[Zitat] Unkommentiert – 2006

“The library is a place, where conflicting ideas co-exist, where people can discover undiscovered knowledge and where the powerless can be empowered through access to knowledge. At the same time, the library can be a place that maintains social and cultural order by collecting, distributing and organizing hegemonic knowledge. Controlling knowledge has historically been a way of controlling people. When one understands that the role of the library is double-edged sword, diversity comes to hold a vital place. However, from the dominant culture’s perspective, diversity in libraries is a threat because it challenges normalized knowledge, ideas and practices. […] Library communities need to unlearn racism, sexism, homophobia and relearn what we have learned. No matter how much we try to create a more so called “diverse” library community, without unlearning and exposing our own racist thinking we can never create a truly diverse environment. The library should be place, where we not only facilitate the education of our users, but also of ourselves.

Shin Joung Yeo and James r. Jacobs: “Diversity matters? Rethinking diversity in libraries”. In: Counterpoise 9 (2) Spring, 2006, p. 5-8

[Zitat] Unkommentiert – 2009

“Libraries and library staff are typically representative of middle class values and worldviews, which unintentionally or purposely become integrated into library service planning and delivery. On the other hand, librarians are rarely, if ever, asked to theorize or conceptualize the traditional service planning model: How libraries assess and identify community needs, then plan, deliver, and evaluate the generated services. Instead, librarians are traditionally taught how to plan and create individualized services. […] For traditional library users, the traditional service planning model generally meets their needs. Traditional users, typically middle class individuals raised with many of the same values and other social experiences as librarians, are either aware of and familiar with library services, or feel comfortable asking for assistance. In addition, librarians know the needs of traditional library users who regularly enter their workplace and engage in conversations with staff; […] But, does a service model which works fairly well with traditional users also adress the needs of socially-excluded library users and non-users? If not, how can libraries respond? […] Only by stepping outside the traditional service planning model, and engaging socially excluded community members in the community, can librarians know if they are meeting their needs. In order to begin this conversation with people outside the library’s mainstream customer base, librarians need to understand that [they] are not experts on the needs of all community members.”

Williment, K.W. (2009): “It takes a community to create a library.” In: The Canadian Journal of Library Information Practice and Research 4:1

Lachen BibliothekarInnen? – Persönliche Eindrücke & unbeantwortete Fragen

Das Image hat besonders bei Dienstleistungen eine Orientierungsfunktion. Das Image entsteht aus der Ganzheit aller –richtigen und / oder falschen Vorstellungen über ein Produkt / eine Dienstleistung und / oder ein Unternehmen / eine Institution.”

