Ein Plädoyer für Karl Lagerfeld als Werberträger für Öffentliche Bibliotheken und warum sich zu wenig Promis und “Wutbürger” für “ihre” Stadtbibliotheken einsetzen

“Celebrities may live glamorous lives, but at the end of the day, we’d like to think that a good number of them curl up at home with a good book. And that’s why it’s so gratifying to learn that a completely unexpected famous person possesses a ton of books.” Judy Berman

 

Lesen denn Prominente heutzutage auch bzw. noch Bücher? Dem in diesem Blogeintrag gewidmeten Foto von Lagerfelds Privatbibliothek zu urteilen, sind Prominente, die lesen,  nicht auf externe Bibliotheken angewiesen.  Wer Geld hat und Platz hat, der kommt ganz sicher nicht in öffentliche Bibliotheken im Gegensatz zu Studenten, SchülerInnen oder von Armut betroffene Menschen oder eben klassische Bücherfreunde, die immer älter und/oder seltener werden. Die Zeitschrift Cicero verfügte ja lange Zeit über eine Rubrik, in der die Privatbibliotheken von Kardinal Lehmann, Marianne Birthler oder auch Anne-Sophie Mutter vorgestellt wurden.  Die Boulevardisierung der Medien macht auch vor  öffentlichen Bibliotheken nicht Halt. Nach einer Kolumne im Dezember 2010  in der BZ zum Neubau der Berliner Landesbibliothek von Gunnar Schupelius, über die Dörte berichtete und dem Artikel “Simply Asbest! Die Tragödie der Bibliothek Konstanz” aus der Zeitung “die Welt” entsteht zunehmend für mich der Eindruck, dass immer häufiger öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken auch vom Boulevard aufgegriffen werden. Es sind wohl nicht nur prominente Menschen, die keine Bücher in externen sprich öffentlichen Bibliotheken ausleihen, sondern sicherlich ein großer Teil des sogenannten Bildungsbürgertums, die (“Wutbürger“) heutzutage bei Demos wie z.B. gegen “Stuttgart 21” zahlenmäßig stark vertreten sind, aber bei so manchen Protesten (wenn sie denn stattfinden) gegen die Sparpolitik an Bibliotheken gerade eben dort quantitativ unterrepräsentiert sind, weil  vermutlich die Asymmetrie der Betroffenheit eine andere ist als bei einer Schülerin  oder einem Schüler, die vor kurzem Bildungsgutscheine erhalten haben. Die letztgenannte Gruppe ist womöglich im besten Lesealter und die Stadtbücherei ist ihre Lesequelle, die vor Literatur mehr sprudelt als deren elterliche Wohnzimmerregale.  Ich will ja dem FAZ-Autor Tilman Spreckelsen nicht gänzlich widersprechen. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Bibliothekenschwund, aber im privaten Bereich gibt es jede Menge Bibliotheken. Laut Birgit Mandel und gesicherten empirischen Erkenntnissen zur Kulturnutzung in Deutschland, zählen hierzulande nur 8 % der Bevölkerung zu den regelmäßigen NutzerInnen kultureller Angebote. Wieviele von diesen 8 % besuchen denn öffentliche Bibliotheken und nutzen diese dann auch? Es wird in der technokratischen und ökonomisierten Welt viel mit Zahlen argumentiert, indem beispielsweise die jährlichen ZuschauerInnenzahlen von Fußballstadien mit den jährlichen BesucherInnen von Bibliotheken in Beziehung gesetzt werden. Doch realistisch betrachtet sagt das doch nichts über die wahre Wertschätzung und den Partizipations- und Inklusionsgrad der Gesellschaft an öffentlichen Bibliotheken aus?  Beeindrucken diese Zahlen PolitikerInnen und kommunale Unterhaltsträger? Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen.  Etwa 50 % der Bevölkerung gehören zu den unterhaltungsorientierten GelegenheitsnutzerInnen, die potentiell noch mehr für kulturelle Angebote zu gewinnen wären. Die restlichen 42 % interessieren sich persönlich nicht für Kunst und nutzen keine kulturellen Veranstaltungen. Welche Chancen und Konsequenzen ergeben sich daraus für öffentliche Bibliotheken? Ich erinnere mich noch an einen Workshop auf dem studentischen Symposium BOBCATSSS  im Jahre 2005 in Budapest, an dem doch eine Professorin aus dem Bereich der Bibliotheks- Informationswissenschaften offen gegenüber angehenden BibliothekarInnen zugab, selbst keine Bibliothek mehr zu besuchen und sie als Einrichtung zur Disposition gestellt hatte. Ob dies nun eine gewollte Provokation war, was ich stark vermute oder ihre private Meinung, sei dahingestellt. Ähnlich verhielt es sich bei einem Zukunftsforscher, der auf dem Bibliothekartag 2009 in Erfurt zugab seit Jahren keine Bibliothek mehr besucht zu haben. Nun soll sich jeder seine Gedanken hierzu selbst machen, aber später soll sich dann auch niemand  wundern, wenn öffentliche Bibliotheken bei Zukunftsforschern und angehenden BibliothekarInnen keine Rolle mehr spielen. Was würde die Kreativbranche öffentlichen Bibliotheken raten? Wie würde ein Karl Lagerfeld heute öffentliche Bibliotheken gestalten und beraten?

