Diversitätsorientierte Bibliotheksarbeit: Ein Fazit aus aktuellem Anlass (Teil 1)

Als in der Schwarzen US-amerikanischen Frauen- und Bürgerrechtsbewegung der Sechzigerjahre der Diversity-Begriff erstmals fiel, ging es nicht um den Ruf nach marktkonformer Repräsentanz vielfältiger Identitäten und Erfahrungen. Stattdessen ging es um die Forderung nach einer Institutionalisierung umfassender Antidiskriminierungsrechte. Dieser politische Gehalt hat sich im aktuellen Diversity-Diskurs verloren. Ellen Kollender

Das obengenannte Zitat verweist auf die Entpolitisierung von Diversity, ob nun bei Germany’s Next Topmodel oder in Unternehmen/Organisationen, welche die Charta der Vielfalt unterzeichneten. Geht es wirklich um Chancengleichheit und gleichberechtigte Teilhabe oder gar Antidiskriminierung in der Bibliotheksarbeit? Kollender liegt vollkommen richtig mit ihrer Einschätzung, dass der „politische Gehalt“ im Diversity Diskurs verloren ging, leider auch im deutschsprachigen Diversity-Diskurs.

Am 18.05. fand der jährliche Diversity-Tag statt. Der Deutsche Bibliotheksverband gab hierzu sogar eine Pressemitteilung heraus. Der Titel lautete „Diversity 2021: Bibliotheken, Orte der kulturellen Vielfalt und Toleranz“. Bei der DBV-Kommission „Interkulturelle Bibliotheksarbeit“ lag bisher der Fokus hauptsächlich auf die Mehrsprachigkeit von Beständen, Dienstleistungen und der Einstellung von mehrsprachigem Personal. Auf deren Webseite heißt es:

„Gegenwärtig fokussiert sich die Arbeit der Kommission insbesondere darauf, Interkulturelle Kompetenz und Diversität in Bibliotheksteams zu fördern. „

Ab Juli soll nun der neue Schwerpunkt „Bibliotheken und Diversität“ sein. Alter Wein in neuen Schläuchen? Aus Riders wird jetzt Twixx? An dieser Stelle zitiere ich nur eine Frage aus einem Artikel der taz aus dem Jahr 2007: „Warum sehe ich hier nur weiße Gesichter?“

Die Zusammensetzung der Kommission ist nach wie vor auffällig weiblich und „weiß“. Bedingt durch eigene zahlreiche geknüpfte Kontakte, gelesene Abschlussarbeiten oder Kontakte ins benachbarte Ausland, gibt es durchaus Kandidat*innen, die nicht nur Expert*innen aufgrund ihrer (fachlichen) Qualifikationen oder Berufserfahrungen sind, sondern eben auch diverse Hintergründe, Erfahrungen, andere/neue Ideen und Herkünfte mitbringen. Ohne (sichtbare) Repräsentanz diverser Mitglieder in seiner solchen Kommission bzw. auch in den Bibliotheksverbänden, erscheint mir die Glaubwürdigkeit bzw. die viel gepriesene Vielfalt, nur bedingt authentisch, insbesondere, wenn nun wirklich echte Diversity-Arbeit geleistet werden will. Repräsentativität alleine ist keine Lösung, aber ohne Vielfalt im Verband und den Kommissionen, wirkt das Postulat von der Diversität und der Toleranz nur bedingt glaubwürdig. Den Berufsverbänden hierzulande würde es ebenso gutstehen, wenn man sich schon als tolerant und offent für Diversity „schmückt“. Im letzten Jahr verwies ich auf das Beispiel Schottland (über das CILIP BAME Network (CBN) in Bibliotheken und Rassismus, Teil 3):

Ferner gibt es ein sogenanntes BAME (Black, Asian, and minority ethnic) Network, das sich aus Angehörigen von Minderheiten des Berufsstandes zusammensetzt. Es bietet diesen Information Professionals die Möglichkeit des Austauschs und der Vernetzung untereinander, um sich gegenseitig zu unterstützen. Ziel ist es eine größere Vielfalt innerhalb der Profession, der Bibliotheksbestände des Wissens und der Informationen zu erreichen.“

In der Kommission sind auch keine Angehörigen des Berufsstandes vertreten, die im mittleren Dienst ihrer bibliothekarischen Tätigkeiten nachgehen oder eher Arbeiter*innen ohne bibliothekarische Ausbildung sind. Eine diverse Zusammensetzung ist ansatzweise nur schwer bzw. gar nicht erkennbar. Wie ist der Zugang zur Kommission? Kann man sich bewerben? Wer kann Mitglied werden? Wie exklusiv ist eine Mitgliedschaft? Schon damals, als ich einmal im Rahmen einer Reise „Gast“ wurde, hätte ich diese Frage durchaus stellen sollen. Der Austausch mit den englischsprachigen Kolleg*innen schlief damals größtenteils ein. Dabei leben internationale und interkulturelle Kooperationen von einem Austausch, um sich weiter zu entwickeln. Doch für eine fruchtbare und nachhaltige Zusammenarbeit ist die Formulierung eines Statements, welches auf dem Bibliothekartag 2011 präsentiert wurde, eben nur eine Geste bzw. ein schöner Akt der Öffentlichkeitsarbeit. Papier ist geduldig bzw. vergänglich. Mehr aber nicht.

