Opfer ihres Medienkonsums

Ich bin gerade dabei meine Feeds aufzuräumen und stolpere da hin und wieder über interessante Artikel, die bereits älter sind, aber die an ihrer aktuellen Aussage nichts verloren haben.

Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) soll belegen, dass Medienkonsum von Jugendlichen deren schulische Leistungen beeinträchtigt. Dazu vergleicht die KFN seine Forschungsergebnisse mit der PISA-Studie und kommt zum Ergebniss, dass die PISA-Verlierer aufgrund ihrer Mediennutzung schlechtere Schulleistungen erbringen.

Das KFN sieht deutliche Parallelen zu den Ergebnissen der drei PISA-Studien, bei denen im Vergleich bestimmter Schülergruppen erhebliche Leistungsunterschiede festgestellt wurden. Schwächer abgeschnitten haben Schüler mit Migrationshintergrund im Vergleich zu deutschen, Schüler aus sozial schwachen Familien im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen aus Mittelstandsfamilien und der Norden im Vergleich zum Süden.

Das Forschungsinstitut erklärt anhan ihrer Daten diese Unterschiede durch unterschiedlichen Medienkonsum innerhalb dieser Gruppen. Bereits als Viertklässler ständen in den Kinderzimmern der vier PISA-Verlierergruppen Fernseher, Spielkonsole und Computer.

Die Zahlen:

PISA-Verlierer PISA-Gewinner
Im Besitz von Spielekonsolen:
Jungen 38 % Mädchen 16 %
Mit Migrationshintergrund 44 % deutsche Kinder 22 %
Eltern, beide mit Hauptschulabschluss 43 % Eltern, mind. ein Elternteil ist Akademiker 11 %
Im Besitz von Fernsehegeräten im Kinderzimmer:
Norddeutschland 42 % Süddeutschland 27%
10-Jährige mit Migrationshintergrund 52 % 10-jährige deutsche Kinder 32 %
Elternhaus bildungsfern 57 % Elternhaus bildungsnah 16 %

In Folge dieser Ausstattungsunterschiede bei Mediengeräten würden die PISA-Verlierer schon als 10-Jährige und später als 15-Jährige einen weit höheren und auch inhaltlich problematischeren Medienkonsum aufweisen als ihre bei PISA besser abschneidenden Vergleichsgruppen.

Diese Zahlen gewann das KFN bei Querschnittsbefragungen von 5.500 Viertklässlern und 17.000 Neuntklässlern. Die Aussagen des KFN stützen sich außerdem auf eine seit 2005 laufende Panel-Untersuchung von 1.000 Berliner Kindern. Dort werden in einem Experiment die Auswirkungen unterschiedlicher Freizeitbeschäftigungen auf die Konzentrationsleistung untersucht. Das KFN kommt zum Schluss:

Je mehr Zeit Schülerinnen und Schüler mit Medienkonsum verbringen und je brutaler dessen Inhalte sind, desto schlechter fallen die Schulnoten aus.

Die Lösung des Problems sieht das KFN darin, dass die Eltern darüber aufgeklärt werden, wie negativ sich extensiver Medienkonsum auf die Schulleistungen ihrer Kinder auswirkt. Außerdem muß ihrer Meinung nach das Medienrecht angepasst und verstärkt die Computer- und Mediensucht untersucht und erforscht werden.
Nicht beantwortet wird vom KFN die Frage, ob der hohe Medienkonsum nicht auch eine Folge der sozialen Situation sein könnte. Die klare Botschaft des KFN lautet:

“Bildschirmgeräte gehören nicht ins Kinderzimmer.”

Nun, was auch nicht angesprochen wird, ist die Tatsache, dass Medienkonsum eine Erziehungssache ist. Wenn bereits Eltern nicht kompetent mit Medien umgehen, wie sollen es dann die Kinder schaffen? Ein richtiger Umgang mit Medien muss erlernt werden.

Quellen:
Studie: PISA-Verlierer durch zu viel Medienkonsum, golem.de vom 15.02.2008
Pfeiffer, Christian et al.: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums, KFN, 2007

Google Books ist auf der Suche

Die us-amerikanische Anwaltskanzelei Boni & Zack LLC:engl: ruft Rechteinhaber weltweit auf, ihre Ansprüche gegenber Google anzumelden.

