Aus aktuellem Anlass: Die Freiluftbibliothek in Madeburg ist Gewinner des “Brit Insurance Award” 2011

“The success of this experience counters the scepticism that often hovers over the trade-off between participative processes and the practice of good architecture. Far from being gentrified, the urban setting of Salbke takes on added value with the presence of this building, which sagely takes over an interstitial run-down space to give it order and also signal its presence. […] The citizen participation that is revitalising the social fabric does not end with conceiving a building since, now the professionals who acted as advisers have gone, the residents have taken over its management. The result points to the possibilities of a civil society that is able to emancipate itself from the upside-down State protection when the public administration does not satisfactorily meet its needs.”David Bravo Bordas

2009 und 2010 berichtete Dörte bereits von der Freiluftbibliothek im Madeburger Stadtteil Salbke. Das Projekt „Lesezeichen für Salbke” gewann nun diesen Jahr den prestigeträchtigen “Brit Insurance Award”. Herzlichen Glückwunsch! Über das franko-kanadische Bibliotheksweblog “Bibliomancienne” (von Marie D. Martel) erfuhr ich am 11.03. davon. Natürlich berichtete auch das Weblog des Lesezeichens Salbke bereits am 04.03. darüber. Das Konzept und die Idee in Städten, die in der Sprache der Soziologen als “Shrinking Cities” bezeichnet werden, solche Open-Air-Bibliotheken zu errichten, hätte doch durchaus Zukunft. Andere Städte, die mir in Sachsen-Anhalt bekannt sind (u.a. Halberstadt) verlieren zunehmend an Plattenbauten, da diese abgerissen wurden. An deren Stelle treten Grünflächen auf deren Böden solche Freiluftbibliotheken gut “gedeihen” würden. Mit der zweiten internationalen Auszeichung nach dem “European Prize for Urban Public Space” hat die Freiluftbibliothek aus Magdeburg mit dem “Brit Insurance Award” 2011 über die europäischen Landesgrenzen Schlagzeilen gesorgt. Die am 16. Januar diesen Jahres von mir gestellte Frage ob Bibliothekslandschaften in “Schrumpfenden Städten” per se ein Bibliothekssterben bedeuten müssen, kann ich nun selbt mit nein beantworten. Wenn Bibliotheken in der Lage sind sich an die demographische Entwicklung  welche neue  “Landschaften”  schafft und die soziale Segregation eher verstärkt, anpasst, dann wird es auch dort ein “Revival” von Bibliotheken geben. Bisher gibt es wohl aufgrund sozialer Verwerfungen und Bildungsarmut bisher noch wenig BibliothekarInnen, die  angemessen niedrigschwelligere Angebote bereitsstellen und selbst vor Ort mit den potentiellen NeunutzerInnen in Kontakt treten.  Es ist wohl auch der Ort und die Architektur, welche die Attraktivität  steigert und die Hemmschwellen sinken lässt. Dadurch, dass es sich bei den MitarbeiterInnen dieser Freiluftbibliotheken um Menschen aus dem Viertel handelt, in dem die Freiluftbibliothek steht, wird es sicherlich leichter Kinder und Erwachsene diesen neuen Ort “schmackhaft” zu machen. Wenn zukünftig BibliothekarInnen aus anderen Ländern auf Bibliothekenexkursion in Deutschland sind, könnten diese auch die Freiluftbibliothek in Madeburg besuchen. Warum denn nicht? Sie ist ein Best Practice Beispiel dafür, wie die Bibliothek der Zukunft in bestimmten Regionen und Stadtteilen aussehen sollte und muss.

In dem nun folgenden Video kommt einer der Architekten, David Bravo Bordas zu Wort.

