Mein bibliothekarisches Leben – “Bibliotheken tragen zur Menschlichkeit bei”

Von Elisabeth Simon
Arbeitsstelle
Simon-Verlag für Bibliothekswissen,Riehlstr. 13
D-14057 Berlin

1. Wie lange begleiten Sie den bibliothekarischen Zirkus?

Ich selber bin ja Uraltgestein, sozusagen aus der bibliothekarischen Steinzeit, ohne Kopierer, ohne Fax ohne E-Mail und elektronische Hilfe und jetzt auch alt an Jahren.

2. Was hat Sie angetrieben, sich gerade eine Arbeit im Bibliotheksbereich zu suchen?

Schlichte wirtschaftliche Rahmenbedingungen und große Naivität!

Eine Flüchtlingsfamilie mit vier Kindern hatte schon eine große Leistung vollbracht, wenn alle Kinder Abitur machten (4% der Deutschen machten Anfang der 1960er Jahre Abitur). Für die weitere Ausbildung standen mir höchstens drei Jahre zur Verfügung. Auf der Suche nach einer Ausbildung begegnete ich Dr. Joerden, dem damaligen Direktor der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen. Er sprach so hinreißend über den bibliothekarischen Beruf, dass ich beschloss diesen zu ergreifen.

3. Wie sahen und sehen Ihre Aufgaben aus und was hat sich Ihrer Meinung nach am deutlichsten verändert?

Zum ersten Teil der Frage: Eigentlich hat sich mein Berufsfeld mehrfach drastisch verändert, d.h. ich habe eigentlich drei Berufe ausgeübt. Ich begann als Kinder- und Jugendbibliothekarin und war faktisch Mädchen für alles: Ausstellungen, Nutzerschulungen Katalogisierung, Bestandsaufbau, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit Heute würde ich sagen, ich durfte alles machen, auch Interviews geben und die Bibliothek bei Seminaren vertreten und war doch erst 22 Jahre alt.

Danach ging ich ein Jahr in die USA an die neu erbaute Public Library in Lima Ohio und arbeitete auch in Columbus, Ohio. Man bot mir damals die Leitung der Öffentlichen Bibliothek in Marietta, Ohio an. Dieses Angebot nahm ich nicht an. Es war das Jahr, das mich am stärksten geprägt und mir auch nachfolgend Ärger eingebracht hat, weil ich vieles, was in den Öffentlichen Bibliotheken Deutschlands geschah, nicht mehr so recht akzeptieren konnte. Viele Probleme der Bibliotheken, die heute den Bibliothekaren das Leben schwer machen, wurden damals schon angelegt.

Ich arbeitete nach meinem US-Aufenthalt an den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen und studierte Geschichte und Soziologie. Weil mein Mann Leiter des Phonogramm-Archivs am Ethnologischen Museum wurde, zog ich mit ihm nach Berlin und übernahm den Aufbau der Bibliothekarischen Auslandsstelle am DBV, später wurde diese in “Deutsches Bibliotheksinstitut” umbenannt. Es war eine wunderbare und aufreibende Aufgabe. Außer meinem Gehalt und der notwendigen Infrastruktur musste ich alle Mittel für Aktivitäten einwerben. Ich begann mit Schulden von 6.000 DM und warb bis zur Abwicklung dieser Arbeit durch die Schließung des DBI 370.000 DM ein, mit steigender Tendenz.

Die Arbeit hat mich voll in Anspruch genommen, weil es viele Hindernisse zu überwinden galt, sowohl im In- und Ausland, als auch in politischer und administrativer Hinsicht. Dagegen wurde immer eine fachliche Übereinstimmung sowohl auf der nationalen, als auch auf internationaler Ebene gefunden.

Seit 2008 betreibe ich nun einen kleinen Fachverlag für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, quasi mein dritter Beruf mit neuen Anforderungen

Nun zur zweiten Hälfte der Frage: Was hat sich am deutlichsten verändert? Eigentlich alles oder auch nichts. Verändert hat sich das Umfeld oder besser gesagt die Infrastruktur. Von der gegenwärtig zur Verfügung stehenden Infrastruktur konnten wir nicht einmal träumen. Ich weiß noch, mit welcher Begeisterung ich das Fax begrüßt hatte, das meine Auslandsarbeit um vieles vereinfachte und wie wütend ich die administrativen Hürden bekämpfte, die die Verwaltung des DBI vor dem Nutzen dieses Mediums aufbaute.

Nun zur zweiten Hälfte der Frage: Was hat sich am deutlichsten verändert? Eigentlich alles oder auch nichts. Verändert hat sich das Umfeld oder besser gesagt die Infrastruktur. Von der gegenwärtig zur Verfügung stehenden Infrastruktur konnten wir nicht einmal träumen. Ich weiß noch, mit welcher Begeisterung ich das Fax begrüßt habe, das meine Auslandsarbeit um vieles vereinfachte und wie wütend ich die administrativen Hürden bekämpfte, die die Verwaltung des DBI vor dem Nutzen dieses Mediums aufbaute.

Der Nutzen von E-Mails hätte mir viele lange Abende in den Räumen des DBI erspart. Alle Möglichkeiten des Informationstransfers und der Dienste durch die Bibliotheken sind auf einem Standard, den man sich früher nicht vorstellen konnte.

Nicht verändert haben sich die politischen Rahmenbedingungen und teilweise das Selbstverständnis der Bibliotheken, so dass deren Dienste und deren Selbstbild immer noch von den gleichen Dingen verdunkelt werden, die mich vor nun mehr fast 40 Jahren nach meiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten zum ersten Mal geärgert hatten: Eingeschlossenheit, Betriebsblindheit, Regionalismus, Behördenangst, Hochmut, Selbstverliebtheit, mangelnde politische Einsicht und Mut.

Es fehlt immer noch eine Zielsetzung der Bibliotheken jenseits der administrativen Regularien und ihre konsequente Umsetzung.

