch beispielsweise in Bezug auf Menschenrechte oder Umweltschutz. Dabei findet der Begriff sowohl Verwendung bzgl. allgemein anerkannter Zielsetzungen als auch bezüglich allgemein anerkannter Realisierungen.

Ein Standard kann in einem formalisierten oder nicht-formalisierten Regelwerk bzw. in einem sich ungeplant ergebenden Regelfall bestehen, beispielsweise in einer einzelnen Regel bzw. mehreren Regeln oder einer Norm.

Als Zielsetzung von Standards sieht er eine höhere Rationalisierung der arbeitsteiligen Arbeit, die Schaffung von Effektivität und Wirtschaftlichkeit, Qualitätssicherung, mehr Kundenorientierung und das Schaffen einer Ordnung für (wiederkehrende) Abläufe. Für Bibliotheken sind Standards für Informationskompetenz (IK) seiner Meinung nach notwendig, da IK-Vermittlung eine Kernaufgabe der Bibliothek ist.

Die Standards sind auf Informationskompetenz.de zu finden, so auch die Leitlinien für die Bayerischen Hochschulbibliotheken.

Ursprünglich kam das Regelwerk für Informationskompetenz aus dem angloamerikanischen Raum (Information Literacy). Diese wurden übersetzt und hielten eine Umsetzung auch in den Standards für die Vermittlung von Informationskompetenz für Hochschulen. Die Bayerischen IK-Leitlinien sollen Argumentationshilfen sein, um mit dem Thema Informationskompetenz an die Hochschulleitungen, Bibliotheksleitungen usw. heranzugehen

In Bayern dsikutiert man nun über die Leitlinien. Diese sind noch nicht fertig, sondern im Prozess, d.h. offen für Änderungen und Diskussionnen. Es gibt weitere Standards, z.B. die Hamburger Erklärung des VDB oder Hilfestellungen, wie beispielsweise Checkliste für die Durchführung von IK-Veranstaltungen der AG IK des BVB. Die Zielsetzungen dieser Materialien geht in gleiche Richtung.
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Informationskompetente Suchräume

Frau Annemarie Nilges und Ralf Matalla sprachen über Suchräume als Teil der Arbeit um Informationskompetenz zu vermitteln, wobei sie Informationskompetenz als bibliothekarische Leitlinie der täglichen Arbeit definierten. Frau Nilges verstand dabei unter Suchräumen eine one-stop-Suchmöglichkeit, die schon der Vermittlung von Informationskompetenz dient. Sie sah durch die Gestaltung des Suchraums einen Beitrag zur Vermittlung von Informationskompetenz. Bibliotheken sollten sich diesem Paradigmenwechsel stellen, statt Teaching Library eher eine Learning Facility Library, d.h. die Bibliothek von heute sollte das Lernen und Forschen lehren. Von diesem Punkt aus ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Ausgestatlung von Suchräumen.

Traditionell geht man bei Vermittlung von IK sehr linear vor: Man beginnt mit der Themeneingrenzung, baut eine Suchstrategie auf, sucht dann im lokalen Bibkatalog oder in lokal vorhandenen Datenbanken und geht weiter zur Fachinformation. Eventuell erwähnt man danach noch Google oder Google scholar und endet ganz vielleicht mit der Erwähnung von Literaturverwaltung. Dies steht alles unter der Prämisse einer analytisch-systematischen Vorgehensweise: erkennen, entwickeln, schrittweise anwenden… Doch dass ist eine sehr bibliothekarische Hervorgehensweise und ist es dabei unser Ziel neue Berufskollegen auszubilden?

Die Realität sieht anders aus. Da muss man nur sein eigenes Vorgehen einmal beobachten, wenn man selbst sich ein Thema “nicht-wissenschaftlich” erarbeitet. Man sucht eher kumulativ, im Schneeballsystem, d.h. gesucht wird nicht linear geordnet und analytisch. Akzeptieren wir bitte die Realität. Den Studierenden fällt es schwer, schon die richtigen Informationsquellen auszuwählen und sie suchen daher eher in Google, Wikipedia und im Rahmen ihres Social Networkings, bevor sie sich an Kataloge und Datenbanken trauen.