Prof. Dr. U. Georgy nach Manfred Bruhn

“Do librarians laugh?” So lautete der Titel eine Vortrags von Justyna Jasiewicz-Hall anläßlich des 15. BOBCATSSS-Symposiums 2007 in Prag.  Was dann folgte waren Best Practice Beispiele aus den Medien, redundante und allseits bekannte Aufzählungen von Gründen, wieso und weshalb  es mit dem Image schlechtsteht und die  Bibliotheksarbeit nicht ausreichend anerkannt wird. Ihre Beispiele stammten meist aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum und ebenso verhielt es sich mit ihren angegebenen Webseiten.  Ihr ging es damals darum zu zeigen, wie BibliothekarInnen im Alltag wahrgenommen werden und was woanders (z.B. in den USA) besser laufe.  Auf Anfrage an Frau Engelkenmeier ob es denn deutschsprachige Filme gibt, in denen BibliothekarInnen (klischeehaft oder nicht) vorkommen, fiel die Antwort nicht gerade positiv aus, denn es gibt kaum welche.  Als ich in letzter Zeit selbst auf YouTube und anderswo danach suchte, fand ich kaum etwas: keinen Bibliothekssketch mit Dieter Krebs & Iris Berben bzw Beatrice Richter (Beispiel Sketchup: “Beatrice Richter und Diether Krebs spielen Menschen allen Alters, aller Berufssparten und abstruseste Charaktere”; Für fast alle Berufssparten muss hinzugefügt werden, denn der Beruf BibliothekarIn schien ihnen damals nicht sketchwürdig genug zu sein und scheint es vielen bis heute nicht.) oder BibliothekarInnen, die bei “Verstehen Sie Spaß?” hereingelegt wurden oder nie ein Scherz oder eine Anspielung auf Bibliotheken/BibliothekarInnen durch die zahlreichen deutschsprachigen Comedians und Kabarettisten, kaum Bibliotheksfilmchen oder Ausschnitte aus Serien oder Filmen. Es ist als ob in der Pop- und Fernsehkultur Deutschlands (und auch anderswo) BibliothekarInnen nichtexistent sind und keinen Platz haben. Wie kann hier mehr Intersse erwachsen? Es gibt Vince Ebert für Naturwissenschaftsinteressierte und “Piano” Paul für Mathematikbegeisterte und solche, die es werden wollen. Bei genauerem Nachdenken gäbe es noch für andere unbeliebte Fächer und Berufe den ein oder anderen Multiplikator wie die eben genannten von mir. Doch wer vermittelt Menschen, die sonst nicht in eine Bibliothek gehen würden, das trockene Bibliothekseinmaleins und begeistert sie in herzerfrischender Weise für einen lohnenswerten Besuch in einer Bibliothek in ihrer Nähe? Manchmal hat es den Anschein, dass ja die Ausleihzahlen immer stetig steigen und mehr “Menschen mit Migrationshintergrund” die Bibliothek besuchen als solche ohne M.h.  und das dem Image zumindest in den einschlägigen Fachzeitschriften nur gut tut. Ich glaube an diese Selbstbeweihräucherungen nicht und  bei genauerem Hinsehen ist es vermutlich ähnlich wie in den Niederlanden. Über Rotterdam berichtete ich im letzten Jahr, dass dort die Stadtbibliothek die rückläufige Zahl an Medienausleihen in den Besuchsflyern explizit erwähnt und hinzufügt, dass die Kundenorientierung nun oberste Priorität einnimmt (weniger die Anschaffung von Medien und deren exakte Einarbeitung), anstatt diese Zahlen und Statistiken aufzuhübschen oder gar zu verleugnen. Eigentlich hätte ich mir eine breitere Debatte darüber gewunschen, was wir – Deutschland (nationale Verbände,  aber auch EUCLID und andere) und Polen und viele andere europäische Länder tun könnten, um diese von Justyna Jasiewicz-Hall genannten Best Practice Beispiele von heute auf morgen umzusetzen und nicht (wie immer) nur neidisch oder in beidenswerter Manier “über den großen Teich” zu blicken, sondern selbst in der Lage wären europäische Best Practice Beispiele zu entwickeln. Hierbei geht es doch nicht nur um ein verbessertes Image, sondern auch um mehr Aufmerksamkeit im Popkulturbereich und somit in plurimedialen Diskursen überhaupt vorzukommen, was sicherlich dem Berufsstand stärken könnte und langfristig eine bessere Lobby in der Gesellschaft und bei den Unterhaltsträgern zur Folge hätte. Denn wem nützt es denn, wenn nur Arte, 3Sat und Deutschlandradio Kultur über Bibliotheken berichten und nicht mehr private Fernsehsender und Sender, die von einer Mehrheit der arbeitenden und weniger bibliotheksaffinen Bevölkerung gesehen werden? Würde eine Analyse vorgenommen werden, ob in anderen Ländern diese Trennschärfe zwischen der “höheren” Bibliothekskultur im Bildungsfernsehen (Arte, 3Sat usw.) ebenso vorgenommen wird, könnte ich mir gut vorstellen, dass im anglo-amerikanischen Raum diese starke Trennung zwischen bildungsbürgerlichen Bibliotheksinteressierten und den weniger bibliotheksaffinen Bürgern nicht existiert, wie sie in der Fernseh- und Medienlandschaft hierzulande vorkommt. Es gibt eben eine große Mehrheit, die sich eher der “seichteren” und einfacheren Unterhaltung widmet. Durchaus interessant wäre es bibliothekarische Themen im Radio (nicht im klass. Kulturradio, sondern Unterhaltungsradio) und im Privatfernsehen populär zu vermitteln, um auch solche potentiellen Nutzergruppen besser zu erreichen. Wenn die Bibliothek bei vielen Nicht-NutzerInnen kaum  mehr auf deren cognitive map vorkommt, wie kann dann das mit alten Klischees angereicherte Image verbessert werden?