Die Aufforderung beruht auf dem Google-Abkommen1 vom Okober mit den Verlagen. Die us-amerikanischen Rechteinhaber und Google einigten sich darüber, dass die ersteren für die Nutzung der Bücher durch Google finanziell beteiligt werden. Google hingegen darf die Bücher einscannen, in den USA online auch mit Werbeeinblendungen verfügbarmachen und gegen Geld zugänglich machen oder Abonnements mit akademischen und öffentlichen Institutionen abschließen.

“The settlement is a tremendous win for authors,” says Michael J. Boni.
[…]
“This historic agreement will breathe new commercial life into out-of-print books and provide other significant benefits to authors,” says Joanne Zack.

Boni & Zack, die maßgeblich am Zustandekommen dieser Einigung beteiligt waren schreiben dazu auf ihrer Website:engl: :

Holders worldwide of U.S. copyrights can register their works with the Book Rights Registry and receive compensation from institutional subscriptions, book sales, ad revenues and other possible revenue models, as well as a cash payment if their works have already been digitized.

Diese Möglichkeit sollten die Autoren wahrnehmen, deren urheberrechtlich geschützte Werken vor dem 06.01.2009 veröffentlicht wurden. Auch die Verleger von Büchern und Zeitschriften können ihre Rechte geltend machen.

Die Rechtsansprüche müssen bis zum 5. Januar 2010 gemeldet werden, entweder per Brief oder über die dafür eingerichtete Website Googlesettlement.com2. Wichtig zu beachten ist die Widerspruchsfrist. Bis zum 05.05.09 muss der Widerspruch gegen die Onlinenutzung ihrer Werke eingereicht werden.

Auf die in diesem Register verzeichneten Autoren und Verleger werden 63 Prozent der von Google aus der Onlinenutzung ihrer Werke erzielten Einnahmen pauschal verteilt. Google nutzt dies auch als Werbung für Google Books. Nach Meinung des Unternehmens werden vor allem Autoren von vergriffenen Büchern durch das Onlineprogramm profitieren. Google Books biete ihnen die Möglichkeit, mit ihren Inhalten noch einmal Geld zu verdienen.

Diese Vereinbarung gilt so nur in den USA und wird erst am 11. Juni 2009 rechtskräftig. In Deutschland gibt es heftige Kritik an diesem Abkommen.

Quelle:
US-Kanzlei sucht nach Rechteinhabern für Google Books via golem.de

  1. Kurzfassung des Abkommens auf Deutsch []
  2. Die Seite wird in Deutscher Übersetzung angeboten. []

FAZ, Google, VG Wort und irgendwo auch Bibliotheken

Wieviel Selbstbetrug ist dabei, wenn man dem “liebenswerten” Riesen Google traut? Bunt und lässig wirkt die schnelle Suchmaschine und ihr Motto “Don’t be evil” ist geradezu sympatisch. Das Versprechen, nicht mehr in Büchern blättern zu müssen, ist eine Verheißung, die Google mit “Google Books” glaubhaft werde lässt.

Aus ehemaligen Gegnern dieses Projektes, den Autoren und Verlegerverbänden, wurden in den letzten drei Monaten nach der bahnbrechenden Einigung am 28. Oktober 2008:engl: „Branchenpartner“. Damit ist man bei der Sache also schon beim “Wir” angekommen.

Eng wollen die Suchmaschinisten mit ihnen zusammenarbeiten, „um noch mehr Bücher dieser Welt online verfügbar zu machen“. Das utopisch Vermessene steckt in der Wendung „dieser Welt“, welche Google erneut zu erobern ausgezogen ist – und wie wohl niemand zuvor in der Geschichte über alle Kulturen, Sprachen und Religionen hinweg tatsächlich in den Griff zu bekommen scheint.
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Anders ist da der Auftritt deutscher Streiter wie der VG Wort, die nun gegen das Projekt Google Books vorgehen möchten, für das Google in den USA “trotz bisheriger Rechtsunsicherheit schon sieben Millionen Bücher digitalisiert” hat.

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Jeder Dritte ist ein Raubkopierer

Wiedereinmal ein wenig Statistik. Wie glaubwürdig sie ist, ist immer so eine Sache….
Nach einer neuen Studie wird jeder dritte Besitzer eines Breitbandanschlusses zum Räuber, denn er nutzt den Anschluss zum illegalen Herunterladen von urheberrechtlich geschützten Werken.