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Zum einjährigen Bestehen der interkulturellen Kinderbibliothek "Il était une fois…" in Luxemburg-Gasperich

“Wenn in einer mehrsprachigen Umgebung eine mehrsprachige Erziehung nicht gelingt, dann sind dafür verschiedene Faktoren verantwortlich, die wir kennen müssen, um ihnen in der Erziehung zu begegnen. Auf jeden Fall ist sicher, dass eine gute Sprachkompetenz in einer Sprache ein besseres Lernen einer oder mehrerer anderer Sprachen ermöglicht. Kindergärtner(innen) bestätigen: Kinder mit guten Erstsprachkenntnissen lernen schnell und zuverlässig die zweite! […] Denn wenn die Ausbildung in der Erstsprache stagniert, ist auch die Entwicklung in der Zweitsprache in Gefahr. […] Medien können aber auch eine positive Rolle beim Spracherwerb und überhaupt beim Lernen spielen, wenn man sie denn richtig einsetzt.” Dr. Sabine Schiffer

Vor dem Hintergrund der Aktualität des Themas der Sprachförderung und  prioritär der Förderung der Muttersprache im Besonderen, welche durch den Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan vor wenigen Wochen in Düsseldorf ausgelöst wurde, habe ich ein Best Practice Beispiel aus Luxemburg gefunden, das ich an dieser Stelle vorstellen will. Vor etwa einem Jahr wurde die multikulturelle Bibliothek für Kinder „Il était une fois“ in Luxemburg-Gasperich eröffnet.  Die Vorsitzende des Vereins, der sich ebenso „Il était une fois“ nennt, war über dieses Jubiläum sehr glücklich. Ob es wohl mehr solche Bibliotheken in Luxemburg gibt oder war dies erst der Anfang? Die Bibliothek an sich will nicht als traditionell gelten. In Luxemburg ist der Anteil der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit am höchsten in Europa und in Luxemburg ist Mehrsprachigkeit kein Novum, als was  es hierzulande gerne gesehen wird, sondern gelebter Alltag.  Dort beträgt die Quote der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit  43, 5 % und liegt weit vor Ländern wie Deutschland  mit ewa 8 %. Die Bibliothek verfügt über eine Leseecke, in der sich Eltern mit ihren Kindern treffen können und gemeinsam in Bücher schmökern können.  Die Bibliothek richtet sich an Kinder im Alter von 0 bis 12 Jahren. Sie bietet auch Ateliers (Musikworkshops und Leseworkshops) an. Inhalt dieser Ateliers sind Rollenspiele, Diskussionen und Malaktivitäten. Dies bietet den Kinden die Möglichkeit ihre Muttersprache zu verbessern. Samstags zwischen 15 und 18 Uhr finden diese Ateliers statt. Als die Bibliothek vor einem Jahr ihren Betrieb aufnahm, gab es Bücher in elf verschiedenen Sprachen. Mittlerweile hat sich der Bestand vergrößert und auch die Anzahl der Sprachen. Es gibt Bücher in luxemburgischer, deutscher, französischer, englischer, holländischer, spanischer, albanischer, schwedischer, dänischer, griechischer, serbokroatischer, polnischer, italienischer und portugiesischer Sprache. Die Vereinigung “Il était une fois” kooperiert auch mit Schulen und Kinderbetreuungsstätten. Das ermöglicht dann LehrerInnen, ErzieherInnen und BetreuerInnen ihren Wortschatz zusammen mit Kindern zu erweitern.  Besonders beeindruckt hat mich der Webauftritt der Bibliothek: www.iletaitunefois.lu Insgesamt ist die Webseite in acht verschiedene Sprachen verfügbar. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass die Bibliothek leider nur ehrenamtlich von etwa 17 freiwilligen Helferinnen betrieben wird. Weiterlesen

Leseförderung auf dem Lande am Beispiel Kambodschas mithilfe von “Aide et Action”

“Aide et Action” ist in Kambodscha aktiv und trägt dazu bei Bildung zu fördern. Bis heute hat sich das Land nach mehreren Kriegen und den  damit verbunden Zerstörungen nicht wieder richtig erholt. Mobile BibliothekarInnen kommen in die Dörfer des Landes, um Leseförderung zu betreiben. Es sind vor allem die benachteiligsten  Regionen, in welchen sich die NGO “Aide et Action” engagiert. Das folgende Video ist leider nur mit französischen Untertiteln verfügbar. Dennoch hoffe  ich, dass es möglich ist sich den Inhalt und die Bedeutung des Gesagten zu erschließen.