Karl Lagerfeld über seine Lesevorlieben:

Hätte gerne Sprachen studiert. Aber man kann ja nicht alles machen. Dafür lesen Sie viel. Ja, alles außer Krimis. Ich liebe Klassiker. Ich mache gerade ein Buch über die Unsterblichkeit der deutschen Romantik. Lesen Sie deutsche Romane? Nicht viel. Wissen Sie was ich im Moment lese? Ich habe mir das Gesamtwerk von Ernst Jünger kommen lassen. Alles, was er geschrieben hat. Ich liebe die Sprache. Sehr ungewöhnlich. Mein Lieblingsschriftsteller ist aber Eduard von Keyserling, impressionistischer Schriftsteller. Französische Literatur lese ich auch kaum, was die heute da so schreiben. Eduard von Keyserling. Sie konnten sich nicht für Houellebecq erwärmen? Dabei komme ich in seinem letzten Roman vor. Da laufe ich auf den Händen rum, das könnte ich im wirklichen Leben gar nicht. […] Nein, Freitags mit einem Berg an Büchern nach Hause zu kommen und bis Montag niemand sehen zu müssen, das ist, wonach ich strebe. […] Aber leider habe ich so viele Bücher, dafür lebe ich nicht lang genug. Sie müssen mal meine Nachttische sehen. Ich lebe inmitten von Büchern. Auch eine Krankheit. Aber ich wünsche nicht, davon geheilt zu werden.”

Der New York Observer wimdete sich am 10. Januar diesen Jahres dem “bescheidenen”, bekennenden Nichtwähler, Mode- und Leseguru Karl Lagerfeld. Anlass war das Buch “The Selby is in Your Place” von Todd Selby, der darin auch Lagerfelds Privatbibliothek ablichtete. Weitere Fotos anderer “Celebrities”-Bibliotheken u.a. von Oprah Winfrey, Woody Allen oder Rod Stewart enthält der Artikel “Celebs, They’re Geeks Like Us: Libraries of the Rich and Famous” von Judy Berman unter dem folgenden Link abrufbar: http://flavorwire.com/141846/celebs-theyre-geeks-like-us-libraries-of-the-rich-and-famous

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We love Libraries

Über die in der Grafschaft Somerset geplanten Bibliotheksschließungen hat Wolfgang mit seinem Beitrag “Opening hours”: Ein trauriger Kurzfilm gegen die geplanten Bibliotheksschließungen in der Grafschaft Sommerset (Großbritannien) hier im Blog bereits auf die Situation aufmerksam gemacht.