4. In welcher Form spielen Social Media-Angebote eine Rolle in oder für Ihre Arbeit?

Social Media-Angebote werden eine große Rolle spielen. Gegenwärtig ist Facebook beherrschend und es ist sehr komisch, es wird allenthalben gegen Facebook gewettert, aber alle sind Mitglied, vom ZDF bis zu einer großen Augenklinik in Berlin-Lichterfelde. Wir wollen ja alle wissen, was unser Gegenüber, unser Kunde, unser Nutzer über unsere Dienstleistungen denkt. Wir sind eigentlich nicht so sehr an deren privaten Befinden und Tun interessiert, als daran, was wir über die Dienste, die wir anbieten, erfahren.
Das bedeutet, dass die Kommunikation mit den Nutzern auf einer anderen Ebene möglich ist als in vergangenen Jahren und die Bibliotheken auch zwingen wird, ihre Dienstleistungen zu überdenken. Diese Art der Kommunikation wird das Leben aller sehr verändern, besonders das der Bibliotheken und derjenigen, die in diesen arbeiten.

Nutzerbefragungen hat es immer schon gegeben und bei vielen Problemen wusste man, dass diese das Leben der Nutzer erschweren, aber man wird diese Beschwerden nicht mehr ignorieren können. Auf die Folgen dieser veränderten Kommunikation im politischen Prozess weist auch eine Publikation des Simon Verlages für Bibliothekswissen hin: Ingo Caesar „Social Web – politische und gesellschaftliche Partizipation im Netz: Beobachtungen und Prognosen“.

5. In welche Richtung entwickelt sich die Bibliothek zukünftig?

Ich möchte damit beginnen, was sich nicht ändern wird. Man wird Bibliotheken immer brauchen. Bibliothekare sind leider immer etwas „Medium besoffen“, d.h. sie glauben, dass durch die gegenwärtige mediale Vielfalt ihre Arbeit obsolet ist. Das ist mitnichten der Fall. Menschen, die behaupten, dass das Internet bibliothekarische oder bibliographische Arbeit unnötig macht, haben wahrscheinlich noch nie ausgiebig gesucht.

Ein Buch in unserem Programm Simon, Artur: Ethnomusikologie wird wahrscheinlich deshalb so eifrig gekauft, weil es eine einführende Bibliographie enthält, sehr begrüßt von allen Studenten dieses Faches. Es ist eine Illusion zu glauben, dass sich jeder im Netz oder auch in modernen hybriden Bibliotheken zurechtfinden wird. Wir brauchen Bibliotheken als Informationszentren aber auch als Kulturzentren. In bestimmter Weise nimmt das Internationale ab und das Regionale gewinnt an Bedeutung. Die Menschen wollen, vielleicht gerade angesichts der furchteinflößenden Globalisierung, wieder im Kiez verankert sein. Desto wichtiger ist, dass die Bibliothek Zentrum wird – gerade auch in ländlichen Bereichen, die sonst kulturell auszutrocknen drohen.
Die Arbeit der Bibliotheken kann und muss sich in diese Richtung entwickeln, wenn nicht droht ihr das Aus, so wie es Rainer Strzolka so drastisch beschrieben hat in seinem Handbuch der Kulturzerstörung. Das kann uns aber nicht egal sein, denn Bibliotheken tragen zur Menschlichkeit bei. Bibliothekar ist ein wunderbarer Beruf. Deshalb braucht der Beruf aber auch Kommunikatoren und zwar viele. Die Zahl der Katalogisierer kann dagegen wirklich schrumpfen. Das kann und sollte zentral geschehen.

Bibliotheken sind kein Instrument für machtbesessene Politiker, sie schaffen eine Atmosphäre des Vertrauens untereinander und mit ihrem Gegenüber, der Kommune, sei es eine Stadt, eine Universität oder eine Institution.

Gelesen in Biblioblogs (21.KW’12) – Vertretung Lesewolke

Wie Dörte letzte Woche bereits erwähnte, werden wir nun als Urlaubsvertretung die “Blogschau” von Liane Haensch für wenige Wochen fortführen.

In der letzten Woche fand der 101. Bibliothekartag in Hamburgstatt. Bibliothekare und Bibliothekarinnen aller (Bundes-) länder “vereinigten” sich in der Stadt mit dem größten Seehafen Europas. Das diesjährige Motto lautete “Bibliotheken – Tore zur Welt des Wissens”. Dörte hat hierzu den Der Bibliothekartag 2012 in der Biblioblogosphäre beobachtet und laufend aktualisiert. Den Anfang machten die Eindrücke vom Festabend des Bibliothekartages 2012.

Es fällt mir schwer einige Highlights herauszugreifen. Das war zu einem die Veranstaltung “Heilige Kühe:Eine Podiumsdiskussion in der KIBA Lounge 2012”, über die H.-C. Hobohm ein Vorabstatement postete. Er stellte fest, dass sich die Diskurse und Fachgebiete mittlerweile mit Information und Bibliothek intensiver beschäftigen als die Bibliothekswissenschaft. Des Weiteren warnte er vor einer Nichtbeschäftigung mit gesellschaftlichen Entwicklungen und eine bislang fehlende eigene Position zu bestimmten Themen, welche dazu führen könnte, dass die Profession von Technik und Management mehr und mehr vereinnahmt wird.

Zum anderen hatte die Mitglieder der “Kritischen Bibliothek” ihre öffentliche Arbeitssitzung, bei der sie mit zwei Vorträgen zum Oberthema “Bibliothek und Gesellschaft: Mehr Demokratie wagen” vertreten waren.

Außerdem stimmten im Rahmen einer Mitgliederversammlung des VDB (Vereins deutscher Bibliothekare) nun über 60 Prozent für die geschlechtsneutrale Umbenennung. Dennoch konnte die hierzu benötigte Dreiviertelmehrheit nicht erreicht werden und weiterhin wird die Bezeichnung “Verein deutscher Bibliothekare” deshalb bestehen bleiben.

Zudem gab der Direktor der Bibliothek der LMU München, der gleichzeitig der Vorsitzende des VDB ist, dem Deutschlandfunk ein Interview, in dem er sich zum Lernort Bibliothek, Plagiaten und der Digitalisierung äußerte.

Klaus Graf stellt auf Archivalia die Frage “Was ist faul im deutschen Bibliothekswesen?” und listet ganz konkret auf, was aus seiner Sicht falsch läuft, wobei er nur einige Punkte zusammenstellte.