Nun ja, eine Studie mehr. Doch die Studie von Forschern aus Ovum fällt auf. Befragt wurde eine mehr als repräsentattive Gruppe von Personen, die über einen Breitbandanschluss und ein TV-Gerät verfügen. Untersucht wurde ihr Umgang mit Downloaden von Videos aus dem Internet.

Die Ergebnisse der Studie zeigten ein deutliches Bild, wonach ein Drittel der Breitbandkunden (die einen Fernseher besitzen), urheberrechtlich geschützte Filme aus dem Internet herunterladen.

Dass dies rechtswidrig ist, sollten inzwischen alle wissen. Einschränkend auf den Aussagewert der Studie wirkt sich aus, dass ein Verhalten in Bezug auf Musik und Software nicht untersucht wurden. Da ist davon auszugehen, dass die Zahl der Raubkopierer insgesamt höher liegt.
Diese hohe Prozentzahl relativiert sich. Nur vier Prozent gaben an, Videofilme regelmäßig herunterzuladen.

Ein anderes Ergebnis wird die Filmwirtschaft und alle anderen Rechteinhaber weniger erfreuen:

Besonders hervorstechend waren auch die ermittelten Werte bezüglich der moralischen Verwerflichkeit von Urheberrechtsverletzungen. Zwei Drittel der Befragten (darunter auch das eine Drittel, die nie illegal herunterladen), gaben an, dass sie es nicht als falsch im moralischen Sinne verstehen würden.

Muss man bei diesen Ergebnissen die Kampagnen der Content-Industrie als gescheitert ansehen? Immer mehr Zweifel werden auch gerichtlich begründet.

Quelle:
33 Prozent der Breitbandnutzer sind Raubkopierer via gulli.com

Milliardenmarke im Internet geknackt

Laut Untersuchung:engl: des Marktforschungsinstituts ComScore:engl: waren Dezember 2008 mehr als eine Milliarde Menschen im Internet.

Die Bevölkerungsexplosion findet auch im Internet statt. Das Web ist kaum 20 Jahre alt und es tummeln sich darin schon mehr als eine Milliarde Menschen. Genauer gesagt waren es im Dezember des letzten Jahres 1.007.730.000 Internetnutzer.

Die Verteilung:

  1. 41 Prozent: asiatisch-pazifischer Raum =
  2. 28 Prozent: europäischer Raum
  3. 18 Prozent: Nordamerika
  4. 7,4 Prozent: Lateinamerika
  5. 4,8 Prozent: Afrika und dem Mittleren Osten

In diesem Ranking nicht enthalten sich Nutzer aus Internetcafés und die Surfer mit Mobilgeräten.

Verteilung nach Ländern:

  • China:17,8 Prozent = 179 Millionen
  • USA: 16,2 Prozent = 163 Millionen
  • Japan: = knapp 60 Millionen
  • Deutschland:3,7 Prozent = ca. 37 Millionen

Meistbesuchte Websites aller Internetbesucher:

  • Google: 77 Prozent = ca. 777 Millionen
  • Microsoft: 64,2 Prozent = 646 Millionen
  • Yahoo: 55,8 Prozent = 562 Millionen
  • Facebook: mit 222 Millionen Nutzer; Platz unter den Top 10
  • chinesische Unternehmen Tencent: mit 135 Millionen Nutzern
  • chinesische Google-Konkurrent Baidu: 15,1 Prozent

Quellen:
Global Internet Audience Surpasses 1 billion Visitors, According to comScore:engl: via ComScore
Gehring, Robert A: Mehr als eine Milliarde Internetnutzer im Dezember 2008 via golem.de
Internet-Nutzer durchbrechen Milliardenmarke via Electronic Commerce Info Net
Kawamoto, Dawn; Beiersmann, Stefan: Zahl der Internetnutzer weltweit übersteigt Milliardengrenze via ZDnet.com

Die Kulturflatrate kommt

Vorreiter der Kulturflatrate wird die Isle of Man sein. Die 80.000 Bewohner der Insel sollen egen einen zusätzlichen Aufschlag auf die Monatsgebühr für ihren Breitbandanschluss nach Herzenslust legal Musik aus dem Netz herunterladen können.