Ein weiteres Plädoyer für ihre Bibliotheken geben nun die “Friends of Somerset’s Libraries”:

This film is an independent project in support of the Friends of Somerset’s Libraries – a coalition of library campaigners in the West of England with media support from the Friends of Glastonbury Library & the Friends of Shepton Mallet Library.

Die hier genannten Argumente sind sicherlich auch für hiesige Bibliotheken eine Unterstützung im Kampf gegen Kürzungen und Schließungen.

“Opening hours”: Ein trauriger Kurzfilm gegen die geplanten Bibliotheksschließungen in der Grafschaft Sommerset (Großbritannien)

Der folgenden Film wurde innerhalb eines Tages gedreht und macht auf auf drastische Weise deutlich, wie das schier unmögliche, die Schließung oder gar der Abriß von Bibliotheken dargestellt werden kann. Der Film soll eine Reaktion auf die geplanten Bibliotheksschließungen in der Grafschaft Sommerset sein, die vorsieht 60 % der Zweig- und Fahrbibliotheken zu schließen, einschließlich der gut besuchten “Glastonbury library“:

“This is disgusting. If you feel the same please show your support by joining the ‘Friends of Glastonbury Library’ facebook page which you can find by following the link below or similarly by sending an email of support to saveglastonburylibrary@googlegroups.com”

Etwas Ähnliches und ebenso Besorgniserregendes haben B. Kaden und K.Schuldt in der letztjährigen Ausgabe von Libreas (Thema “Kinder”) zusammengestellt: Einen Berliner Photoessay mit dem Titel “Was kommt nach den Kinderbibliotheken?” Die Frage konnten die beiden durch ihre Photodokumentation zwar beantworten, doch das Ergebnis hilft den Kindern dort meist nicht weiter, denn viele Flächen sind entweder verwaist oder es haben sich Läden angesiedelt, die nichts für Kinder tun. Wie können Kinder, die in solchen Stadtteilen leben, in denen Bibliotheken geschlossen wurden, ihre Lesekompetenz, ihr Bedürfnis nach Medien und das soziale Miteinander, wie es in Bibliotheken in Form von Veranstaltungen für Kinder gefördert wird, nun aufrechthalten bzw. kompensieren? Obwohl Berlin vermutlich nach 1990 eher eine Phase einer klassischen Shrinking City durchlebte, wächst die Stadt heute wieder, aber die Bibliothekslandschaft ist im kommunalen Bereich dort in den letzten 21 Jahren drastischen Schrumpfungsprozessen ausgesetzt gewesen. Wie hat sich das negativ für die Bevölkerung in den betreffenden Stadtteilen ausgewirkt? Klingt Bibliothekssterben nicht irgendwie zu passiv? Es gab doch immer wieder Bibliotheken, die sich nicht über zu geringe Nutzerzahlen beschweren konnten, aber dennoch am Ende geschlossen wurden, obwohl sie gut funktionierten und von fleißigen BibliothekarInnen geführt wurden. In solchen Fällen klingt meiner Meinung nach “Bibliothekssterben”  viel zu verharmlosend, treffender fände ich den Begriff  “Bibliothekstötungen”. Eigentlich könnte diese photographische Dokumentation des langsamen Bibliothekssterbens  von Kaden & Schuldt eine Aufgabe sein, der sich jeder in einer betroffenen Kommune bzw. einem von “Bibliotheksschließungen” heimgesuchten Bundesland widmen könnte und hierzu Ausstellungen durchführt und der Frage nachgeht was nach den Bibliotheken kommt. Sind Bücherschränke die neue Alternative? Oder pensionierte BibliothekarInnen und andere Buchliebhaber, “die neuen Freiwilligen“, welche den Service aufrechterhalten? Sind also ausgebildete BibliothekarInnen ersetzbar geworden? Stört das denn irgendwen? Doch wie groß ist eigentlich  der finanziell schwer zu bezifferende Schaden, der durch  die gezielten “Bibliothekstötungen” zustande kommt? Oder wie stehen Bürger einer Kommune heute da, deren Bibliothek vor 10 Jahren oder mehr geschlossen wurde? Hatte die Schließung keinerlei Konsequenzen für ihr Wohlbefinden oder traf sie diese sehr hart, da die Nutzung der Angebote der Bibliothek Teil ihrer Freizeit waren oder gab es Alternativlösungen? Was passierte mit den arbeitslos gewordenen BibliothekarInnen und den bibliotheksarm gewordenen EinwohnerInnen, für welche die Bibliothek ein Informations- und (Weiter-)Bildungsort war? Zukünftig wird es mehr und mehr “Shrinking Cities” geben, die mit einer Schrumpfung der Gesellschaft einhergeht. Mich würde interessieren wie nicht nur die Kommune, sondern auch die Bibliotheksverbände und die Ausbildungseinrichtungen auf diese Herausforderungen reagieren werden. Wäre es nicht ebenso eine Aufgabe bzw. ein Anliegen der Zukunftswerkstatt, sich mit dem Aspekt von Bibliotheken im Spannungsfeld von Shrinking Cities (“Schrumpfende Städte“) auseinanderzusetzen, um die Frage zu beantworten, ob schrumpfende Städte per se ein Bibliothekensterben bedeuten müssen? Weiterlesen