Doch was bedeutet eigentlich eine diversitätsorientierte Organisationsentwicklung?

Was sie nicht bedeutet ist Folgendes:

 „Die Mitglieder dieser Kommission werden Bibliotheken bundesweit dabei unterstützen, das Thema Vielfalt beim Aufbau ihrer Bestände, in ihrem Personal sowie in ihrer Veranstaltungsarbeit noch stärker zu fördern und umzusetzen. Damit setzt der dbv ein Zeichen für gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz in Bibliotheken.“

Im Kern ist das weiterhin eine interkulturelle Öffnung insbesondere bezogen auf die Diversity-Dimensionen Herkunft und Nationalität. Nichts Anderes. Daran gibt es keinen Zweifel. Ich kritisiere nicht diese Tatsache, sondern, dass versucht wurde mithilfe von einem neuen Wording etwas Neues zu präsentieren, was es aber faktisch nicht ist. Es änderte sich also nur die Bezeichnung, aber es wurde nicht berücksichtigt, dass die Definition des neuen Begriffs „diversitätsorientierte Organisationsentwicklung“ eine andere Herangehensweise impliziert und Herkunft/Nationalität alleine keine Gradmesser für Diversität sein dürf(t)en.

Die Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) e. V. definierten eine diversitätsorientierte Organisationsentwicklung im Gegensatz zur Interkulturellen Öffnung bzw. dem Diversity Management mit einem ganzheitlichen Verständnis von Diversität:

Während „Diversity Management“ sich auf sechs Kerndimensionen (Alter, Behinderung, Ethnizität/Herkunft, Religion/Weltanschauung und sexuelle Orientierung) fokussiert und interkulturelle Öffnung sich mit nur einer Dimension (Herkunft und Nationalität) beschäftigt, geht die DO von mehrschichtigen Dimensionen aus, die miteinander verbunden sind, sich gegenseitig beeinflussen (Intersektionalität) und einer unterschiedlichen Gewichtung innerhalb der Gesellschaft unterliegen. Das Ziel der DO ist eine ganzheitlich-präventive Strategie zu entwickeln, um Diskriminierungen in allen Bereichen schon im Ansatz zu begegnen und Chancengleichheit in staatlichen Einrichtungen wie auch in Nichtregierungsorganisationen zu ermöglichen.

Es macht doch durchaus einen Unterschied, wenn Begrifflichkeiten, Definitionen und Bezeichnungen nicht durcheinander geworfen werden oder gar gleichgesetzt. Das floskelhafte Setzen auf Toleranz und gesellschaftliche Vielfalt wird als Errungenschaft gepriesen, aber warum denn auf diese phrasenhafte billige fast unglaubwürdige Weise? Es wäre nur allzu korrekt gewesen Interkulturelle Öffnung nicht mit Diversitätsorientierter Öffnung gleichzusetzen, denn das tat der Deutsche Bibliotheksverband leider. Ich dachte zuerst hier werden neue mehrschichtige Dimensionen berücksichtigt oder Intersektionalität in den Blick genommen. Leider ist das nicht der Fall. In einem weiteren Blogbeitrag werde ich mich dem Thema nochmals widmen, indem ich die diversitätsorientierte Personalgewinnung genauer in den Blick nehmen werde, die nun mit nahezu denselben Menschen und denselben Einrichtungen immer und immmer wieder neu beworben wird. Anscheinend sind nur die acht Bibliotheken, welche von der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Programms „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ finanziell bis 2023 unterstützt werden, professionell bei der Umsetzung von Diversity-Strategien beteiligt.