Das Angebot der UB ist vermutlich besser als das von Google, trotzdem bin ich meistens mit Google schneller.“

Antwort eine Studenten anläßlich einer Imageanalyse einer Universitätsbibliothek als Basis zur Kundenbindung von Prof. Dr. UrsulaGeorgy & U. Engelkenmeier aus dem Jahr 2005

1. Ähnlich wie der Beruf des Grundschullehrers, des Politikers, des Bäckers, des Fleischers, des Pflegers, des Landwirts oder des Journalisten, zählt der des Bibliothekars nicht gerade zu den beliebtesten Berufen in Deutschland.  Die Feuerwehr und insbesondere das Handwerk im Allgemeinen (“Die Wirtschaftsmacht von nebenan“) starteten in den letzten Jahren zahlreiche Imagekampagnen, um mehr junge Menschen zu gewinnen. In bestimmten Bundesländern ist da durchaus schon ein Mangel an jungen und motivierten Männern, aber an noch mehr Frauen zu verzeichnen. Eine derartige Imagekampagne, die für den Beruf des Bibliothekars bzw. der Bibliothekarin wirbt, ist mir  aus dem deutschsprachigen Raum bis dato nicht bekannt, obwohl es wahrscheinlich zu viele BibliothekarInnen gibt, die derzeit ein regelmäßiges Auskommen suchen im Verhältnis zum Angebot an Stellen. Dringend von nöten wäre ein Aufbrechen von Bibliotheken als klassischer Frauenbereich. Hierfür wäre eine Imagekampagne durchaus hilfreich. Diesen Tatsachen trug  Susanne Korb in ähnlicher Form 2009 in ihrer Dissertation Rechnung: “Nach unseren Ergebnissen werden Bibliotheken noch so lange ein Frauenbereich bleiben, solange sich an Bezahlung und Aufstiegschancen nichts ändert. Eine wichtige Voraussetzung für die positive Entwicklung der Rolle der Frau in Bibliotheken und Informationseinrichtungen ist, dass Frauen zukünftig mit den Neuen Medien und den technischen Entwicklungen offensiver umgehen und dass alte Strukturen aufgebrochen werden.“ Weiterlesen

[Videozitat] Kommentiert – 2010

In dem folgenden Video spricht Nancy Pearl über den Wert von Bibliotheken und wie sie die Faszination für Bibliotheken mitentwickelte.

When you walk into (a library), you’re the equal of anybody else and your options are unlimited.”

Nancy Pearl

Sie findet es schade, dass an vielen Informationswissenschaftlichen Fakultäten in den USA (aber vermutlich auch in Deutschland), an denen auch BibliothekarInnen ausgebildet werden, das Zusammenbringen von Menschen und deren Büchern, die die sie gerne lesen, kaum mehr gelehrt wird und eine Rolle spielt. Nach Ansicht von Nancy Pearl ist das ein großer Verlust für die Bibliotheksprofession.

Vorstellung der Sony Reader der “Skokie Public Library” (Illinois, USA) durch eine Bibliothekarin

Eine Bibliothekarin der Stadtbibliothek in Skokie erklärt den ZuschauerInnen im folgenden Video , wie man  die von der Bibliothek bereitsgestelltens E-bookreader benutzt.