Die niederländische Stiftung Bibliotheek.nl nahm ihre Arbeit auf [+ Richtigstellung]

Seit dem 1. Januar diesen Jahres gibt es im niederländischen Bibliothekswesen die Stiftung Bibliotheek.nl. Sie ging aus dem ehemaligen Verband “Vereniging van Openbare Bibliotheken” und dem “Sectorinstituut Openbare Bibliotheken” hervor. Mit der Stiftung Bibliotheek.nl wird die digitale Bibliothek der Niederlande erweitert und effizienter verwaltet.  Die Stiftung trägt zur Erweiterung und Verwaltung der nationalen digitalen Bibliothek bei. Unter ihrem Dach sind alle öffentlichen Bibliotheken der Niederlande zusammengefasst.

Ein Blick auf die Webseite http://www.stichtingbibliotheek.nl lohnt sich, wie ich finde. Wer wie ich, nicht die niederländische Sprache beherrscht, wird dennoch das meiste verstehen, auch wenn es (noch) keine englische Übersetzung der wichtigsten Inhalte auf der Webseite gibt. Diese kompakte Webseite soll die Sichtbarkeit der öffentlichen Bibliotheken der Niederlande im Internet erhöhen, eine gemeinsame Informationsinfrastruktur anbieten, um mit jeder Bibliothek leichter in Kontakt treten zu können. Außerdem soll dieses Internetportal die Entwicklung und Umsetzung von digitalen Produkten und Dienstleitungen erleichtern. Daraus werden sich dann Kooperationen mit Bibliotheken und anderen Einrichtungen des kulturellen Sektors ergeben.

Der folgende Imagefilm liefert einen Vorgeschmack darauf, was zukünftig in den Niederlanden von innovativer Bibliotheksarbeit noch zu erwarten sein wird. Obwohl er auf niederländisch ist, kann er bei genauem Hinhören doch von Menschen, die Deutsch können, verstanden werden.