Vorstellung der Webseite "Social Justice – International – Libraries, Museums and Archives" und einige Nachbemerkungen

Seit November 2010 gibt es die Webseite “Social Justice and Libraries“: http://socjusticelibraries.spruz.com Sie wurde von Ken Williment aus Kanada und John Vincent aus Großbritannien ins Leben gerufen. Ziel ist es Menschen aus aller Welt zusammenzubringen, die an Fragen zur sozialen Gerechtigkeit im Bereich von Bibliotheken, Museen, Archiven und dem kulturellem Erbe im Allgemeinen interessiert sind. Es geht darum sich einzubringen, wie in Zusammenarbeit zwischen BibliothekarInnen und den “Communities” ein Service entstehen kann, der die Bedürfnisse und Interessen aller widerspiegelt. Diese Internetseite lebt vom Mitmachen. Interessenten können sich auf der Seite einen Account anlegen. Es besteht die Möglichkeit Fotos einstellen, zur Linkliste beitragen, Informationen z.B.  zu “Bibliotheken und soziale Gerechtigkeit” im Wiki einzupflegen oder über das Blog mitdiskutieren. Das Vernetzen mit gleichgesinnten  BibliothekarInnen aus anderen Ländern wir hier erleichtert, da die Internetseite ähnlich wie ein Social Network funktioniert (“Freunde” können “geadded” werden). Sehr häufig geht es um die Frage, was Bibliotheken gegen die soziale Exklusion (z.B. durch Obdachlosigkeit oder Bildungsarmut) unternehmen können, um möglichst viele Menschen an öffentlichen Bibliotheken Partizipationsmöglichkeiten und mehr Teilhabe einzuräumen. Zu diesen Themen wird diskutiert und es wird auf Artikel wie etwa “The Disconnected” von Kathy Degyansky oder die “Poor People Policy” und der “Task Force on Hunger, Homelessness and Poverty of the American Library Association’s Social Responsibilities Round Table” des Amerikanischen Bibliotheksverbandes (ALA) verwiesen.  Vor etwa 9 Tagen wollte ich mit dem Blogeintrag “Die «wärmste Bibliothek aller Zeiten» oder wie die Stadtbibliothek Hangzhou auf Twitter eine hohe Rensonanz erfuhr” das Thema der sozialen Exklusion  durch (öffentliche) Institutionen ein wenig thematisieren.  Wer sich mehr für das Thema soziale Gerechtigkeit und Bibliotheken interessiert, dem sei die Internetseite “The Network” empfohlen:

“This website […] supports libraries, museums, archives, galleries and other cultural and heritage organisations (as well as individuals) who are working to tackle social exclusion.”

Zum Schluss will ich noch einige Fragen der Policy 61 des Amerikanischen Bibliotheksverbands erwähnen, um deutlich zu machen, dass Menschen, die nicht der gesellschaftlichen Mainstream-Konsumkulturnorm entsprechen, dennoch im US-amerikanischen Bibliothekswesen als Zielgruppe wahrgenommen werden und es Möglichkeiten gibt weiterzuhelfen. Eine mögliche “Law-und-Order”-Bibliothekspolitik (oder “The annihilation of space by law” nach Don Mitchell), wie sie des Öfteren an Bahnhöfen oder anderswo täglich zu beobachten ist, stellt meines Erachtens keine Lösung dar:

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Aus aktuellem Anlass: Zwei Videos zum gestrigen “Save Our Libraries Day”