P.S: Eigentlich ist Skokie nur ein Dorf, aber in der Öffentlichkeit vermarktet es sich als das weltgrößte Dorf der Welt. Damit hat das Dorf nicht unrecht, denn 42 % der Einwohner sind nicht in den USA geboren.  Der Stadtbibliothek wurde 2008 mit vier anderen Bibliotheken und Museen die höchste nationale Auszeichnung zuteil, die Bibliotheken in den USA bekommen können: Die “National Medal for Museum and Library Service

Ein Blick auf die Facebookfanseite der Bibliothek, deren Twitteraccount und ihre Webseite mit vielen Dienstleistungsangeboten, will ich an dieser Stelle unbedingt empfehlen.

Was die Bibliothek ferner auszeichnet und wofür sie sicherlich den ebengenannten Preis erhielt, ist ihre vorbildliche Zielgruppenarbeit:

When visitors arrive at the library, they are greeted by large banners that say “library” in 14 different languages; inside, the multilingual signage continues, with “welcome” written on a number of walls. On the library’s Web home page and above the foreign-language book section (which contains almost 20,000 titles in 18 different languages), flags of many nations are on display. Additionally, there is a “recent immigrants” page on the library’s SkokieNet Web site—which has the distinction of being one of the first library-sponsored community Web sites in the country—with information on topics from becoming a citizen to getting a Social Security card. All of these steps have been taken to ensure that every person in Skokie feels comfortable spending time in his or her community library.”

Intergenerationale Bibliotheksarbeit als Antwort auf den demographischen Wandel: Überlegungen zu aktuellen Trends

The library as a place for inspiration and innovation for the community, particularly the local community, relates to all generations.” Helen Bowers

Eine Umfrage der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) in Nürnberg und ein Vortrag von Ronald Kaiser & Prof. Dr. RatzekZielgruppe 50+” auf dem diesjährigen BID-Kongreß in Leipzig, veranlassten mich zu diesem Blogeintrag. In einem Blogeintrag vom 05.12. 2009 habe auch ich die Zielgruppe Ältere oder Senioren als Silver Gamers bezeichnet. Buzinkay stellte bereits 2007 in einem Blogeintrag “Die Überalterung und die Bibliothek” fest, dass der Trend in den kommenden Jahren dahin geht, dass die größte Gruppe an BibliotheksnutzerInnen in Zukunft über 60 Jahre alt sein wird. Die Zahl derjenigen, die älter als 65 sind, wird bis zum Jahr 2030 um mehr als ein Drittel zunehmen. Wie R. Kaiser & Ratzek im März diesen Jahren feststellten, gibt es noch zu wenige Angebote von Seiten der Bibliothek.  Henner Grube, der ehemalige Leiter der EKZ appellierte in seinem Vortrag “Die Zukunft der Bibliothek und die engagierten Bürger” von 2006 audrücklich dafür die Ansprache dieser Zielgruppe zu verbessern. Ausdrücke aus der Marketingsprache, die ja meist aus dem Englischen stammen sind gerade bei Jüngeren angesagt. Dagegen ist erst einmals nichts einzuwenden, aber die Eltern- bzw. Großelterngeneration denkt da sicherlich anders darüber.  Vermutlich wird dies in einigen Jahren anders sein. Ein bestes Beispiel hierfür gibt der 56 Jahre alte Bundesverkehrsminister Ramsauer ab, der unmittelbar nach der Übernahme seiner Amtsgeschäfte alle Anglizismen in seinem Ministerium verbieten ließ. Bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Senioren Ratgebers gaben mehr als vier von fünf der Ab-60-Jährigen (83,8 %) an, der Ausdruck Senioren spiegle die Lebenserfahrung älterer Menschen wider und passe daher am besten. Weit mehr als drei Viertel von ihnen (79,9 %) findet, man sollte von ihnen ganz einfach als von “älteren Menschen” sprechen. Weniger gut kommen bei den Älteren Begriffe wie “Silver Ager”, “Best Ager” oder “Happy Enders” an. Etwa ein Viertel der Ab-60-Jährigen (25,2 %) sind der Auffassung, dass derartige Bezeichnungen dem Lebensgefühl der “jung gebliebenen Alten” nicht entsprechen. Mehr als die Hälfte der Senioren (58,1 %),  spricht sich gegen eine Verwendung besonderer Begriffe für Senioren aus. Buzinkay machte deutlich, welche Art von Konzepten sich Bibliotheken bei der Zielgruppenarbeit mit Senioren widmen könnten:

