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Zu „woke“ und unloyal – ein paar Gedanken welches Zeitzeichen die Entlassung von Frau Dr. Carla Hayden setzt

Abkürzung zur Petition gegen die Entlassung der Librarian of Congress

Wenn mich jemand fragt, würde ich mich als eigentlich sehr unpolitische bezeichnen, aber der heutige Tag hat mir gezeigt, dass ich vermutlich doch nicht so unpolitisch bin, wie ich dacht. Mich, als Bibliothekarin, als Mensch, beschäftigt der Rauswurf von Carla Hayden sehr. Es ist nur einer von vielen Punkten in einer Entwicklung in den USA, in Europa, in Deutschland, den ich aus den Erzählungen meiner Oma wiedererkenne, als sie mir vor vielen Jahren erzählte, wie für sie die Zeit vor der Machtergreifung Hitlers war, was sie damals in ihren Mittzwanzigern erlebt hat.

Feindbilder wurden geschaffen, die es vorher nicht gegeben hatte und die nun in ihre Familie einzogen, . Arbeitsplätze und Wirtschaftsaufschwung überzeugten und überblendeten, worauf die damalige Entwicklung hinauslief. Die Männer ihrer Familie begeisterten sich für die angebotenen einfachen Lösungen und Halbwahrheiten und wählten „Protest“. Dann, ganz plötzlich war es zu spät. Ferne Kindheitserfahrungen wiederholten sich auf einmal hautnah, denn die Geschwister hatten als Kinder den 1. Weltkrieg erlebt, fernab auf dem Land, aber er war Teil des Lebens gewesen. Nun waren diese Erfahrungen nicht mehr fern, sondern betrafen insbesondere die Brüder konkret: Krieg, nur wenige Jahre nach einem Krieg.

Warnzeichen waren:

  • Das Verhindern von starken, widerständigen Personen in wichtigen Personen. Schlüsselpositionen wurden entmachtet und linientreu besetzt.
  • Falsche Feindbilder wurden geschaffen. Die Berichterstattung zu bestimmten Personengruppen wurden selektiver, negativer, selbstbestätigender. Vergehen wurden als schwerwiegender für solche Personengruppen dargestellt.
  • Informationen wurden zurückgewiesen, diskreditiert (schwarze Listen, Zensur) oder propagandiert, wenn sie in das Weltbild der Machthaber passten.
  • politische Instabilität und Unsicherheiten (Weltwirtschaftskrise, eine gefühlte Unregierbarkeit des Landes, schwache und zerstrittene Politiker)
  • Loyalität wurde alles, nicht das kritisch, hinterfragende Denken und der gesunde Menschenverstand.
  • Für hohe Positionen war das Parteibuch und die Rasse wichtiger als die berufliche Qualifikation.
  • Mit der Dolchstoßlegende wurde das eigene Geschichtsbild vom Täter zum Opfer gewaschen (Beschönigung der eigenen Geschichte).
  • beschönigende oder diffamierende Sprachbilder („Nationalsozialismus“, „Drecksjude“), Sprachlenkung durch ein „Propagandaministerium„, das sehr schnell die Hoheit über Funk und Film hatte

Warnzeichen aktuell sind:

  • Umschreibung der Geschichte (Gulf of America – Whitewashing of History), in Konflikten eine Umkehrung der Verantwortung (Ukraine als Kriegstreiber und das arme Russland, das zum Krieg getrieben wurde)
  • Diffamierung und Verneinung von Minderheiten (Anpassung der Wahrheit an eigene Realitäten und Ausgrenzung von Personengruppen, z.B. Trans-Personen),
  • Book Bans (Zensur unliebsamer Themen und Autoren),
  • Bereinigung der Schlüsselpositionen in Recht, Wissenschaft und Exekutive von kritischen Personen, die nicht mit der oberen Landesführung einer Meinung sind (Loyalität als Qualifikationsmerkmal für einen Job)
  • Schaffung von Feindbildern (Emigranten, Minderheiten)
  • Diffamierende / diskreditierende Sprachbilder („Fake News“ für wissenschaftliche Fakten und unabhängige Medien, „Social Truth“ für das eigene Social-Media-Sprachrohr von Trump; Remigration im Parteiprogramm der AFD), Sprachlenkung (Verbot Erwähnung von Genderbegriffen, Trans*Personen)