Josef Pauser verweist auf dem VÖBBLOG auf einen Artikel im Berliner Tagespiegel, der am 22.05. von Andreas Degwitz, dem Direktor der Bibliothek der Humboldt Universität verfasst wurde: “Bibliotheken im 21. Jahrhundert – Superdome des Wissens“.

Nachrichten für öffentliche Bibliotheken in NRW berichtete am 23. Mai von einem Stopp des Bibliotheksgesetzes in Schleswig.Holstein, worüber auch der Deutsche Bibliotheksverband in seinem aktuellen Newsletter berichtete.

Der seit einem Jahr existierende Libreasverein lädt im August 2012 zu zwei Veranstaltungen ein. Zum einen wird 17. August die Fachhochschule Potsdam als Veranstaltungsort für die Unkonferenz frei<tag>-2012 (Titel “Stand der Bibliotheks- und Informationswissenschaft”) dienen. Einen Tag später wird die erste Sommer School zu den Methden der Bibliotheks- und Informationswissenschaft stattfinden. last but not least wird der Verein Libreas zu seiner Jahresversammlung zusammenkommen.

Ganz aktuell äußerte sich Julia Bergmann in einem Video zur Serie “This week in libraries” (TWIL # 73) zu den Preisträgern der diesjährigen German Mover & Shaker Awards 2012 und den Innovationspotential der Bibliothekslandschaft in Deutschland und deren Hemmnissen.

Die Peter-Sodann-Bibliothek wurde heute eröffnet

“Bibliotheken sind Orte, in denen die Menschen “die Chance bekommen, das Leben und sich selbst zu erkennen” Peter Sodann

Spätestens nach dem Bibliothekartag in Berlin 2011 wußte jeder aus der Bibliotheks- und Informationswelt, wer Peter Sodann ist und was er vorhatte. Heute wurde nun seine Bibliothek im sächsischen Staucha unweit von Riesa eröffnet.

Anläßlich der Eröffnung der DDR-Bibliothek, welche selbst die “BILD”-Zeitung ohne Anführungszeichen schrieb, ließe sich das W. Ulbricht in den Mund gelegte Zitat “niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen” auf “niemand hatte die Absicht eine Bibliothek mit DDR-Literatur zu errichten” umformulieren. Denn niemand hatte 22 Jahre die Absicht, die Idee, die Courage und das Durchhaltevermögen eine frei zugängliche und nicht-institutionelle Bibliothek über die Literatur aus der ehemaligen DDR aufzubauen. Die Deutsche Bücherei in Leipzig, welche diese Literatur sammelt, verfügt vermutlich nicht über die Benutzungsoffenheit einer Ausleihe, sondern nur eine Präsenzbestandsregelung, wobei die Bücher dort meist von BibliothekarInnen nach bestimmten Kriterien selektiert wurden. Mehrere Jahre suchte Sodann vergeblich Mitstreiter, Räumlichkeiten und Aufmerksamkeit, um all den gesammelten Büchern ein würdevolles Zuhause zu ermöglichen. Wer hätte gedacht, dass das doch so schnell ging und tatsächlich verwirklich werden konnte? Große Print- und Onlinemedien wie BILD, Focus, Spiegel, Welt und diverse Zeitungen und das Fernsehen (ARD, MDR usw.) berichteten seit geraumer Zeit über Sodanns Vorhaben. Auch auf bibliothekarisch.de entbrannte eine Diskussion mit mehreren Kommentaren im Februar 2011. Ein ehemaliger Bundespräsidentenkandidat und Tatortdarsteller hat nun eine Bibliothek ins Leben gerufen, die von vielen anfangs belächelt wurde. Zu Unrecht. Sollten nicht auch andere ehemalige Bundespräsidenten oder Tatortdarsteller sich ein neues Wirkungsfeld suchen? Könnten diese nicht schon allein aufgrund ihres Gehalts als Rentiers oder ihres Bekanntheitsgrads auch Bibliotheken aufbauen, fördern oder Fürsprecher für ein Bibliotheksgesetz werden?

Die DDR ist heute nur noch ehemalig, für manche gar einmalig oder eben mit dem Zusatz Ex auszusprechen, als wenn eine gesamte Bevölkerung von heute auf morgen mit ihrem Staate Schluss macht. Doch verschwanden all die publizierten, produzierten und verfassten Bücher und Theaterstücke von heute auf morgen in Mülltonen oder nur im neuen Gedächtnis einer gar westdeutschen ignoranten Öffentlichkeit? Oder nahm der im Stich gelassene Staat diese mit ins Grab? Was bleibt von alledem? Laut Volker Schlöndorff, der hierzulande als “einer der großen deutschen Regisseure” gilt, waren DEFA-Filme furchtbar und hauptsächlich Mittelmaß.

Ich stehe dazu, dass es neben großartigen Defa-Filmen wie ,Ich war 19’, ,Spur der Steine’, ,Jakob der Lügner’, ,Der geteilte Himmel’ oder ,Solo Sunny’ doch hauptsächlich Mittelmaß gab und dass diese Filme im Westen ganz allgemein nicht wahrgenommen wurden und nicht nur von mir nicht.“

Doch waren die Filme im Westen Deutschlands zwischen 1945-1990, wenn man von einigen wenigen Regisseuren und Filmen (deren Zahl mit Sicherheit unter 10 liegt) absieht, denn wirklich so viel besser? Genauso verhält es sich mit der Literatur, die in jüngster Zeit sehr häufig von westdeutschen “Experten” diffamiert wurde. Dennoch wäre es sicherlich von Nöten auch im Deutschunterricht in jeder Schule etwas mehr Wissen hierüber zu vermitteln. Neben Christa Wolf, Jurek Becker, Christoph Hein und Volker Braun, gab es sicher noch andere wie Wolfgang Hilbig, Stefan Heym oder Werner Bräunig, die ebenso einen Platz in der Literaturgeschichte verdient haben.

Ich maße mir hier keinesfalls ein Urteil an wie andere sogenannte “Experten”, da ich weder in der ehemaligen “DDR” lebte und auch deren Literatur und Filme nicht gut genug kenne. Doch bei den westdeutschen Experten habe ich ebenso meine Zweifel, ob diese so gut informiert sind, wie diese sich nach außen hin darstellen. Im folgenden Kurzbeitrag “Die DDR wohnt in Staucha bei Riesa” wird aktuell über die Aufbauarbeit der Bibliothek berichtet.