Gestern fand in Großbritannien der “Save your libraries day” statt. Vor manchen Bibliotheken sah es tatsächlich wie auf dem folgenden Retrobild von Phil Bradley aus. In der Bibliothek in Bampton (siehe Foto) und in vielen anderen wurden sogenannte “Read-Ins” verstanstaltet. Dabei handelt es sich um öffentlichkeitswirksame Proteste, bei denen beispielsweise junge NutzerInnen die Regale leer räumten, um Solidarität zu zeigen. Das “Chartered Institute of Library and Information Professionals” rief die UnterstützerInnen zu folgenden Aktionen auf:

  • Got less than 2 minutes? Tweet why you love libraries using the hashtag #savelibrariesPost this page to your Facebook profile and spread the word
  • Got 2 minutes? Visit your library website to download an ebook or use online reference resources.
  • 5– 10 minutes? Contact all your friends and family, ask them to join their library and use library services on the 5th. Search and reserve books through this guide to library services in England.
  • 10 – 15 minutes? Email or write to your local MP, local press or Secretary of State for Culture, Media and Sport about the unique contribution public libraries make to society.
  • 15 – 30 minutes? Pop down your local library on the 5th. Borrow as many books as you can. While you are there read a newspaper, go online and find out what’s happening in your local community.”

Die britische Zeitung “The Guardian” hatte vor einigen Tagen eine geographische Karte veröffentlicht. Sie bildet die von Schließungen bedrohten Bibliotheken landesweit ab und zeigt an, wo überall Aktionen stattfanden.  Folgende Aktionen wurden gestern durchgeführt:

  • Love your Library
  • “normale” Proteste
  • Autorenlesungen
  • Öffentliche Kundgebungen
  • Poetry Day

Am häufigsten wurden Proteste abgehalten. Insgesamt geht es um die Schließung von  etwa 450 Bibliotheken. Betroffen sind nach wie vor öffentliche Bibliotheken in den Grafschaften Suffolk, South Yorkshire, Sommerset, Oxfordshire, Gloucestershire, Cornwall, Essex, Dorset, Gloucestershire und Buckinghamshire und Cambridgeshire. Genauere und ausführlichere Informationen befinden sich auf der Webseite des Guardian, auf der Internetseiten “Voices for the Library” und das Weblog von Alan Gibbons ist auch sehr informativ. Des Weiteren kommen folgende Städte, die zum Metropolregionen zählen bzw.  Stadtteilbibliotheken sind, hinzu: Bolton, London (mehrere Stadtteilbibliotheken betroffen), Edinburgh


In dem folgenden Video sind die EinwohnerInnen von Milborne zu sehen, wie sie gegen die Sparpläne und die mögliche Schließung mobil machen:

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Aus aktuellem Anlass: Das Gedicht “Who uses libraries?” von Keren David zum gestrigen “Save Our Libraries Day”

Who uses libraries?

von Keren David

People who are poor.

People who are rich
and lots in the middle, squeezed or not

People without computers, who don’t know what the internet is,
People with laptops and wiis and Playstations and ipods.
People without homes.
People with second homes.
People without many books.
People with shelves overspilling.
People with lots of time and
too little time
with not much quiet
or too much quiet.
People whose homes are chilly
and lonely
and dull.
People.

Parents and carers and babies and toddlers.
Children who don’t know what books are.
Children, magically turning letters into words and words into stories.
Children who want to read every book a particular author ever wrote. Because she wrote it just for them.
Or there’s just one book they read again and again and again.
(I still remember my special book, the one that I read week after week after week, till it became part of who I am now and then and forever)

Children and adults who don’t find it easy to learn by jumping
from website to website.
Children who want to find out what and why and how and when and who.
And read the ideas of others for real…
not bite-sized and  bullet-pointed on websites and worksheets.
Teenagers with homework to do
Teenagers with nothing to do
Teenagers whose home is empty
Teenagers with no home at all

People who like to browse among books
People who like to discover new writers. Even if those writers were new years ago.
People who want the latest must-read best-selling hit.
Dan Brown, Jacqueline Wilson, the Girl with the Dragon Tattoo.
People who want something else
Something obscure and unpopular and – gasp – uncommercial.
People who don’t like Horrid Henry
or horror
or Horowitz, and who don’t find much else
in WH Smith.