Die Höhe des Aufpreises soll nicht mehr als einen Euro betragen. Die Musikbranche stehe dem postiv gegenüber. Britische Provider streben mit den Vertretern der Musikindustrie eine Lizenzlösung an, die jedoch für diesen Preis nicht zu haben ist. Die Frage, ob eine Flatrate oder Lizenzverträge zwischen Internetprovidern und der Musikindustrie besser seien, muss jedoch noch kritisch diskutiert werden.

Einzelverhandlungen und unterschiedliche Deals für unterschiedliche Provider seien zu kompliziert, warnte der ehemalige Vorsitzende des International Music Manager Forum, Peter Jenner. Sowohl Lansman als auch Vertreter der britischen Verbände UK Music und British Phonographic Industry (BPI) sprachen sich übereinstimmend gegen eine Einheitslösung und gegen eine Zwangsgebühr für jeden Nutzer aus.

Quelle:
Emert, Monika: Isle of Man will Kulturflatrate erproben via heise online

Mehr zur Diskussion in Deutschland:

Hier in Deutschland setzte sich das Fairsharing- Netzwerk für die Legalisierung von Filesharing bei einer gleichzeitigen Einführung einer Kulturflatrate ein. Allerdings ist auf der Website seit 2006 nichts mehr passiert.

Auch Attac hat sich mit dem Thema im Bereich der Wissensallmende auseinander gesetzt.

Auch Branchenriesen wie Warner Music beginnen über eine Kulturflatrate nachzudenken.

Marcel Weis diskutiert auf netwertig.com, Warum eine Kulturflatrate desaströs wäre

Interessant ist auch der Ansatz des Elektrischen Reporters, der sich fragt: Urheber 2.0: Was tun, wenn keiner kauft?

2009 – Jahr des E-Books – Ein paar Gründe

Bereits Ende August 2008 habe ich ja schon mal gemutmaßt, dass dieses neue Jahr, das Jahr des E-Books wird. Siehe dazu auch die ersten beiden Kommentare. Jetzt habe ich bei Chris Andrews 20 Gründe:engl: als Bestätigung gefunden und werde sie nachfolgend ins Deutsche übertragen (ohne Gewähr 😉 ).

1. NEUE E-BOOK-READER LASSEN LAPTOPS UND iPHONE ALT AUSSEHEN

In 2009 wird es eine Verschmelzung digitaler Technologien und Materialien geben, die die Lesegeräte leichter, vielseitiger und attraktiver machen. Diese werden eine ästhetische Lücke zwischen existierenden Laptops und Handys schließen. Die Reader-Hardware wird nicht nur mobil sein, sondern sich auch für die Arbeit im Büro oder die Nutzung Zuhause eignen. Das beste ist, diese Geräte werden Café-freundlich sein.Ob das ausreichend ist? Siehe dazu die Diskussion im heutigen Beitrag: E-Book-Reader – Was ist die Zukunft?

2. KRITISCHE MASSE IST ERREICHT – JETZT GEHT ES UMS WACHSTUM

E-Book-Reader haben inzwischen ein ähnliches Wachstum wie der iPod während seiner ersten Jahre auf dem Markt. Der iPod benötigte ca. zwei Jahre bis die erste Million an Nutzern erreicht war. Das E-Book hat jetzt ungefähr eine halbe Million Nutzer, welche im letzten Jahr entsprechende Lesegeräte erworben haben und etwa eine weitere halbe Million, die vorhandene Geräte (PCs, PDAs, Laptops, Handys, Spielekonsolen) – vorrangig iPod und iPhone.

3. MILLIONEN MENSCHEN WERDEN ERSTE ERFAHRUNGEN MIT DIGITALER TINTE (ELEKTRONISCHEM PAPIER) MACHEN UND SIE WERDEN BEGEISTERT SEIN

Weniger als 1% der Menschen, die das Internet nutzen, haben schon einmal mit Elektronischem Papier zu tun gehabt, welches den Leskompfort deutlich steigert. Der erste Anbieter dieser neuen Technlogie hinter den E-Book-Readern ist die Firma E-Ink:engl: . Sie werden überrascht feststellen, wie sich die Meinung der Menschen zu E-Books komplett ändern wird, je mehr Menschen dieser Technologie begegnen.