[update]Richtigstellung: Sollte der Eindruck entstanden sein, dass die Stiftung erst zum 1.1.2011 entstanden ist, bitte ich dies zu entschuldigen. Es tut mir sehr leid. Natürlich ist das offizielle Gründungsdatum der 1.1.2010. Ich selbst war wohl noch nicht ganz im Jahr 2011 angekommen. Mit freundlichen Grüßen, Wolfgang Kaiser [/update ; 12.01.2011]

[Zitat] Unkommentiert – 2009

“Libraries and library staff are typically representative of middle class values and worldviews, which unintentionally or purposely become integrated into library service planning and delivery. On the other hand, librarians are rarely, if ever, asked to theorize or conceptualize the traditional service planning model: How libraries assess and identify community needs, then plan, deliver, and evaluate the generated services. Instead, librarians are traditionally taught how to plan and create individualized services. […] For traditional library users, the traditional service planning model generally meets their needs. Traditional users, typically middle class individuals raised with many of the same values and other social experiences as librarians, are either aware of and familiar with library services, or feel comfortable asking for assistance. In addition, librarians know the needs of traditional library users who regularly enter their workplace and engage in conversations with staff; […] But, does a service model which works fairly well with traditional users also adress the needs of socially-excluded library users and non-users? If not, how can libraries respond? […] Only by stepping outside the traditional service planning model, and engaging socially excluded community members in the community, can librarians know if they are meeting their needs. In order to begin this conversation with people outside the library’s mainstream customer base, librarians need to understand that [they] are not experts on the needs of all community members.”

Williment, K.W. (2009): “It takes a community to create a library.” In: The Canadian Journal of Library Information Practice and Research 4:1

Das Kwandengezi Bibliotheks- und Bildungszentrum in Südafrika

Das folgende Beispiel aus Südafrika zeigt, dass  es nicht immer die Politik sein muss, die Veränderungen einleitet, um  von Marginalisierung und Exklusion bedrohte Menschen in Vorstädten nachhaltig Zugang zu Büchern und Bildung zu verschaffen, sondern jeder einzelne kann dies im Rahmen seiner Möglichkeiten initiieren. Die unten angefügte kurze filmische Dokumentation beleuchtet die Hintergründe, die zur Entstehung des Kwandengezi Bibliotheks- und Bildungszentrums in den Townships vor Durban führten. Täglich sind die 750.000 Einwohner von Kwandengezi bis heute mit den folgenden Problemen konfrontiert: Armut, Hunger, Kriminalität, Arbeitslosigkeit und Krankheiten wie AIDS. Eineinhalb Jahre nach der Eröffnung,  floriert dieses Zentrum in höchstem Maße. Das Projekt geht nicht etwa auf die Initiative kommunaler Vertreter oder auf die Bildungs- und Erziehungsministerien in Südafrika zurück, sondern auf Erin Raab, einer 29-jährige Amerikanerin, die ihre Masterarbeit dank eines Stipendiums im Fach “Economic Development Studies” dort weiterentwickelte und verfasste. Nach ihrer Ankunft stellte sie sofort folgendes fest:

In Africa, she found that many motivated school children in the Kwandengezi-area schools had no library available to them. The area surrounding Kwandengezi has nine schools and more than 8,000 students, almost all of whom had never been to a library.”

Anfangs sollten es nur zwei Jahre Aufenthalt für Raab werden, am Ende waren es fünf Jahre, die sie dort verbrachte.  Letztendlich hinterließ Raab ein besonderes Erbe: Weiterlesen

Der belebteste Ort von Amsterdam: die “Openbare Bibliotheek” Amsterdam

Genau am heutigen Tag bricht die BiB-Landesgruppe Berlin-Brandengruppe zu einer Bibliotheksreise nach Amsterdam und Den Haag auf. Für alle Daheimgebliebenen deshalb das folgende Video, das von den Schweizer Kollegen Andreas Baumberger und Erich Gmünder im Auftrag des Amtes für Kultur Kanton St. Gallen erstellt und übersetzt wurde. Die “Openbare Bibliotheek Amsterdam” ist eine der größten öffentlichen Bibliotheken Europas und eines der Vorbilder für die geplante neue Kantons-und Stadtbibliothek St. Gallen (Schweiz).