Dies sind zu viele Parallelitäten, um sie zu ignorieren. Zu sehen, wie unsere Regierung sich selbst mit ihrer eigenen Politik völlig unkritisch an die so geschaffene „Realität“ des blau verpackten braunen faschistischen Gedankenguts einer AFD „anbiedert“, also sich eigentlich freiwillig gleichschaltet, macht mir Angst. Man behauptet sich nicht gegen den unverholenen Faschismus, indem man sich ihn zu eigen macht (z.B. Abweisung von Asylsuchenden an den Grenzen), Freiheiten aus Angst beschneidet (Vorratsdatenspeicherung, Anonymitätsverbot, weil jeder ein potentieller Terrorist und Verbrecher ist), Scheingefechte inszeniert (z.B. Genderverbot an öffentlichen Einrichtungen) und dabei die eigene Geschichte vergisst (z.B. nationalsozialistische Sprachweisen ungefiltert wieder übernimmt oder imitiert, überlieferte Ereignisse verharmlost).

Was hat das mit der Entlassung von Carla Hayden zu tun, der Librarian of Congress? Viel. Es ist ein sichtbares Zeichen für die besorgniserregenden Entwicklungen in den USA, längst kein Symptom mehr, sondern der Ausbruch einer Krankheit, eines Krebsgeschwürs.

Am Dienstag wurde Frau Dr. Hayden die Möglichkeit gegeben, das angefragte Budget der LoC für 2026 zu verteidigen. In ihrer Rede vor dem Senat legte sie da, welche Aufgaben und Schwerpunkte sie in der Arbeit der Bibliothek sie als wichtig erachtet und wie das Budget verwendet werden soll. Es zeigt sehr gut, wofür Frau Hayden mit ihrer Arbeit einsteht: „The mission of the llibrary is to engage, inspire and inform the Congress and the American people with an universal and enduring source of knowledge and creativity.“

Dies gab konservativen Gruppen einen Anlass laut zu werden und der Librarian of Congress Hayden vorzuwerfen, Kinderbücher mit radikalen Absichten zu bewerben. Nur wenige Stunden vor ihrer Entlassung forderte die American Accountability Foundation ihre Entlassung auf X.com und diskreditierte Frau Dr. Hayden, sie sei „woke“ und Trump-feindlich. Dem folgte sehr schnell die Entlassung der Librarian of Congress.

Die Demokratin DeLaurio kritisiert diesen Schritt und konstatiert:

This is yet another example in the disturbing pattern of the President removing dedicated public servants without cause—likely to fill the position with one of his ‘friends’ who is not qualified and does not care about protecting America’s legacy.

Quelle: DeLauro on the Firing of the Librarian of Congress, Dr. Carla Hayden, Appropriations Committee Democrats

EveryLibrary, eine Organisation, die die Finanzierung von Bibliotheken unterstützt, macht sehr deutlich, wie gefährlich sie diese willkürliche Kündigung hält:

President Trump has crossed another dangerous line by abruptly firing Dr. Carla Hayden, the Librarian of Congress. This troubling and unprecedented action should alarm every American who values the independence of our cultural institutions and recognizes the role libraries play in a democratic society.

Quelle: STATEMENT: President Trump Fires the Librarian of Congress and Now Congress Must Push Back, EveryLibrary

Sollte es Trump gelingen, einen seiner loyalen, unqualifizierten Freunde auf die Stelle des Librarian of Congress zu setzen, wird ein weiter wichtiger Baustein der Demokratie der USA gefährdet, denn die Library of Congress ist mehr als eine Büchersammlung. Sie ist eine gesetzgebende und öffentlichkeitswirksame Unterstützungseinrichtung, zu der das Copyright Office, der Congressional Research Service und die Law Library of Congress gehören. Jede dieser Einrichtungen erfüllt wichtige, überparteiliche Aufgaben für unsere Regierung und die Öffentlichkeit. (Mehr Informationen: A Library for All : The FY2024 – 2028 Strategic Plan for the Library of Congress, LoC). Sie dient allen Menschen und nicht der Agenda eines Präsidenten, der in unvergleichlicher Manier es schafft, Medien, Menschen und darüber wichtige Einrichtungen gleichzuschalten oder auszuschließen.