4. WENN ES EINE SACHE GIBT, DIE SICH JEDER WÜNSCHT, IST ES KOMPFORT

Bücher und E-Books, in allen ihren Formen, sind Komfort und Nahrung für den Geist. Bücher emöglichen es Ihnen, für einen Moment abzuschalten, zu denken, sich zu erinnern und zu reflektieren, alles in Ihrer eigenen Geschwindigkeit. Sie sind dauerhaft und persönlich. Ob Sie Siddhartha zum 11. Mal lesen oder ob Sie auf der Suche nach einem neuen Kochbuch sind, eBooks bieten auch einen zeitgemäßen Komfort für geistige Bedürfnisse.

5. WAS SIE WOLLEN, WENN SIE ES BENÖTIGEN? – NUN, DAS IST PRAKTISCH

Jedes Buch, zu jeder Zeit und an jedem Ort? Sie müssen den Lieblingsausschnitt von “Alice im Wunderland” genau jetzt finden? Wie ist es mit einem ruhigen Gedicht, bevor Sie eine dynamische PowerPoint-Präsentation beginnen? Sie benötigen ein Kapitel aus Ihrem Lehrbuch für Buchhaltung? Die praktischen Vorteile eines E-Books werden hier die emotionalen Gründe für ein Buch überwiegen. (Anmerkung: Bei hochaktulellen, zeitlich begrenzt aktuellen, kurzen Beiträgen oder Faktenwissen setzt sich das E-Book zunehmend durch. Eine Akzeptanz langer Texte in elektronischer Form ist wohl noch nicht ausreichend. Hier hat man wohl erst die erreicht, die stark technisch versiert sind.)

6. WOLLEN SIE EINEN FILM HERUNTERLADEN ODER TAUSEND EBOOKS?

Tausend E-Books herunterzuladen dauert ungefähr genauso lange und verbraucht etwa den gleichen Speicherplatz wie man für einen Film benötigt. Das heißt, die Kosten für die Lieferung sind billig, wovon alle Seiten profitieren (d.h. sowohl die Verleger als auch die Nutzer). Es müssen auch keine neuen Netzwerke für Vertrieb, Werbung etc. aufgebaut werden. Auch wenn das nicht heißt, dass die E-Book-Preise geringer sein werden als die ihrer gedruckten Gegenparts, so gibt es zumindest ein wenig Hoffnung. (Anmerkung: Diese Hoffnung ist verschwindend gering, wenn sich die Verlagslobby mit ihrer Forderung nach einer Buchpreisbindung für E-Books die gleichen Erfolge feiert wie bei der Lobby-Arbeit im Bereich Urheberrecht.)

7. DIE GELDMENSCHEN: EINSTIEGSKOSTEN SIND IM MOMENT NIEDRIG, POTENTIELL ABER AUCH HOCH

In einigen Jahren, wenn die E-Book-Industrie besser entwickelt ist, wird es Firmen weit mehr Geld kosten, in dieses Feld einzusteigen. 2009 ist das perfekte Jahr sowohl für Risiko-Investitoren (, die ihre Methoden verfeinert haben, nicht aber ihr Endziel GEWINNE), Firmeninvestoren als auch kleinere Kapitalanleger Geld zu risikieren, in der Hoffnung ein Akteur auf einem Wachstumsmarkt zu werden.

8. EINE MILLION E-BOOKS IMMER ZUR HAND: ES IST DAS “ANDERE INTERNET”

Viele Bücher sind durch einen rigorosen konzeptionellen, korrigierenden, editierenden und abschließenden Bearbeitungsprozess gegangen. Jedes Buch hat seinen eigenen einzigartigen Inhalten, zusammengefasst in einem kompakten, fest umrissenen Angebot.
Stellten Sie sich eine Million E-Books ähnlich wie einer Million Websites vor, bei der jede(s) mehr als 200 Seiten enthält und wo auf jede Seite des Buches direkt zugegriffen werden kann. Zusammengenommen stellen diese E-Books eine riesige neue Informationsquelle dar.

9. DAS BUCH IST NUR EIN FORMAT, NICHT ANDERS ALS EINE CD, VHS ODER DVD

Wir liebten diese linearen Medien wie LPs, dann die weniger linear aufgebauten CDs, aber inzwischen haben wir uns im Großen und Ganzen von LPs gelöst und bald auch von den CDs. Das Buch ist nur ein Lieferformat, das über erstaunliche 500 Jahre bestand, aber im Grunde genommen diente es nur dazu, Inhalte zu transportieren, etwas, das E-Books viel Besser können. (Anmerkung: Der Umgang mit dem Internet und seinen freien Verlinkungen fällt noch immer vielen “linear” geprägten Lesern schwer. Häufig werden entsprechende lineare Strukturen genutzt, um Inhalte sinnvoll zu transportieren. Über Verlinkungsstrukturen des Internets können hingegen in E-Books Themenbeziehungen dargestellt werden, die in linearer Form verloren gegangen sind.)