  1. Freizeitgestaltung: Ein erweitertes kulturelles Angebot, welches auch die sozialen Bedürfnisse älterer Menschen befriedigt
  2. Thema “Bildung”: Bildung für Senioren
  3. Multimediale Angebote: Technik-Affinität muss auch bei dieser Gruppe gestärkt werden
  4. Leitsysteme und Navigation auf Webseiten: Barrierefreiheit ein absolutes Muss
  5. Einbindung von Senioren in die aktive Mitarbeit an Bibliotheken (Nutzen vorhandenen Wissens)

Den fünf genannten Vorschlägen kommt ein meines Erachtens ein wichtiger Aspekt hinzu: Die Intergenerationalität, Weiterlesen

Das Kwandengezi Bibliotheks- und Bildungszentrum in Südafrika

Das folgende Beispiel aus Südafrika zeigt, dass  es nicht immer die Politik sein muss, die Veränderungen einleitet, um  von Marginalisierung und Exklusion bedrohte Menschen in Vorstädten nachhaltig Zugang zu Büchern und Bildung zu verschaffen, sondern jeder einzelne kann dies im Rahmen seiner Möglichkeiten initiieren. Die unten angefügte kurze filmische Dokumentation beleuchtet die Hintergründe, die zur Entstehung des Kwandengezi Bibliotheks- und Bildungszentrums in den Townships vor Durban führten. Täglich sind die 750.000 Einwohner von Kwandengezi bis heute mit den folgenden Problemen konfrontiert: Armut, Hunger, Kriminalität, Arbeitslosigkeit und Krankheiten wie AIDS. Eineinhalb Jahre nach der Eröffnung,  floriert dieses Zentrum in höchstem Maße. Das Projekt geht nicht etwa auf die Initiative kommunaler Vertreter oder auf die Bildungs- und Erziehungsministerien in Südafrika zurück, sondern auf Erin Raab, einer 29-jährige Amerikanerin, die ihre Masterarbeit dank eines Stipendiums im Fach “Economic Development Studies” dort weiterentwickelte und verfasste. Nach ihrer Ankunft stellte sie sofort folgendes fest:

In Africa, she found that many motivated school children in the Kwandengezi-area schools had no library available to them. The area surrounding Kwandengezi has nine schools and more than 8,000 students, almost all of whom had never been to a library.”

Anfangs sollten es nur zwei Jahre Aufenthalt für Raab werden, am Ende waren es fünf Jahre, die sie dort verbrachte.  Letztendlich hinterließ Raab ein besonderes Erbe: Weiterlesen

Vorstellung des Bibliobús Bertolt Brecht und der Deutsch-Nicaraguanischen Bibliothek

Wer liest, reist durch die ganze Welt, taucht in fremde Kulturen und neue Horizonte ein. Lesen durchbricht Grenzen, weitet die Enge des Alltags, eröffnet grenzenlose Möglichkeiten, erweckt Träume. Lesen fördert Entwicklung. Wer liest, verändert sich, wird kritisch, autonom und aktiv.”

Bereits seit 1987 gibt es den “Bibliobús Bertolt Brecht” in Nicaragua.  Dabei handelt es sich um einen umgebauten Kleintransporter der Marke Toyota. Gegründet wurde das Projekt von der mittlerweile 87-jährigen Deutschen Elisabeth Zilz. Schüler lesen dort dank des Bibliotheksbuses Bücher von Erich Kästner, Michael Ende und anderer Kinder- und Jugendbuchautoren. Außerdem sind auch Bilderbücher und Comics im Angebot. Jeder Schüler kann ein Buch ausleihen, das er bis zum nächsten Wiedereintreffen des Buses im kommenden Monat zu Hause lesen.