Frau Nilges nannte folgende Kriterien für ihre Informationsauswahl:

  • Kürze der Information
  • Aktualität
  • Bekanntheitsgrad bei anderen/Empfehlung

Head/Eisenberg: Information Literacy Progress Report “Lessons Learned: How College Students Seek Information in the Digital Age”, 2009

Dieser Report zeigt, den Studierenden geht es heute nicht mehr um Vollständigkeit sondern um Relevanz und dieses hat Konsequenzen für die bibliothekarische Arbeit. Bibliothekare müssen ein kumulatives Vorgehen akzeptieren, und genauso, dass Relevanz Ranking mehr zählt als Vollständigkeit. Studierende nutzen andere Ausgangspunkte (z.B. Scopus) und geben sich mit 2-3 guten Beiträgen zufrieden, um dann im Schneeballsystem weiter vorzugehen. Dieses Wissen um (eine Veränderung von) Suchstrategien müssen die Bibliothekare in die Gestaltung von Suchsystemen einbringen. Das sollte auch zu einem Umdenken in der Vermittlung von Informationskompetenz führen.

Die Chancen für Suchräume bestehen darin, den Nutzer bei seiner Suche abzuholen. Durch gut gestaltete Suchräume können Schulungsinhalte entlastet werden und dadurch Personalkapazitäten freigesetzt werden, z.B. für eine Einzelberatung von Doktoranden.

Die Anforderung an die Gestaltung der Suchräume sind klar. Es sollte möglichst viel aus einem System heraus suchbar gemacht werden. Die Hilfeangebote müssen gut verständlich sein und auch technisch muss bei zu vielen und zu wenigen Treffern geholfen werden. Die Retrievalangebote müssen sich an den Gewohnheiten der Entnutzer orientieren. Dazu zählen auch Web2.0-Komponenten, z.B. der Aufbau einer Parallelwelt durch Tags, um so mehr die Relevanz wiederzuspiegeln.

Die Entwickler müssen sich auch die Grenzen deutlich machen. Bei der Cross-Search (Metasuche) gibt es noch kein optimales System und oft keine guten Ergebnisse. Die Suche muss weg von den analytischen Suchstrategien hin zu quick & dirty gehen. Die Möglichkeiten des Relevance Ranking statt eigener Analyse sind primär gut für Bachelor geeignet und ausreichend. Bei Wissenschaftlern müssen nun die freigewordenen Kapazitäten für Schulungen genutzt werden und die anderen Möglichkeiten der Recherche vorgesellt und vermittelt werden.

Herr Matalla stellte als Beispiel für die Schaffung von Suchräume Primo vor, das durch die Integration aller Datenquellen die Recherche verbessern sollte, da nun “alles aus einer Hand” kommt. Bei Primo wird standardmäßig nach Relevanz sortiert. Relevanz wird dabei mathematisch berechnet, aber ist eben nicht ohne weiteres faßbar und für Bibliothekare nachvollziebar. Für die Nutzer positiv sind die Faszetten, die verschiedene Einschränkungsmöglichkeiten, Materialarten usw. angezeigen und für die Verfeinerung der Suche wichtig sind. Man kam sich an dieser Stelle wie in einer Werbeveranstaltung für Primo von ExLibris vor. Besser gewesen wäre es auch andere Beispiele vorzustellen, wie z.B. den InfoGuide (Beispiel Augsburg) oder ALBERT des Wissenschaftsparks Albert Einstein. Ein tolles Feature von Primo ist die Zusammenfassung von verschiedenen Exemplaren eines Titels, gerade wenn es ums Relevanz Ranking geht. Als weiteres Merkmal eines gutgestalteten Suchraums ist die Hilfe bei Rechtschreibfehlern und auch eine übersichtliche Darstellung. Das nächste Ziel der Düsseldorfer ist es, eine entsprechende Artikelsuche in Primo einzubinden (Metasuche). Doch dort müssen noch einige Probleme in der Darstellung überwunden werden.

Die beiden Vortragenden zogen für die Vermittlung von Informationskompetenz folgendes Fazit: Gestalten Sie Ihre Schulungsveranstaltungen um und beginnen Sie den Einstieg in die Recherche mit Zitationsdatenbanken (Relevance Ranking), nutzen Sie dann Google Schloar, um die Relevanz der Treffer zu bestätigen und gehen Sie erst danach zu Recherchestrategien und Datenbanken über. Planen Sie Zeit ein für die Arbeit an und mit Suchräumen.