CfP für 027.7 Zeitschrift für Bibliothekskultur: Bibliotheken als Mikrokosmen eines zeitgemäßen Verhältnisses zwischen Staat und Zivilgesellschaft

Auf eine sehr interessante Call for Papers Thematik machte der Leiter der Campus-Bibliothek in Muttenz (Schweiz), Herr Andreas Ledl, aufmerksam. Die Gastherausgeberin dieser Zeitschrift wird Frau Beate Kutschke  (Kultur- und Musikwissenschaftlerin, Paris Lodron Universität Salzburg) sein:

„Die zunehmende Digitalisierung auf beinahe allen Ebenen stellen Bibliotheken vor große Herausforderungen. Infolgedessen blieb ein anderer zentraler Aspekt öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliotheken, ihr Verhältnis zu den Nutzer*innen, in den letzten Jahren im Großen und Ganzen außerhalb des Blickfelds. Bibliotheken sind soziale Mikrokosmen, die über das Verhältnis zwischen Staat und Zivilgesellschaft Auskunft geben. Dieses Verhältnis – das gegenwärtige-reale und das zukünftige-begehrte – wollen wir im Herbst-Heft von 027.7 untersuchen und diskutieren.

  • Das Verhältnis zwischen Bibliothek und Nutzer*innen als Abbild eines Obrigkeits- und/oder Dienstleistungsstaats
  • Über-/Unterordnungsverhältnis oder Kooperation auf Augenhöhe
  • vorgegebene Regelungsregime vs. Mitbestimmung und Nutzer*innenbeirat
  • Sinn und Zweck traditioneller Regelungen wie Mahngebühren und Fristverlängerungen im digitalen Zeitalter
  • Bibliotheken als Orte der (subliminalen) Sozialdisziplinierung mit Hilfe von Sanktionen (‚Punitivität‘)
  • Nutzer*innen als Bedrohung von Bibliotheken
  • Nutzer*innen und Bibliotheksmitarbeiter*innen in Interaktion miteinander: das eigene Rollenverständnis und die Rollen, die den jeweils ‚Anderen‘ zugeschrieben werden (gegenseitige soziale Ressentiments?)“

Die Länge eines Beitrags kann maximal 30.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) betragen. Bis zum 4. April ist es möglich ein Abstract von höchstens 250 Wörtern an Frau Beate Kutschke (Kultur- und Musikwissenschaftlerin, Paris Lodron Universität Salzburg) zu senden: beate.kutschke@gmx.de

CfP für LIBREAS-Ausgabe #39, 2. Schwerpunkt Dekolonisierung

Der Call for Papers zum 2. Schwerpunkt Dekolonisierung der Libreas Ausgabe #39 wird an dieser Stelle hier nochmal in verkürzter Version veröffentlicht. Von seiner Thematik passt dieser sehr gut in den Black History Month, da die Kolonialgeschichte Deutschlands sehr stark mit der von Schwarzen Menschen bzw. People of Color verknüpft ist. „Antirassistisch und/oder dekolonial? Bibliotheken im Spannungsfeld antirassistischer und kritischer Auseinandersetzung mit dem eigenen kolonialen Erbe“, so lautete die Überschrift des Call for Papers vom 27.01.2021.

„Bibliotheken müssen sich wie alle Gedächtniseinrichtungen und eigentlich alle Institutionen der Frage stellen, wie in ihnen exkludierende, rassistische, aus der Zeit und der Logik des Kolonialismus stammende Muster nachwirken und was dies für ihre Gegenwart bedeutet. Das Ziel der Inklusivität, die diskriminierungsfreie Ausrichtung findet abstrakt weithin Zustimmung. Wenn es gut läuft, werden hier und da Sonderprogramme aufgelegt, die aber teils bereits durch ihren “Sonder”-Status Ein- und Ausgrenzungen in Gestalt einer nun wohlwollenden Diskriminierung reproduzieren. Solange die Entscheidungs- und Steuerungshoheit bei tradierten Akteur:innen und ohne Hinterfragen der scheinbar selbstverständlichen Rahmenbedingungen verbleibt, führt dies nicht zu einer Anerkennung auf Augenhöhe. Man baut Brücken. Aber ist man dabei auch bereit, das Gegenüber als das zu akzeptieren, als das es sich zeigt?“ […] Wir werden die Gedächtniseinrichtungen nicht retrospektiv dekolonisieren können. Was wir aber als Aufgabe einer engagierten Bibliothekswissenschaft sehen, ist, die Bibliotheken als unsere Bezugsinstitutionen auf die Herausforderungen der Gegenwart hin zu reflektieren und Gestaltungsmöglichkeiten für eine Zukunft zu entwickeln, die sensibel, differenziert und entschieden eine integrative, grundierende, ausgleichende Rolle übernimmt.“

Folgende Fragen können in einem Beitrag für den 2. Schwerpunkt der Libreas-Ausgabe  als Anregung dienen:

1.) Wir suchen die Spuren von Kolonialismus und Rassismen, die sich bis heute in den Strukturen und der Arbeit von Bibliotheken erhalten und die sich möglicherweise in digitalen Wissens- und Kommunikationsstrukturen reproduzieren.