10. EIN WORT: ENERGIE

Der Energieverbrauch für E-Book-Reader ist deutlich geringer als für derzeitig genutzte Laptops und Handys. Sie können für einige Wochen fortwährend lesen, ohne dass der Reader aufgeladen werden muss. Vergleichen Sie das einmal mit anderen Geräten, die Sie momentan so nutzen. (Anmerkung: Interessant wäre hier auch der Vergleich zwischen der Energie, die derzeit aufgewendet werden muss, um ein Buch zu drucken und der Erstellung und Verwendung der elektronischen Form des Buches. Welche Energiebilanz ist langfristig gesehen besser?)

11. AUTOREN, VERLEGER UND VERKÄUFER PROFITIEREN FINANZIELL

Bereits jetzt vermelden Firmen einen höheren Profit mit E-Books als mit Büchern. Viele direkte Kosten, die mit der Herstellung und dem Vertrieb von Büchern verbunden sind, entfallen bei E-Books, z.B. Druck-, Vertriebs-, Lager- und Verwaltungskosten. Es entfallen bei E-Books auch indirekte Kosten wie Personalkosten.

12. MIT BÜCHERN HERUMSPIELEN IST OKAY, SIE ZU LESEN IST BESSER

Wenn Sie möchten, können Sie Ihre Zeit im Auto verbringen, um zum Buchladen zu fahren oder die Bibliothek zu durchforsten. Es ist okay. Die Wahrheit zu dieser Zeit ist, dass die Bücherjagd nicht die Zeit ist, die Sie mit dem Buch verbringen. Sie können aufgrund von E-Book-Suche und Softwaredownlaod schneller in ein Buch eintauchen, was bedeutet, Sie mehr Zeit, um sie mit dem Buch zu verbringen. (Anmerkung: Das funktioniert nur, wenn der Leser in der Lage ist, die Software zu installieren (Technische Kompetenz) und das gewünschte Buch über die Suchmöglichkeit zu finden (Recherchekompetenz). Macht das die Bibliotheken überflüssig? Es klingt ein wenig so. Nein, es macht nur deutlich, dass Bibliotheken einen Wandel mitmachen müssen. Ihre Angebote dürfen nicht in den Gebäuden bleiben. Sie müssen den Nutzer am Schreibtisch, im Café oder auf dem Sofa erreichen. Es heißt ein wenig Abschied vom Bibliotheksgebäude – ich denke, für die wird es zunehmend im Rahmen der Bibliothek eine andere Aufgabe geben – und ein Willkommen für Online-Angebote. Die Formel 24/7 wird genauso ausschlaggebend sein, wie ein gutes elektronisches Angebot und die entsprechende Vermittlung von Kompetenzen (i.e.S. Informationskompetenz).)

13. EINE WIRKLICH GRÜNE TECHNOLOGIE – OHNE ES NUR ZU VERSUCHEN

Obwohl sehr viel über Technologien gesprochen wurde, die “Bäume retten” sollen, war dies meistens nur Gerede. Vor über 20 Jahren feierte Chris Andrews die CD-ROM als die Technologie, “die Bäume rettet”, nur um dann festzustellen, dass die Menschen CD-ROMS in dem Umfang nutzen, wie sie Seiten drucken. Jetzt mit den Vorteilen der Digitalen Tinte für E-Books besteht keine Notwendigkeit all diese Seiten zum besseren Lesen auszudrucken, da das bessere Lesen durch den E-Book-Reader ermöglicht wird. (Anmerkung: Nur die bessere Lesbarkeit ist in vielen Fällen nicht der einzige Grund, Seiten auszudrucken. Gerade im wissenschaftlichen Bereich sind manuelle, handgeschriebene Anmerkungen ein wichtiger Grund. Das Unterstreichen per Stift und die handschriftliche Anmerkung geht schneller als das Scrollen oder Hinspringen per Maus zu der gewünschten Stelle. Auch wird durch das manuelle Verfassen der Annotationen der Gedankenprozess erheblich weniger gestört. Nur wenn die Reader diese Funktionalität ebenfalls integrieren, haben sie eine Chance, sich gegen andere Geräte und das Gedruckte durchzusetzen.)