Frau Lux aus Merseburg stellte berechtigt die Frage, wo der Nutzer sieht, aus welchen Datenbanken Informationen kommen? Frau Nilges Antwort klang ein wenig sehr spitz, als sie fragte, ob der Nutzer das überhaupt wissen muss. Für mich stellt sich die Frage, wie soll sich der Nutzer Doppelarbeit ersparen, wenn er nicht weiß, woher seine Informationen kommen. Außerdem ist es momentan immer noch der Fall, dass man in der eigentlichen Datenbank bessere Suchergebnisse erhält als über eine Metasuchoberfläche. Daher halte ich hier die Anzeige der Datenbank für unverzichtbar. Geben Sie Ihrem Nutzer die Chance, mündig zu werden. Wenn er über seine Suche nicht reflektiert, dann ist das ein anderes Thema.

Frau Simon stellte die Frage: Benötigen wir immer noch mehr Schulungen oder sollten wir das Suchen einfacher gestalten? Die Antwort darauf entnahm sie dem Vortrag. Die einfacheren Suchräume helfen Erfolgserlebnisse zu haben und holen den Bachelor da abholen, wo er ist. Problematisch ist, dass Zeitschriftenliteratur derzeit nicht über einen Katalog gefunden werden kann. Aufgabe der Bibliothek im Rahmen von Informationskompetenz ist es auch zu helfen, den Weg zur (digitalen) Literatur zu vereinfachen.

Es folgte eine kritische Stimme zum Relevanz Ranking, dass es auch bestimmte Datenbanken gibt, die selbst im Fach nicht so bekannt sind, aber sehr relevante Inhalte enthalten können, so dass sich die Informationskompetenz nicht nur auf Suchräume beschränken darf, da sich die Komplexität so nicht vollständig abbilden lässt. Frau Nilges sieht im Suchrauch auch nur eine weitere Fascette im Gesamtkontext der Vermittlung von Informationskompetenz.

Als Ergebnis des Vortrages bleiben Fragen: Was wollen wir im Rahmen von Informationskompetenz vermitteln und was können wir vermitteln im Rahmen der Strukturen, mit denen wir umgehen müssen (Zeit, Personal, Vorwissen, etc.)? Wie können wir unsere Nutzer an der richtigen Stelle abholen? In welcher Form müssen wir unsere Kollegen schulen, damit diese adäquat reagieren können?

Erster Tag: Bibliothekskongress Leipzig 2010

Es war mal was anderes. Statt wie sonst zur Arbeit zu fahren führte der Weg heute weiter. Am Bahnhof kam der ICE dann schon 5 Minuten später, da der vorausfahrende Intercity Verspätung hatte. Ich war froh, mein Geld in eine Platzkarte investiert zu haben, denn es waren kaum unreservierte Plätze vorhanden. In Nürnberg füllte sich der ICE dann schlagartig bis an den Rand – eindeutig mit Bibliothekaren. Dieses Phänomen berichteten auch meine Berliner Kollegen, die dies aus der anderen Richtung mitverfolgen konnten. Alle hatten heute ein Ziel – Leipzig, denn:

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Vom Bahnhof ging es bei Sauwetter zur Pension weiter und dann gleich zum Bibliothekskongress in der Messehalle. Leider war es für den Vortrag, der mich interessiert hätte, schon zu spät – denn der ICE hatte 15 min Verspätung, was die Zeit in der Pension so sehr beschränkte, dass ich zu spät zum Bus zur Messe kam, was wiederum zur Folge hatte, dass ich die Straßenbahn nehmen musste und somit sich meine Verspätung auf 35 min ausgebaut hatte. Nun, sinnvoll konnte man die Zeit trotzdem nutzen, nämlich kurz bei der Freundin aus Berlin vorbeigeschaut, dort die Zeit verplaudert, dann hinauf zum Stand des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft und ein bißchen mit alten Wegbegleitern gesprochen. Dahinein platzte Patrick Danowski mit dem großen Kindle, was uns letzendlich bewegte, den Stand der Zukunftswerkstatt aufzusuchen und uns dort weitere E-Book-Geräte anzusehen.

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Den Abend haben wir dann in der Moritzbastei bei Honigmilch, Wein und Pasta ausklingen lassen.

Morgen wird es interessant mit dem Schwerpunkt “Hochschulbibliotheken als Partnerinnen der Lehre” und “Neuem zm Urheberrecht – eine Veranstaltung der DBV Rechtskommission”.

Nur hoffentlich ist das Wetter morgen etwas besser, damit man in der Mittagspause zum Luftschnappen kommt.

Ach ja, und wer nicht vor Ort dabei sein kann, aber dennoch live dabei sein will, dem sei die Twitterwall zum Bibliothekskongress (#bibtag10) empfohlen.