Dies ist nur ein weiterer Schritt der Trump-Regierung gegen Bibliotheken, denn bereits am 14. März erließ Präsident Trump eine Durchführungsverordnung zur Auflösung des „Institute of Museum and Library Services“. ALA und AFSCME haben daraufhin Klage vor einem Bundesgericht eingereicht und scheinen damit Erfolg zu haben.
Im Artikel „Outrage and Calls to Action After President Trump Fires Librarian of Congress Carla Hayden“ des School Library Journal klingt der Schock über die Entlassung mit.

Her removal is the latest for the administration that is stripping federal agencies of women, people of color, and anyone whose work is believed to be in opposition to Trump’s agenda.

Quelle: Outrage and Calls to Action After President Trump Fires Librarian of Congress Carla Hayden, School Library Journal

Der Entlassungszweizeiler enthielt natürlich keine offizielle Begründung, warum die Librarian of Congress auf so rüde Art entlassen wurde, was sehr deutlich zeigt, wie kaltherzig und machtsicher diese Trump-Regierung handelt. Die Kündigung begründete die Sprecherin des Weißen Hauses dann später damit, dass sich Hayden für Diversität einsetze und „unangemessene Bücher“ in der Kinderabteilung ausgestellt habe, was Trump das Recht gäbe, seiner (unloyalen, Anm.d.Verf.) Bibliothekarin fristlos zu kündigen.

Cindy Hohl, die Präsidentin der American Library Association (ALA) äußerte sich zutiefst enttäuscht über die Entscheidung von Präsident Trump, Dr. Carla Hayden aus ihrem Amt als Bibliothekarin des Kongresses zu entlassen.

Dr. Hayden’s abrupt and unjust dismissal is an insult to the scope and breadth of work Dr. Hayden has undertaken in her role leading the Library of Congress.

Quelle: ALA praises service of Dr. Carla Hayden, decries „unjust dismissal“ of Librarian of Congress, ALA

Folgt man all den Aussagen der angesehenen Senatoren, Nachrichtensendern und bibliothekarischen Fachleuten, so kann man nur hoffen, dass genug Menschen in den USA aufwachen und laut werden. Aber auch für uns hier muss klar sein, dass dies mehr als ein Warnzeichen ist.

Einem Kollegen gegenüber äußerte ich, dass ich derzeit gerne mehr darüber wissen würde, wie die Kolleg*innen in der LoC und in anderen Bibliotheken mit diesem Schock umgehen? Ist das ein weiterer Tritt in den Hintern und bremst all das Engagement aus oder entsteht daraus eine Jetzt-erst-recht-Mentalität. Wie würden wir in Deutschland reagieren? Würden nur einzige laut, viele? Würden wir uns wehren oder wegducken, mitlaufen oder dagegen ankämpfen, offen uns positionieren oder heimlich? Mit Blick auf die diktatorischen Systeme des Nationalsozialismus oder der DDR wird es wohl einige Aktivisten, einige Mitläufer, viele Dulder und wenig laute Menschen geben. Wo würde ich mich da einordnen? Reicht mein Mut oder siegt die Angst?

Christine Espenshade, Board Chair der Enoch Pratt Free Library, deren Leiter Hayden früher gewesen war, äußert sich zur Entlassung:

„Our entire board and library community is in shock given the dedication that Dr. Hayden has shown to libraries across the country and obviously, the Library of Congress,“ Espenshade said. „We are really disappointed.“

Quelle: Former Baltimore colleagues react to abrupt firing of Librarian of Congress Carla Hayden, CBS News

Die Enoch Pratt Free Library hat auf ihrer Website ein Statement veröffentlicht, in dem es heißt:

We stand with Dr. Hayden with gratitude, respect, and admiration. 

Quelle: In Support of Dr. Carla Hayden, Enoch Pratt Free Library

EveryLibrary hat eine Petition eingerichtet:

PETITION: Stop Trump’s Attack on the Library of Congress

Hier können auch internationale Unterstützer von Frau Hayden ihre Stimme hinterlassen. Ich habe es getan und kann nur hoffen, dass sich viele aufraffen können, zumindest auf diesem Wege dieser Ungerechtigkeit zu widersprechen und die Demokratie in einem Land zu stärken, dessen Agieren so starke Auswirkungen auf die gesamte Welt und somit auch auf unser Leben hat.