Der Bibliotheksbus steuert auch Gefängnisse an, wie etwa in Chinandega, Granada und Matagalpa. Darüber hinaus kommt der Bus regelmäßig an einem Frauengefängnis (“La Esperanza”) in der Nähe von Managua vorbei. Das “Neue Deutschland” titelte am 9. April diesen Jahres “Knackis auf der Suche nach guten Büchern” und schrieb folgendes hierzu:

Die Knackis betreten in Kleingruppen den Bibliobus. Es ist eng. Viel Zeit zum Stöbern bleibt den Insassen nicht, denn die Mithäftlinge warten schon in ihren Zellen, dass auch sie sich Bücher aussuchen können. […] Zum Teil wird im Gefängnis gelesen, um der Langeweile für einige Stunden zu entkommen, sagt Eddie im Gespräch mit ND. Er sitzt seit fünf Jahren in Matagalpa ein und hilft Cuaresma und seinen Kollegen einmal im Monat bei der Ausleihe. »Die Bücher werden aber auch als Ergänzung zum Unterricht genutzt«, so der Nicaraguaner. Im Gefängnis ist es für die Gefangenen möglich, einen Schulabschluss nachzuholen. Etwa 100 Gefangene leihen an diesem Tag rund 200 Bücher aus.”

Die Finanzierung des Bibliobus und der Deutsch–Nicaraguanischen Bibliothek erfolgt unter anderem durch den Verein “Pan y Arte“, dessen Vorsitzender der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf ist. Gründer des Vereins war der bekannte deutsche Schauspieler und Moderator Dietmar Schönherr. Die Bibliothek ist seit 2001 mit rund 12. 000 Büchern in spanischer Sprache im Stadtviertel “Linda Vista” (schöner Ausblick)  der Stadt Managua untergebracht. Seit August 2009 ist die Österreicherin Tina Reiter für die öffentliche Bibliothek und zwölf MitarbeiterInnen verantwortlich. Im letzten Jahr wurden ca. 9.000 Bücher im Bibliobus und rund 45 000 Bücher in der Bibliothek ausgeliehen. Besonders im Fokus steht die Projektarbeit mit Kindern der Primar- und Sekundarstufe in der Bibliothek sowie mit Schulen und anliegenden Armenvierteln, aber auch mit Kindern auf dem Lande. Weiterlesen

“Bibliocicletas”: Brasilien als Ursprungsland der Fahrradbibliotheken

“Bibliocylcle” stammt vermutlich aus Brasilien, wo sie  “ Bibliocicletas” genannt werden. Auf derfranzösischen Webseite “La voie des livres” werden in einem Zeitungsartikel aus Brasilien Fahrradbüchereien in São Paulo erwähnt, die es dort seit 1996 geben soll. Die in diesem Beitrag vorgestellten ökologischen “Bibliocicletas” sind neueren Datums. Mit recycelten Materialien wurde in Brasilien die Idee der “Bibliocicletas” entwickelt. Im Video dieses Beitrags wird anschaulich, wie sich jeder von uns mit etwas Geschick sein eigenes Bücherfahrrad basteln kann. 90 % der Rohstoffe stammen aus Müll von der Straße. Kennzeichen von “Bibliocicleta” sind die Leichtigkeit, die Beständigkeit und die einfache Reproduzierbarkeit. Der Bau von Bibliocicleta wurde von der “Design School of Fine Arts” der Universität Bahia und Professor Alessandro Faria unterstützt.

In diesem Jahr nimmt das von Augusto Leal entwickelte  “Bibliocicleta”  an der 3.  Brasilianischen Biennale für Design teil. Die Biennale wird vom Design Center Paraná und der Federation of Industries of Paraná organisiert. Das Motto der Biennale ist dieses Jahr Design, Nachhaltigkeit und Innovation. Vom 14. September bis zum 31. Oktober findet die Biennale in Curitiba (Bundesstaat Paraná) statt. Insgesamt werden 63 Projekte vorgestellt. Hoffentlich wird “Bibliocicleta” einen Preis gewinnen, um eine größere Aufmerksamkeit und mehr Wertschätzung zu erfahren. Noch mehr umweltfreundliche “Bibliocicletas” wären doch auch in anderen Ländern eine kulturelle Bereicherung.