Zukünftig sind Führungen durch die Bibliothek geplant, die 800 Quadratmetern umfasst und sich auf dem Heuboden eines umgebauten Kuhstalls befindet. Es handelt sich um etwa eine halbe Million Bücher, die Sodann aus DDR-Zeiten in mühevoller Kleinstarbeit sammelte. Bislang sind aber “erst” 180.000 Bücher frei zugänglich. Dabei haben Bibliotheken, Professoren und Privatleute mit dazu beigetragen, dass diese Sammlung stetig wuchs. Außerdem plant Sodann ein kleines Kulturzentrum, ein Antiquariat, Scheunen-Theater und ein Café auf dem alten, aber sanierten Rittergut zu errichten. Das Haupthaus, in dem das Gemeindehaus untergebracht ist, will Sodann zu einem Hotel umgestalten lassen.

Hintergründe zum aktuellen “Call for Postings Berufsbild Bibliothekar/ Your Job Image”

“Vielmehr ist ein Erfolg unseres gesellschaftlichen Engagements davon abhängig, wie viele Leute es vorantreiben würden. Wenn wir unsere Inhalte (offizielle Stellungnahme, Diskussionen, Beiträge mit anderen Meinungen u.v.m.) twittern, in Facebook für alle unsere Freunde posten, in unseren Blogs erwähnen und verlinken etc., gewinnen wir an Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit. Wenn wir das zeitnah, inhaltlich relevant und mit genügend Teilnahme machen, sind wir nicht mehr von der öffentlichen Diskussion auszuschließen. So erreicht man einen großen und bedeutsamen Effekt bei minimaler Teilnahme – jede/r soll einfach „Share“ oder „Like“ klicken. Nicht nur virtuell. Letztendlich sind wir „Fleisch und Blut“ und leben in einer physischen Welt. […] Die Zeiten eines isolierten Bücherwurms, der sich von der Außenwelt in seiner Bibliothek abschottet, sind vorbei. Heute sind wir vernetzt, wir können miteinander kommunizieren, diskutieren, und vor allem – handeln. Wir sind mit der Welt besser verbunden und können Einfluss auf Entwicklungen nehmen, bevor sie uns in der Bibliothek erreichen, und somit der Gesamtgesellschaft Gutes tun und nicht nur unseren Benutzer/-innen oder unserem Gewissen. Unterm Strich: Wenn wir uns für die Gesellschaft einsetzten, setzten wir uns für Bibliotheken ein. Wenn wir im öffentlichen Bewusstsein als wahre Kämpfer für die Rechte aller Menschen wahrgenommen würden, gäbe es kein besseres Marketing.” Shaked Spier

Zum aktuellen “CfP: Projekt Berufsbild/ Your Job Image” sollte auf das Plädoyer von Shaked Spier verwiesen werden, welche es in die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Bibliotheksdienst [46. Jg. (2012), H. 3/4, S. 171-181] schaffte und eine gewisse Reflexionskompetenz und Präsenz (z.B. Internet und Web 2.0) von BibliothekarInnen oder/und Information Professionals” (über die normale berufliche Arbeit hinaus) auch im Hinblick auf die Erhöhung des (sozialen) Engagements im virtuellen, als auch  im reellen Raum forderte.

Als ich am 31. Januar im britischen Guardian den Artikel Beyond books. what it takes to be a 21st librarian las, kam ich nach einer Diskussion mit Dörte auf die Idee einen Aufruf zu starten, in dem ich nach Bibliothekar_Innen fahndete, die bereit wären an einem imagefördernden Zeitungsartikel mitzuschreiben.

Allein der Aufruf war schon die Mühe wert, da es für mich, aber auch für andere, durchaus eine Erfahrung und auch ein Lerneffekt waren, zu sehen, dass das Agenda Setting  in überregionalen Tageszeitungen von brandaktuellen News, Medienhypes (Guttenberg, Wulff und Piraten) und den Lieblingsthemen (Stichwort Boulevardisierung statt Inhalte und Aufklärung) der Meinungsmacher bestimmt ist und Artikel blitzschnell an Relevanz verlieren oder hinzugewinnen. Wäre der Piratenparteitag in einer großen Bibliothek abgehalten worden, wäre Bundespräsident Joachim Gauck mit einer Bibliothekarin (statt Journalistin) liiert oder wären Magdalena Neuner oder Lindsay Vonn neben ihrer Karriere als Sportlerinnen noch Bibliothekarinnen, würden sich durchaus mehr Chancen ergeben diesem Berufsfeld in überregionalen Tageszeitungen und vielen anderen Medien mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Würden einige der Darsteller bei GZSZ, der Lindenstraße oder “Türkisch für Anfänger” BibliothekarInnen verkörpern, wäre Bibliothekar/Bibliothekarin ein Beruf wie jeder andere (wie z.B. D.J. oder Taxifahrer) und jeder Artikel darüber hätte leichter lanciert werden können.

Mehrere Journalisten derselben Wochenzeitung vertrösteten mich letztes Jahr, da zu der Zeit Fukushima oder anderes mehr LeserInnen interessiere und dieses Thema gerade sehr brisant war. Welche Rubrik eignet sich über ein Berufsfeld zu schreiben/ zu polemisieren, das die wenigsten Menschen wirklich kennen und die wenigsten Menschen zu (angeblich) zu interessieren scheint? Nach dem Idealismus folgte die Ernüchterung. Die Journalisten schienen auch nach mehrmaligen Überzeugungsversuchen bis zum Schluss immer noch nicht so wirklich interessiert gewesen zu sein. Für die meisten schien es in ihre Zeitung nicht hineinzupassen.

Durch die Verbreitung dieses Aufrufs meldeten sich durchaus einige Interessenten und potentielle Co-AutorInnen. Bis auf einen Kontakt zu einer überregionalen Zeitung, den ich hatte, waren andere Zeitungen nicht bereit Berufsangehörige über ihren eigenen Berufsstand einen Artikel verfassen zu lassen. Nicht jeder Journalist oder Wissenschaftler (z.B. Gunther Dueck) ist mit einer Bibliothekarin verheiratet und macht sich die Mühe sorgfältig über einen vielfältiges Berufsfeld zu recherechieren.