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Ein Mahnmal der Bücherverbrennungen von 1933 am Münchner Königsplatz

„Seit dem 6. Mai 2021 erinnert am Münchner Königsplatz ein Mahnmal an die Bücherverbrennungen von 1933. Sein Titel The Blacklist / Die Schwarze Liste bezieht sich auf die damals kursierenden Listen mit den Namen und Werken von hunderten Autor*innen: Literarische Titel, Sachbücher, wissenschaftliche Publikationen bis hin zu Kinderbüchern – sie alle wurden von den Nationalsozialisten als ‚undeutsch‘ geächtet und aus dem öffentlichen Leben verbannt.“ NS-Dokuzentrum München

Dieses Mahnmal stammt von dem New Yorker Künstler Arnold Dreyblatt. Der Titel geht zurück auf die umfangreiche schwarze Liste, die 1933 der Bibliothekar und Nationalsozialist Wolfgang Herrmann anlegte. Diese Liste diente als eine „Hilfe“ zur „Säuberung“ für zahlreiche Bücherverbrennungen. Sie waren der Beginn der systematischen Entfernung von Literatur aus Bibliotheken, Buchhandlungen und dem Literaturbetrieb im Nationalsozialismus. In München fanden diese am 6. und 10. Mai 1933 am Königsplatz statt. Mehr Infos zum neuen Mahnmal gibt es auf der folgenden Internetseite: https://www.ns-dokuzentrum-muenchen.de/mahnmalbuecherverbrennung/

Dreyblatt charakterisierte sein Mahnmal folgendermaßen:

In meiner Arbeit The Blacklist / Die Schwarze Liste habe ich mich auf eine textuelle Markierung konzentriert, um die aktive Zerstörung von Wissen und Kultur durch eine Rezitation der Spuren einer verlorenen Welt zu beschwören. Ohne Interpunktion präsentiert, bildet dieser fortlaufende Text mit aufschlussreichen 310 Buchtiteln von verbotenen Autoren ein poetisches Fenster zu den politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und literarischen Themen der damaligen Zeit.  Diese Textfragmente kollidieren und aktualisieren für uns heute neue Bedeutungen in einer spiralförmigen Komposition, die auch an die Rauchsäulen in den historischen Abbildungen der Bücherverbrennungen von 1933 erinnert.“ – Arnold Dreyblatt

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[Infografik] Eine Weltgeschichte zensierter Bücher


Quelle: Printerinks and shortlist.com

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LIBREAS Ausgabe #25 erschienen

Die 25. Ausgabe von LIBREAS ist heute mit dem Themenschwerpunkt „Bibliothekarin sein – Nutzerin sein. Frauen und Bibliotheken“ erschienen. Im Editorial, das keines ist, stellte Karsten Schuldt im Dialog mit Heike Stadler am Schluss folgende Statements zur Diskussion:

Sind wir also auf ein unerledigtes Problem gestossen, auf eine Lücke? Konzentrieren wir uns im Bibliothekswesen immer wieder nur auf die Bibliothek und Dinge, die zu lösen sind, aber stellen gar nicht die Frage, wer die Bibliothek macht? Eigentlich wollten wir mit einer Erkenntnis aus diesem Text herauskommen. Aber vielleicht ist diese Lücke alles, was wir herausgefunden haben,  dieses Fehlen der Berufsgeschichte. Ich finde ja, dass es Parallelen zwischen politischer Geschichte, zwischen der Geschichte der Frauenbewegungen und diesen Texten aus der bibliothekarischen Fachpresse gibt; aber mir scheint, wir wissen zu wenig, um das untersuchen zu können.

Und was erwartet uns nun in dieser Ausgabe?

Abstract: Wenn über die Qualität von Katalogen diskutiert wird, sollte das Potential, das eine gendersensible Verschlagwortung bietet, genutzt werden. Dazu brauchen wir mehr Analysen, die Lücken, Fallen und Fehler in den bisherigen Systematiken und Klassifikationen auf der Grundlage der Ergebnisse der Geschlechterforschung aufzeigen. Die existierenden Frauen-, Lesben- und Genderbibliotheken im deutschsprachigen Dachverband i.d.a.haben dazu eine über Jahrzehnte ausgebildete Expertise angesammelt und sind bereit zur Kooperation.