People who hate vampires, werewolves and angels
People who dream
of a dark, dangerous stranger
with a loving, tortured soul
a strange, sweet scent
and gleaming, pointed, uncontrollable
fangs.

People who don’t trust the internet
Who don’t have a kindle, an iphone, an ipad.
Who like the feel and smell of a book, the print on the page, the pages turning
the pictures glowing.
People who want help
and advice
and recommendations from experts
(not volunteers, however well-meaning)
and company,
information
and education
and someone to notice that they’re alive that day. Everyday.
Writing groups and
reading groups and
story-telling sessions and
slimming clubs and
visiting authors and
community noticeboards offering music and cleaning and clubs and anything you need.

Writers who can’t work in a cafe, even though J K Rowling did.
Writers without a Room of their Own.
People who like to think.

Labour voters and
Conservative voters
Liberal Democrats
and people who don’t know who the hell to vote for
because they’re all as bad as each other.

People with a sense
of history
and the future,
of community
of a shared culture
of equality and opportunity hand in hand
of a Big-hearted Society –
where a homeless kid has the same access
to books and warmth, internet  and silence as they do at
Eton
(just a random comparison there).
People who complain and mutter and might write a letter or two,
but don’t riot.
Not about libraries.
Not about books.

But then there are
Government ministers who won’t protect libraries
and local councillors trying to cut budgets
Because budgets are easier to cut than bankers’ bonuses. And it’s getting a bit fuzzy, isn’t it? About who was to blame. For the mess we’re all in together.
That’s all of us.
But especially some of us.

And those who think that libraries are a soft target
and out-dated
and unpopular
and could easily be run by volunteers
– because, after all, there will be lots of people with time on their hands –
– not to mention the workshy –
–  and the fake disabled, don’t forget them.

And  after all, libraries don’t need to buy more books
because everything’s available on the internet
and books are so cheap nowadays
and  how much do you have to pay to rent books from a library anyway?
and where is the local library?
and why isn’t it open when I need it to be open?
and why are there so few books?
and isn’t it disgraceful how children leave school unable to read?
What they need are Phonics and Literacy and Extracts and
testing testing testing
testing testing testing
because the economy demands literate workers
who’ve studied relevant subjects
so they can earn money and pay
graduate taxes
because that’s what  Britain needs
Isn’t it?

This is happening now.
Libraries are being closed and cut
Librarians are being sacked
In shires and cities and towns
Now.

If we allow it.

Quelle:  Almost True: A blog by Keren David, author of When I Was Joe and Almost True

Ein Imagefilm von “Room to Read” aus Indien

Social progress can be measured by the social position of the female sex.
Karl Marx

Im Juli 2010 berichtete ich bereits über Room to Read in Nepal. Zu diesem Zeitpunkt wurde deren zehntausendste Bibliothek eröffnet.  Es sind insbesondere die Lese- und Schreibfähigkeit von Mädchen und jungen Frauen, die gefördert werden.

Sir Ken Robinson beschreibt in seinem Buch “In meinem Element” die beispielhafte Erfolgsstory von Room to Read. John Wood, der Gründer, verdiente jahrlang ein Vermögen als Marketingmanager bei Microsoft. Robinsion erläutert, wie es dazu kam, dass Wood eines Tages seinen “alten” Job an den Nagel hängte:

“Während einer Reise in den Himmalaja kam er in eine Schule in ein ärmliches Dorf. In der Schule wurden 450 Schüler unterrichtet, aber es gab nur 20 Bücher – und keines davon war ein Kinderbuch. Als Wood den Direktor fragte, wie die Schule mit so wenigen Büchern über die Runden käme, bat der Direktor ihm um Hilfe. Wood fing an für diese und dann auch für andere Schulen Bücher zu sammeln und Geld zu beschaffen. Er tat das abends und am Wochenende und neben seinem enorm anspruchsvollen Tagesjob. Schließlich kündigte er bei Microsoft und folgste seiner wahren Berufung – er gründete Room to Read,  eine gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, die Alphabetisierung in armen Ländern voranzubringen.”