Lee Rainie vom Pew Internet Research Center betonte ja letztes Jahr die Chancen und die Synergieeffekte für beide Berufe, die sich daraus ergeben, wenn beide mehr miteinander arbeiten und die Gemeinsamkeiten der beiden Berufswelten zusammen zu verbinden. Inwieweit wurde das, was er vorschlug in den einschlägigen Bibliotheksverbänden und in der Berufsbildung bislang rezipiert? Letztlich können einen solchen Artikel maximal 1-3 Personen verfassen. Die Schwierigkeit und das hehre Ziel war eine überregionale Zeitung zu finden. Auf lokaler Ebene pflegen Bibliothekar_Innen bereits gut Kontakte zu Journalist_Innen, welche ihnen wohlgesonnen sind und durchaus gute PR für öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken machen. Nach einem gebrochenen Versprechen, das ein Journalist auf einen Bibliotheksleiter zugeht, der sich auf meinen Aufruf meldete und eine Polemik verfassen hätte sollen, brach ich dann den Kontakt mit der Zeitung ab, da es sich der Journalist dann doch plötzlich nach einer anfänglichen Zusage anders überlegte.

Den Höhepunkt bildete schließlich ein Beitrag von DRadio Wissen Anfang Dezember 2011, der in differenzierter Weise in der Kategorie “Mein Studium” das Fach Bibliotheks- und Informationswissenschaft  dezidiert vorstellte, wobei auch Doreen, unsere Bloggerkollegin, interviewt wurde. Neben Claudia Lux kamen auch Patrick Danowski und Oliver Pohl zu Wort.

Ein weiteres Highlight kam von unserer Bloggerkollegin Stefanie Hotze: Als einzige Bibliothekarin aus dem deutschsprachigen Raum, nahm sie am Library Day in the Life-Projekt teil. In dem eingangs erwähnten Artikel “Beyond books: what it takes to be a 21st century librarian” wird das ebengenannte Projekt vorgestellt und einzelne BibliothekarInnen berichten von ihrer Arbeit.

“Books are only one aspect of what libraries and librarians are about. Librarianship is a people profession; a librarian’s job is to connect people with the information they are seeking, whatever format that may take. At their heart, all library jobs have a central purpose: to help people access and use information, for education, for work, or for pleasure. In all library roles customer service and communication skills are important. If anyone ever thought they’d become a librarian because they liked books or reading, they would be sorely disappointed if they did not also like people too. Libraries of all kinds are keen to demonstrate their value to as wide an audience as possible, and to open up access to culturally significant resources that they hold.” Emma Cragg und Katie Birkwood

Bislang gibt es weder in Fachzeitschriften noch in der Biblioblogosphäre nähere Hinweise, ob noch andere BibliothekarInnen aus Deutschland daran teilnahmen.

Letzterer Satz passt als Überleitung zum nächsten Thema. Vor wenigen Tagen bloggte Herr H.-C. Hobohm die Frage “Warum sind Information Professionals so internetavers?”

“Oder technophob, arachnophob, digiphob… jedenfalls nicht internetaffin? […] Letztlich wurde mir sogar als Begründung für die Netzverweigerung gesagt: “weil ich information professional bin.” Es handelt sich auch nicht nur um die Ablehnung eines bestimmten Konzerns wie Facebook, Google oder Microsoft, sondern meist um eine generelle Abstinenz. Interessanterweise erlebe ich auch gerade bei diesen Personen eine Art Microsoft Hörigkeit. Und das Argument, dass gerade Microsoft Daten auf dem heimischen PC sammelt kommt hier nicht an. […] Gut, es müssen ja nicht alle Digital Natives sein, aber als Informationsspezialist müsste man doch zumindest “heavy user” und “visitor” sein, wie Peter Kruse es anschaulich untersucht hat.”

Hat er recht? Oder hätte er den Zusatz “im deutschsprachigen Raum” noch anführen können? Ist es eine Generationenfrage und wird mit der allmählichen Verrentung der Baby-Boomer-BibliothekarInnen der Anteil der netzaffinen und digitalen “Information Professionals” zunehmen?

Ich weiß es nicht. Fest steht, dass im anglo-amerikanischen Raum, aber auch in Frankreich sehr viel mehr gebloggt, gefacebookt, getwittert wird und das Internet durch BibliothekarInnen genutzt wird. Was Frankreich betrifft, gibt es dort durchaus auch mir bekannte junge Abstinenzler, aber meiner Ansicht nach, gibt es ein wenig mehr DokumentarInnen und BibliothekarInnen, welche virtuell präsent sind und das auch in ihrer privaten Freizeit mitverfolgen. Vermutlich ist es vielmehr die “German Angst” und weniger die German Openness, welche diese These unterstützt. Es gibt ja immer noch die Möglichkeit Aliasnamen zu nutzen, wie es die Blogger von “Ultra Biblioteka” und auch andere tun. Niemand wird gezwungen sich mit seinem wahren Namen zu “outen”.

In diesem Sinne gibt es nun die Möglichkeit sich über Bibliothekarisch.de über das eigene Berufsbild in fünf Fragen zu äußern, so dass am Ende eine Vielfalt an beruflichen Tätigkeiten zusammenkommt. BibliothekarInnen, ob ehrenamtlich, verrentet, ehemalig oder professionell, welche Interesse haben beim CfP mitzumachen und fünf Fragen zu beantworten, sind herzlich dazu eingeladen sich bei uns zu melden.

Schicken Sie uns Ihren Beitrag und Ihr Bild oder Fragen, die Sie haben, an cfp[at]bibliothekarisch.eu oder doerte.boehner[at]bibliothekarisch.de.

[Zitat] Unkommentiert – 2011

Anonymes Lesen scheint noch nicht stigmatisiert zu sein, doch das wird sich ändern, sobald wir dazu übergehen, Bücher bei Amazon oder Barnes & Noble auszuleihen und nicht mehr in öffentlichen Bibliotheken. Diesen würde es nicht im Traum einfallen, unsere Daten weiterzuverkaufen, die anderen würden sich die Chance nicht entgehen lassen. Sie würden uns sogar Einkaufsgutscheine geben, wenn wir erzählen, was wir gerade lesen.” Evgeny Morozov

Für Öffentliche Bibliotheken – keine Alternativen zur Onleihe

Die Zahl der Öffentlichen Bibliotheken, welche die Onleihe nutzen wächst und wächst. Hier ein paar Links zu Zeitungsbeiträgen der letzten Wochen:

Die Stadtbibliotheken Wernigerode und Ilsenburg freuen sich, wie derzeit viele andere Bibliotheken, über die Möglichkeit, ihren Nutzern die Onleihe anzubieten.