Abstract: Nach zehn Exiljahren in London kam die jüdische Journalistin Jella Lepman 1946 im Auftrag der amerikanischen Regierung zurück nach Deutschland, als Beraterin für die kulturellen und erzieherischen Belange der Frauen und Kinder. Um der geistigen Verarmung der deutschen Nachkriegskinder entgegenzuwirken, organisierte sie eine große Internationale Jugendbuchausstellung, die im ganzen Land gezeigt wurde und später den Grundbestand der Internationalen Jugendbibliothek in München bildete. Aus Amerika führte Jella Lepman ein fortschrittliches Konzept für die Gestaltung und Leitung einer Jugendbibliothek ein, das zunächst auf viel Widerstand von Seiten der ausgebildeten deutschen Bibliothekare stieß. Die von ihr gegründete Bibliothek ist heute weltweit die bedeutendste Institution dieser Art. Der Beitrag porträtiert diese außergewöhnliche Frau, die keine ausgebildete Bibliothekarin war und doch das Bibliothekswesen im Jugendbereich in Deutschland revolutionierte, den deutschen Kinder- und Jugendbuchmarkt zu einem der internationalsten überhaupt gemacht hat und ihr ganzes Leben der Verbreitung hochwertiger Kinder- und Jugendliteratur als Beitrag zur Völkerverständigung widmete.

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Aus aktuellem Anlass: Ein Aufklärungsvideo zur Zensur von Büchern im 21. Jahrhundert

In der heutigen Ausgabe der Berliner Zeitung mit dem Titel „Der Protest der Bibliothekare“ macht Damir Fras auf die aktuell stattfindende „banned books week“, die „Woche der zensierten Bücher“ in den USA aufmerksam:

Die ALA hat mitgezählt: Seit 1982 gab es mehr als 11 300 Versuche, Romane und Comics aus Büchereien und Schulen zu verbannen. Allein im Jahr 2012 gingen bei der ALA 464 Beschwerden ein. In Wirklichkeit ist die Zensur aber noch viel gewaltiger. Der Büchereiverband schätzt, dass nur jeder fünfte Fall überhaupt gemeldet wird. […] Dav Pilkey und Toni Morrison sind in guter Gesellschaft. Auch Mark Twain tauchte schon auf der Liste der Zensur und Zensurversuche auf, ebenso John Steinbeck und JD Salinger. Selbst in Harry Potter wurde schon Problematisches entdeckt.“

Dabei verwies Damir Fras auch auf das Video von Rocketboom. Die Protagonistin prangert im folgenden Video auf intelligente und humorvoile Weise die Bigotterie der US-amerikanischen Zensur- und Moralapostel an. Das Fernsehen wurde doch bislang auch noch nicht verboten, so der Tenor von Rocketboom, da darin weitaus Schlimmeres gezeigt werde, als in Büchern.

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Was wünschen sich die Nutzerinnen und Nutzer von einem Neubau der Zentral- und Landesbibliothek Berlin?

Am Tempelhofer Feld ist ein Neubau der Zentral- und Landesbibliothek Berlin geplant. Doch ist das wirklich der richtige Standort? Wie lange wird es noch dauern, bis endlich mit den Bauarbeiten begonnen wird. Mehr hierzu findet sich auf der folgenden Webseite: www.zlb.de/ueber_uns/neubauprojekt

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„Verbrannte Orte“: Ein Crowdfunding-Projekt von Jan Schenck

„Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“  Heinrich Heine

2013  jährt sich die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten zum 80. Mal.

Drei Monate nach ihrer Machtübernahme (30.01.1933) begannen die Nationalsozialisten mit der Ausübung von Einschüchterungspraktiken. Einen Höhepunkt bildete die Erstellung der Liste des undeutschen Geistes. 131 Schriftsteller befanden sich auf dieser Liste.  Deren wurden am 10. Mai 1933 auf öffentlichen Plätzen, in mehr als 20 Städten, verbrannt. Neben der systematischen und organisierten Verbrennung gab es auch an vielen weiteren Orten Bücherverbrennungen, welche von lokalen Akteuren organisiert wurden. Das Literaturblog Duftender-Doppelpunkt widmet sich ebenso diesem Thema und bittet um die Vervolständigung der Liste „verbrannter Autoren“. Hierzu gibt es ein Literaturquiz und die Preise hierzu sind ironischerweise Bücher.