 

2.) Wir möchten erfahren, wer sich aus welchen Blickwinkeln mit Fragen der Dekolonisierung, der Diversifizierung, der Alterisierung in und von Bibliotheken befasst. Wir suchen Best-Practice-Beispiele für Inklusions- und Öffnungsprozesse.

 

3.) Wir wollen Handlungsoptionen (und Utopien) zur Frage diskutieren, wie die Ordnungsmechanismen von Machtdiskursen durchbrochen werden können und wie epistemische Gewalt in öffentlichen Einrichtungen thematisiert werden kann.

 

4.) Und schließlich möchten wir gern auch die genuine Perspektive der Bibliotheks- und Informationswissenschaft betrachten und fragen, wie informationsethische Modelle, Methoden und Theorien am Schnittpunkt zu postkolonialen Forschungsfragen anwendbar sind.

Inhaltlich gibt es kaum eine Beschränkung und die Form des Beitrags ist ebens nicht reglementiert (https://libreas.eu/authorguides/). Die Einreichungsfrist ist der 30. Juni 2021.  (Kontakt: redaktion@libreas.eu / https://twitter.com/libreas). Der Call for Papers kam im Rahmen eines Libreas-Projektsseminars im WS 20/21 zustande, an dem Barseghyan, Lina Feller, Katharina Foerster-Kuntze, Fatima Jonitz, Amber Kok und Valentina de Toledo mitarbeiteten.

#Rassismuslesen – Bücher gegen Rassismus: Ein Aufruf zum Mitmachen auf Twitter

„Bibliotheken sind Orte der Dokumentation und Wissensaufbereitung, ihr Anspruch ist möglichst umfassendes Sammeln und freier Zugang für Alle. Mit der #BlackLivesMatter Bewegung erreicht die Debatte über Rassismus und Kolonialismus in unserer Gedenk- und Erinnerungskultur (Denkmäler, Straßenbezeichnungen etc.) zuletzt eine breite Öffentlichkeit. Auch wir Bibliothekar*innen sind als Akteur*innen von Kultur- und Bildungseinrichtungen gefordert, uns einer Auseinandersetzung mit strukturellen Rassismen in unseren Bibliotheken zu stellen. Ausgehend vom angloamerikanischen Raum, wo die professionelle Beschäftigung mit Rassismen in Bibliotheken bereits fortgeschritten ist, gibt es auch im deutschsprachigen Raum einzelne Initiativen und Forschungen dazu.“ C3 – Centrum für Internationale Entwicklung Wien

Zu dem von Ferda Ataman ins Leben gerufenen Aufruf passt irgendwie auch ein Teil des Einleitungstextes der Online-Veranstaltung (Austauschtreffen) vom 27.01.2021 mit dem Titel „Decolonize the Library„. Zuletzt trendete am Do/Fr auf Twitter leider der Hashtag „Rassismus gegen Weiße“. Aus diesem Grunde erfand die Journalistin Ferda Ataman (https://twitter.com/FerdaAtaman) den Hashtag #Rassismuslesen. Bereits im Blogbeitrag „Bücher und Leselisten gegen Rassismus?“ lautete der letzte Satz, dass solche Listen/Auflistungen/Buchtipps durchaus einen Versuch wert wären, nicht nur für ein mögliches Engagement von Bibliotheken gegen Rassismus. Dies ist nun der passende Anlass damit zu beginnen. Wer aber Zweifel hat, dass es vielleicht doch „Rassismus gegen Weiße“ geben könnte, empfehle ich das neue Buch von Emilia Roig „Why we matter“ bzw. die Diskussion darüber im Maxim Gorki Theater vom 13.02.21, welche ab Minute 19 diese Frage beantwortet. Ferner empfehle ich die Artikel von , Ciani-Sophia Hoeder, Christoph Giesa und Hannes Soltau. Im Folgenden werde ich ihre Leseempfehlungen, die von anderen, meine eigenen und die vom Bibchat (vom 5. Oktober 2020) in diesem Blogbeitrag in den nächsten Tagen ohne Garantie auf eine endgültige Vollständigkeit hinzufügen. Beim Online Austauschtreffen zum Thema „Decolonize the Library“ wurde eine Literaturliste versendet, in der natürlich auch Bücher zum Thema Rassismus dabei waren. Das ein oder andere wird hierzu noch mit angefügt. Vorschläge von Seiten der Leser*innen dieses Blogbeitrags sind ebenso herzlich willkommen.

Atamans Aufruf sollte mehr Unterstützung erfahren und dies ist ein Beitrag dazu.