Noch immer gehen Öffentliche Bibliotheken sehr unkritisch (regider Kopierschutz, künstliche Verknappung von Information, althergebrachte und somit teure Geschäftsmodelle u.a.) mit den neuen Möglichkeiten der Online-E-Book-Leihangebote um, aber manchmal muss man ihnen wohl zugute halten, dass sie kaum keine Alternativen zur Onleihe haben. (Oder gibt es inzwischen Angebote von Verlagen, die speziell für öffentliche Bibliotheken geeignet sind und die nicht über die Onleihe bzw. in manchen Fällen Ciando abgewickelt werden?)

Da wird mit Dingen geworben, die dem Netzeinheimischen nachdenklich stimmen:

Und das Beste: “Das Zurückgeben kann gar nicht erst vergessen werden”, so Klaus Grünberg, Chef der Stadtbibliothek Wernigerode. “Denn nach 14 Tagen werden Bücher automatisch zurückgegeben, also ihre Daten zum Ende der festgelegten Ausleihfrist gelöscht.”

Aber so langsam möchte man bei Öffentlichen Bibliotheken von “Opfern” einer verfehlten Verlagspolitik sprechen. Hier bestehen immer noch Berührungsängste und so fehlen passende Geschäftsmodelle besonders für Bibliotheken. Dabei scheinen die Lösungen der Onleihe in Hinsicht auf das verwendete Digital Rights Management alles andere als sicher zu sein, glaubt man der Studie “Gutenberg 3.0 – Ebook-Piraterie in Deutschland“. Die technischen Schwierigkeiten, die immer wieder auftreten, sind das nächste Problem und werden häufig ebenfalls durch das restriktive DRM verursacht. Weitere Zugangsbeschränkungen zur Information gibt es auch durch die Plattformabhänigkeiten, welche durch das verwendete DRM-System entstehen, wenn auch die Onleihe-Formate inzwischen für einige E-Book-Reader (für Kindle-Leser heißt es: Draußen bleiben!) und einige Smartphones (Android, Apple) verwendet werden können.

Bei den Kosten, die für die Erstausstattung mit dem Angebot der Onleihe anfällt, ist es fraglich, ob es manchmal nicht sinnvoller ist, bei “herkömmlichen Medien” zu bleiben und vielleicht verstärkt auf kostenfreie Angebote im Netz hinzuweisen, um das Ziel, junge Leser zu den Bibliotheksangeboten zu locken, zu erreichen. Nicht immer zahlt sich die Investition aus, wie das Beispiel in Thüringen verdeutlicht.

Bei allem ist glaube unumstritten, wir brauchen eine bibliothekarische Plattform für den Zugang zu E-Books und E-Papern, aber strittig ist, ob wir eine Plattform für die Ausleihe digitaler Medien benötigen. Die Onleihe, die laut Mittrowann eine “weitgehende Alleinstellung” auf dem Markt besitzt, zeigt im Gegenzug auch, dass “eine klare Abhängigkeit vom Angebot der Verlage und ihrer Bereitschaft, diese an ein Ausleihmodell zu lizensieren” besteht. (vgl. Mittrowann, Andreas: Die Onleihe – eine Plattform zur Ausleihe digitaler Medien, Preprint der “Bibliothek Forschung und Praxis”, S. 8.) Die geforderte “ausdrückliche Befürwortung seitens der Bibliothekswelt ist so zweischneidig wie das Angebot der Onleihe selbst. Sicherlich benötigt die Onleihe und damit auch die Bibliotheken den Börsenverein als Befürworter auf ihrer Seite, um E-Medien-Angebote für Bibliotheken gängig zu machen, andererseits passiert durch die fehlende Konkurrenz und Monopolstellung der DIVIBIB wenig, was das Angebot für Bibliotheken und vor allem ihre Nutzer attraktiver macht.

PS: Auf den Beitrag von Mittrowann bin ich über das folgende Blogposting und die vielen dazugehörigen Kommentare aufmerksam geworden.
Plieninger, Jürgen: Kritisches/informatives zur Onleihe, netbib weblog, 07.01.2012
Schade nur, dass man, um es mal im “graf’schen Stil” zu sagen, meine Beiträge hier im Blog und bei Plan3t.info zur Diskussion Onleihe, DRM, Geschäftsmodell etc. so ziemlich ignoriert hat.

Onleihe-Diskussion in den Blogs (Auszug):
netbib weblog
Archivalia
Infobib
Freischwebende Aufmerksamkeit

Bibliotheken sind die tragenden Säulen des Lebenslangen Lernens

… so sieht es zumindest die Arbeitsgemeinschaft lebenslanges Lernen Fernstudium-Net.de.

Internet, Laptop, iPad, Google und Wikipedia konnten nicht dafür sorgen, dass Bücher ausgedient haben… – Äh, das ist ein ziemlich unglücklicher Einstieg aus Sicht der Bibliotheken, die schließlich mehr bieten, als das, was seit der Erfindung des Buchdrucks um 1450 durch Johannes Gutenberg massenhaft Verbreitung fand. Bücher jedoch sind bis heute sehr erfolgreiche, wenn nicht die erfolgreichsten Wissensspeicher überhaupt und gehören heute als Massenmedium in den Lernalltag.

Noch dazu sind sie demokratisch, weil preiswert und für jeden verfügbar, und sie brauchen keinerlei technische Voraussetzungen. Das Einzige was sie brauchen, das sind – ihre Leser.

Bibliotheken als öffentliche Einrichtungen und Orte bemühen sich, diese “Demokratie” auch für elektronische Medien und ihre Leser zu ermöglichen.