„Wie sehen diese Orte 80 Jahre nach den Bücherverbrennungen aus? Was passiert dort heute und betrachten wir diese Orte anders wenn wir wissen, was dort passiert ist?“

Diese Fragen stellt(e) sich Jan Schenck, ein freiberuflicher Fotograf. Er will einen Online-Atlas erstellen, der auf der Webseite verbrannte-orte.de zu sehen sein soll und Bilder und Erläuterungen enthalten soll. Dabei können interaktive Panoramen entstehen, die  es Besuchern möglich machen sich den „Verbrannten Orten“ zu nähern.

Ziel ist es eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema zu erreichen und das Unsichtbare sichtbar zu machen. Mit dieser Crowdfunding-Kampagne will Schenck 3.000 € akquirieren, um diese Online-Plattform zu entwickeln und instand zu halten, aber auch Recherchen und Fotografien der Orte zu finanzieren.

Der Initiator bittet auch um Materialien, Erinnerungen und ZeitzeugInnenberichten zu den Bücherverbrennungen an den jeweiligen Orten. Schencks Kardinalfrage lautet, ob wir Orte und Plätze anders betrachten, wenn wir um deren Geschichte wissen. Ich habe selbst vor kurzem von einem Ort in meiner Wohnortnähe erfahren, der von der Lokalbevölkerung eher verschwiegen wird und wo vermutlich auch Bücher verbrannt wurden. Ich denke, es nicht jedem bekannt, dass nicht nur auf dem Bebelplatz in Berlin Bücher verbrannt wurden.

Es wäre wünschenswert, wenn dieses Projekt möglichst viele Anhänger finden würde, denn auch für  Heimatpfleger, Geschichtslehrer und Stadtmuseen könnten solche Orte eine notwendige und vollständige Ergänzung zum gängigen Repertoire der lokalen Ortsgeschichte sein.

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Eine jüdische Bibliothek für Litauen: Vorstellung der neugegründeten „Vilnius Jewish Library“

„Für die Zukunft Litauens ist es sehr wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir ein Teil der reichen und vielfältigen Tradition der europäischen Kultur sind. Dieses Projekt wird einen Teil des vielfarbigen Mosaiks, das Vilnius einmal war, wieder herstellen. Das wird uns dabei helfen, das kulturelle Erbe unseres Landes in seiner ganzen Bandbreite wahrzunehmen.“ Arunas Gelunas

Amos Oz beschrieb in seinem Buch „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ die litauische Herkunft seiner Großeltern und Eltern, die in ihrer neuen Heimat Israel eher schlecht zurecht kamen. Geistig noch verwurzelt in Wilna und Odessa haben sie die meisten ihrer Träume aufgeben müssen. Oz‘ Vater wurde „nur“ Bibliothekar. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren 40 Prozent der Einwohner von Vilnius Juden (220.000). Als «Jerusalem des Nordens» galt die Stadt als Mittelpunkt der jüdischen Kultur und Sprache in Nordeuropa. Während der deutschen Besatzung wurden mehr als 90 Prozent aller in Litauen lebenden Juden ermordet. Die Stadt Vilnius war ein kulturelles Zentrum für jüdische Kunst und Kultur. Es blieben nur wenig vom einst jüdischen Erbe übrig. Zahlreiche Bibliotheken verschwanden damals. Das Staatliche Jüdische Gaon-von-Vilnius-Museum und das Zentrum für Toleranz setzen sich dafür ein die Litauer über die schmerzvolle Geschichte des Holocaust aufzuklären, die bis zur Unabhängigkeit Litauens im Jahr 1990 von der Sowjetunion größtenteils geheim gehalten wurde. Auch wenn es bis heute zwischen der litauischen und jüdischen Gemeinde nach wie vor viele Missverständnisse gibt, wurde dieses Jahr offiziell zum ‘Jahr der Erinnerung an die Opfer des Holocaust in Litauen’ ausgerufen. Laut  Rachelė Kostanian, der Kuratorin der Holocaust-Ausstellung im Jüdischen Museum vollziehtsich seit wenigen Jahren in der Gesellschaft ein spürbarer Wandel vollzieht: „Der Holocaust ist etwas stärker in das Bewusstsein der Menschen gerückt.“ Heute hat die jüdische Gemeinde in Vilnius nach eigenen Angaben rund 3000 Mitglieder.