Gernot Gabel berichtete bereits in der Ausgabe 01/2008 der Zeitschrift BIT-Online als einer der ersten im deutschsprachigen Sprachraum von der neuen Zentrale der Stadtbibliothek Amsterdam. Sie gewann im vergangenen Jahr den Innovationspreis für ihr Projekt “Nova Local”. Nova Local (“Fernsehprogramm”) ist ein gemeinsames Projekt für Jugendliche. SchülerInnen, die als “Stadtreporter” unterwegs sind erstellen ihre eigenen Videobeiträge, welche unter anderem auf der Webseite www.novalocal.nl abrufbar sind.  Dadurch erwerben sie nicht nur Medienkompetenz, sondern auch technische und soziale Fähigkeiten. Der Verlag NBD / Biblion hat hierzu ein Konzept, welches jungen Leuten die Möglichkeit und das Vertrauen gibt als Co-Produzent von Informationen erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Von der Jury wurde Nova Local als Projekt gelobt, das Medienkompetenz definiert. Das Preisgeld von 30.000 € wird für weitere sieben Bibliotheksstandorte in Amsterdam für Nova Local verwendet.

“Libraries Will Survive”: Mut und Humor in Krisenzeiten

„Etatkürzungen, Reduzierung der Bibliotheksangebote, Verringerung der Öffnungszeiten bei gleichzeitiger Gebührenerhöhung und schleichender Abbau des Personals beschneiden die Dienstleistungen der widerspiegelt. Bibliotheken massiv.“

Nein, diesmal zitiere ich nicht aus den USA, sondern Monika Ziller, die Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbands. Der Verband forderte kürzlich alle Kommunalpolitiker auf, sich weiteren Kürzungsvorschlägen der Kommunalverwaltungen im Bibliotheksbereich entschieden zu verweigern. Mich würde interessieren, ob es Kommunalpolitiker gibt, die in der Regierungsverantwortung ihrer Gemeinde sind und sich dennoch weigern gerade in diesem Bereich weiter einzusparen. Bisher schrieben ich und Dörte schon über Bibliotheksstreiks in Frankreich und Budgetkürzungen in Bibliotheken der USA. Großbritannien nimmt unter der neuen Regierung unter David Cameron ebenfalls massive Kürzungen im Öffentlichen Dienst vor, die besonders Schulbibliotheken betreffen und bei öffentlichen Bibliotheken oftmals vorsieht “gelernte” BibliothekarInnen durch Ehrenamtliche zu ersetzen. Brigitte Döllgast titelte vor wenigen Tagen “Bibliotheken in Deutschland müssen sparen“. Positiv hob sie die beiden Bibliotheksgesetze in Hessen und Thüringen hervor. Aber wem nützt ein Tierschutzgesetz, wenn es beispielsweise den Hundehaltern die Wahl lässt, ob sie ihre Tiere pfleglich behandeln oder quälen wollen? Wem nützt ein Bibliotheksgesetz, das den Kommunen die Freiheit lässt, ob sie Leistungen für den Bibliotheksservice bereitstellen oder nicht? Den Kommunen und den Kritikern? Lange Zeit glaubte ich ein Gesetz sei eine verbindliche Rechtsnorm. Mir scheint das eher einer Farce zu gleichen, die an schlichte Symbolpolitik erinnert, die keiner gesetzlicher Grundlage bedarf. Es ist wohl wie mit der freiwilligen Selbstverpflichtung der Atomkaftwerksbetreiber, die in Ökoenergien investieren dürfen, wenn sie wollen.