Aus aktuellem Anlass: Die Eröffnung des Rolex Learning Centers der Ecole Polytechnique Fédérale (EPFL) de Lausanne am 22.02.2010

Am 22.02. 2010 wird das von der japanischen Architektin Kazuyo Sejima und ihrem Partner Ryue Nishizawa (Büro SANAA) neu entwickelte Rolex Learning Center (RLC) der ETH (EPFL) Lausanne nach 5 Jahren Bauzeit eröffnet. Der Baubeauftragte, Projektleiter und Vizepräsident der EPFL Francis-Luc Perret bezeichnete es als “Garderobe, bei der man seinen Streß abgibt” und andere wiederum verwenden den Begriff bâtiment paysage, da es sich in die Alpenlandschaft, den Genfer See und den Hügeln gut einfügt. Der pédagogue professionel Monsieur Dillenburg, der für die Didaktik und pädagogische Entwicklung am Campus zuständig ist,  wies in einer Radiosendung auf Radio Suisse Romande ausdrücklich darauf hin, dass es ein Learning Center ist und keine Bibliothek und widersprach der Radiomitarbeiterin, dass der Ort keinesfalls zur Stille und Ruhe ermahnen soll, sondern zur Interaktion und  Gruppenarbeit einlädt. Auf der Webseite des RLC sind zwar schon viele Informationen zu finden, aber dennoch hätte ich mir als Bibliothekar mehr Infos gewünscht, die über die architekturphilosophischen und hochschulpolitischen Ziele hinausgehen. Die Hälfte des 110 Millionen Franken teuren Gebäudes wird von Schweizer Unternehmen (Nestlé, Logitech, Credit Suisse, Novartis usw.) getragen, wobei die Firma Rolex sicherlich keinen unerheblichen Beitrag leistet. Den Kern des Gebäudes bildet eine Bibliothek mit über 500.000 ME. Das Grundstück, auf dem das Gebäude errichtet wurde, ist 88.000 m² groß und wurde im Sinne eines Lern- und Begegnungszentrums gebaut. Es stellt ein “nahtloses Netzwerk“ aus Restaurants, einer Bank, einer Buchhandlung, Lese- und Hörsälen, Einzel- und Gruppenarbeitsplätzen und Parkanlagen dar. Roman Hollstein vermutete in der Neue Zürcher Zeitung am 18.02., dass dieses Gebäude ein neuer architektonischer Wallfahrtsort wird. Nach der 2008 errichteten vollautomatischen Métro ist Lausanne um eine technische und architektonische Sehenswürdigkeit reicher. Ein Ziel des Architektenpaares war es,  den Austausch der Studierenden aus aller Welt zu fördern, was ja einer der Grundgedanken der Bologna Hochschulreform ist.  Außerdem wurden die bisher “geschützten Zonen des Wissens” in einem offenen Raum zusammengeführt, der sowohl  Studierenden, Forschern, Dozenten, als auch der Allgemeinheit täglich von morgens 7 Uhr bis Mitternacht gleichermaßen offenstehen soll. An der EPFL sind aktuell etwa 11.000 Hochschulangehörige tätig, wovon 7.000 Studenten und Professoren sind. Zu den 4.000 Forschern zählen auch Mitarbeiter kleinerer Start-Up-Firmen. Der Hochschulpräsident Patrick Aebischer wünschte sich ein Gebäude, bei dem die tradionellen Grenzen zwischen den Fakultäten durch einen Geist der Zusammenarbeit (spirit of collaboration) ersetzt werden und einem Campus, der offen und einladend für die Öffentlichkeit ist. Sie zählt weltweit zu den internationalsten Universitäten, wobei die Hälfte der Fakultätsangehörigen außerhalb der Schweiz angeworben wurde  und 60 % der PhD Studenten aus dem Ausland kommen. Finanziert wird die ETH direkt von der eidgenössischen Schweizer Regierung und nicht etwa vom Kanton Waadt. Weiterlesen

Ausbildung am “lebenden Objekt”

Das ist eine super Idee, um es gleich vorweg zu nehmen. Schaffen Sie eine Bibliothek für junge Menschen. Dieser Idee folgt die neu eröffnete Stadtteilbibliothek Bocklemünd-Mengenich konsequent. Diese Bibliothek wird innerhalb der öffentlichen Bibliotheken als „Juniorfirma“ betrieben.