14. AUF GRUND EINER SCHWIERIGEN WIRTSCHAFTSLAGE WERDEN FIRMEN VERSUCHEN, SICH IM E-BOOK-GESCHÄFT ZU ETABLIEREN

Wie viele Firmen fragen sich gerade, in welche Wachstumsmärkte sie vorstoßen können und wo sie wirklich im Wettbewerb mithalten können? Viele Firmen der Unterhaltungsindustrie,Telefonhersteller und Anbietern von Geschäftsequipment können ihre bestehenden Ressourcen so umstellen, dass sie E-Book-Reader, Peripheriegeräte, Software herstellen und Dienstleistungen erbringen können. Dies bedeutet ein höheres Investment in E-Books und mehr Wahlmöglichkeiten fürr Konsumenten.

15. EIN VERSUCH UND SIE WERDEN BEGEISTERT SEIN

Das erste Mal, wenn Sie ihr Lieblings-E-Book per WLAN auf Ihren E-Book-Reader in weniger als einer Minute heruntergeladen haben, wird garantiert nicht Ihr letztes Mal sein. Es ist eine wunderbare Erfahrung, plötzlich in einem Buch zu lesen, vielleicht in einem neuen Buch oder in einem Buch, dass Sie die letzten fünf Jahre nicht angesehen haben – und das alles ohne Stress. Einfach das Buch bestellen, einen Schluck Tee und das Buch ist fertig.

16. DAS iPHONE, NINTENDO DS SETZEN ZUNEHMEND AUF E-BOOKS UND WERBEN DAFÜR

Es gibt bereits Geräte ohne die aktuelle Technologien der Digitalen Tinte, die ihren Nutzern aktuell einen Zugang zu Büchern ermöglichen. Obwohl die Qualität: der Lesbarkeit ein Problem sein wird, bringt dies einigen Millionen Menschen die Idee des E-Book-Lesens näher.

17. RECHTEGERANGEL: ALLES OKAY BEI E-BOOKS

Bei Musik und Filmen gab es (und gibt es) bezüglich der Rechte schwere Argumentationsschlachten zwischen Firmen und der Industrie. Für Bücher ist die Situation wesentlich klarer, denn es gibt einfachere Regelungen zum geistigen Eigentum mit weniger Beteiligten. Normalerweise werden Bücher von einer Person geschrieben. Vergleichen Sie das einmal mit den riesigen komplex gestalteten Teams, die Musik oder einen Film schaffen. (Anmerkung: Wenn es so einfach wäre, es nicht zu viele verschiedene zu kommerzielle Interessen gäbe, die mit Büchern verbunden wären, könnten Bibliotheken E-Books “gewinnbringend” im geistigen Sinne für Ihre Nutzer anbieten, müssten nicht krampfhaft Lösungen gesucht werden, die alte Nutzungsmöglichkeiten für dieses “neue” Medium erzwingen, so z.B. die rechtlichen Bedingungen des § 52 b UrhG oder das Angebot der Onleihe)

18. DIE RIESIGE ANZAHL FREI ERHÄLTLICHER E-BOOKS

Es gibt hunderttausende gutbekannter Bücher in der Public Domain (in Deutschland betrifft dies die Zahl der gemeinfreien Werke), die frei angeboten werden können, genau jetzt und legal. Wo wir selten Musik hören oder Filme sehen, deren Schutzfristen abgelaufen sind, lieben wir viele klassische Bücher, die vor langer Zeit geschrieben worden sind. Denken Sie einmal an Alice im Wunderland:engl: oder Die Kunst des Krieges:engl: .

19. EINE NEUE GENERATION UNABHÄNGIGER AUTOR TRITT JETZT HERVOR

Das Schreiben und Editieren von 200 Seiten ist harte Arbeit, egal ob für ein Buch oder E-Book. Dennoch gibt es wie im Musikbusiness die Theorie, dass einige gute Autoren – bedingt durch das bestehende System – niemals verlegt werden. Nun können sie die Sache selbst in die Hand nehmen und ihr Werk unabhängig als E-Book veröffentlichen, um es so einer großen Öffentlichkeit für wenig Geld zugänglich zu machen. Achtung: Unabhängig bedeutet nicht gleich “gut” – dieses Label ermöglicht nur eine neue Möglichkeit für neue Stimmen.