Inspiriert durch den Diskoklassiker “I will survive” aus dem Jahr 1978 entstand ein Film, der die Arbeit der BibliothekarInnen der “Central Rappahannock Regional Library” (Bundesstaat Virginia) in Zeiten von Budgetkürzungen auf humorvolle Art porträtiert. Auf der Facebookseite, die ich weiterempfehle, findet regelmäßig Kommunikation mit den “Usern” statt und es gibt spezielle Thementage (“Favorite Quotes Friday”, “What are you reading?” Wednesday) und Informationen über den Service der Bibliotheken (z.B. “Need to do some legal research? Visit the Law Library! The Law Librarian is available from …). Darüber hinaus verfügt die Bibliothek über einen eigenen YouTube-Kanal. Zum untenstehenden Video existiert auch eine Kurzversion. Nach der Veröffentlichung des Videos, wurde davon im Fernsehen und im Internet berichtet, so z.B. in der “Chicago NBC morning show“. In den meisten Fällen hilft bei Ausweglosigkeit und Krisenstimmung Humor eher weiter, als (die völlige) Resignation.

“Everyone knows times are tough. Budget cuts and belt-tightening are commonplace. The library has felt the pinch too, but we know we’ll carry on and continue to offer the best possible service to our patrons. Humor often helps us through the hard times, so we’d like to share this video made by and featuring CRRL staff.”

P.S: Gibt es denn eigentlich schon ein Best Practice Buch zum Thema “Wege aus der Krise: Wie Bibliotheken erfolgreich ihren Service trotz Sparmaßnahmen aufrechterhalten”? Es muss doch Lösungen und Strategien geben sich erfolgreich gegenüber Unterhaltsträgern und der Lokalpolitik zu behaupten, anstatt sich dem Sparzwang dauerhaft zu beugen.

Bibliothekare im Film: Eine Szene aus der Serie Twilight Zone (1961)

In a future totalitarian society, a librarian is declared obsolete and sentenced to death.”

Eigentlich wollte ich diesen Beitrag erst in einigen Wochen veröffentlichen, doch ein Tweet von gestern (“In a totalitarian society, Romney Wordsworth is condemned to death for the crime of being a librarian”) durch Monika Bargmann machte das Thema noch aktueller und so entschied ich diesen Blogpost vorzuziehen. Der Filmclip am Ende meines heutigen Beitrags ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der Folge “The Obsolete Man” der Serie Twilight Zone. Romney Wordsworth muss sich wegen seines Berufes rechtfertigen und wird für obsolet erklärt, da er im totalitären Staat, in dem es keine Bücher mehr gibt, keine Rolle mehr spielt. Er wird zum Tode verurteilt, weil er Bibliothekar (ein Beruf, der zur Todesstrafe führt) ist und an Gott glaubt.  Sein letzter Wunsch ist es die Hinrichtungsmethode selbst wählen zu dürfen. Die 48 Stunden später stattfindende Exekution wird für die Gesellschaft “live” im Fernsehen übertragen. Weiterlesen

Tipps für Krisenzeiten: Wie der Einzelne seine Bibliothek auf lokaler Ebene unterstützen kann

In dem folgenden Video geht es darum, was der Einzelne für seine Stadtteilbibliothek tun kann, die von Budgetkürzungen betroffen ist. Normalerweise werden solche Neuigkeiten nur in der Lokalzeitung veröffentlicht, wenn sie wirklich einschneidend für das Personal, den Bestand oder das Fortkommen des normalen Tagesgeschäfts sind. Vor etwa zwei Monaten veröffentlichte Huffington Post dieses wirkungsvolle Video, dass sich zum Ziel setzt,  mehr  Bürger dafür  zu gewinnen sich für ihre lokale Bibliothek aktiv einzusetzen. Hierbei wird insbesondere die Leseförderung für Kinder betont. Die von Pepsi gesponserte Aktion “The Pepsi Refresh Project” verfügt über eine eigene Botschafterin, Liz Dwyer, die fünf Maßnahmen vorschlägt, wie der Einzelne seine Bibliothek vor Ort unterstützen kann:

  1. durch eine politische Einflussnahme auf lokaler Ebene
  2. durch ein ehrenamtlichliches Engagement
  3. durch das Aufmerksammachen und Weiterbreiten der Bugetkürzungen über  Lokalmedien
  4. dem Eintreiben von Spenden
  5. der Gründung eines Leseclubs

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