Nach der Kündigung Woods bei Microsoft erfuhren viele ehemalige Kollegen, dass er auf einem Eselsrücken Bücher auslieferte und hielten ihn für komplett verrückt. Room to Read hatte nicht nur Wood zu einem anderen Menschen verändert, sondern viele Abertausende Menschen mehr, die nun mehr Chancen im Leben haben. Gäbe es mehr Menschen vom Schlage eines John Wood, würde die Alphabetisierung in Entwicklungs- und Schwellenländern eines Tages schneller abgeschlossen sein. Im nun folgenden Video wird die Situation in Indien näher erläutert und es wird dabei besonders die Rolle der jungen Schülerinnen betont, deren Eltern überzeugt werden konnten ihre Töchter länger zur Schule gehen zu lassen.

“Wir wissen, wie man Geld dazu bringt, sich nicht mehr zu langweilen. Geld auf der Bank zu haben, ist kein Spaß. Spaß ist es, damit eine Schule zu gründen.” John Wood

Die «wärmste Bibliothek aller Zeiten» oder wie die Stadtbibliothek Hangzhou auf Twitter eine hohe Rensonanz erfuhr

Vor einer Woche stieß ich über die Webseite www.asienspiegel.ch auf die Stadtbibliothek in Hangzhou (Provinz Zhejiang in China), die aufgrund ihrer wenig restriktiven Einlassbestimmungen für Aufmerksamkeit sorgte. Im Moment herrschen dort, ebenso wie bei uns, Minustemperaturen. Viele Heizungen funktionieren nur mangelhaft oder gar nicht:

F: “Was tun also Personen ohne feste Heimat in dieser Stadt , um diese Tage zu überstehen? “

A: “Sie gehen in die Bibliothek.”

Der Stadtteil Jiangang wurde erst 2008 eröffnet und es befinden sich dort noch sehr viele Baustellen. Für die Arbeiter ist dies eine Möglichkeit der Kälte zu entfliehen und die Besucherzahlen der Bibliothek zu erhöhen.  Außerdem hat die Bibliothek 24-Stunden täglich geöffnet. Über den User «Helantai» und über eine Twittermeldung des Sina-Weibo-Dienstes im Internet wurde diese Meldung weiterverbreitet. Zudem wurde die Twitter-Nachricht über die «Wärmste Bibliothek aller Zeiten» von über 16’000 Personen innerhalb kürzester Zeit weitergeleitet. War dies bisher in China noch ungewöhnlich Obdachlosen und Wanderarbeitern ein Obdach in der Bibliothek zu gewähren? Oder weshalb diese hohe Resonanz? Um nachzuprüfen, ob die Bibliothek der Stadt tatsächlich Obdachlose und WanderarbeiterInnen offenherzig Zutritt gewährt, verschaffte sich ein Journalist von Chinanews selbst ein Eindruck von der Lage dort. Am Ort des Geschehens angekommen, entdeckte der Journalist tatsächlich “dösende” WanderarbeiterInnen von einer nahegelegenen Baustelle und Obdachlose, die sich ihre Zeit mit Lesen und Aufwärmen vertrieben. Auf Anfrage eines Nutzers, der mehr darüber wissen wollte antwortete der Bibliotheksdirektor:

“Ich habe kein Recht darauf, sie davon abzuhalten hereinzukommen und zu lesen – aber Sie haben das Recht, zu gehen.”

Das Recht auf Bildung als ein Menschenrecht, zu dem nicht alle Zugang haben, muss laut dem Direktor auch diejenigen einschließen, die am Rande der Gesellschaft stehen und sollte nicht nur denen gewährt werden, die über matriellen Besitz (z.B. in Form von Geld oder anderem Vermögen) verfügen. Auf einer Webseite wird die Bibliothek wie folgt dargestellt:

“It is the paradise for children and adults; it not only can enrich knowledge, but also can enhance cultural quality.”