20. ES IST DER INHALT

Tatsächlich ist das Buch oder das E-Book nur der Informationsträger. Es vermittelt ein lange und vielleicht herzerwärmende oder möglicherweise informative Mitteilung – vom Autor an Sie. Alles was Ihnen hilft, sich in einer dynamischeren, effizienteren und informativer Art in den Inhalt zu vertiefen, nützt Ihnen. In diesen Bereichen punktet das E-Book. Entscheidend ist der Inhalt.

Vieles spricht dafür, dass 2009 entscheidend sein kann für die Durchsetzung von E-Books. Die Punkte sind allerdings auch diskussionswürdig.

Ein Trend zum E-Book

Archivalia und das IBI-Weblog berichten bereits darüber. Auch der Deutschlandfunk hat es schon von den Dächern gepfiffen: In Würzburg an der Universitätsbibliothek gibt es demnächst – finanziert aus Studienmitteln – mehr E-Books für die Studenten.

Heutzutage zu studieren, geht ins Geld. […] Rechtzeitig zum Weihnachtsfest macht die Universität Würzburg ihren Studenten daher ein “Geschenk”: 500 Lehrbücher, die statistisch am häufigsten ausgeliehen werden, gibt es bis zu den Feiertagen in elektronischer Form.

Die Universitätsbibliothek scannt die statistisch am häufigsten entliehenen Bücher ein und stellt sie den Studierenden elektronisch zur Verfügung. 💡
Dazu nutzt man den § 52b UrhG.

Dieser Paragraph erlaubt es zum ersten Mal innerhalb einer wissenschaftlichen Einrichtung elektronisch Gedrucktes bereitzustellen. Die Universitätsbibliothek sieht darin einen Freibrief fürs Digitalisieren. Wer allerdings hofft, jetzt aus dem Internet darauf zugreifen zu dürfen, muss sich enttäuschen lassen. Diese nachträglich zu E-Books umgewandelten Werke dürfen laut der Regelung des Paragraphen nur in den engen Räumlichkeiten an PCs vor Ort genutzt werden. Und mit rund 70.000 € aus Studienmitteln ist das auch kein billiges Weihnachtsgeschenk, dass hier den Studenten gemacht wird.

Ach ja, apropos Urheberrecht. Sich das Werk einfach herunterladen oder komplett ausdrucken – zweite Variante beim Palandt eine zeitaufwendige, teure und unnütze Lösung – funktioniert nicht.

Der Leiter des Projekts, Hans-Günther Schmidt dazu:

“Sie können ausdrucken, sie können Teile davon herunterladen. Der ganze Text – das wird wohl nicht gelingen. Wir haben verschiedene technische Sicherungen drin, so dass das ganze Buch, wie es das Urheberrecht auch vorsieht, nicht heruntergeladen werden kann…”

Ach ja, da war ja was. Das hört sich doch glatt nach DRM an. Wo bleiben die entrüsteten Schreie derjenigen, die Digital Rights Managment verteufeln? Es ist okay, denn das Projekt an sich bietet noch einige Risiken und auch den Wünschen der Verlage muss man Rechnung tragen.

Ich finde es auf den ersten Blick jedoch eine gute Sache, ein guter Anfang, wenn auch einige Einschränkungen, die durch §52 b UrhG gegeben sind und diesen Fortschritt erheblich eindämmen. Hoffen wir mal, dass die so angefertigten Scans die Bibliothek in den Köpfen oder auf Papier verlassen und nicht hinein in die bunte digitale Welt des Internets gelangen, damit sich Aufwand, Mut und dieser kleine Fortschritt auch lohnen.

Europeana testet neue Hardware – Erneut Beta-Status

Europeana is testing newly configured hardware. The site is therefore open for you to use but the user experience may not be optimal in this test phase e.g.: the number of users will be limited in peak times.

Mit der erneuten Beta-Phase öffnet sich Europeana wieder den neugierigen Blicken der Öffentlichkeit und man entgeht so geschickt den Vorwürfen, sollte das Portal unter dem Ansturm einmal mehr zusammenbrechen oder sollte es zu Problemen kommen. Ausprobieren ist jetzt wieder erwünscht. 🙂

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