Angehende Fachangestellte für Medien und Information (FaMIs) haben in den vergangenen Jahren nicht nur das neue Konzept erarbeitet, sondern setzen es nun seit dem 01.02.2010 auch in der Realität um. Im Vorfeld wurde u.a. durch Umfragen ermittelt, welche Angebote die Zielgruppe möchte, welche Öffnungszeiten angenehm sind und wie die Räumlichkeiten gestaltet sein sollten. Das Konzept einer “Azubi-Bibliothek” ist für Köln neu – und vermutlich auch für viele andere Städt. (Über Anmerkungen, wo es dieses Konzept in Deutschland schon länger gibt oder ob es das überhaupt woanders gibt, wären wir hier dankbar.)

Auch für den inhaltlichen Schwerpunkt als Jugend-Bibliothek gibt es kaum Beispiele. „Wir haben uns an der Hamburger Jugendbibliothek orientiert“, sagt die Auszubildende Cornelia Pohl, eine der insgesamt elf derzeitigen Bibliotheks-Auszubildenden bei der Stadtbibliothek.

Der Medienbestand (inklusive Konsolenspielen und Hörbüchern) soll genauso wie der Kontakt zu den jungen Nutzern weiterentwickelt werden. Zu den Angeboten sollen Veranstaltungen gehören, die die Leselust wecken, eine Hausaufgabenbetreuung und vieles mehr. Die Bibliothek setzt dabei dort an, wo Jugendliche normalerweise das Medium Buch und damit die Bibliothek aus den Augen verlieren. Man will vorrangig Jugendliche ab zwölf Jahren als Nutzer gewinnen und ihnen ein altersgerechtes und attraktives Angebot (Medien und Umfeld) machen. Hierbei setzt man auf die jungen BibliothekarInnen.

Die Direktorin der Stadtbibliothek, Hannelore Vogt, setzt große Hoffnung in das Konzept, die Bibliothek durch Auszubildende betreiben zu lassen. „Im Görlinger Zentrum leben viele Kinder und Jugendliche, die die Bücherei als Freizeit- und Bildungszentrum nutzen.
Diese Zielgruppe kann die Bibliothek am besten erreichen, wenn nahezu Gleichaltrige ihre Angebote entwickeln“, sagte die Bibliotheksdirektorin.

Der Bezirksbürgermeister Josef Wirges betonte, dass es gelungen sei, ein wichtiges Bildungsangebot zu erhalten und attraktiver zu machen. Gerade die Erweiterung der Öffnungszeiten kommt bei vielen Nutzern besonders gut an. So kann diese Bibliothek anstatt wie bisher an zwei Wochentagen von 14 bis 18 Uhr nun an drei Tagen zu auch schülerfreundlichen Zeiten aufgesucht werden. Die Bücherei nun mittwochs und freitags von 12 bis 18 Uhr sowie donnerstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Die Idee, Verantwortung innerhalb der Ausbildung übernehmen zu können und alle Seiten direkt am “lebenden Objekt” kennenzulernen, gefällt mir sehr.

Aufmerksam geworden über:
Plieninger, Jürgen: FAMI-Stadtteilbibliothek, netbib weblog

Quelle:
Rösgen, Heribert: Lesefutter in der „Juniorfirma“, Kölner Stadtanzeiger vom 01.02.2010

Aus aktuellem Anlass: Über den Zustand der Bibliotheken und anderer Kultureinrichtungen in Haiti