Gibt es hierzulande eigentlich Statistiken, aus denen hervorgeht, wieviele Personen der (sogenannten) Unterschicht und/oder der marginalisierten Bevölkerungsgruppen eine öffentliche Bibliothek besuchen? Wie sollten öffentliche Bibliotheken mit Obdachlosen umgehen? Die Stadtbibliothek in San Francisco engagierte für die Betreuung von Obdachlosen einen Sozialarbeiter. Der dortige Sozialarbeiter Melvin Morris beschrieb seine Aufgaben folgendermaßen:

tells people caught shaving or bathing in the sinks to move on, and summons security for more serious problems, such as hostile junkies. But usually, he simply reaches out with compassion. ‘I come from the same place they come from,’ he said. ‘When I talk to them, they can’t believe I was actually homeless. I tell them they could do it, too.Weiterlesen

[Zitat] Unkommentiert – 2009

“Libraries and library staff are typically representative of middle class values and worldviews, which unintentionally or purposely become integrated into library service planning and delivery. On the other hand, librarians are rarely, if ever, asked to theorize or conceptualize the traditional service planning model: How libraries assess and identify community needs, then plan, deliver, and evaluate the generated services. Instead, librarians are traditionally taught how to plan and create individualized services. […] For traditional library users, the traditional service planning model generally meets their needs. Traditional users, typically middle class individuals raised with many of the same values and other social experiences as librarians, are either aware of and familiar with library services, or feel comfortable asking for assistance. In addition, librarians know the needs of traditional library users who regularly enter their workplace and engage in conversations with staff; […] But, does a service model which works fairly well with traditional users also adress the needs of socially-excluded library users and non-users? If not, how can libraries respond? […] Only by stepping outside the traditional service planning model, and engaging socially excluded community members in the community, can librarians know if they are meeting their needs. In order to begin this conversation with people outside the library’s mainstream customer base, librarians need to understand that [they] are not experts on the needs of all community members.”

Williment, K.W. (2009): “It takes a community to create a library.” In: The Canadian Journal of Library Information Practice and Research 4:1

Das Kwandengezi Bibliotheks- und Bildungszentrum in Südafrika

Das folgende Beispiel aus Südafrika zeigt, dass  es nicht immer die Politik sein muss, die Veränderungen einleitet, um  von Marginalisierung und Exklusion bedrohte Menschen in Vorstädten nachhaltig Zugang zu Büchern und Bildung zu verschaffen, sondern jeder einzelne kann dies im Rahmen seiner Möglichkeiten initiieren. Die unten angefügte kurze filmische Dokumentation beleuchtet die Hintergründe, die zur Entstehung des Kwandengezi Bibliotheks- und Bildungszentrums in den Townships vor Durban führten. Täglich sind die 750.000 Einwohner von Kwandengezi bis heute mit den folgenden Problemen konfrontiert: Armut, Hunger, Kriminalität, Arbeitslosigkeit und Krankheiten wie AIDS. Eineinhalb Jahre nach der Eröffnung,  floriert dieses Zentrum in höchstem Maße. Das Projekt geht nicht etwa auf die Initiative kommunaler Vertreter oder auf die Bildungs- und Erziehungsministerien in Südafrika zurück, sondern auf Erin Raab, einer 29-jährige Amerikanerin, die ihre Masterarbeit dank eines Stipendiums im Fach “Economic Development Studies” dort weiterentwickelte und verfasste. Nach ihrer Ankunft stellte sie sofort folgendes fest:

In Africa, she found that many motivated school children in the Kwandengezi-area schools had no library available to them. The area surrounding Kwandengezi has nine schools and more than 8,000 students, almost all of whom had never been to a library.”

Anfangs sollten es nur zwei Jahre Aufenthalt für Raab werden, am Ende waren es fünf Jahre, die sie dort verbrachte.  Letztendlich hinterließ Raab ein besonderes Erbe: Weiterlesen

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