 

Am 16.12.2011 wurde die erste Jüdische Bibliothek seit 1943 in Vilnius eröffnet. Der Initiator und Gründer der Bibliothek ist der US-Amerikaner Wyman Brent. Er, der Buchhändler ist, hat keinerlei jüdisch-litauischen Wurzeln und hatte einfach den Traum eine jüdische Bibliothek in Litauen zu gründen. Im folgenden Video aus dem Jahr 2010 wird von Brents Deutschlandreise 2010 berichtet. Es wird auch über weitere Vorbereitungsreisen in Europa berichtet, wo Wyman Brent zahlreiche Buch- und Medienspenden erhielt und die Kontakte mit jüdischen Einrichtungen herstellte.

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Ein Imagevideo des Wissensturms Linz (Österreich)

Der Wissensturm Linz wurde 2007 eröffnet und die Angebote und Dienstleistungen sind sehr vielfältig:

„Volkshochschule und Stadtbibliothek Linz, die Medienwerkstatt und das Lernzentrum LeWis begrüßen Sie im neuen Wissensturm: Mit dem Veranstaltungsprogramm der Volkshochschule mit ihren rund 1.100 Kursen bzw. Vorträgen im Wissensturm! Der Wissensturm verfügt über 100.000 Büchern, Filmen und CDs, die in der Stadtbibliothek auf neugierige BesucherInnen warten. 16.000 davon sind ganz neu! Darin enthalten sind ein Lernzentrum  (LeWis), in dem Computerarbeitsplätze mit Internet-Zugang, Hörstationen sowie DVD- und Fernsehplätze zum Lernen und Verweilen einladen! Er verfügt über eine eigene Medienwerkstatt , in der Radio- und Fernsehsendungen produziert und auf dem Kabel TV Infokanal von LIWEST TV, WAG TV, OKTO und über IPTV gesendet werden (mwl-tv mit der Sendung EinBlick).  Ein Service-Center bietet auch Bürgerservice-Leistungen an. Im ganzen Haus gibt es eine umfassenden Hotspotzone  mit Kinderbetreuung.“

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Datenbank mit Informationen zum Holocaust

Die Informationen und Archive zur Geschichte des Holocaust in Europa sind weltweit zerstreut. Eine Datenbank soll diese zukünftig gebündelt anbieten und der wissenschaftlichen Forschung zugängig machen. An diesem Projekt werden sich 20 Parnter aus elf EU-Mitgliedstaaten, Israel udn Norwegen beteiligen. Ein Partner ist die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB). Ihre Aufgabe wir es sein, eine Infrastruktur zur Integration der Forschungsdaten in die Datenbank zu entwickeln, sowie digitale Werkzeuge erarbeiten, mit deren Hilfe Wissenschaftler online in dem Internetportal forschen können. Das Projekt „European Holocaust Research Infrastructure“ (EHRI) wird von der EU mit insgesamt sieben Millionen Euro gefördert.

Mittels neuen IT-gestützten Technologien soll EHRI die Forschung zu einer Vielzahl von Aspekten insbesondere in Osteuropa unterstüzten. Dabei sollen Wissenschaftler und Studierende länder- und instituionsübergreifend die virtuelle Forschungsumgebung nutzen und darin auf sämtliche wichtige Forschungsdaten zum Holocaust, die in der Datenbank erfasst werden, zugreifen können. Durch die Plattform von EHRI soll es möglich werden, gemeinsam Forschungsfragen zu entwickeln und zu bearbeiten.

Bereits Ende vergangenen Jahres wurde die ARbeit unter Leitung des Niederländischen Instituts für Kriegsdokumentation in Amsterdam aufgenommen. An der SUB betreut federführend Dr. Heike Neuroth, Leiterin der Abteilung Forschung und Entwicklung, dieses Projekt.

Quelle:
Ebeling, Bernd: Internetplattform soll Informationen zum Holocaust bündeln, Informationsdienst Wissenschaft

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