Im Bezug als Lernort werden Bibliotheken gerade von Hochschulstudierenden als ein vollkommen selbstverständlicher Platz wahrgenommen, in dem sie sich manchmal sogar bis in die Nacht hinein aufhalten können. Für Schüler, Berufstätige und Senioren gibt es vor allem die Angebote der städtischen Bibliotheken, die sich z.T. selbst als wissenschaftliche Allgemeinbibliotheken verstehen und die bei ihren Angeboten einen Schwerpunkt auf die (berufliche) (Weiter-)Bildung gelegt haben.

Bibliotheken – Die tragenden Säulen des lebenslangen Lernens” betrachtet die Arbeitsgemeinschaft lebenslanges Lernen Bibliotheken unter folgenden Gesichtspunkten.

  • Bedeutung und Funktion

    Die Bedeutung speziell der wissenschaftlichen Bibliotheken liegt klar auf der Hand: Sie versorgen ihre Nutzer mit Fachinformationen – Stadtbibliotheken liefern entsprechend allgemeine Informationen und Unterhaltungsmedien.

    – Was für ein Bild von Bibliotheken!!!

  • Arten von Bibliotheken

    Neben den beiden klassischen Arten gibt es außerdem noch privat finanzierte Bibliotheken oder Bibliotheken innerhalb bestimmter Institutionen, die nur von den Mitarbeitern dieser Institution genutzt werden sollen.

    – Das ist so sehr verallgemeinernd wie der sich dahinter versteckende Text.

  • Nutzungsvoraussetzungen und Bestand

    Wie schon angedeutet, sind Bibliotheken vor allem dazu gedacht, ein bestimmtes, oft fachlich geleitetes Wissen bestimmten Nutzergruppen zugänglich zu machen. Für Studenten und wissenschaftliches Personal sind Fachbücher die Grundlage ihres Studierens und Arbeitens.

    – Elektronische Medien und ihre Zugänglichkeit spielen anscheinend dabei für den Verfasser und somit wohl auch für Fernstudierenden überhaupt keine Rolle.

  • Recherchemöglichkeiten

    Die Recherche erfolgt heute fast vollständig über Online-Datenbanken. Dafür findet man an den Bibliotheksrechnern bereits geöffnete Suchmasken vor oder recherchiert von zu Hause aus über die Website der Bibliothek.

    – Wann war der Verfasser dieses Beitrages das letzte Mal wirklich in einer Bibliothek und hat recherchiert? Bei der Vielzahl von Datenbanken, kann eine Bibliothek gar nicht alle Recherchemasken offen halten. Der Beitrag selbst beschränkt sich dann in recht oberflächlicher Form auf Lokale, regionale und überregionale Bibliothekskataloge.

  • Angebote und Dienstleistungen

    Über die klassische Ausleihe von sofort verfügbaren Büchern oder die Benutzung von Präsenzmedien im Lesesaal bieten sowohl Stadt- als auch Universitätsbibliotheken heute eine Reihe von Zusatzleistungen an.

  • Bibliotheksübersicht

Mit einer E-Mail wurde darum gebeten, diese Seite über die Bibliotheksseiten zu verlinken, um so auf das Angebot aufmerksam zu machen. Im Gegenzug würde man die Bibliothek in der Bibliotheksübersicht verlinken. Eigentlich ist diese Idee nicht schlecht, damit Fernstudierende erfahren, welche Möglichkeiten sie haben, an die passende Literatur für ihr Studium zu kommen. Allerdings ist dieses Angebot so oberflächlich gestaltet, dass Bibliotheken sich kaum einen Gefallen damit tun würden. Bei einem vorherigen Gespräch mit einem Bibliothekskollegen, hätten sicherlich sinnvolle Ergänzungen und Gewichtungen vorgenommen werden können.

Citavi für Mac vor dem Aus

Da kommt man ein paar Tage mal nicht zum Bloggen und dann sowas: Am 16.09. musste Hans Siem Schweiger von Swiss Academic Software im Citavi-Forum mitteilen, dass man Entwicklung von Citavi Mac eingestellt. Diese Mitteilung ist inzwischen auch schon Thema in den verschiedenen einschlägigen Blogs gewesen.

Dies ist ein herber Rückschlag für alle Nutzer, die seit Jahren auf die Mac-Version von Citavi warten und die sicher zurecht erbost darauf reagieren. Noch letztes Jahr im März hieß es, dass ein Release spätestens 2011 zu erwarten sei. Der damals gezeigte Prototyp versprach viel, das “Look and Feel” eine echten Mac-Programm mit den gleichen Funktionen wie Citavi unter Windows. Gern gehört wurde auch, dass die derzeit unter Virtualisierungslösungen bzw. Parallels durch Citavi erfassten Daten auch unter der Mac-Version zu nutzen sein sollten. Allerdings an all den offenen Baustellen wurde schon damals deutlich, dass noch viel Arbeit vor den Entwicklern lag.

Kernproblem für die Entwicklung eines Mac-Angebotes ist ( und war von vornherein) das .NET-Framework, auf das Citavi für Windows aufsetzt.

Nach verschiedenen Prototypen entschied man sich, da man Kernfunktionen der Windows-Version weiter nutzen wollte für MonoMac, eine Entwicklung die auf Mono beruht, einer Open-Source–Variante des .NET-Frameworks. Leider wurde die Entwicklung von Mono eingestellt und so bietet MonoMac für die Entwicklungen von Citavi keine zuverlässige Perspektive.

Im Forum schreibt die Firma:

Deshalb sehen wir keine Möglichkeit mehr, die Ziele, die wir uns für Citavi Mac gesetzt haben, in absehbarer Zeit zu erreichen und dauerhaft zu sichern. Wir bedauern, die Interessenten für Citavi Mac jetzt enttäuschen zu müssen.

So weit, so vielleicht an manchen Stellen noch nachvollziehbar – zumindest für eine Windows-Nutzerin wie mich, die an manchen Stellen den “Obst-Hype” (trotz einiger Mac-Erfahrung) nicht nachvollziehen kann. Nachvollziehen kann ich allerdings, dass Mac-Anwender nicht begeistert sind, dass sie mittelfristig auch weiterhin auf Virtualisierungslösungen (Tipps im Citavi-Forum) setzen müssen, sollten sie Citavi nutzen wollen. Erboste Kommentare von Citavi-Nutzern, die Geld in der Hoffnung ausgegeben haben, dieses ausgepfeilte Programm bald ohne Probleme auf ihren Macs nutzen zu können, sind bei so einer herben Mitteilung neben dem Imageschaden für Swiss Academic Software eher das kleinere Problem für die Softwarehersteller.