Zudem ist dies ein Aufruf an alle Bibliotheken, Bibliothekar*innen, Archivar*innen, Informationswissenschaftler*innen und alle sonstigen Antirassist*innen Beiträge zum Hashtag #Rassismuslesen auf Twitter zu posten!

1.) Ogette, Tupoka : exit RACISM – rassismuskritisch denken lernen

2.) Nduka-Agwu, Adibeli/Hornscheidt, Antje L. (Hg.) : Rassismus auf gut Deutsch – ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen

3.) Kendi, Ibram X. : How To Be an Antiracist

4.) Hund, Wulf D. : Wie die Deutschen weiß wurden – Kleine (Heimat)Geschichte des Rassismus

5.) Hasters, Alice : Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten

6.) Asiatische Deutsche : vietnamesische Diaspora and Beyond / Hrsg. Kien Nghi Ha. Berlin; Hamburg : Assoziation A, 2012. – S. 344 : Abb. ISBN 978-3-86241-409-3

7.) El-Tayeb, Fatima: Undeutsch. Die Konstruktion des Anderen in der postmigrantischen Gesellschaft. 22. September 2016, 256 Seiten. ISBN: 978-3-8376-3074-9

8.) Balibar, Étienne/Wallerstein, Immanuel: Rasse, Klasse, Nation. Ambivalente Identitäten. Argument Verlag, ISBN: 978-3-88619-386-9, Titel der französischen Originalausgabe: Race, Nation, Classe. Les identités ambiguës. Editions La Découverte, 1988

9.) Sow, Noah (2018): Deutschland Schwarz Weiß. BoD-Books, 344 Seiten, ISBN 978-3-7460-0681-9

(umfassend aktualisierte Neufassung)

10.) Terkessidis, Mark (2019): „Wessen Erinnerung zählt? Koloniale Vergangenheit und Rassismus heute“. Hoffmann und Campe. Weitere Buchveröffentlichungen: http://terkessidis.de/person

11.) Steinke, Ronen (2020): Terror gegen Juden. Wie antisemitische Gewalt erstarkt und wie der Staat versagt. Eine Anklage. Piper

12.) Çevikkollu, Fatih: Der Moslem-TÜV. Deutschland, einig Fatihland. Der Reiseführer für Eingeborene. Rowohlt.

13.) Ha, Kien Nghi/Lauré al-Samarai, Nicola/Mysorekar, Sheila (2016): re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland. Unrast. ISBN 978-3-89771-458-8

14.) Aydemir, Fatma/Yaghoobifarah, Hengameh (Hg.): Eure Heimat ist unser Albtraum. Ullstein. ISBN: 9783961010363

15.) Amjahid, Mohamed (2017): Unter Weißen. Was es heißt, privilegiert zu sein. Hanser. Berlin. ISBN 978-3-446-25472-5

16.) Şenocak, Zafer (2011): Deutschsein. Eine Aufklärungsschrift. Edition Körber (Hamburg) 2011. ISBN 978-3-89684-083-7 . Leseprobe

17.) Ben Jelloun, Tahar: Papa, was ist ein Fremder? Gespräch mit meiner Tochter. Rowohlt. Hamburg. ISBN 3-499-22750-9

18.) Roig, Emilia (2021): Why we matter. Das Ende der Unterdrückung. Aufbau. ISBN: 978-3-351-03847-2 . Verfügbar ab 15.02.2021. Leseprobe

19.) Fanon, Frantz (1981): Die Verdammten dieser Erde. Suhrkamp. ISBN: 978-3-518-37168-8

20.) Fanon, Frantz (2019): Schwarze Haut, weiße Masken. Turia+Kant. ISBN 978-3-85132-782-3

21.) hooks, bell (2020): Die Bedeutung von Klasse: Warum die Verhältnisse nicht auf Rassismu und Sexismus zu reduzieren sind. Unrast. ISBN: 978-3-89771-274-4

22.) Arndt, Susan (2017): Rassismus. Die 101 wichtigsten Fragen. 3. Aufl. München: Beck.