Vorstellung von “Bibliotheques hors les murs” – einer Sommeraktion zahlreicher Pariser Stadtteilbibliotheken

« Des bibliothèques raisonnablement pourvues en personnel qui aime les êtres humains plus que les livres, un personnel qui respecte les usagers et qui veut collaborer avec eux, et non leur donner des leçons. » (Zitat einen tschechischen Bibliothekars über Eigenschaften, die BibliothekarInnen mitbringen sollten)

Waren Sie schon einmal im Sommer in einem Park und haben dort BibliothekarInnen bei der Arbeit  getroffen?

Jeden Sommer gehen Pariser BibliothekarInnen in Parks und an öffenliche Plätze. Sie bringen Geschichten mit und leisten ihren Beitrag für die Leser von morgen. In den beiden Videos (siehe unten) kommen verschiedene Bibliothekarinnen zu Wort. Es geht auch darum für die Inklusion von bildungsfernen Schichten einen Beitrag zu leisten und aktiv Leseförderung zu betreiben. Vorgestern ging “Bibliotheques hors les murs” (BHLM) zuende. Das Konzept “Bibliothèques hors les murs” (BHLM) gibt es seit 1957 und wurde in Noisy-sur-Grand entwickelt, wo die Organisation “ATD-Quart Monde” die erste “Straßenbibliothek” schuf und bildungsfernen Menschen das Lesen und Bücher näher brachte.

Hinter der sommerlichen Aktion steht der Gedanke junge Zielgruppen vor Ort zu erreichen, die bisher noch nie in einer Bibliothek waren. Den Kindern und Müttern wird erklärt, dass die Einschreibung kostenlos ist und es in ihrem Viertel (vor allem aus den “quartiers sensibles”)  eine Stadtteilbibliothek gibt, die über ein breites Angebot an Medien verfügt. BHLM (“bibliothèques hors les murs”) soll einen Ort der Begegnung schaffen und einen kostenlosen Austausch in einer geselligen Umgebung bieten.

Die Vorlesenachmittage für Kinder sind ebenfalls kostenfrei und bedürfen keiner Einscheibung oder Reservierung. Weitere Auskünfte gibt es über die folgenden Webseiten:  www.paris-bibliotheques.org und www.bibliotheque.paris.fr

Unbedingt erwähnenswert ist die folgende Frage und die damit verbundenen Auswirkungen, welche Isabelle Masse im Artikel “Bibliothèques hors les murs” in  der Zeitschrift “Bulletin des bibliothèques de France” (BBF) aus dem Jahr 2002 aufwirft:

“Comment recevoir ce nouveau public dans la “bibliothèque dans les murs”?” (Wie soll die neue Kundschaft in der Bibliothek als Gebäude empfangen werden?)

Dabei macht Sie darauf aufmerksam, dass die Art und Weise der Kommunikation, die nun innerhalb der Mauern herrschen würde, eine andere ist, da ja bereits im nicht-institutionalisiertem Raum (“im Freien”) auf persönlicher Ebene Beziehungen  geknüpft wurden. Ziel sei es, die  Selbstständigkeit der neuen NutzerInnen herbeizuführen, damit diese nun alleine zurechtkämen in der “Bibliothek in den Mauern”. Dabei gibt es gewisse Regeln einzuhalten, die vorher bei der “Bibliothek hinter den Mauern” (“bibliothèque hors le murs”) unbedeutend waren. Durch die persönlichen Kontakte mit den neuen NutzerInnen verändert sich vermutlich auch die Sichtweise, ob bestimmte alterherkömliche Regelungen noch Sinn machen bzw. inwieweit “die alten Regeln” noch zeitgemäß sind. Mit Sicherheit werden hier gewisse Barrieren oder Mauern fallen, die in der Lage sind den Umgang miteinander entspannter zu gestalten, so dass etwas wie  “Bibliotheksangst” eine geringere Rolle spielen wird.

Folgende Stadtteilbibliotheken von Paris beteiligen sich an der diesjährigen Aktion: Weiterlesen

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