Das Problem, dass das .NET-Framework nicht plattformunabhängig zu nutzen ist, ist nicht erst seit kurzem bekannt und hätte längst auch im Sinne aller Citavi-Nutzer gelöst werden müssen, wie Christian Hauschke in seinem Beitrag anmerkte.

Schon als Betatester für die erste Citavi-Version machte ich darauf aufmerksam, dass eine plattformübergreifende Entwicklung vorzuziehen ist. Das ist jetzt ca. sechs Jahre her. Äonen in Softwareproduktionszyklen.

Durch das Verharren und festhalten an diesem Framework werden nicht nur Mac-Nutzer sondern auch Linux-Nutzer ausgeschlossen. Jonas_kl schreibt dazu in einem Forumbeitrag:

Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum Sie lieber eine vierte Windows-Version auf den Mark werfen (die Feinschliff ist, angesichts der schon seit der zweiten Version sehr hochwertigen Funktionalität) als der Linux-Community einen generellen Einstieg zu ermöglichen.

Und nicht erst seit gestern stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller ist, in einer Zeit, wo Daten in Clouds gespeichert werden und Studierende und Forschende mehr und mehr in einer virtuellen Arbeitsumgebung arbeiten, bei Citavi sich auf mittelfristige Sicht von einer reinen Desktop-Lösung zu verabschieden und eine webbasierte Anwendung voranzutreiben? Die Betriebssystemfrage für den Nutzer wird damit irrelevant.

Gerade für Bibliotheken, die sich für Citavi als einziges unterstütztes Literaturverwaltungsprogramm entschieden haben, ist dies eine schwierige Mitteilung. Regelmäßig sind hier Anfragen zur Nutzung von Citavi unter Nicht-Windows-Betriebssystemen gestellt worden. Mit der Hoffnung, dass zumindest Mac-Nutzer bald berücksichtigt werden können, konnte man grundlegende Entscheidungen zurück schieben, die jetzt nicht nur Citavi, sondern Software-Linzenzerwerbungen generell betreffen, nämlich die Frage: Muss Software, die durch Mittel der Hochschulen erworben wird, generell plattformübergreifend sein oder zumindest auf mehr als einer Plattform funktionieren?

Je mehr verschiedene Literaturverwaltungsprogramme seitens der Bibliotheken angeboten werde, desto weniger Zeit und Support ist für das einzelne Programm möglich. Sehr häufig erfolgt der Zugang intuitiv oder auf eigenen Erfahrungen beruhend seitens der Bibliothekare. Dies war bisher ein großes Plus für Citavi und hat mit dazu geführt, dass das Thema Literaturverwaltung zunehmend in Bibliotheken wichtiger wird.

Bei Citavi setzt man momentan alle Kräfte auf die Fertigstellung von Citavi 4, das neue wichtige Funktionen und häufig gewünschte Erweiterungen erhalten soll. Mit weiteren Ankündigungen ist man jetzt sehr vorsichtig.

Danach planen wir … stopp, wir sollten jetzt zurückhaltender sein. Bei Citavi Mac haben wir zu früh Einblick in unsere Entwicklungsarbeit gegeben und Erwartungen geweckt, die wir enttäuschen mussten. Das ist für uns und alle Betroffenen schmerzhaft. Wir wollen es jetzt besser machen und informieren über das weitere Vorgehen nach dem Erscheinen von Citavi 4.

Ein paar weitere Reaktionen in der Blogwelt:
Köhler, Hergen: Citavi gibt Mac auf, ScienceOutlook, 16.09.2011
Hauschke, Christian: Citavi scheitert an Mac-Version, Infobib, 23.09.2011
Citavi: keine Mac-Version, Urbandesire, 23.09.2011
Stöhr, Matti: Entwicklung von Citavi Mac eingestellt, Literaturverwaltung & Bibliotheken, 28.09.2011
Rajski, Beate: Citavi stellt die Entwicklung für Mac ein, TUHH Bibliotheksblog, 04.10.2011

[Zitat] Unkommentiert – 2009

“Als Mitglied der Generation der digital immigrants – die gibt es auch – werde ich mein ganzes Leben lang ein leidenschaftlicher Liebhaber öffentlicher Bibliotheken sein, sie sind der Ort, in dem zumindest meine Generation seine primäre kulturelle Bildungssozialisation empfangen hat. Umso zorniger macht es mich bis heute, dass öffentliche Bibliotheken im Vergleich zu Theatern, zu Museen oder Konzerthäusern eigentlich über keine Lobby verfügen, in der Medienöffentlichkeit gerade hier in Berlin. Es ist gerade wieder eine große Bürgerbewegung für ein von der Schließung bedrohtes Boulevardtheater gebildet worden. Wenn Stadtbibliotheken oder Bezirksbibliotheken oder ihre Dependancen geschlossen werden, finden sie keine entsprechenden Proteste in den Medien. Ich glaube, besonders an dieser traditionellen Institution können wir bestens die Chancen des neuen digitalen Zeitalters ablesen. Ich denke, von nun an kann fast jede Bibliothek ein – im besten Sinne – Doppelleben führen, eine Doppelexistenz im virtuellen Raum des Netzes und als physische Institution. Gerade am Beispiel der Bibliotheken können wir auf sehr produktive Art und Weise die wechselseitige Durchdringung von alten und neuen Medien veranschaulichen und auch gemeinsam erleben.

Prof. Dr. Klaus Siebenhaar (Laudatio zur Verleihung des Biene-Award 2008, am 30. Januar 2009)

Drehort Bibliothek: Ein französischer Werbespot zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements

2011 ist dasEuropäische Jahr der Freiwilligkeit“, und die Politik in der Bundesrepublik wird nicht müde, das soziale, ehrenamtliche Engagement der Bevölkerung zu beschwören. […] Rund 23 Millionen, ein Drittel der Bevölkerung über 15 Jahren, sind hierzulande ehrenamtlich tätig, von ein paar Stunden pro Jahr bis zu vielen Stunden in der Woche. In manchen EU-Ländern ist ihr Anteil sogar noch höher; Weiterlesen

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