23.) Wiedemann, Charlotte (2020): Der lange Abschied von der weißen Dominanz. Bundeszentrale für politische Bildung (Schriftenreihe ; Band 10546) oder dtv. Leseprobe

24.) Pitts, Johny (2020): Afropäisch – Eine Reise durch das schwarze Europa. Suhrkamp. Berlin. ISBN: 978-3-518-42941-9 . Leseprobe

25.) Mbembe, Achille (2016): Kritik der schwarzen Vernunft. Bundeszentrale für politische Bildung (Schriftenreihe ; Band 1703) oder Suhrkamp

26.) Coates, Ta-Nehisi (2016): Zwischen mir und der Welt. Hanser. München. (auch verlegt bei der Bundeszentrale für politische Bildung, aber vergriffen) Leseprobe

27.) DiAngelo, Robin (2020): Wir müssen über Rassismus sprechen : Was es bedeutet, in unserer Gesellschaft weiß zu sein (New York Times-Bestseller – „White Fragility“). Hoffmann & Campe. 9783455008135

28.) Thomas, Angie (2020): Concrete Rose. Random House (erschienen am 25.01.2021). ISBN: 978-3-570-16605-5 (Jugendbuch)

29.) Wenzel, Olivia (2020): 1000 Serpentinen Angst.  Roman. S. Fischer. ISBN: 978-3-10-397406-5

30.) Cha, Steph (2020): Brandsätze. Ars Vivendi. Cadolzburg. ISBN 978-3-7472-0115-2

31.) Olujo, Ijeoima (2020):Schwarz sein in einer rassistischen Welt : Warum ich darüber immer noch mit Weißen spreche. Unrast. Münster. ISBN:  978-3-89771-275-1. Leseprobe

32.) Kelly, Natasha: https://natashaakelly.com/books/

33.) Chebu, Anne (2014): Anleitung zum Schwarz sein. Unrast. Münster. ISBN 978-3-89771-527-1

34.) Ayim, May (1995): Blues in Schwarz Weiß. Orlanda. Berlin.

35.) Arndt, Susan/Eggers, Maureen Maisha/Kilomba, Grada/Piesche, Peggy (Hg.) (2017): Mythen, Masken und Subjekte: Kritische Weißseinsforschung in Deutschland. Unrast. Münster: ISBN: 978-3-89771-440-3

36.) Brokowski-Shekete, Florence (2020): Mist, die versteht mich ja! : aus dem Leben einer Schwarzen Deutschen. Orlanda. Berlin. ISBN: 9783944666761: https://orlanda.de/post/florence-brokowski-shekete-auf-der-spiegel-bestsellerliste

37.) Thomae, Jackie (2020): Brüder. Hanser. Berlin. ISBN: 978-3-446-26415-1

38.) Amjahid, Mohamed (2021): Der weiße Fleck. Eine Anleitung zum antirassistischen Denken. Piper. Köln. ISBN: 978-3-492-06216-9 (Erscheint am 01.03.2021)

39.) Jewell, Tiffany/Durand, Aurélia (2020): Das Buch vom Antirassismus. Zuckersüß Verlag. Berlin. ISBN: 978398213793. (Für junge Erwachsene von 10-17 Jahren)

40.) Eddo-Lodge, Reni (2019): Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche. Klett-Cotta. Stuttgart. ISBN: 978-3-608-50419 . (Orig.: Why I‘m No Longer Talking To White People About Race). siehe auch: Reni Eddo-Lodge, Why I’m No Longer Talking to White People About Race, 22.2.2014, http://renieddolodge.co.uk/why-im-no-longer-talking-to-https://www.dtv.de/buch/theodor-michael-deutsch-sein-und-schwarz-dazu-34857/white-people-about-race«

41.) El-Tayeb, Fatima (2020): Schwarze Deutsche: Der Diskurs um Rasse und Nationale Identität. Campus. Frankfurt. ISBN: 9783593367255 (Books on Demand)

42.) Oluo, Ijeoma (2021): Das Land der weißen Männer. Eine Abrechnung mit Amerika. Hoffmann und Campe. Frankfurt. 978-3-455-01068-8

43.) Wonja, Theodor Michael (2014): Deutsch sein und schwarz sein dazu. Erinnerungen eines Afro-Deutschen. dtv. München. ISBN: 978-3-423-34857-7 . Leseprobe

44.) Baldwin, James (2020): Nach der Flut das Feuer (The Fire Next Time). dtv. München. ISBN 978-3-423-14736-1. Leseprobe

Bibliotheken gegen Rassismus (Teil 3)