Obwohl bereits auf der Webseite der IFLA und per E-mail (Swiss-Lib) durch Madame Danielle Mincio (IFLA Governing Board representative on the Preservation and Conservation)  über die Situation der Bibliotheken in Haiti berichtet wurde, soll dieser Blogbeitrag ausführlicher Auskunft über die Ausmaße der Zerstörung nicht nur bei  Bibliotheken geben, sondern auch bei anderen bedeutenden Kultur- und Bildungseinrichtungen des Landes. Für den Wiederaufbau von Bibliotheken zu spenden ist unter der folgenden Adresse (danielle.mincio[at]bcu.unil.ch) möglich und kann über Madame Mincio erfolgen. Mitglieder der IFLA können über die verbandseigene Stiftung( Stichting IFLA Foundation) spenden. Am 19.01.2010 wurde auf dem Midwinter Meeting der American Library Association (ALA) ein “Haiti Library Relief Fund” eingerichtet, um Geldspenden zu sammeln, die dem Wiederaufbau der Bibliotheken und Archive zugute kommen, welche durch das Erdbeben auf Haiti (12.01.) beschädigt und zerstört wurden.  Vor kurzem hat mich eine weitere Nachricht der Gruppenmoderatorin Brooke Wooldridge der Facebookseite der Carribean Digital Library erreicht, auf der täglich weitere aktuellere Informationen über die Bibliotheken und deren Zustand eingehen. Sie schrieb unter anderem, dass es jederzeit möglich ist sie (dloc[at]fiu.edu) auch im Hinblick auf die Planung konkreter Projekte vor Ort zu kontaktieren. Einer der wichtigsten Akteure bei der Wiederaufbauhilfe für kulturelle Einrichtungen ist die UNESCO. Haitit steht mit zwei Sehenswürdigkeiten auf der UNESCO-Weltkulturebeliste: dem National History Park mit dem Palast  Sans Souci und der Zitadelle in Ramiers. Sie stammen aus der Zeit der Unabhängigkeit Anfang des 19. Jahrhunderts. Außerdem zählt zum Weltkulturerbe Haitis das historische Zentrum der Stadt Jacmel. Viele Gebäude stammen aus dem späten 17. Jahrhundert und wurden im französischen Kolonialstil erbaut und einige Herrenhäuser dienten als Vorbild für das französische Viertel in New Orleans. Es ist nun Aufgabe der UNESCO die Ausmaße der Schäden abzuschätzen und deren Wiederherstellung so gut wie möglich zu koordinieren und durchzuführen.  Aus einem Artikel der New York Times geht hervor, dass ähnlich wie nach dem Irakkrieg große Gefahr in Verzug ist. Es gibt zahlreiche kulturelle Schätze in Museen (z.B. das Musée du Panthéon National Haïtien und das Musée d’art haïtien), Bibliotheken und Archiven, die gierigen Kunsträubern zum Opfer fallen könnten. Italienische und Französische Polizeispezialeinheiten sind seit kurzem dabei diese zu schützen. Laut Experten besteht Hoffnung für den Erhalt der Hauptsammlungen des Nationalmuseums. Auf die Frage warum der Bildhauer Patrick Vilaire nach dieser Katastrophe seine Aufmerksamkeit so sehr auf alte Bücher lenkte, antwortete er folgendes:

“The dead are dead, we know that. But if you don’t have the memory of the past, the rest of us can’t continue living.” (Die Toten sind tot, wir wissen das. Aber falls man nicht die Erinnerung an das Vergangene bewahrt, können die Überlebenden nicht weiterleben.)

Hier geht es auch um die Identität der Einwohner, die durch deren kulturelle Schätze zum  Ausdruck kommt. So wurde beispielsweise das Kunstzentrum in Jacmel (Centre D’Art de Jacmel) zerstört, das weit über die Landesgrenzen bekannt ist und deren Werke weltweit verkauft wurden.  In dieser Stadt befand sich auch eine vor wenigen Jahren gegründete Filmhochschule, sowie die Kunsthochschule Fosaj (gegründet: 2003).  In Port-au-Prince wurde zudem die Buchhandlung La Pléiade unweit des Präsidentenpalasts zerstört. Das Kulturzentrum der Hauptstadt la FOKAL und seine Bibliothek  Monique-Calixthe haben dem Erdbeben standgehalten. Eine der Organisationen, die sich weltweit für den Erhalt von Kultur einsetzt, ist die  Association of National Committees of the Blue Shield (ANCBS) mit Sitz in Den Haag, die den Menschen in Haitit helfen will, indem sie sich für deren kulturelles Erbe einsetzt.  Sobald die Situation stabiler wird, möchte Blue Shield Experten aus aller Welt ermöglichen ihre haitianischen Kollegen zu unterstützen, indem sie die Schäden des kulturellen Erbes abschätzt, die Restauration und den Wiederaufbau von Gebäuden unterstützt. Aus diesem Grunde sucht Blue Shield International ehrenamtliche Helfer wie etwa Archivare, Kuratoren, Restauratoren, Architekten und Bibliothekare. Über den folgenden Link kann eine Online-Registrierung erfolgen. Als nächstes will ich auf den Zustand einiger bedeutender Bibliotheksgebäude im Einzelnen eingehen. Aufgrund der Nachbeben und ständiger Veränderungen kann ich nicht zu 100% für Vollständigkeit und Aktualität garantieren:

  1. Die dreisprachige Schule und Bibliothek der Sirona Cares Stiftung in Grand Goave wurde komplett zerstört. Weiterlesen
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