Wie antirassistisch sind eigentlich (öffentliche) Bibliotheken im deutschsprachigen Raum? Deniz Utlu fragte bereits 2013 in Bezug auf Sprache in Medien und Literatur: „Wo beginnt Rassismus?“ Hermann Rösch war auf dem virtuellen diesjährigen Bibliothekartag  #vBIB20 der Meinung, dass „Bestände möglichst neutral und ausbalanciert sein sollen, so dass sich mündige Bürger in der Bibliothek selbst gut und ausreichend informieren können. Die Menschen brauchen hier kein Wahrheitsministerium, das ihnen eine Auswahl vorgibt.“ Doch ist die Übernahme rassistische Literatur in den Bestand einer Bibliothek dann tatsächlich noch neutral oder ausbalanciert? Natürlich spricht nichts gegen eine Besprechung eines rassistischen Buches durch ein Lektorat, doch weshalb müssen rechte Verlage & Autor*innen diesbezüglich noch unterstützt werden? Mündige Bürger können doch aber genauso gut rassistische Bücher gut finden und daher klingt mir das alles zu floskelhaft. Ist denn jeder mündige Bürger in der Lage rassistische Konnotationen und Inhalte auseinander zu halten? Was sind denn eigentlich linke Verlage? Sind das Verlage, die ein kritisches Verhältnis zum Rassismus haben? Da bin ich aber anderer Meinung, wenn das unter einem linken Verlag zu verstehen ist. Diese Rechts-Links-Schemata erscheinen mir etwas zu kurz gegriffen. Rechte Verlage sind nicht einfach rechte Verlage, denn am Beispiel des Antaios Verlags, der von Götz Kubitschek betrieben wird, muss doch klar werden, dass es sich nicht einfach um einen rechten Verlag handelt. Wenn das Institut für Staatspolitik nun vom Verfassungsschutz zurecht als rechtsextremistisch eingestuft wird, dann ist es mit Sicherheit so, dass ein Großteil des Verlags, der in denselben Händen des Herrn K. liegt, auch rechtsextremistische Literatur vertreibt. Muss eine Bibliothek diese dann anschaffen, wenn sie „ausbalanciert“ sein will? Man nehme nur eines der von Akif Pirinçci in den letzten Jahren veröffentlichten Bücher als Beispiel, ist dieser unbestrittene rassistische Müll tatsächlich eine Anschaffung wert? Bereitet man solchen Autoren nicht noch eine zusätzliche Plattform/Einkommensquelle? Sind Hate-Speech/Haßrede nicht etwas, wogegen auch Bibliotheken vorgehen sollten? Es leuchtet mir einfach nicht ein. Diese Fragen hätte ich gerne Herrn Rösch selbst gestellt. Ähnlich lauteten die Argumentationen französischer Bibliothekarinnen, mit den ich mich vor einigen Jahren darüber unterhielt und mir erklären ließ, warum „Mein Kampf“ dort ganz normal im Bücherregal zu finden ist und es für Deutsche nur schwer nachvollziehbar ist. Es wäre durchaus wünschenswert gewesen, wenn bei dieser virtuellen Diskussion auch Rassismusexperten zu Wort gekommen wären, die sich außerhalb des bibliothekarischen Spektrums bewegen und eine noch kritischere Perspektive eingenommen hätten.

Gibt und gab es einen Anlass auf aktuelle Ereignisse zum Thema Rassismus auch hierzulande zu reagieren? 2011 berichtete ich im Blog über einen rassistischen Vorfall in einer Bibliothek in Deutschland und verwies auf das Beispiel Großbritannien, in denen Mystery-Shopping-Analysen von Schwarzen (Angehörigen der BAME-Minderheiten) Testpersonen/Besucher*innen durchgeführt wurden. Das wäre mit Sicherheit noch ein zu bearbeitendes Thema für eine Abschlussarbeit, ob durch Studierende des Bibliothekswesens, der Soziologie oder aus anderen Fächern.

Wie wurden eigentlich die jüngsten Ereignisse in den USA, die mit zahlreichen Demonstrationen auch in Deutschland einhergingen in deutschsprachigen Bibliotheken rezipiert? Die Stadtbibliothek Reutlingen gibt auf ihrer Homepage aktuelle antirassistische Medientipps und macht dabei deutlich, dass sie zu diesem Thema für eine „kleine“ Großstadtbibliothek recht gut aufgestellt ist.

Wie sieht es dahingehend mit anderen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum aus? Natürlich gibt es jährlich, die Wochen gegen Rassismus, bei denen Bibliotheken hierzulande mitmachen, ich will das Engagement nicht kleinreden, aber gerade aktuellen Ereignisse könnten Anlass sein, selbst über die eigene Rolle als Einrichtung neu nachzudenken Gewissheiten und Althergebrachtes infrage zu stellen.

Die British Library hat auf ihrer Homepage zwei Schwarze Schüler*innen in Schuluniform abgebildet (eindeutig zu wenig), auf der anderen Seite des Eurotunnels setzt sich die französische Nationalbibliothek auf ihrer Homepage aktiv mit dem Thema Rassismus auseinander, stellt Quellen auf Gallica und auf RetroNews (Pressedossiers der Geschichte) zur Verfügung. Dabei wird die Kolonialgeschichte des Landes sehr gut deutlich und die Entwicklung bis zum heutigen Tage. Der deutsche Kolonialismus sollte auch hierzulande ein größeres Thema als bisher sein, denn welches Land ist denn für den ersten Genozid im 20. Jahrhundert verantwortlich? Das ist natürlich eine rhetorische Frage.

Die Nationalbibliothek und die Landesbibliotheken könnten Quellen zur Verfügung stellen und dieses Thema transparenter machen als bisher.  Das Thema Kolonialismus ohne den vorhandenen und noch existierenden Rassismus abzuhandeln wird dem ja überhaupt nicht gerecht.

Das Chartered Institute of Library and Information Professionals in Schottland stellt auf seiner Homepage Ressourcen zum Thema Rassismus zur Verfügung und im Gegensatz zum britischen Bibliotheksverband ist das mehr als ich erwartet hätte. Zudem gibt es einen Newsletter, der sich mit dem Thema der Dekolonisierung und Befreiung von Bibliotheksbeständen befasst. Diese Mailingliste bietet eine gute Archivierungsfunktion, um sich beispielsweise die aktuellen Debatten um die Diversität von Bibliotheksbeständen zu verfolgen. Ferner gibt es ein sogenanntes BAME (Black, Asian, and minority ethnic) Network, das sich aus Angehörigen von Minderheiten des Berufsstandes zusammensetzt. Es bietet diesen Information Professionals die Möglichkeit des Austauschs und der Vernetzung untereinander, um sich gegenseitig zu unterstützen. Ziel ist es eine größere Vielfalt  innerhalb der Profession, der Bibliotheksbestände des Wissens und der Informationen zu erreichen. Diese Gruppe von Bibliothekar*innen und Information Professionals veröffentlichte kürzlich auch eine Stellungnahme zum Thema Rassismus, deren wichtigste Aussagen an dieser Stelle veröffentlicht werden:

„This requires that we understand what is racism, acknowledge it, that we reflect on our behaviours and change where necessary, that we are pro-active in lending our voice and our privilege to confront racism in all environments, that we actively support anti-racist policies and services within our organisations and wider society and that we create an environment where we positively and publicly support anti-racism. Library, information and knowledge professionals have a key role to play in dismantling racism. The CILIP BAME Network calls on professionals to pro-actively deliver collections, services, space and teaching with the objective of creating an anti-racist society. We ask everyone to personally reflect and take action.“

Die Diskussionen zum Thema Rassismus, Diversität und Dekolonialisierung scheinen im schottischen Bibliothekswesen weitaus fortgeschrittener zu sein als beispielsweise hierzulande.

Wie lässt sich nachweislich überprüfen, ob Bibliotheken dazu beitragen Rassismus abbauen? Die Angehörigen unseres Berufsstandes sollten ihre (politische) Rolle stärker betonen und aktiv ausüben. Hierzu bedarf es nicht nur Empfehlungen, Trainings, sondern auch einer Haltung und einem gewissen Commitment. Es bleibt eine ständige Aufgabe, denn, wie auch der Bundespräsident Steinmeier diese Woche sagte, „es reiche nicht aus kein Rassist zu sein, sondern wir müssen Antirassisten sein.“

 

Tutorial: Richtig Zitieren!

„Vielen von euch mag es wie eine Strafaufgabe vorkommen: welche Fußnoten muss ich wo und wie setzen? Ab wann „zitiere“ ich und ab wann sind Formulierungen meine eigenen Gedanken? Die richtigen Zitierregeln zu kennen, ist aber die Grundlage für wissenschaftliches Arbeiten! Campus Magazin zeigt sie euch.“

Friedericke Kühn

Bayerischer Rundfunk: http://br.de/s/2hT51TM
Autorin: Friedericke Kühn

Was ist Digital Literacy?

Ein Erklärvideo zu Charles Dickens

Charles Dickens war einer der beliebtesten englischsprachigen Schriftsteller im 19. Jahrhundert.

[Zitat] Unkommentiert – 2010

Ich glaube weder an Lehrer noch an Uni­versitäten, ich glaube an Bibliotheken. Die ideale Ausbildung besteht in meinen Augen darin, dass man sich zehn Jahre in eine Bibliothek setzt, ein Buch nach dem anderen liest und auf diese Weise allmählich zu Sinn und Verstand kommt. Die Bibliothek muss der Lehrer sein. Ich glaube nicht an Intellektuelle, die einem ihre Ideen an den Kopf werfen. Wenn man auch nur einen Menschen findet, der ähnlich denkt wie man selbst, darf man sich als Glückspilz bezeichnen. Deshalb ist es es besser, in eine Bibliothek zu gehen und einfach ein Buch nach dem anderen zu lesen.“

Ray Bradbury

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